totum corpus anim[i] hominis quaesita maxime placent.. Wir schmücken uns und prangen mit dem was andere mit Leibs- und Le- bens-Gefahr aus der Tieffe des Meers hohlen müssen, und worüber so viele Menschen elendiglich verderben. Freylich hätte David wohl keine Urinatores, Tuncker oder Perlen-Fischer gehalten, der das Wasser aus dem Brunnen zu Bethlehem nicht wollte trincken, wel- ches zu schöpffen die drey Helden ihr Leben gewagt a.
Das achte Capitel. Vom geistlichen Perlen-Fang.
§. 1. Gleichfalls wird die edle, himmlische Perl nur an zweyenDie geist- liche Perl, so gleich- falls nur an 2 Or- ten befind- lich, muß auch aus dem Meer geholet werden. Orten gefunden, nehmlich im Evangelio b und den Würckungen deß Heiligen Geistes, welche beyde aber in dem einigen Meer der Gott- heit verborgen sind, und ihre Krafft haben; es wird auch zu bestim- ten Zeiten ausgeposaunet allen Völckern von Orient, die der Aufgang aus der Höhe heimsucht und gehet der Schall aus in alle Land c, daß die Perlen reiff, daß GOttes Rath-Schlüsse in ihre Erfüllung gehen und nunmehr ihre Wunder ausgebähren wollen, wer also Christum in sich wohnend und lebend haben wolle in allerseligster Vereinigung und ewiger Schönheit, der solle seine Begierden nahe und genau halten zum Evangelio und dem werthen Heil. Geist, solle auf den ersten Knall der die Kirch aus der Welt beruffenden und das Gewissen andonne- renden Buß-Stimm GOttes sich nacket ausziehen (wie JEsus nacket ans Creutz gehefftet worden, ja der Seelen nach von allem Trost- und Freuden-Liecht und himmlischen Vorzügen und Erquickungen, die ihme als GOttes Sohn von rechtswegen gebürten, gantz und gar entblösset in das grimmigste, bitterste Jammer-Meer und vollends in der Höllen- Rachen wie Jonas ins Wallfisches Bauch sich hinunter gelassen, damit er uns die aus Adams Händen entfallene und in Abgrund versunckene Perl des Himmelreichs von dannen heraufholete. GOTT der beste Liebhaber ists auch allein, der diese Perl verkauffen kan, dann nie- mand kan uns JEsum geben als GOTT der Vatter bey dem man sich auch allein anmelden muß und sprechen: Vatter unser der du
bist
a 1 Chron. XII.
bRom. I. 16.
cEsai. LXII. 11.
J i i i i 3
uͤber die himmliſche Perle.
totum corpus anim[i] hominis quæſita maximè placent.. Wir ſchmuͤcken uns und prangen mit dem was andere mit Leibs- und Le- bens-Gefahr aus der Tieffe des Meers hohlen muͤſſen, und woruͤber ſo viele Menſchen elendiglich verderben. Freylich haͤtte David wohl keine Urinatores, Tuncker oder Perlen-Fiſcher gehalten, der das Waſſer aus dem Brunnen zu Bethlehem nicht wollte trincken, wel- ches zu ſchoͤpffen die drey Helden ihr Leben gewagt a.
Das achte Capitel. Vom geiſtlichen Perlen-Fang.
