hat, an allen Orthen ist; ist aber sein Geist in uns, so werden wir mit Jhm weinen über Jerusalem, für den Riß stehen, und uns bekümmeren um den Schaden Josephs, daß er in das Egypten, des ängstenden, plagenden und treibenden Welt-Geists weggefüh- ret ist, fern von Canaan dem Weinstock der Sanfftmuth Christi, und weit vom Feigenbaum der Bruder-Liebe und allgemeinen Lie- be, ja daß er in eine tieffe Gruben des Unglaubens und der irrdi- schen Gesindheit versinckt ist, daraus er sich nicht erheben kan, die um ihn her stehende Gewächse und Brunn-Quellen, nemlich die unvergleichlichen Güter und Segen des Königreichs der Liebe JE- SU Christi weder im Gnaden-Glantz der wahren Erkanntniß zuse- hen, noch in lebendigem Glauben zu geniessen. Ach da solten zwey, drey zusammen stehen durch Gebett und Zuspruch, bald diesen bald jenen heraus zu ziehen. So lieb dir aber GOTT ist, must du dich ihrer Sünden niemahls theilhafftig machen; dein Umgang seye vielmehr ein Baum des Lebens die Seele zu fahen, und wie ein Engel aus Sodoms Untergang auszuführen. O wie wird dich ei- ne solche errettete Seel im Himmel ewig lieben! Du must als eine Biene deinen Honig vor viele bereiten, und nicht vor dich allein: Dieser Honig hat solche Krafft, daß wann die Wespen davon es- sen, selbige zu Bienen werden.
für die Bekeh- rung der Unbekehr- ten zu bit- ten,
§. 6. Reget sich der Liebes-Geist des grossen Hohenpriesters in deinem stillen zu GOTT erhabenen Hertzen, so wirst du um die Bekehrung der Juden, Türcken und Heiden, ja so vieler tausend Unbekehrter unter uns betten, und zwar ins besonder vor diese, je- ne dir bekannte Person.
die Ver- irrten zu- recht zu weisen.
§. 7. Scheinet das Gnaden-Licht des himmlischen Hertzens-Leh- rers in dir, so wirst du dem unwissenden Nächsten die Herrlich- keit GOttes im Gnaden-Bund erklären, und ihme den richtigen Weg weisen, wie er zu seliger Empfindung der Liebe der Hoch- heiligen Dreyeinigkeit gelangen möge; ihne überzeugende, wie er in Stricken der Lüsten gefangen, Sporen-Streichs der Höllen zu- fahre; wie schön, reich, süß, nöthig JESUS seye, wie bereit
die
Der unter den Stech-Diſteln
hat, an allen Orthen iſt; iſt aber ſein Geiſt in uns, ſo werden wir mit Jhm weinen uͤber Jeruſalem, fuͤr den Riß ſtehen, und uns bekuͤmmeren um den Schaden Joſephs, daß er in das Egypten, des aͤngſtenden, plagenden und treibenden Welt-Geiſts weggefuͤh- ret iſt, fern von Canaan dem Weinſtock der Sanfftmuth Chriſti, und weit vom Feigenbaum der Bruder-Liebe und allgemeinen Lie- be, ja daß er in eine tieffe Gruben des Unglaubens und der irrdi- ſchen Geſindheit verſinckt iſt, daraus er ſich nicht erheben kan, die um ihn her ſtehende Gewaͤchſe und Brunn-Quellen, nemlich die unvergleichlichen Guͤter und Segen des Koͤnigreichs der Liebe JE- SU Chriſti weder im Gnaden-Glantz der wahren Erkanntniß zuſe- hen, noch in lebendigem Glauben zu genieſſen. Ach da ſolten zwey, drey zuſammen ſtehen durch Gebett und Zuſpruch, bald dieſen bald jenen heraus zu ziehen. So lieb dir aber GOTT iſt, muſt du dich ihrer Suͤnden niemahls theilhafftig machen; dein Umgang ſeye vielmehr ein Baum des Lebens die Seele zu fahen, und wie ein Engel aus Sodoms Untergang auszufuͤhren. O wie wird dich ei- ne ſolche errettete Seel im Himmel ewig lieben! Du muſt als eine Biene deinen Honig vor viele bereiten, und nicht vor dich allein: Dieſer Honig hat ſolche Krafft, daß wann die Weſpen davon eſ- ſen, ſelbige zu Bienen werden.
