wider JESU Reich und völlige Meisterschafft ist in der Seel, es mag einen so guten Schein haben als es will; Wann ein Stuck Holtz gedächte, es sey schad, daß es im Ofen verbrannt werde, es könnte wohl ein schön Bild abgeben, sein Herr aber hätte es zum Feuer bestimmt, so würde es im Willen getrennt und entstünde ein Streit und Feindseeligkeit, wo es aber aus Liebe zu seinem Meister gern sich mit andern unnützen Scheitern wollte gebrauchen lassen das Gemach zu heitzen, so wäre es dem Herren lieb, und diese Gunst sollte ihm ja angenehmer seyn als das schönste Bild in Eigenheit zu präsentieren.
§. 5. Jngleichem muß ein Knecht ja nicht zweifflen, ob er seinesBedien- ten. Herren Knecht seye, wann er ihm schon nichts befiehlt, und ihn nur so vor ihm stehen laßt und aufwarten, GOTT kan uns heissen ge- hen, stehen, kommen, lauffen, arbeiten was, wie, wo, wann er will, wir sind sein und gehören ihm an und thun nichts ohne JE- SU.
§. 6. Wann GOTT einen Menschen an sich erhandlet hat, ver-Ein Christ wird eins mit Chri- sto. mittelst dieser Perl JESU des Gecreutzigten, also daß er sein eigen ist, so verbindet er denselben genau mit seinem Sohn, also daß die zwey Hertzen ein Hertz werden, gleichwie eine in Gold eingefaßte Perle ein einiger Braut-Ring wird; Alsdann kan sich die Seel nicht mehr ansehen als unterscheiden von JESU; Als zum Exem- pel; Wann sie etwas Gutes redt, thut und wissen will, ob sie es thue oder JESUS, so gerathet sie in Verwirrung, dann sie kan und soll sich nicht mehr ansehen anders als ein Glied am herrlichen Leib JESU, ein Glied hat keine eigene Bewegung mehr als nur vom Haupt, also ein Christ nur von JESU, der in ihm lebt.
Ein Christ ist gantz für GOTT und seine Herrlichkeit gewidmet, wie auf einem goldenen Altar, vor alle Völcker in Riß zu stehen, und wie ein irrdener Krug voll Kostbarkeiten sich aufs Buffet muß lassen stellen, wann der Hauß-Herr will, das ist, sich hervor ziehen lassen, vor aller Welt offentlich die himmlische Gabe leuchten zu lassen: Wo er sich aber wehrte und meinte, es wäre unanständig, daß ein so schlecht Geschirr so offenbahrlich da stunde, so wurde er zerschmissen als widerspenstig.
JESUS verherrlichet durch und in uns den Vatter, als in
seinem
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uͤber die himmliſche Perle.
wider JESU Reich und voͤllige Meiſterſchafft iſt in der Seel, es mag einen ſo guten Schein haben als es will; Wann ein Stuck Holtz gedaͤchte, es ſey ſchad, daß es im Ofen verbrannt werde, es koͤnnte wohl ein ſchoͤn Bild abgeben, ſein Herr aber haͤtte es zum Feuer beſtimmt, ſo wuͤrde es im Willen getrennt und entſtuͤnde ein Streit und Feindſeeligkeit, wo es aber aus Liebe zu ſeinem Meiſter gern ſich mit andern unnuͤtzen Scheitern wollte gebrauchen laſſen das Gemach zu heitzen, ſo waͤre es dem Herren lieb, und dieſe Gunſt ſollte ihm ja angenehmer ſeyn als das ſchoͤnſte Bild in Eigenheit zu praͤſentieren.
§. 5. Jngleichem muß ein Knecht ja nicht zweifflen, ob er ſeinesBedien- ten. Herren Knecht ſeye, wann er ihm ſchon nichts befiehlt, und ihn nur ſo vor ihm ſtehen laßt und aufwarten, GOTT kan uns heiſſen ge- hen, ſtehen, kommen, lauffen, arbeiten was, wie, wo, wann er will, wir ſind ſein und gehoͤren ihm an und thun nichts ohne JE- SU.
