Es ist zu befahren der Marckt seye bald aus, GOTT packe ein und wandere anderswohin. Gewiß es sind grosse Revolutionen und unerhörte Umkehrungen obhanden. Alsdann werden viele wünschen, daß JEsus ihnen sein Werck und seine Herrlichkeit ihren Kindern wieder erscheinen lasse und daß die Lieblichkeit GOttes ferners wal- te a. Allein es ist GOTT dem so heiligen, herrlichen und gerechten Wesen gar nicht anzumuthen, daß er uns immerdar also bitte, fle- he, nachgehe, und sein Himmelreich, wie ein Krämer seine Waa- ren, gleichsam aufdringe, und also Jahr und Tag vor der Hauß-Thür, des menschlichen Willens stehe, klopffe, ruffe, mit sanfften Rührun- gen, ernsten Bestraffungen, beweglichen Warnungen, süssen Em- pfindungen und dergleichen, o Seele! beweine es, zu sehen, wie JEsus vor so mancher Hauß-Thür gar zu schimpflich abgewiesen und durch unleidenlich langes Verziehen, Aufschieben, vertrieben und wegzugehen gezwungen wird.
§. 2. Ach JESUS thuts ja nicht um seines eigenen Profits wil-GOttes Men- schen-Lie- be ist unin- tereßirt. len, wie ein irrdischer Kauffmann; Dann was ist GOTT gebessert wann du fromm bist? sondern er siehet unser Elend, das wir nicht wissen, und meinen es stehe gar wohl um uns, er aber siehet vom Himmel herab, und ist von freyen Stucken hieher gereiset, wie ein Handels- Mann über Berg und Thal, durch Wind, Schnee und Regen rei- set, und hat sein Leben darob eingebüsset um unsert willen, uns ge- läutert Gold und weisse Kleider zu erkauffen, mit wohl köstlichem Werth, mit seinem theuren Blut, so möchte er sie nicht gern lang lassen erligen, dannenhero ruffet uns die heilige, heilige, heilige Drey- einigkeit zu; Ja damit wirs nicht nur vor Einbildung halten, so beut uns JEsus an Augen-Salbe, damit wir sehen, wie herrlich, köst- lich alles seye, und dennoch gehen Junge und Alte, Hohe und Nie- drige diesen unvergleichlichen Laden vorbey zum Welt-Laden, und die wenige, so bey dem Güter-Laden Christi stehen, werden noch vor Narren gehalten, daß es heißt: Was wollen die? Wollen sie allein seelig werden; So wenig schätzt man Christo seine Liebe und See- ligkeit und thut nie recht zur Sach, biß alles zusammen wieder ein-Das Ver- weilen im Wercke des Heyls bringet gepackt wird.
§. 3. Je länger man aber wartet, je theurer die Perl zu stehen
kommt,
aPsal. XC. 16. 17.
uͤber die himmliſche Perle.
Es iſt zu befahren der Marckt ſeye bald aus, GOTT packe ein und wandere anderswohin. Gewiß es ſind groſſe Revolutionen und unerhoͤrte Umkehrungen obhanden. Alsdann werden viele wuͤnſchen, daß JEſus ihnen ſein Werck und ſeine Herrlichkeit ihren Kindern wieder erſcheinen laſſe und daß die Lieblichkeit GOttes ferners wal- te a. Allein es iſt GOTT dem ſo heiligen, herrlichen und gerechten Weſen gar nicht anzumuthen, daß er uns immerdar alſo bitte, fle- he, nachgehe, und ſein Himmelreich, wie ein Kraͤmer ſeine Waa- ren, gleichſam aufdringe, und alſo Jahr und Tag vor der Hauß-Thuͤr, des menſchlichen Willens ſtehe, klopffe, ruffe, mit ſanfften Ruͤhrun- gen, ernſten Beſtraffungen, beweglichen Warnungen, ſuͤſſen Em- pfindungen und dergleichen, o Seele! beweine es, zu ſehen, wie JEſus vor ſo mancher Hauß-Thuͤr gar zu ſchimpflich abgewieſen und durch unleidenlich langes Verziehen, Aufſchieben, vertrieben und wegzugehen gezwungen wird.
