det, wir wären die heiligsten Leut auf Erden, und wurden keine an- dere als wohl-meynende, segnende, vorbittende, wohlthuende Ge- dancken in uns trincken aus der Himmels-Quell dem Hertzen JEsu, dessen überfliessende Liebe alle Verstopfungen der eigensinnigen Här- tigkeit eröffnen wurde.
§. 3. Die gnaden-reiche Kräfften des holdseligen Liebes-GeistesWelch mehrere Glücksee- ligkeit diese Liebe nach sich ziehe, JEsu sind guldene Ketten von Smaragden und Rubinen, und ste- hen der Seele aus der massen wohl an; und wann wir es wissen wol- len, so ist das die Herrlichkeit, die uns der Sohn GOttes vom Vat- ter ausbittet.
Und so gehen auch Seligkeiten in die Erfüllung des sechsten Ge- botts ein: Selig sind die Sanfftmüthigen, sie werden das Erdreich erblich besitzen; Selig sind die Barmhertzige, dann es wird ihnen Barmhertzigkeit bewiesen werden; Selig die Friedfertige, dann sie werden Kinder GOttes genennet werden; die allzeit zum Frieden re- den, sind Schüler des Heiligen Geistes, und Christi Brüder, der Frieden gemacht hat zwischen GOtt und Menschen.
§. 4. Wann man über den Nächsten seufftzet, und Raach undSchluß- Vermah- nung. Straff von GOtt fordert, reitzet und verbindet man seine Gerechtig- keit, Zorn auszuüben, welches sein frembdes Werck ist, so er nicht gern thut: dann er hat mehr Lust an Gnad und Barmhertzigkeit, das ist seiner Liebes-Natur gemäß. Darum will er von seinen neuen Christen haben, daß sie seine Langmuth erwecken mit liebseliger Vor- bitt um der Feinde Bekehrung, Erleuchtung und Seligkeit: Dann diß ist das herrlichste eigentlichste Werck der ewigen Majestät, wel- ches sie am liebsten thut; und ists nicht weit besser, unserem GOTT etwas zu Lieb und Gefallen thun, als dem Mörder unser Seelen? Es soll uns je hertzinniglich freuen, daß wir alle Tag und Stund et- wan einem Beleidiger was haben zu verzeihen, zur grösten Herrlich- keit JEsu: Vermag unsere verderbte Natur solches nicht; GOtt lob! Daß der Gnaden-Brunn noch allezeit laufft, daraus wir Krafft hernehmen können, so viel wir bedörffen; nach dem wir Kinder des Heil. Geistes worden sind, der das Beste von uns redt gegen alles Verklagen des Teufels und unsers eigenen Gewissens. Sollte uns das nicht recht fromm und bereit machen, uns auch mit Füssen tret- ten zu lassen?
Je
E e e e e
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
det, wir waͤren die heiligſten Leut auf Erden, und wurden keine an- dere als wohl-meynende, ſegnende, vorbittende, wohlthuende Ge- dancken in uns trincken aus der Himmels-Quell dem Hertzen JEſu, deſſen uͤberflieſſende Liebe alle Verſtopfungen der eigenſinnigen Haͤr- tigkeit eroͤffnen wurde.
§. 3. Die gnaden-reiche Kraͤfften des holdſeligen Liebes-GeiſtesWelch mehrere Gluͤckſee- ligkeit dieſe Liebe nach ſich ziehe, JEſu ſind guldene Ketten von Smaragden und Rubinen, und ſte- hen der Seele aus der maſſen wohl an; und wann wir es wiſſen wol- len, ſo iſt das die Herrlichkeit, die uns der Sohn GOttes vom Vat- ter ausbittet.
Und ſo gehen auch Seligkeiten in die Erfuͤllung des ſechsten Ge- botts ein: Selig ſind die Sanfftmuͤthigen, ſie werden das Erdreich erblich beſitzen; Selig ſind die Barmhertzige, dann es wird ihnen Barmhertzigkeit bewieſen werden; Selig die Friedfertige, dann ſie werden Kinder GOttes genennet werden; die allzeit zum Frieden re- den, ſind Schuͤler des Heiligen Geiſtes, und Chriſti Bruͤder, der Frieden gemacht hat zwiſchen GOtt und Menſchen.
