aus freyer, ewig erbarmender Liebe zu der Perl verhelffen, nach deren Er das Verlangen gnädiglich erhält: Wann wir mit unser Frommkeit, Wissenschafft und Vermögen GOttes Heiligkeit, Stärcke und Weißheit erreichen wollen, so ists als wann ein irrde- nes Gefäß und ein Centner-schwerer goldener Becher oder Pocal an einander stiessen, da ist bald errathen, welches von beyden brechen müsse.
Welt Lin- ge sind un- verstän- dig.
§. 12. Summa: Man versteht sich nichts drauf, wie die Jndia- ner oder eine unberichtete Bauren-Magd, die eine Perl wohl um einen Groschen weg gebe, wie jene Schweitzerin so nach der Schlacht bey Grandson des Hertzogen von Burgund unschätzbaren Diamant gefunden und selbigen um zwey Groschen verkaufft, weil sie dessen Preiß nicht gekannt. Ach man weiß wohl nicht wie viel an einem ei- nigen guten Gedancken gelegen ist, darum gibt man sie hin um einen Spaß, um eine schnöde Weltsucht oder Passion.
Das Zeitliche scheint in die Augen, man kans mit Händen greif- fen, darum dunckts die groben Thier-Menschen hüpscher und nutzli- cher, und eben deßwegen ist man so hitzig darauf: Es gehet hierinn wie Tavernier erzehlt, daß in Persien dem König ein Diamant feil gebotten und von allen Jubelierern 100000. Thaler gewürdiget wor- den, ein Jubelierer aber widersprach denen andern allen, und hielt ihn nicht mehr als dreyssig Thaler werth, diesen Streit mußte des Königs Gefangener Vatter als der verständigste Jubelierer im gan- tzen Königreich entscheiden, und fiel dem bey, der ihn nur dreyssig Thaler werth geachtet. Also ist ein grosser Zanck auf Erden, was die Welt wohl werth seye, die meisten halten sie im Hertzen würdig, daß man Leib und Leben, Seel und Geist darum hingebe; ja viele mei- nen sie thun nicht übel wann sie die Heiligung samt einem Himmel vol- ler Seligkeiten darob verabsaumen; Da ist etwan ein Noa auf dem gantzen Erdboden; Ein Loth in dem wollüstigen Sodom, ein Moses in dem reichen, gold-gierigen Egypten, ein Daniel in dem stoltzen staat- süchtigen Babylon, diese urtheilen weit anders und der Vatter der Ewigkeit billiget ihr Urtheil mit seinem Ausspruch in seinem Wort und am Jüngsten Tag. Mit der Welt muß man zu schaffen haben als mit einem Neben-Handel, aber Liebe, Freud, Eifer, Forcht, Verlangen, Vertrauen und Ankleben muß man sparen vor JE- SUM.
Diese
Betrachtungen
aus freyer, ewig erbarmender Liebe zu der Perl verhelffen, nach deren Er das Verlangen gnaͤdiglich erhaͤlt: Wann wir mit unſer Frommkeit, Wiſſenſchafft und Vermoͤgen GOttes Heiligkeit, Staͤrcke und Weißheit erreichen wollen, ſo iſts als wann ein irrde- nes Gefaͤß und ein Centner-ſchwerer goldener Becher oder Pocal an einander ſtieſſen, da iſt bald errathen, welches von beyden brechen muͤſſe.
Welt Lin- ge ſind un- verſtaͤn- dig.
§. 12. Summa: Man verſteht ſich nichts drauf, wie die Jndia- ner oder eine unberichtete Bauren-Magd, die eine Perl wohl um einen Groſchen weg gebe, wie jene Schweitzerin ſo nach der Schlacht bey Grandſon des Hertzogen von Burgund unſchaͤtzbaren Diamant gefunden und ſelbigen um zwey Groſchen verkaufft, weil ſie deſſen Preiß nicht gekannt. Ach man weiß wohl nicht wie viel an einem ei- nigen guten Gedancken gelegen iſt, darum gibt man ſie hin um einen Spaß, um eine ſchnoͤde Weltſucht oder Paſſion.