§. 2. Ach JESUS thuts ja nicht um ſeines eigenen Profits wil-GOttes Men- ſchen-Lie- be iſt unin- tereßirt. len, wie ein irrdiſcher Kauffmann; Dann was iſt GOTT gebeſſert wann du fromm biſt? ſondern er ſiehet unſer Elend, das wir nicht wiſſen, und meinen es ſtehe gar wohl um uns, er aber ſiehet vom Him̃el herab, und iſt von freyen Stucken hieher gereiſet, wie ein Handels- Mann uͤber Berg und Thal, durch Wind, Schnee und Regen rei- ſet, und hat ſein Leben darob eingebuͤſſet um unſert willen, uns ge- laͤutert Gold und weiſſe Kleider zu erkauffen, mit wohl koͤſtlichem Werth, mit ſeinem theuren Blut, ſo moͤchte er ſie nicht gern lang laſſen erligen, dannenhero ruffet uns die heilige, heilige, heilige Drey- einigkeit zu; Ja damit wirs nicht nur vor Einbildung halten, ſo beut uns JEſus an Augen-Salbe, damit wir ſehen, wie herrlich, koͤſt- lich alles ſeye, und dennoch gehen Junge und Alte, Hohe und Nie- drige dieſen unvergleichlichen Laden vorbey zum Welt-Laden, und die wenige, ſo bey dem Guͤter-Laden Chriſti ſtehen, werden noch vor Narren gehalten, daß es heißt: Was wollen die? Wollen ſie allein ſeelig werden; So wenig ſchaͤtzt man Chriſto ſeine Liebe und See- ligkeit und thut nie recht zur Sach, biß alles zuſammen wieder ein-Das Ver- weilen im Wercke des Heyls bringet gepackt wird.
§. 3. Je laͤnger man aber wartet, je theurer die Perl zu ſtehen
kommt,
aPſal. XC. 16. 17.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0943"n="847"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber die himmliſche Perle.</hi></fw><lb/><p>Es iſt zu befahren der Marckt ſeye bald aus, GOTT packe ein<lb/>
und wandere anderswohin. Gewiß es ſind groſſe Revolutionen und<lb/>
unerhoͤrte Umkehrungen obhanden. Alsdann werden viele wuͤnſchen,<lb/>
daß JEſus ihnen ſein Werck und ſeine Herrlichkeit ihren Kindern<lb/>
wieder erſcheinen laſſe und daß die Lieblichkeit GOttes ferners wal-<lb/>
te <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Pſal. XC.</hi> 16. 17.</note>. Allein es iſt GOTT dem ſo heiligen, herrlichen und gerechten<lb/>
Weſen gar nicht anzumuthen, daß er uns immerdar alſo bitte, fle-<lb/>
he, nachgehe, und ſein Himmelreich, wie ein Kraͤmer ſeine Waa-<lb/>
ren, gleichſam aufdringe, und alſo Jahr und Tag vor der Hauß-Thuͤr,<lb/>
des menſchlichen Willens ſtehe, klopffe, ruffe, mit ſanfften Ruͤhrun-<lb/>
gen, ernſten Beſtraffungen, beweglichen Warnungen, ſuͤſſen Em-<lb/>
pfindungen und dergleichen, o Seele! beweine es, zu ſehen, wie<lb/>
JEſus vor ſo mancher Hauß-Thuͤr gar zu ſchimpflich abgewieſen und<lb/>
durch unleidenlich langes Verziehen, Aufſchieben, vertrieben und<lb/>
wegzugehen gezwungen wird.</p><lb/><p>§. 2. Ach JESUS thuts ja nicht um ſeines eigenen Profits wil-<noteplace="right">GOttes<lb/>
Men-<lb/>ſchen-Lie-<lb/>
be iſt unin-<lb/>
tereßirt.</note><lb/>
len, wie ein irrdiſcher Kauffmann; Dann was iſt GOTT gebeſſert<lb/>
wann du fromm biſt? ſondern er ſiehet unſer Elend, das wir nicht<lb/>
wiſſen, und meinen es ſtehe gar wohl um uns, er aber ſiehet vom Him̃el<lb/>
herab, und iſt von freyen Stucken hieher gereiſet, wie ein Handels-<lb/>
Mann uͤber Berg und Thal, durch Wind, Schnee und Regen rei-<lb/>ſet, und hat ſein Leben darob eingebuͤſſet um unſert willen, uns ge-<lb/>
laͤutert Gold und weiſſe Kleider zu erkauffen, mit wohl koͤſtlichem<lb/>
Werth, mit ſeinem theuren Blut, ſo moͤchte er ſie nicht gern lang<lb/>
laſſen erligen, dannenhero ruffet uns die heilige, heilige, heilige Drey-<lb/>
einigkeit zu; Ja damit wirs nicht nur vor Einbildung halten, ſo beut<lb/>
uns JEſus an Augen-Salbe, damit wir ſehen, wie herrlich, koͤſt-<lb/>
lich alles ſeye, und dennoch gehen Junge und Alte, Hohe und Nie-<lb/>
drige dieſen unvergleichlichen Laden vorbey zum Welt-Laden, und<lb/>
die wenige, ſo bey dem Guͤter-Laden Chriſti ſtehen, werden noch vor<lb/>
Narren gehalten, daß es heißt: Was wollen die? Wollen ſie allein<lb/>ſeelig werden; So wenig ſchaͤtzt man Chriſto ſeine Liebe und See-<lb/>
ligkeit und thut nie recht zur Sach, biß alles zuſammen wieder ein-<noteplace="right">Das Ver-<lb/>
weilen im<lb/>
Wercke<lb/>
des Heyls<lb/>
bringet</note><lb/>
gepackt wird.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 3. Je laͤnger man aber wartet, je theurer die Perl zu ſtehen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kommt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[847/0943]
uͤber die himmliſche Perle.
