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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
Frommkeit weder Freud noch Muth, wegen alles des Guten, so er
in JESU erblickt habe.

§. 5. Ach bilde dir nicht ein, ich wollte dirs nur so einschwätzen,Die, so im
Leben und
gesunden
Tagen un-
gehorsam
gewesen,
wird der
Jüngste
Tag an-
ders leh-
ren.

im Tod wirst du sehen, ob ich nicht wahr geredt habe, da aller fal-
scher Steinen Schein, die leere Hoffnung und todter Glaub, ver-
gehet und in die tieffe Weite der äussersten Finsternuß hinsincket:
Was wirds dannzumahl seyn mit allem was du jetzt aufopfferest?
O welch ein Gewinn bey deinem ersten Eintritt in GOttes Freud,
sehend diese Perl in ihrer vollen Schöne, die Engel und Seelige
in weissen Röcken, hörend die Music im Himmels-Saal, ja selbst
auch in JESU ewig scheinend und an JESU dich belustigend.

Da am End der Welt alles was hier verkaufft, in vollem Brand
stehet, du alsdann mit Ehr und Herrlichkeit gekrönet, JESU zur
Rechten seyn wirst als seine Braut, sein Ehren-Reich zu ererben:
Was wirst du alsdann dazu sagen? Welch einen seeligen Tausch
hab ich gethan, dieses ewige lieber erwehlend als Unrath und Ge-
stanck, jetzt wird mir aller Verlust tausendfach ersetzt! O grosser
Profit! vor Eitelkeit, Seeligkeit, und die Ewigkeit vor einen Au-
genblick. O Mensch gedencke doch jetzt daran, was unterfangt ein
Handels-Mann um einen kurtz-währenden Gewinn und Vortheil?
Und wehe manchem, wann GOTT im Tod durchs Gewissen erin-
nert, ich habe dir die Perle meines Reichs angetragen, aber du
achtetest es der Mühe nicht werth, du tichtetest, lieffest und schwitz-
test früh und spat ums zeitliche, und warest allzufaul dieses zu er-
werben.

Was hilfft dannzumahl alles übrige, wann du damit zum Belse-
bub und Teufel must, von ewigem Höllen-Feur hell scheinen, und
was sind dann alle hefftige Begierden und Bestrebungen als Stop-
plen, Pech und Schwefel, darinn du ewig brennest: O so seye klug!
suchest du Güter, trachtest du nach Reichthum, Perlen etc. warum
nicht das suchen, was Vergnügen gibt ohne End, und beym Prü-
festein des Evangeliums bestehet, ein Schein-Wurm scheuchet das
Tag-Licht, aber eine Perle freuet sich über die Mittags-Sonne,
daran besichtiget zu werden. Was sind alle Potentaten mit ihrem
Pracht als Würmer, die in der Nacht und Dunckel, Finsternuß
der Zeitlichkeit zwitzeren und schimmeren, daß Einfältige und Un-

wissende

uͤber die himmliſche Perle.
Frommkeit weder Freud noch Muth, wegen alles des Guten, ſo er
in JESU erblickt habe.

§. 5. Ach bilde dir nicht ein, ich wollte dirs nur ſo einſchwaͤtzen,Die, ſo im
Leben und
geſunden
Tagen un-
gehorſam
geweſen,
wird der
Juͤngſte
Tag an-
ders leh-
ren.

im Tod wirſt du ſehen, ob ich nicht wahr geredt habe, da aller fal-
ſcher Steinen Schein, die leere Hoffnung und todter Glaub, ver-
gehet und in die tieffe Weite der aͤuſſerſten Finſternuß hinſincket:
Was wirds dannzumahl ſeyn mit allem was du jetzt aufopffereſt?
O welch ein Gewinn bey deinem erſten Eintritt in GOttes Freud,
ſehend dieſe Perl in ihrer vollen Schoͤne, die Engel und Seelige
in weiſſen Roͤcken, hoͤrend die Muſic im Himmels-Saal, ja ſelbſt
auch in JESU ewig ſcheinend und an JESU dich beluſtigend.

Da am End der Welt alles was hier verkaufft, in vollem Brand
ſtehet, du alsdann mit Ehr und Herrlichkeit gekroͤnet, JESU zur
Rechten ſeyn wirſt als ſeine Braut, ſein Ehren-Reich zu ererben:
Was wirſt du alsdann dazu ſagen? Welch einen ſeeligen Tauſch
hab ich gethan, dieſes ewige lieber erwehlend als Unrath und Ge-
ſtanck, jetzt wird mir aller Verluſt tauſendfach erſetzt! O groſſer
Profit! vor Eitelkeit, Seeligkeit, und die Ewigkeit vor einen Au-
genblick. O Menſch gedencke doch jetzt daran, was unterfangt ein
Handels-Mann um einen kurtz-waͤhrenden Gewinn und Vortheil?
Und wehe manchem, wann GOTT im Tod durchs Gewiſſen erin-
nert, ich habe dir die Perle meines Reichs angetragen, aber du
achteteſt es der Muͤhe nicht werth, du tichteteſt, lieffeſt und ſchwitz-
teſt fruͤh und ſpat ums zeitliche, und wareſt allzufaul dieſes zu er-
werben.