fuͤr die Bekeh- rung der Unbekehr- ten zu bit- ten,
§. 6. Reget ſich der Liebes-Geiſt des groſſen Hohenprieſters in deinem ſtillen zu GOTT erhabenen Hertzen, ſo wirſt du um die Bekehrung der Juden, Tuͤrcken und Heiden, ja ſo vieler tauſend Unbekehrter unter uns betten, und zwar ins beſonder vor dieſe, je- ne dir bekannte Perſon.
die Ver- irrten zu- recht zu weiſen.
§. 7. Scheinet das Gnaden-Licht des himmliſchen Hertzens-Leh- rers in dir, ſo wirſt du dem unwiſſenden Naͤchſten die Herrlich- keit GOttes im Gnaden-Bund erklaͤren, und ihme den richtigen Weg weiſen, wie er zu ſeliger Empfindung der Liebe der Hoch- heiligen Dreyeinigkeit gelangen moͤge; ihne uͤberzeugende, wie er in Stricken der Luͤſten gefangen, Sporen-Streichs der Hoͤllen zu- fahre; wie ſchoͤn, reich, ſuͤß, noͤthig JESUS ſeye, wie bereit
die
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Der unter den Stech-Diſteln
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uns bekuͤmmeren um den Schaden Joſephs, daß er in das Egypten,
des aͤngſtenden, plagenden und treibenden Welt-Geiſts weggefuͤh-
ret iſt, fern von Canaan dem Weinſtock der Sanfftmuth Chriſti,
und weit vom Feigenbaum der Bruder-Liebe und allgemeinen Lie-
be, ja daß er in eine tieffe Gruben des Unglaubens und der irrdi-
ſchen Geſindheit verſinckt iſt, daraus er ſich nicht erheben kan, die
um ihn her ſtehende Gewaͤchſe und Brunn-Quellen, nemlich die
unvergleichlichen Guͤter und Segen des Koͤnigreichs der Liebe JE-
SU Chriſti weder im Gnaden-Glantz der wahren Erkanntniß zuſe-
hen, noch in lebendigem Glauben zu genieſſen. Ach da ſolten zwey,
drey zuſammen ſtehen durch Gebett und Zuſpruch, bald dieſen bald
jenen heraus zu ziehen. So lieb dir aber GOTT iſt, muſt du dich
ihrer Suͤnden niemahls theilhafftig machen; dein Umgang ſeye
vielmehr ein Baum des Lebens die Seele zu fahen, und wie ein
Engel aus Sodoms Untergang auszufuͤhren. O wie wird dich ei-
ne ſolche errettete Seel im Himmel ewig lieben! Du muſt als eine
Biene deinen Honig vor viele bereiten, und nicht vor dich allein:
Dieſer Honig hat ſolche Krafft, daß wann die Weſpen davon eſ-
ſen, ſelbige zu Bienen werden.
§. 6. Reget ſich der Liebes-Geiſt des groſſen Hohenprieſters in
deinem ſtillen zu GOTT erhabenen Hertzen, ſo wirſt du um die
Bekehrung der Juden, Tuͤrcken und Heiden, ja ſo vieler tauſend
Unbekehrter unter uns betten, und zwar ins beſonder vor dieſe, je-
ne dir bekannte Perſon.
§. 7. Scheinet das Gnaden-Licht des himmliſchen Hertzens-Leh-
rers in dir, ſo wirſt du dem unwiſſenden Naͤchſten die Herrlich-
keit GOttes im Gnaden-Bund erklaͤren, und ihme den richtigen
Weg weiſen, wie er zu ſeliger Empfindung der Liebe der Hoch-
heiligen Dreyeinigkeit gelangen moͤge; ihne uͤberzeugende, wie er in
Stricken der Luͤſten gefangen, Sporen-Streichs der Hoͤllen zu-
fahre; wie ſchoͤn, reich, ſuͤß, noͤthig JESUS ſeye, wie bereit
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/852>, abgerufen am 23.11.2024.
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