Es iſt zu befahren der Marckt ſeye bald aus, GOTT packe ein
und wandere anderswohin. Gewiß es ſind groſſe Revolutionen und
unerhoͤrte Umkehrungen obhanden. Alsdann werden viele wuͤnſchen,
daß JEſus ihnen ſein Werck und ſeine Herrlichkeit ihren Kindern
wieder erſcheinen laſſe und daß die Lieblichkeit GOttes ferners wal-
te a. Allein es iſt GOTT dem ſo heiligen, herrlichen und gerechten
Weſen gar nicht anzumuthen, daß er uns immerdar alſo bitte, fle-
he, nachgehe, und ſein Himmelreich, wie ein Kraͤmer ſeine Waa-
ren, gleichſam aufdringe, und alſo Jahr und Tag vor der Hauß-Thuͤr,
des menſchlichen Willens ſtehe, klopffe, ruffe, mit ſanfften Ruͤhrun-
gen, ernſten Beſtraffungen, beweglichen Warnungen, ſuͤſſen Em-
pfindungen und dergleichen, o Seele! beweine es, zu ſehen, wie
JEſus vor ſo mancher Hauß-Thuͤr gar zu ſchimpflich abgewieſen und
durch unleidenlich langes Verziehen, Aufſchieben, vertrieben und
wegzugehen gezwungen wird.
§. 2. Ach JESUS thuts ja nicht um ſeines eigenen Profits wil-
len, wie ein irrdiſcher Kauffmann; Dann was iſt GOTT gebeſſert
wann du fromm biſt? ſondern er ſiehet unſer Elend, das wir nicht
wiſſen, und meinen es ſtehe gar wohl um uns, er aber ſiehet vom Him̃el
herab, und iſt von freyen Stucken hieher gereiſet, wie ein Handels-
Mann uͤber Berg und Thal, durch Wind, Schnee und Regen rei-
ſet, und hat ſein Leben darob eingebuͤſſet um unſert willen, uns ge-
laͤutert Gold und weiſſe Kleider zu erkauffen, mit wohl koͤſtlichem
Werth, mit ſeinem theuren Blut, ſo moͤchte er ſie nicht gern lang
laſſen erligen, dannenhero ruffet uns die heilige, heilige, heilige Drey-
einigkeit zu; Ja damit wirs nicht nur vor Einbildung halten, ſo beut
uns JEſus an Augen-Salbe, damit wir ſehen, wie herrlich, koͤſt-
lich alles ſeye, und dennoch gehen Junge und Alte, Hohe und Nie-
drige dieſen unvergleichlichen Laden vorbey zum Welt-Laden, und
die wenige, ſo bey dem Guͤter-Laden Chriſti ſtehen, werden noch vor
Narren gehalten, daß es heißt: Was wollen die? Wollen ſie allein
ſeelig werden; So wenig ſchaͤtzt man Chriſto ſeine Liebe und See-
ligkeit und thut nie recht zur Sach, biß alles zuſammen wieder ein-
gepackt wird.
GOttes
Men-
ſchen-Lie-
be iſt unin-
tereßirt.
Das Ver-
weilen im
Wercke
des Heyls
bringet
§. 3. Je laͤnger man aber wartet, je theurer die Perl zu ſtehen
kommt,
a Pſal. XC. 16. 17.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 847. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/943>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.