§. 4. Wann man uͤber den Naͤchſten ſeufftzet, und Raach undSchluß- Vermah- nung. Straff von GOtt fordert, reitzet und verbindet man ſeine Gerechtig- keit, Zorn auszuuͤben, welches ſein frembdes Werck iſt, ſo er nicht gern thut: dann er hat mehr Luſt an Gnad und Barmhertzigkeit, das iſt ſeiner Liebes-Natur gemaͤß. Darum will er von ſeinen neuen Chriſten haben, daß ſie ſeine Langmuth erwecken mit liebſeliger Vor- bitt um der Feinde Bekehrung, Erleuchtung und Seligkeit: Dann diß iſt das herrlichſte eigentlichſte Werck der ewigen Majeſtaͤt, wel- ches ſie am liebſten thut; und iſts nicht weit beſſer, unſerem GOTT etwas zu Lieb und Gefallen thun, als dem Moͤrder unſer Seelen? Es ſoll uns je hertzinniglich freuen, daß wir alle Tag und Stund et- wan einem Beleidiger was haben zu verzeihen, zur groͤſten Herrlich- keit JEſu: Vermag unſere verderbte Natur ſolches nicht; GOtt lob! Daß der Gnaden-Brunn noch allezeit laufft, daraus wir Krafft hernehmen koͤnnen, ſo viel wir bedoͤrffen; nach dem wir Kinder des Heil. Geiſtes worden ſind, der das Beſte von uns redt gegen alles Verklagen des Teufels und unſers eigenen Gewiſſens. Sollte uns das nicht recht fromm und bereit machen, uns auch mit Fuͤſſen tret- ten zu laſſen?
Je
E e e e e
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0865"n="769"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">hervor bluͤhende Lilien-Zweig.</hi></fw><lb/>
det, wir waͤren die heiligſten Leut auf Erden, und wurden keine an-<lb/>
dere als wohl-meynende, ſegnende, vorbittende, wohlthuende Ge-<lb/>
dancken in uns trincken aus der Himmels-Quell dem Hertzen JEſu,<lb/>
deſſen uͤberflieſſende Liebe alle Verſtopfungen der eigenſinnigen Haͤr-<lb/>
tigkeit eroͤffnen wurde.</p><lb/><p>§. 3. Die gnaden-reiche Kraͤfften des holdſeligen Liebes-Geiſtes<noteplace="right">Welch<lb/>
mehrere<lb/>
Gluͤckſee-<lb/>
ligkeit<lb/>
dieſe Liebe<lb/>
nach ſich<lb/>
ziehe,</note><lb/>
JEſu ſind guldene Ketten von Smaragden und Rubinen, und ſte-<lb/>
hen der Seele aus der maſſen wohl an; und wann wir es wiſſen wol-<lb/>
len, ſo iſt das die Herrlichkeit, die uns der Sohn GOttes vom Vat-<lb/>
ter ausbittet.</p><lb/><p>Und ſo gehen auch Seligkeiten in die Erfuͤllung des ſechsten Ge-<lb/>
botts ein: Selig ſind die Sanfftmuͤthigen, ſie werden das Erdreich<lb/>
erblich beſitzen; Selig ſind die Barmhertzige, dann es wird ihnen<lb/>
Barmhertzigkeit bewieſen werden; Selig die Friedfertige, dann ſie<lb/>
werden Kinder GOttes genennet werden; die allzeit zum Frieden re-<lb/>
den, ſind Schuͤler des Heiligen Geiſtes, und Chriſti Bruͤder, der<lb/>
Frieden gemacht hat zwiſchen GOtt und Menſchen.</p><lb/><p>§. 4. Wann man uͤber den Naͤchſten ſeufftzet, und Raach und<noteplace="right">Schluß-<lb/>
Vermah-<lb/>
nung.</note><lb/>
Straff von GOtt fordert, reitzet und verbindet man ſeine Gerechtig-<lb/>
keit, Zorn auszuuͤben, welches ſein frembdes Werck iſt, ſo er nicht<lb/>
gern thut: dann er hat mehr Luſt an Gnad und Barmhertzigkeit,<lb/>
das iſt ſeiner Liebes-Natur gemaͤß. Darum will er von ſeinen neuen<lb/>
Chriſten haben, daß ſie ſeine Langmuth erwecken mit liebſeliger Vor-<lb/>
bitt um der Feinde Bekehrung, Erleuchtung und Seligkeit: Dann<lb/>
diß iſt das herrlichſte eigentlichſte Werck der ewigen Majeſtaͤt, wel-<lb/>
ches ſie am liebſten thut; und iſts nicht weit beſſer, unſerem GOTT<lb/>