§. 6. Wann GOTT einen Menſchen an ſich erhandlet hat, ver-Ein Chriſt wird eins mit Chri- ſto. mittelſt dieſer Perl JESU des Gecreutzigten, alſo daß er ſein eigen iſt, ſo verbindet er denſelben genau mit ſeinem Sohn, alſo daß die zwey Hertzen ein Hertz werden, gleichwie eine in Gold eingefaßte Perle ein einiger Braut-Ring wird; Alsdann kan ſich die Seel nicht mehr anſehen als unterſcheiden von JESU; Als zum Exem- pel; Wann ſie etwas Gutes redt, thut und wiſſen will, ob ſie es thue oder JESUS, ſo gerathet ſie in Verwirrung, dann ſie kan und ſoll ſich nicht mehr anſehen anders als ein Glied am herrlichen Leib JESU, ein Glied hat keine eigene Bewegung mehr als nur vom Haupt, alſo ein Chriſt nur von JESU, der in ihm lebt.
Ein Chriſt iſt gantz fuͤr GOTT und ſeine Herrlichkeit gewidmet, wie auf einem goldenen Altar, vor alle Voͤlcker in Riß zu ſtehen, und wie ein irrdener Krug voll Koſtbarkeiten ſich aufs Buffet muß laſſen ſtellen, wann der Hauß-Herr will, das iſt, ſich hervor ziehen laſſen, vor aller Welt offentlich die himmliſche Gabe leuchten zu laſſen: Wo er ſich aber wehrte und meinte, es waͤre unanſtaͤndig, daß ein ſo ſchlecht Geſchirr ſo offenbahrlich da ſtunde, ſo wurde er zerſchmiſſen als widerſpenſtig.
JESUS verherrlichet durch und in uns den Vatter, als in
ſeinem
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uͤber die himmliſche Perle.
wider JESU Reich und voͤllige Meiſterſchafft iſt in der Seel, es
mag einen ſo guten Schein haben als es will; Wann ein Stuck
Holtz gedaͤchte, es ſey ſchad, daß es im Ofen verbrannt werde, es
koͤnnte wohl ein ſchoͤn Bild abgeben, ſein Herr aber haͤtte es zum
Feuer beſtimmt, ſo wuͤrde es im Willen getrennt und entſtuͤnde ein
Streit und Feindſeeligkeit, wo es aber aus Liebe zu ſeinem Meiſter
gern ſich mit andern unnuͤtzen Scheitern wollte gebrauchen laſſen das
Gemach zu heitzen, ſo waͤre es dem Herren lieb, und dieſe Gunſt
ſollte ihm ja angenehmer ſeyn als das ſchoͤnſte Bild in Eigenheit zu
praͤſentieren.
§. 5. Jngleichem muß ein Knecht ja nicht zweifflen, ob er ſeines
Herren Knecht ſeye, wann er ihm ſchon nichts befiehlt, und ihn nur
ſo vor ihm ſtehen laßt und aufwarten, GOTT kan uns heiſſen ge-
hen, ſtehen, kommen, lauffen, arbeiten was, wie, wo, wann er
will, wir ſind ſein und gehoͤren ihm an und thun nichts ohne JE-
SU.
Bedien-
ten.
§. 6. Wann GOTT einen Menſchen an ſich erhandlet hat, ver-
mittelſt dieſer Perl JESU des Gecreutzigten, alſo daß er ſein eigen
iſt, ſo verbindet er denſelben genau mit ſeinem Sohn, alſo daß die
zwey Hertzen ein Hertz werden, gleichwie eine in Gold eingefaßte
Perle ein einiger Braut-Ring wird; Alsdann kan ſich die Seel
nicht mehr anſehen als unterſcheiden von JESU; Als zum Exem-
pel; Wann ſie etwas Gutes redt, thut und wiſſen will, ob ſie es
thue oder JESUS, ſo gerathet ſie in Verwirrung, dann ſie kan
und ſoll ſich nicht mehr anſehen anders als ein Glied am herrlichen
Leib JESU, ein Glied hat keine eigene Bewegung mehr als nur
vom Haupt, alſo ein Chriſt nur von JESU, der in ihm lebt.
Ein Chriſt
wird eins
mit Chri-
ſto.
Ein Chriſt iſt gantz fuͤr GOTT und ſeine Herrlichkeit gewidmet,
wie auf einem goldenen Altar, vor alle Voͤlcker in Riß zu ſtehen,
und wie ein irrdener Krug voll Koſtbarkeiten ſich aufs Buffet muß
laſſen ſtellen, wann der Hauß-Herr will, das iſt, ſich hervor ziehen
laſſen, vor aller Welt offentlich die himmliſche Gabe leuchten zu
laſſen: Wo er ſich aber wehrte und meinte, es waͤre unanſtaͤndig,
daß ein ſo ſchlecht Geſchirr ſo offenbahrlich da ſtunde, ſo wurde er
zerſchmiſſen als widerſpenſtig.
JESUS verherrlichet durch und in uns den Vatter, als in
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/971>, abgerufen am 23.11.2024.
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