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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
verschweige. JESUS ist mit grünen, scharffen Dörnen ge-
crönt,
mit Fäusten ins Angesicht geschlagen, verspeyt, mit
einem alten staubigen, stinckenden, zerlumpeten Purpur-Man-
tel
bekleidet worden, damit die ängstliche Bangigkeiten, welche als
wie höllische gifftige Dorne das Hertz durchstechen, Feigen, Citro-
nen, Trauben, Biren, Apfel der holdseeligen Sanfftmuth, Nie-
derträchtigkeit, Gedult, Liebe der Feinden trage, auch Rosen der
freundlichen Gelassenheit, und daß man sich Lebenslang hüte vor so
schwerer Betrübnuß seiner Seelen, und daß man also dem Dorn-
Strauch der Sünden nie zu nahe komme, weil auch ein kleines
Dörnlein so grossen Schmertzen verursachen und so wüsten Riß in
dem seidenen Kleid der Unschuld machen kan: Und weil die Angst-
Dornen im Blut der Liebe JESU als einem himmlischen Balsam
eingetaucht, so dienen sie mächtig die kothige Eyter-Geschwär des
Hochmuths, der Unkeuschheit und Rachgier aufzustechen und Wur-
tzel-rein zu curieren durch die Faust-Schläge, welche JE-
SUS erduldet, hat er mir diese Gnade erworben, daß ich es mir
gefallen lasse, wann meine Reputation und Ansehen mit Nachreden
und Verläumdungen also hart angegriffen wird, daß ich die Augen
niederschlagen muß, und nicht mehr also ehrwürdig aussehe als
wie gestern und vorgestern. Der häßliche Speichel in JESU
Angesicht, bringt mir zuwegen, daß mir kein widerlicher, häßiger
Spötter im Weg ist, auch keine eingespeyte Lust mehr an der Seel
angebacken bleibt; Dann die Teufel sind faule muthwillige Buben,
welche denen vorbey gehenden Kletten anwerffen, und plötzlich be-
fleckende und verunruhigende Gedancken einspeyen; daß nun meiner
Seelen-Gestalt rein, schön, fröhlich bleibe, wie eines Engels Ange-
sicht, das bringt mir mein verspeyter HErr JEsus zuwegen. Christi
Mantel wicklet ein das kostbare Gold-Stuck der Vergnüg-
samkeit und seeligen Zufriedenheit, mit was vor einem Posten,
Amt, Stand oder Fortun mich mein GOTT auf Erden bekleiden
will, sollte ich gleich im Narren-Kleid auf der Schau-Bühne die-
ser Welt stehen, und von jedermann vor einen seltzamen Thoren o-
der Phantasten gehalten werden, der gar zu wunderliche Manieren
an sich habe. Seine Geißlung macht die Schmach lieblich, und

die

uͤber die himmliſche Perle.
verſchweige. JESUS iſt mit gruͤnen, ſcharffen Doͤrnen ge-
croͤnt,
mit Faͤuſten ins Angeſicht geſchlagen, verſpeyt, mit
einem alten ſtaubigen, ſtinckenden, zerlumpeten Purpur-Man-
tel
bekleidet worden, damit die aͤngſtliche Bangigkeiten, welche als
wie hoͤlliſche gifftige Dorne das Hertz durchſtechen, Feigen, Citro-
nen, Trauben, Biren, Apfel der holdſeeligen Sanfftmuth, Nie-
dertraͤchtigkeit, Gedult, Liebe der Feinden trage, auch Roſen der
freundlichen Gelaſſenheit, und daß man ſich Lebenslang huͤte vor ſo
ſchwerer Betruͤbnuß ſeiner Seelen, und daß man alſo dem Dorn-
Strauch der Suͤnden nie zu nahe komme, weil auch ein kleines
Doͤrnlein ſo groſſen Schmertzen verurſachen und ſo wuͤſten Riß in
dem ſeidenen Kleid der Unſchuld machen kan: Und weil die Angſt-
Dornen im Blut der Liebe JESU als einem himmliſchen Balſam
eingetaucht, ſo dienen ſie maͤchtig die kothige Eyter-Geſchwaͤr des
Hochmuths, der Unkeuſchheit und Rachgier aufzuſtechen und Wur-
tzel-rein zu curieren durch die Fauſt-Schlaͤge, welche JE-
SUS erduldet, hat er mir dieſe Gnade erworben, daß ich es mir
gefallen laſſe, wann meine Reputation und Anſehen mit Nachreden
und Verlaͤumdungen alſo hart angegriffen wird, daß ich die Augen
niederſchlagen muß, und nicht mehr alſo ehrwuͤrdig ausſehe als
wie geſtern und vorgeſtern. Der haͤßliche Speichel in JESU
Angeſicht, bringt mir zuwegen, daß mir kein widerlicher, haͤßiger
Spoͤtter im Weg iſt, auch keine eingeſpeyte Luſt mehr an der Seel
angebacken bleibt; Dann die Teufel ſind faule muthwillige Buben,
welche denen vorbey gehenden Kletten anwerffen, und ploͤtzlich be-
fleckende und verunruhigende Gedancken einſpeyen; daß nun meiner
Seelen-Geſtalt rein, ſchoͤn, froͤhlich bleibe, wie eines Engels Ange-
ſicht, das bringt mir mein verſpeyter HErr JEſus zuwegen. Chriſti
Mantel wicklet ein das koſtbare Gold-Stuck der Vergnuͤg-
ſamkeit und ſeeligen Zufriedenheit, mit was vor einem Poſten,
Amt, Stand oder Fortun mich mein GOTT auf Erden bekleiden
will, ſollte ich gleich im Narren-Kleid auf der Schau-Buͤhne die-
ſer Welt ſtehen, und von jedermann vor einen ſeltzamen Thoren o-
der Phantaſten gehalten werden, der gar zu wunderliche Manieren
an ſich habe. Seine Geißlung macht die Schmach lieblich, und

