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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
Mein Sohn, meine Tochter, dir sind deine Sünd
vergeben
a. Auf der andern Seiten stehet das Lamm gepräget
mit diesen Worten: Wer in Christo ist, ist eine neue Crea-
tur
b. Rings herum lieset man: Der HERR kennet die
Seinen: Und es trette ab von der Ungerechtigkeit
ein jeglicher, der den Nahmen Christi nennet
c.
Ach wer sollte nicht gern ein so lebendiger ewig hell-scheinender Schau-
Pfenning in GOttes-Schätzen seyn wollen; allein daran wird lei-
der! leider! wenig gedacht.

§. 8. Wäre JEsus eine vergängliche Speise oder Brod, soBrod und
Speise.

würden wenigstens arme Leute seiner hefftig begehren; Weil er aber
das wohl schmeckende, vom Himmel gekommene Seelen-
Brod und Manna ist d, dessen Genuß wir nicht eine Stund ohne
Schaden entbähren können, so wird nichts darnach geforschet und ge-
hungeret.

§. 9. Wann JEsus eine Crone wäre, würden nicht grosse Her-Crone,
Marmor,
Sessel.

ren sich darum bewerben? Nun da er der erhabenste ist, und in der
höchst-heiligen Dreyeinigkeit Thron sitzet, und eine unverwelckliche
liebliche Crone ist aller Patriarchen, Märtyrer und Propheten, da
ist wenig Sehnens und Fragens darnach auf Erden; Ja wäre JE-
sus nur ein vielfärbiger Marmel und Porphyr-Stein, er würde ehen-
der aufgekaufft und mit mercklicherer Freude ins Hauß geführt; Als
da er der Eckstein ist an GOttes Pallast; Ein Ruh-Stuhl, Sessel
oder Fauteuil, ein Bette, eine Gluckhenne und dergleichen findet
eher einen Käuffer auf dem Marckt, als JESUS ein glaubiges
Hertz in der Kirch, da gleichwohl seine liebseligste Gemeinschafft der
sanffteste sicherste Ruhe-Platz, Erwärmer, Beschirmer und Ernäh-
rer ist Leibs und der Seelen; Ach was soll ich sagen, wo man nur
Schäfflein hat, laßt man sie nicht so lange unversorget ohne Hirten
oder Verwahrung hinlauffen, als man verweilet JESUM den ge-
treuen Hirten vor seinen unsterblichen Theil zu suchen, damit er aus-
ser Gefahr gesetzt werde.

§. 10.
a Matth. IX. 2.
b 2 Cor. V. 17.
c 2 Tim. II. 19.
d Joh. VI.

uͤber die himmliſche Perle.
Mein Sohn, meine Tochter, dir ſind deine Suͤnd
vergeben
a. Auf der andern Seiten ſtehet das Lamm gepraͤget
mit dieſen Worten: Wer in Chriſto iſt, iſt eine neue Crea-
tur
b. Rings herum lieſet man: Der HERR kennet die
Seinen: Und es trette ab von der Ungerechtigkeit
ein jeglicher, der den Nahmen Chriſti nennet
c.
Ach wer ſollte nicht gern ein ſo lebendiger ewig hell-ſcheinender Schau-
Pfenning in GOttes-Schaͤtzen ſeyn wollen; allein daran wird lei-
der! leider! wenig gedacht.

§. 8. Waͤre JEſus eine vergaͤngliche Speiſe oder Brod, ſoBrod und
Speiſe.

wuͤrden wenigſtens arme Leute ſeiner hefftig begehren; Weil er aber
das wohl ſchmeckende, vom Himmel gekommene Seelen-
Brod und Manna iſt d, deſſen Genuß wir nicht eine Stund ohne
Schaden entbaͤhren koͤnnen, ſo wird nichts darnach geforſchet und ge-
hungeret.