Das Zeitliche ſcheint in die Augen, man kans mit Haͤnden greif- fen, darum dunckts die groben Thier-Menſchen huͤpſcher und nutzli- cher, und eben deßwegen iſt man ſo hitzig darauf: Es gehet hierinn wie Tavernier erzehlt, daß in Perſien dem Koͤnig ein Diamant feil gebotten und von allen Jubelierern 100000. Thaler gewuͤrdiget wor- den, ein Jubelierer aber widerſprach denen andern allen, und hielt ihn nicht mehr als dreyſſig Thaler werth, dieſen Streit mußte des Koͤnigs Gefangener Vatter als der verſtaͤndigſte Jubelierer im gan- tzen Koͤnigreich entſcheiden, und fiel dem bey, der ihn nur dreyſſig Thaler werth geachtet. Alſo iſt ein groſſer Zanck auf Erden, was die Welt wohl werth ſeye, die meiſten halten ſie im Hertzen wuͤrdig, daß man Leib und Leben, Seel und Geiſt darum hingebe; ja viele mei- nen ſie thun nicht uͤbel wann ſie die Heiligung ſamt einem Himmel vol- ler Seligkeiten darob verabſaumen; Da iſt etwan ein Noa auf dem gantzen Erdboden; Ein Loth in dem wolluͤſtigen Sodom, ein Moſes in dem reichen, gold-gierigen Egypten, ein Daniel in dem ſtoltzen ſtaat- ſuͤchtigen Babylon, dieſe urtheilen weit anders und der Vatter der Ewigkeit billiget ihr Urtheil mit ſeinem Ausſpruch in ſeinem Wort und am Juͤngſten Tag. Mit der Welt muß man zu ſchaffen haben als mit einem Neben-Handel, aber Liebe, Freud, Eifer, Forcht, Verlangen, Vertrauen und Ankleben muß man ſparen vor JE- SUM.
Dieſe
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Betrachtungen
aus freyer, ewig erbarmender Liebe zu der Perl verhelffen, nach
deren Er das Verlangen gnaͤdiglich erhaͤlt: Wann wir mit unſer
Frommkeit, Wiſſenſchafft und Vermoͤgen GOttes Heiligkeit,
Staͤrcke und Weißheit erreichen wollen, ſo iſts als wann ein irrde-
nes Gefaͤß und ein Centner-ſchwerer goldener Becher oder Pocal an
einander ſtieſſen, da iſt bald errathen, welches von beyden brechen
muͤſſe.
§. 12. Summa: Man verſteht ſich nichts drauf, wie die Jndia-
ner oder eine unberichtete Bauren-Magd, die eine Perl wohl um
einen Groſchen weg gebe, wie jene Schweitzerin ſo nach der Schlacht
bey Grandſon des Hertzogen von Burgund unſchaͤtzbaren Diamant
gefunden und ſelbigen um zwey Groſchen verkaufft, weil ſie deſſen
Preiß nicht gekannt. Ach man weiß wohl nicht wie viel an einem ei-
nigen guten Gedancken gelegen iſt, darum gibt man ſie hin um einen
Spaß, um eine ſchnoͤde Weltſucht oder Paſſion.
Das Zeitliche ſcheint in die Augen, man kans mit Haͤnden greif-
fen, darum dunckts die groben Thier-Menſchen huͤpſcher und nutzli-
cher, und eben deßwegen iſt man ſo hitzig darauf: Es gehet hierinn
wie Tavernier erzehlt, daß in Perſien dem Koͤnig ein Diamant feil
gebotten und von allen Jubelierern 100000. Thaler gewuͤrdiget wor-
den, ein Jubelierer aber widerſprach denen andern allen, und hielt
ihn nicht mehr als dreyſſig Thaler werth, dieſen Streit mußte des
Koͤnigs Gefangener Vatter als der verſtaͤndigſte Jubelierer im gan-
tzen Koͤnigreich entſcheiden, und fiel dem bey, der ihn nur dreyſſig
Thaler werth geachtet. Alſo iſt ein groſſer Zanck auf Erden, was
die Welt wohl werth ſeye, die meiſten halten ſie im Hertzen wuͤrdig,
daß man Leib und Leben, Seel und Geiſt darum hingebe; ja viele mei-
nen ſie thun nicht uͤbel wann ſie die Heiligung ſamt einem Himmel vol-
ler Seligkeiten darob verabſaumen; Da iſt etwan ein Noa auf dem
gantzen Erdboden; Ein Loth in dem wolluͤſtigen Sodom, ein Moſes
in dem reichen, gold-gierigen Egypten, ein Daniel in dem ſtoltzen ſtaat-
ſuͤchtigen Babylon, dieſe urtheilen weit anders und der Vatter der
Ewigkeit billiget ihr Urtheil mit ſeinem Ausſpruch in ſeinem Wort
und am Juͤngſten Tag. Mit der Welt muß man zu ſchaffen haben
als mit einem Neben-Handel, aber Liebe, Freud, Eifer, Forcht,
Verlangen, Vertrauen und Ankleben muß man ſparen vor JE-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/936>, abgerufen am 23.11.2024.
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