die
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[879/0975] uͤber die himmliſche Perle. verſchweige. JESUS iſt mit gruͤnen, ſcharffen Doͤrnen ge- croͤnt, mit Faͤuſten ins Angeſicht geſchlagen, verſpeyt, mit einem alten ſtaubigen, ſtinckenden, zerlumpeten Purpur-Man- tel bekleidet worden, damit die aͤngſtliche Bangigkeiten, welche als wie hoͤlliſche gifftige Dorne das Hertz durchſtechen, Feigen, Citro- nen, Trauben, Biren, Apfel der holdſeeligen Sanfftmuth, Nie- dertraͤchtigkeit, Gedult, Liebe der Feinden trage, auch Roſen der freundlichen Gelaſſenheit, und daß man ſich Lebenslang huͤte vor ſo ſchwerer Betruͤbnuß ſeiner Seelen, und daß man alſo dem Dorn- Strauch der Suͤnden nie zu nahe komme, weil auch ein kleines Doͤrnlein ſo groſſen Schmertzen verurſachen und ſo wuͤſten Riß in dem ſeidenen Kleid der Unſchuld machen kan: Und weil die Angſt- Dornen im Blut der Liebe JESU als einem himmliſchen Balſam eingetaucht, ſo dienen ſie maͤchtig die kothige Eyter-Geſchwaͤr des Hochmuths, der Unkeuſchheit und Rachgier aufzuſtechen und Wur- tzel-rein zu curieren durch die Fauſt-Schlaͤge, welche JE- SUS erduldet, hat er mir dieſe Gnade erworben, daß ich es mir gefallen laſſe, wann meine Reputation und Anſehen mit Nachreden und Verlaͤumdungen alſo hart angegriffen wird, daß ich die Augen niederſchlagen muß, und nicht mehr alſo ehrwuͤrdig ausſehe als wie geſtern und vorgeſtern. Der haͤßliche Speichel in JESU Angeſicht, bringt mir zuwegen, daß mir kein widerlicher, haͤßiger Spoͤtter im Weg iſt, auch keine eingeſpeyte Luſt mehr an der Seel angebacken bleibt; Dann die Teufel ſind faule muthwillige Buben, welche denen vorbey gehenden Kletten anwerffen, und ploͤtzlich be- fleckende und verunruhigende Gedancken einſpeyen; daß nun meiner Seelen-Geſtalt rein, ſchoͤn, froͤhlich bleibe, wie eines Engels Ange- ſicht, das bringt mir mein verſpeyter HErr JEſus zuwegen. Chriſti Mantel wicklet ein das koſtbare Gold-Stuck der Vergnuͤg- ſamkeit und ſeeligen Zufriedenheit, mit was vor einem Poſten, Amt, Stand oder Fortun mich mein GOTT auf Erden bekleiden will, ſollte ich gleich im Narren-Kleid auf der Schau-Buͤhne die- ſer Welt ſtehen, und von jedermann vor einen ſeltzamen Thoren o- der Phantaſten gehalten werden, der gar zu wunderliche Manieren an ſich habe. Seine Geißlung macht die Schmach lieblich, und die

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/975>, abgerufen am 23.11.2024.