etwas zu Lieb und Gefallen thun, als dem Moͤrder unſer Seelen?<lb/>
Es ſoll uns je hertzinniglich freuen, daß wir alle Tag und Stund et-<lb/>
wan einem Beleidiger was haben zu verzeihen, zur groͤſten Herrlich-<lb/>
keit JEſu: Vermag unſere verderbte Natur ſolches nicht; GOtt<lb/>
lob! Daß der Gnaden-Brunn noch allezeit laufft, daraus wir Krafft<lb/>
hernehmen koͤnnen, ſo viel wir bedoͤrffen; nach dem wir Kinder des<lb/>
Heil. Geiſtes worden ſind, der das Beſte von uns redt gegen alles<lb/>
Verklagen des Teufels und unſers eigenen Gewiſſens. Sollte uns<lb/>
das nicht recht fromm und bereit machen, uns auch mit Fuͤſſen tret-<lb/>
ten zu laſſen?</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e e e e</fw><fwplace="bottom"type="catch">Je</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[769/0865]
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
det, wir waͤren die heiligſten Leut auf Erden, und wurden keine an-
dere als wohl-meynende, ſegnende, vorbittende, wohlthuende Ge-
dancken in uns trincken aus der Himmels-Quell dem Hertzen JEſu,
deſſen uͤberflieſſende Liebe alle Verſtopfungen der eigenſinnigen Haͤr-
tigkeit eroͤffnen wurde.
§. 3. Die gnaden-reiche Kraͤfften des holdſeligen Liebes-Geiſtes
JEſu ſind guldene Ketten von Smaragden und Rubinen, und ſte-
hen der Seele aus der maſſen wohl an; und wann wir es wiſſen wol-
len, ſo iſt das die Herrlichkeit, die uns der Sohn GOttes vom Vat-
ter ausbittet.
Welch
mehrere
Gluͤckſee-
ligkeit
dieſe Liebe
nach ſich
ziehe,
Und ſo gehen auch Seligkeiten in die Erfuͤllung des ſechsten Ge-
botts ein: Selig ſind die Sanfftmuͤthigen, ſie werden das Erdreich
erblich beſitzen; Selig ſind die Barmhertzige, dann es wird ihnen
Barmhertzigkeit bewieſen werden; Selig die Friedfertige, dann ſie
werden Kinder GOttes genennet werden; die allzeit zum Frieden re-
den, ſind Schuͤler des Heiligen Geiſtes, und Chriſti Bruͤder, der
Frieden gemacht hat zwiſchen GOtt und Menſchen.
§. 4. Wann man uͤber den Naͤchſten ſeufftzet, und Raach und
Straff von GOtt fordert, reitzet und verbindet man ſeine Gerechtig-
keit, Zorn auszuuͤben, welches ſein frembdes Werck iſt, ſo er nicht
gern thut: dann er hat mehr Luſt an Gnad und Barmhertzigkeit,
das iſt ſeiner Liebes-Natur gemaͤß. Darum will er von ſeinen neuen
Chriſten haben, daß ſie ſeine Langmuth erwecken mit liebſeliger Vor-
bitt um der Feinde Bekehrung, Erleuchtung und Seligkeit: Dann
diß iſt das herrlichſte eigentlichſte Werck der ewigen Majeſtaͤt, wel-
ches ſie am liebſten thut; und iſts nicht weit beſſer, unſerem GOTT
etwas zu Lieb und Gefallen thun, als dem Moͤrder unſer Seelen?
Es ſoll uns je hertzinniglich freuen, daß wir alle Tag und Stund et-
wan einem Beleidiger was haben zu verzeihen, zur groͤſten Herrlich-
keit JEſu: Vermag unſere verderbte Natur ſolches nicht; GOtt
lob! Daß der Gnaden-Brunn noch allezeit laufft, daraus wir Krafft
hernehmen koͤnnen, ſo viel wir bedoͤrffen; nach dem wir Kinder des
Heil. Geiſtes worden ſind, der das Beſte von uns redt gegen alles
Verklagen des Teufels und unſers eigenen Gewiſſens. Sollte uns
das nicht recht fromm und bereit machen, uns auch mit Fuͤſſen tret-
ten zu laſſen?
Schluß-
Vermah-
nung.
Je
E e e e e
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/865>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.