§. 9. Wann JEſus eine Crone waͤre, wuͤrden nicht groſſe Her-Crone,
Marmor,
Seſſel.

ren ſich darum bewerben? Nun da er der erhabenſte iſt, und in der
hoͤchſt-heiligen Dreyeinigkeit Thron ſitzet, und eine unverwelckliche
liebliche Crone iſt aller Patriarchen, Maͤrtyrer und Propheten, da
iſt wenig Sehnens und Fragens darnach auf Erden; Ja waͤre JE-
ſus nur ein vielfaͤrbiger Marmel und Porphyr-Stein, er wuͤrde ehen-
der aufgekaufft und mit mercklicherer Freude ins Hauß gefuͤhrt; Als
da er der Eckſtein iſt an GOttes Pallaſt; Ein Ruh-Stuhl, Seſſel
oder Fauteuil, ein Bette, eine Gluckhenne und dergleichen findet
eher einen Kaͤuffer auf dem Marckt, als JESUS ein glaubiges
Hertz in der Kirch, da gleichwohl ſeine liebſeligſte Gemeinſchafft der
ſanffteſte ſicherſte Ruhe-Platz, Erwaͤrmer, Beſchirmer und Ernaͤh-
rer iſt Leibs und der Seelen; Ach was ſoll ich ſagen, wo man nur
Schaͤfflein hat, laßt man ſie nicht ſo lange unverſorget ohne Hirten
oder Verwahrung hinlauffen, als man verweilet JESUM den ge-
treuen Hirten vor ſeinen unſterblichen Theil zu ſuchen, damit er auſ-
ſer Gefahr geſetzt werde.

§. 10.
a Matth. IX. 2.
b 2 Cor. V. 17.
c 2 Tim. II. 19.
d Joh. VI.
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[855/0951] uͤber die himmliſche Perle. Mein Sohn, meine Tochter, dir ſind deine Suͤnd vergeben a. Auf der andern Seiten ſtehet das Lamm gepraͤget mit dieſen Worten: Wer in Chriſto iſt, iſt eine neue Crea- tur b. Rings herum lieſet man: Der HERR kennet die Seinen: Und es trette ab von der Ungerechtigkeit ein jeglicher, der den Nahmen Chriſti nennet c. Ach wer ſollte nicht gern ein ſo lebendiger ewig hell-ſcheinender Schau- Pfenning in GOttes-Schaͤtzen ſeyn wollen; allein daran wird lei- der! leider! wenig gedacht. §. 8. Waͤre JEſus eine vergaͤngliche Speiſe oder Brod, ſo wuͤrden wenigſtens arme Leute ſeiner hefftig begehren; Weil er aber das wohl ſchmeckende, vom Himmel gekommene Seelen- Brod und Manna iſt d, deſſen Genuß wir nicht eine Stund ohne Schaden entbaͤhren koͤnnen, ſo wird nichts darnach geforſchet und ge- hungeret. Brod und Speiſe. §. 9. Wann JEſus eine Crone waͤre, wuͤrden nicht groſſe Her- ren ſich darum bewerben? Nun da er der erhabenſte iſt, und in der hoͤchſt-heiligen Dreyeinigkeit Thron ſitzet, und eine unverwelckliche liebliche Crone iſt aller Patriarchen, Maͤrtyrer und Propheten, da iſt wenig Sehnens und Fragens darnach auf Erden; Ja waͤre JE- ſus nur ein vielfaͤrbiger Marmel und Porphyr-Stein, er wuͤrde ehen- der aufgekaufft und mit mercklicherer Freude ins Hauß gefuͤhrt; Als da er der Eckſtein iſt an GOttes Pallaſt; Ein Ruh-Stuhl, Seſſel oder Fauteuil, ein Bette, eine Gluckhenne und dergleichen findet eher einen Kaͤuffer auf dem Marckt, als JESUS ein glaubiges Hertz in der Kirch, da gleichwohl ſeine liebſeligſte Gemeinſchafft der ſanffteſte ſicherſte Ruhe-Platz, Erwaͤrmer, Beſchirmer und Ernaͤh- rer iſt Leibs und der Seelen; Ach was ſoll ich ſagen, wo man nur Schaͤfflein hat, laßt man ſie nicht ſo lange unverſorget ohne Hirten oder Verwahrung hinlauffen, als man verweilet JESUM den ge- treuen Hirten vor ſeinen unſterblichen Theil zu ſuchen, damit er auſ- ſer Gefahr geſetzt werde. Crone, Marmor, Seſſel. §. 10. a Matth. IX. 2. b 2 Cor. V. 17. c 2 Tim. II. 19. d Joh. VI.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/951>, abgerufen am 27.06.2024.