Er will, die sichtbare Ding seyen und währen eine kurtze Zeit, aber die unsichtbaren Güter der Seelen, als Sanfftmuth, Wahrheit, Liebe, Keuschheit seyen ewiga, das acht die menschliche Natur nicht, aus Satans Verblendung, also daß ihnen das Liecht der Herrlichkeit im Evangelio nimmer scheint; Ach! daß wir Menschen doch glaubten, und allzeit aus- richteten, was GOTT sagt; Ach! daß wir augenblicklich ins Werck setzten, suchten und liebten, was wir eintzig gesucht zu ha- ben wohl hertzlich wünschen werden, wann diese Perl als ein GOtt hervor leuchten wird aus Zion der vollkommenen Schöne, und spre- chen: Versammlet mir meine Begnadete, die alles verkaufft ha- ben aus Liebe zu mir: O! Wann ein Verdammter aus der Höll wieder käme, was würde er nicht thun und leiden, und mit Freu- den erdulden, um JESUM zu haben; Und warum doch etwas wollen abmärckten, und nicht alles um JESUM aufopfferen? Wann jemand einen Diamanten zwey Millionen werth vor sechs Kreutzer kriegen könnte, und nicht mehr als den halben Theil dar- vor wollte geben, und käme hernach ein andrer, und kauffte ihn, würde ein grosser Herr, und liesse diesem das Nachsehen, O! Wie würde es diesen schmertzen; Wie würde er die drey Kreutzer verpfuyen und verfluchen, um derentwillen er solchen Schatz ver- schertzt: Unvergleichlich grösser wird die Reu und Schrecken seyn, als jenes Kauffmanns zu Antwerpen, deme vor eine Blumen-Zwi- bel tausend Gulden voriges Tags gebotten worden, und der, nach- dem er ihne zuruck gehalten, am nächst-folgenden Tag erfahren müs- sen, daß die Zwibel oder Wurtzel dieses Gewächs von einer Mauß gefressen ware. Ach! Wann mancher an Christum und seine Glieder hätte sollen wenden, was er in Processen, Rechts-Händlen, Banque- rotten, Feuer, Wasser und anderen Unglücks-Fällen verlohren, er hätte mögen vermeinen zehen Paradieß wären nicht gnugsam solch Opfer zu vergelten.
Das
a 2 Cor. IV. 18.
U u u u u 3
uͤber die himmliſche Perle.
Er will, die ſichtbare Ding ſeyen und waͤhren eine kurtze Zeit, aber die unſichtbaren Guͤter der Seelen, als Sanfftmuth, Wahrheit, Liebe, Keuſchheit ſeyen ewiga, das acht die menſchliche Natur nicht, aus Satans Verblendung, alſo daß ihnen das Liecht der Herrlichkeit im Evangelio nimmer ſcheint; Ach! daß wir Menſchen doch glaubten, und allzeit aus- richteten, was GOTT ſagt; Ach! daß wir augenblicklich ins Werck ſetzten, ſuchten und liebten, was wir eintzig geſucht zu ha- ben wohl hertzlich wuͤnſchen werden, wann dieſe Perl als ein GOtt hervor leuchten wird aus Zion der vollkommenen Schoͤne, und ſpre- chen: Verſammlet mir meine Begnadete, die alles verkaufft ha- ben aus Liebe zu mir: O! Wann ein Verdammter aus der Hoͤll wieder kaͤme, was wuͤrde er nicht thun und leiden, und mit Freu- den erdulden, um JESUM zu haben; Und warum doch etwas wollen abmaͤrckten, und nicht alles um JESUM aufopfferen? Wann jemand einen Diamanten zwey Millionen werth vor ſechs Kreutzer kriegen koͤnnte, und nicht mehr als den halben Theil dar- vor wollte geben, und kaͤme hernach ein andrer, und kauffte ihn, wuͤrde ein groſſer Herr, und lieſſe dieſem das Nachſehen, O! Wie wuͤrde es dieſen ſchmertzen; Wie wuͤrde er die drey Kreutzer verpfuyen und verfluchen, um derentwillen er ſolchen Schatz ver- ſchertzt: Unvergleichlich groͤſſer wird die Reu und Schrecken ſeyn, als jenes Kauffmanns zu Antwerpen, deme vor eine Blumen-Zwi- bel tauſend Gulden voriges Tags gebotten worden, und der, nach- dem er ihne zuruck gehalten, am naͤchſt-folgenden Tag erfahren muͤſ- ſen, daß die Zwibel oder Wurtzel dieſes Gewaͤchs von einer Mauß gefreſſen ware. Ach! Wann mancher an Chriſtum und ſeine Glieder haͤtte ſollen wenden, was er in Proceſſen, Rechts-Haͤndlen, Banque- rotten, Feuer, Waſſer und anderen Ungluͤcks-Faͤllen verlohren, er haͤtte moͤgen vermeinen zehen Paradieß waͤren nicht gnugſam ſolch Opfer zu vergelten.