Was hilfft dannzumahl alles uͤbrige, wann du damit zum Belſe-
bub und Teufel muſt, von ewigem Hoͤllen-Feur hell ſcheinen, und
was ſind dann alle hefftige Begierden und Beſtrebungen als Stop-
plen, Pech und Schwefel, darinn du ewig brenneſt: O ſo ſeye klug!
ſucheſt du Guͤter, trachteſt du nach Reichthum, Perlen ꝛc. warum
nicht das ſuchen, was Vergnuͤgen gibt ohne End, und beym Pruͤ-
feſtein des Evangeliums beſtehet, ein Schein-Wurm ſcheuchet das
Tag-Licht, aber eine Perle freuet ſich uͤber die Mittags-Sonne,
daran beſichtiget zu werden. Was ſind alle Potentaten mit ihrem
Pracht als Wuͤrmer, die in der Nacht und Dunckel, Finſternuß
der Zeitlichkeit zwitzeren und ſchimmeren, daß Einfaͤltige und Un-

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[871/0967] uͤber die himmliſche Perle. Frommkeit weder Freud noch Muth, wegen alles des Guten, ſo er in JESU erblickt habe. §. 5. Ach bilde dir nicht ein, ich wollte dirs nur ſo einſchwaͤtzen, im Tod wirſt du ſehen, ob ich nicht wahr geredt habe, da aller fal- ſcher Steinen Schein, die leere Hoffnung und todter Glaub, ver- gehet und in die tieffe Weite der aͤuſſerſten Finſternuß hinſincket: Was wirds dannzumahl ſeyn mit allem was du jetzt aufopffereſt? O welch ein Gewinn bey deinem erſten Eintritt in GOttes Freud, ſehend dieſe Perl in ihrer vollen Schoͤne, die Engel und Seelige in weiſſen Roͤcken, hoͤrend die Muſic im Himmels-Saal, ja ſelbſt auch in JESU ewig ſcheinend und an JESU dich beluſtigend. Die, ſo im Leben und geſunden Tagen un- gehorſam geweſen, wird der Juͤngſte Tag an- ders leh- ren. Da am End der Welt alles was hier verkaufft, in vollem Brand ſtehet, du alsdann mit Ehr und Herrlichkeit gekroͤnet, JESU zur Rechten ſeyn wirſt als ſeine Braut, ſein Ehren-Reich zu ererben: Was wirſt du alsdann dazu ſagen? Welch einen ſeeligen Tauſch hab ich gethan, dieſes ewige lieber erwehlend als Unrath und Ge- ſtanck, jetzt wird mir aller Verluſt tauſendfach erſetzt! O groſſer Profit! vor Eitelkeit, Seeligkeit, und die Ewigkeit vor einen Au- genblick. O Menſch gedencke doch jetzt daran, was unterfangt ein Handels-Mann um einen kurtz-waͤhrenden Gewinn und Vortheil? Und wehe manchem, wann GOTT im Tod durchs Gewiſſen erin- nert, ich habe dir die Perle meines Reichs angetragen, aber du achteteſt es der Muͤhe nicht werth, du tichteteſt, lieffeſt und ſchwitz- teſt fruͤh und ſpat ums zeitliche, und wareſt allzufaul dieſes zu er- werben. Was hilfft dannzumahl alles uͤbrige, wann du damit zum Belſe- bub und Teufel muſt, von ewigem Hoͤllen-Feur hell ſcheinen, und was ſind dann alle hefftige Begierden und Beſtrebungen als Stop- plen, Pech und Schwefel, darinn du ewig brenneſt: O ſo ſeye klug! ſucheſt du Guͤter, trachteſt du nach Reichthum, Perlen ꝛc. warum nicht das ſuchen, was Vergnuͤgen gibt ohne End, und beym Pruͤ- feſtein des Evangeliums beſtehet, ein Schein-Wurm ſcheuchet das Tag-Licht, aber eine Perle freuet ſich uͤber die Mittags-Sonne, daran beſichtiget zu werden. Was ſind alle Potentaten mit ihrem Pracht als Wuͤrmer, die in der Nacht und Dunckel, Finſternuß der Zeitlichkeit zwitzeren und ſchimmeren, daß Einfaͤltige und Un- wiſſende

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/967>, abgerufen am 03.07.2024.