§. 1. Gleichfalls wird die edle, himmliſche Perl nur an zweyenDie geiſt- liche Perl, ſo gleich- falls nur an 2 Or- ten befind- lich, muß auch aus dem Meer geholet werden. Orten gefunden, nehmlich im Evangelio b und den Wuͤrckungen deß Heiligen Geiſtes, welche beyde aber in dem einigen Meer der Gott- heit verborgen ſind, und ihre Krafft haben; es wird auch zu beſtim- ten Zeiten ausgepoſaunet allen Voͤlckern von Orient, die der Aufgang aus der Hoͤhe heimſucht und gehet der Schall aus in alle Land c, daß die Perlen reiff, daß GOttes Rath-Schluͤſſe in ihre Erfuͤllung gehen und nunmehr ihre Wunder ausgebaͤhren wollen, wer alſo Chriſtum in ſich wohnend und lebend haben wolle in allerſeligſter Vereinigung und ewiger Schoͤnheit, der ſolle ſeine Begierden nahe und genau halten zum Evangelio und dem werthen Heil. Geiſt, ſolle auf den erſten Knall der die Kirch aus der Welt beruffenden und das Gewiſſen andonne- renden Buß-Stimm GOttes ſich nacket ausziehen (wie JEſus nacket ans Creutz gehefftet worden, ja der Seelen nach von allem Troſt- und Freuden-Liecht und himmliſchen Vorzuͤgen und Erquickungen, die ihme als GOttes Sohn von rechtswegen gebuͤrten, gantz und gar entbloͤſſet in das grimmigſte, bitterſte Jammer-Meer und vollends in der Hoͤllen- Rachen wie Jonas ins Wallfiſches Bauch ſich hinunter gelaſſen, damit er uns die aus Adams Haͤnden entfallene und in Abgrund verſunckene Perl des Himmelreichs von dannen heraufholete. GOTT der beſte Liebhaber iſts auch allein, der dieſe Perl verkauffen kan, dann nie- mand kan uns JEſum geben als GOTT der Vatter bey dem man ſich auch allein anmelden muß und ſprechen: Vatter unſer der du
biſt
a 1 Chron. XII.
bRom. I. 16.
cEſai. LXII. 11.
J i i i i 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0901"n="805"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber die himmliſche Perle.</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">totum corpus anim<supplied>i</supplied> hominis quæſita maximè placent..</hi> Wir<lb/>ſchmuͤcken uns und prangen mit dem was andere mit Leibs- und Le-<lb/>
bens-Gefahr aus der Tieffe des Meers hohlen muͤſſen, und woruͤber<lb/>ſo viele Menſchen elendiglich verderben. Freylich haͤtte David wohl<lb/>
keine Urinatores, Tuncker oder Perlen-Fiſcher gehalten, der das<lb/>
Waſſer aus dem Brunnen zu Bethlehem nicht wollte trincken, wel-<lb/>
ches zu ſchoͤpffen die drey Helden ihr Leben gewagt <noteplace="foot"n="a">1 <hirendition="#aq">Chron. XII.</hi></note>.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das achte Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Vom geiſtlichen Perlen-Fang.</hi></head><lb/><p>§. 1. Gleichfalls wird die edle, himmliſche Perl nur an zweyen<noteplace="right">Die geiſt-<lb/>
liche Perl,<lb/>ſo gleich-<lb/>
falls nur<lb/>
an 2 Or-<lb/>
ten befind-<lb/>
lich, muß<lb/>
auch aus<lb/>
dem Meer<lb/>
geholet<lb/>
werden.</note><lb/>
Orten gefunden, nehmlich im Evangelio <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Rom. I.</hi> 16.</note> und den Wuͤrckungen deß<lb/>
Heiligen Geiſtes, welche beyde aber in dem einigen Meer der Gott-<lb/>
heit verborgen ſind, und ihre Krafft haben; es wird auch zu beſtim-<lb/>
ten Zeiten ausgepoſaunet allen Voͤlckern von Orient, die der Aufgang<lb/>
aus der Hoͤhe heimſucht und gehet der Schall aus in alle Land <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Eſai. LXII.</hi> 11.</note>, daß<lb/>
die Perlen reiff, daß GOttes Rath-Schluͤſſe in ihre Erfuͤllung gehen<lb/>
und nunmehr ihre Wunder ausgebaͤhren wollen, wer alſo Chriſtum in<lb/>ſich wohnend und lebend haben wolle in allerſeligſter Vereinigung und<lb/>
ewiger Schoͤnheit, der ſolle ſeine Begierden nahe und genau halten<lb/>
zum Evangelio und dem werthen Heil. Geiſt, ſolle auf den erſten Knall<lb/>
der die Kirch aus der Welt beruffenden und das Gewiſſen andonne-<lb/>
renden Buß-Stimm GOttes ſich nacket ausziehen (wie JEſus nacket<lb/>
ans Creutz gehefftet worden, ja der Seelen nach von allem Troſt- und<lb/>
Freuden-Liecht und himmliſchen Vorzuͤgen und Erquickungen, die ihme<lb/>
als GOttes Sohn von rechtswegen gebuͤrten, gantz und gar entbloͤſſet<lb/>
in das grimmigſte, bitterſte Jammer-Meer und vollends in der Hoͤllen-<lb/>
Rachen wie Jonas ins Wallfiſches Bauch ſich hinunter gelaſſen, damit<lb/>
er uns die aus Adams Haͤnden entfallene und in Abgrund verſunckene<lb/>
Perl des Himmelreichs von dannen heraufholete. GOTT der beſte<lb/>
Liebhaber iſts auch allein, der dieſe Perl verkauffen kan, dann nie-<lb/>
mand kan uns JEſum geben als GOTT der Vatter bey dem man ſich<lb/>
auch allein anmelden muß und ſprechen: <hirendition="#fr">Vatter unſer der du</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i i i i 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">biſt</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[805/0901]
uͤber die himmliſche Perle.