Das
a 2 Cor. IV. 18.
U u u u u 3
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uͤber die himmliſche Perle.
Er will, die ſichtbare Ding ſeyen und waͤhren eine
kurtze Zeit, aber die unſichtbaren Guͤter der Seelen, als
Sanfftmuth, Wahrheit, Liebe, Keuſchheit ſeyen ewig a,
das acht die menſchliche Natur nicht, aus Satans Verblendung,
alſo daß ihnen das Liecht der Herrlichkeit im Evangelio nimmer
ſcheint; Ach! daß wir Menſchen doch glaubten, und allzeit aus-
richteten, was GOTT ſagt; Ach! daß wir augenblicklich ins
Werck ſetzten, ſuchten und liebten, was wir eintzig geſucht zu ha-
ben wohl hertzlich wuͤnſchen werden, wann dieſe Perl als ein GOtt
hervor leuchten wird aus Zion der vollkommenen Schoͤne, und ſpre-
chen: Verſammlet mir meine Begnadete, die alles verkaufft ha-
ben aus Liebe zu mir: O! Wann ein Verdammter aus der Hoͤll
wieder kaͤme, was wuͤrde er nicht thun und leiden, und mit Freu-
den erdulden, um JESUM zu haben; Und warum doch etwas
wollen abmaͤrckten, und nicht alles um JESUM aufopfferen?
Wann jemand einen Diamanten zwey Millionen werth vor ſechs
Kreutzer kriegen koͤnnte, und nicht mehr als den halben Theil dar-
vor wollte geben, und kaͤme hernach ein andrer, und kauffte ihn,
wuͤrde ein groſſer Herr, und lieſſe dieſem das Nachſehen, O!
Wie wuͤrde es dieſen ſchmertzen; Wie wuͤrde er die drey Kreutzer
verpfuyen und verfluchen, um derentwillen er ſolchen Schatz ver-
ſchertzt: Unvergleichlich groͤſſer wird die Reu und Schrecken ſeyn,
als jenes Kauffmanns zu Antwerpen, deme vor eine Blumen-Zwi-
bel tauſend Gulden voriges Tags gebotten worden, und der, nach-
dem er ihne zuruck gehalten, am naͤchſt-folgenden Tag erfahren muͤſ-
ſen, daß die Zwibel oder Wurtzel dieſes Gewaͤchs von einer Mauß
gefreſſen ware. Ach! Wann mancher an Chriſtum und ſeine Glieder
haͤtte ſollen wenden, was er in Proceſſen, Rechts-Haͤndlen, Banque-
rotten, Feuer, Waſſer und anderen Ungluͤcks-Faͤllen verlohren,
er haͤtte moͤgen vermeinen zehen Paradieß waͤren nicht gnugſam ſolch
Opfer zu vergelten.
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a 2 Cor. IV. 18.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/989>, abgerufen am 25.11.2024.
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