totum corpus animi hominis quæſita maximè placent.. Wir
ſchmuͤcken uns und prangen mit dem was andere mit Leibs- und Le-
bens-Gefahr aus der Tieffe des Meers hohlen muͤſſen, und woruͤber
ſo viele Menſchen elendiglich verderben. Freylich haͤtte David wohl
keine Urinatores, Tuncker oder Perlen-Fiſcher gehalten, der das
Waſſer aus dem Brunnen zu Bethlehem nicht wollte trincken, wel-
ches zu ſchoͤpffen die drey Helden ihr Leben gewagt a.
Das achte Capitel.
Vom geiſtlichen Perlen-Fang.
§. 1. Gleichfalls wird die edle, himmliſche Perl nur an zweyen
Orten gefunden, nehmlich im Evangelio b und den Wuͤrckungen deß
Heiligen Geiſtes, welche beyde aber in dem einigen Meer der Gott-
heit verborgen ſind, und ihre Krafft haben; es wird auch zu beſtim-
ten Zeiten ausgepoſaunet allen Voͤlckern von Orient, die der Aufgang
aus der Hoͤhe heimſucht und gehet der Schall aus in alle Land c, daß
die Perlen reiff, daß GOttes Rath-Schluͤſſe in ihre Erfuͤllung gehen
und nunmehr ihre Wunder ausgebaͤhren wollen, wer alſo Chriſtum in
ſich wohnend und lebend haben wolle in allerſeligſter Vereinigung und
ewiger Schoͤnheit, der ſolle ſeine Begierden nahe und genau halten
zum Evangelio und dem werthen Heil. Geiſt, ſolle auf den erſten Knall
der die Kirch aus der Welt beruffenden und das Gewiſſen andonne-
renden Buß-Stimm GOttes ſich nacket ausziehen (wie JEſus nacket
ans Creutz gehefftet worden, ja der Seelen nach von allem Troſt- und
Freuden-Liecht und himmliſchen Vorzuͤgen und Erquickungen, die ihme
als GOttes Sohn von rechtswegen gebuͤrten, gantz und gar entbloͤſſet
in das grimmigſte, bitterſte Jammer-Meer und vollends in der Hoͤllen-
Rachen wie Jonas ins Wallfiſches Bauch ſich hinunter gelaſſen, damit
er uns die aus Adams Haͤnden entfallene und in Abgrund verſunckene
Perl des Himmelreichs von dannen heraufholete. GOTT der beſte
Liebhaber iſts auch allein, der dieſe Perl verkauffen kan, dann nie-
mand kan uns JEſum geben als GOTT der Vatter bey dem man ſich
auch allein anmelden muß und ſprechen: Vatter unſer der du
biſt
Die geiſt-
liche Perl,
ſo gleich-
falls nur
an 2 Or-
ten befind-
lich, muß
auch aus
dem Meer
geholet
werden.
a 1 Chron. XII.
b Rom. I. 16.
c Eſai. LXII. 11.
J i i i i 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/901>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.