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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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hervor blühende Lilien-Zweig.
hat, sintemahl alles von dir her ist; du würckest alles selbst, was dir
gefället!

§. 14. Sonst wann das Angesicht GOttes nicht leuchtet ob demWird fer-
ner gelei-
get daß
man sich
wann man
siegen will
an JEsum
halten sol-
le:

Hertzen, so bald die durch unvernünfftiges oder boßhafftes Verhal-
ten des Nächsten gereitzte, und noch heimlich in der Seel versteckt
gewesene aber bey dem Anlaß ausgebrochene Zorn-Kräfften sich wie
ein Nebel über das Hertz ausbreiten, und als ein höllisch Sturm-
Wetter verfinsteren, so befinde ich das beste Mittel zu seyn, eine
sanfst liebreiche Zukehr zu der Sonnen der Gerechtigkeit, welche
dann mit ihrem Krafft-Schein die widrige Ding also lang bestrei-
tet, biß alles wieder aufgeheitert ist; welches auf eine sanfft liebliche
Weiß geschiehet, da sich die Seele sanfft gelassen und leydsamer
Weise verhalt gegen Christo, als wie die Erde gegen dem Himmel.
Es ist nicht ohn, daß die Seele als die verfinsterte Erden, ein Lei-
den dabey hat; welches grösser oder geringer ist, nach dem das ei-
gene Leben und Welt-Sinn starck oder noch schwach ist, auch nach
dem der Mensch aus Faulheit oder wegen anderen Umständen län-
ger verzeucht, in seiner Umkehr von der Welt zu seinem vollkommen
schönen und Tag und Nacht gleich unendlichen getreuen GOTT.
Dann wer sich fleißig zu GOtt gewehnt, findet ihn leicht und bald,
als ein von seiner hertz-geliebten Seele alles dunckele abscheidendes
und zertreibendes Wesen: Wiewohl die Würckung der ewigen Ma-
jestät nicht von der Seel gefühlt wird, wohl aber die wiedergekom-
mene Stille und freudenreiche aufs neu geschenckte Genuß Christi
genugsam zeigt, daß JESUS der Seelen geneigt ist, und zur
Hülffe eilet, und sie nicht gern lang im Unfrieden lasset; eben so we-
nig, als sich die Sonne enthalten kan die zu ihr gewandte Geschöpfe
mit Licht und Wärme zu erfreuen. Es bleibt ewig dabey; mein
Vatter würcket allezeit und auch ich würcke. GOTT ist ein unend-
lich mittheilendes und stäts würcksames Wesen a das ein auf ihn
schauendes Hertz unmöglich lang in der Unruh sehen kan; weßwegen
der Heil. Geist so ernstlich zum Gebett antreibt, und die Seel der
unermüdeten Hirten-Treu Christi erinnert, auch sie so lang mit un-
aussprechlichen Seuffzen vertrittet, biß der Glaube wiederum das
grosse Heil geneußt. Jst also, so viel ich weiß, die gläubige, kind-

liche,
a Joh. V. 17.
Y y y y 2

hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
hat, ſintemahl alles von dir her iſt; du wuͤrckeſt alles ſelbſt, was dir
gefaͤllet!

§. 14. Sonſt wann das Angeſicht GOttes nicht leuchtet ob demWird fer-
ner gelei-
get daß
man ſich
wann man
ſiegen will
an JEſum
halten ſol-
le:

Hertzen, ſo bald die durch unvernuͤnfftiges oder boßhafftes Verhal-
ten des Naͤchſten gereitzte, und noch heimlich in der Seel verſteckt
geweſene aber bey dem Anlaß ausgebrochene Zorn-Kraͤfften ſich wie
ein Nebel uͤber das Hertz ausbreiten, und als ein hoͤlliſch Sturm-
Wetter verfinſteren, ſo befinde ich das beſte Mittel zu ſeyn, eine
ſanfſt liebreiche Zukehr zu der Sonnen der Gerechtigkeit, welche
dann mit ihrem Krafft-Schein die widrige Ding alſo lang beſtrei-
tet, biß alles wieder aufgeheitert iſt; welches auf eine ſanfft liebliche
Weiß geſchiehet, da ſich die Seele ſanfft gelaſſen und leydſamer
Weiſe verhalt gegen Chriſto, als wie die Erde gegen dem Himmel.
Es iſt nicht ohn, daß die Seele als die verfinſterte Erden, ein Lei-
den dabey hat; welches groͤſſer oder geringer iſt, nach dem das ei-
gene Leben und Welt-Sinn ſtarck oder noch ſchwach iſt, auch nach
dem der Menſch aus Faulheit oder wegen anderen Umſtaͤnden laͤn-
ger verzeucht, in ſeiner Umkehr von der Welt zu ſeinem vollkommen
ſchoͤnen und Tag und Nacht gleich unendlichen getreuen GOTT.
Dann wer ſich fleißig zu GOtt gewehnt, findet ihn leicht und bald,
als ein von ſeiner hertz-geliebten Seele alles dunckele abſcheidendes
und zertreibendes Weſen: Wiewohl die Wuͤrckung der ewigen Ma-
jeſtaͤt nicht von der Seel gefuͤhlt wird, wohl aber die wiedergekom-
mene Stille und freudenreiche aufs neu geſchenckte Genuß Chriſti
genugſam zeigt, daß JESUS der Seelen geneigt iſt, und zur
Huͤlffe eilet, und ſie nicht gern lang im Unfrieden laſſet; eben ſo we-
nig, als ſich die Sonne enthalten kan die zu ihr gewandte Geſchoͤpfe
mit Licht und Waͤrme zu erfreuen. Es bleibt ewig dabey; mein
Vatter wuͤrcket allezeit und auch ich wuͤrcke. GOTT iſt ein unend-
lich mittheilendes und ſtaͤts wuͤrckſames Weſen a das ein auf ihn
ſchauendes Hertz unmoͤglich lang in der Unruh ſehen kan; weßwegen
der Heil. Geiſt ſo ernſtlich zum Gebett antreibt, und die Seel der
unermuͤdeten Hirten-Treu Chriſti erinnert, auch ſie ſo lang mit un-
ausſprechlichen Seuffzen vertrittet, biß der Glaube wiederum das
groſſe Heil geneußt. Jſt alſo, ſo viel ich weiß, die glaͤubige, kind-

liche,
a Joh. V. 17.
Y y y y 2
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[723/0819] hervor bluͤhende Lilien-Zweig. hat, ſintemahl alles von dir her iſt; du wuͤrckeſt alles ſelbſt, was dir gefaͤllet! §. 14. Sonſt wann das Angeſicht GOttes nicht leuchtet ob dem Hertzen, ſo bald die durch unvernuͤnfftiges oder boßhafftes Verhal- ten des Naͤchſten gereitzte, und noch heimlich in der Seel verſteckt geweſene aber bey dem Anlaß ausgebrochene Zorn-Kraͤfften ſich wie ein Nebel uͤber das Hertz ausbreiten, und als ein hoͤlliſch Sturm- Wetter verfinſteren, ſo befinde ich das beſte Mittel zu ſeyn, eine ſanfſt liebreiche Zukehr zu der Sonnen der Gerechtigkeit, welche dann mit ihrem Krafft-Schein die widrige Ding alſo lang beſtrei- tet, biß alles wieder aufgeheitert iſt; welches auf eine ſanfft liebliche Weiß geſchiehet, da ſich die Seele ſanfft gelaſſen und leydſamer Weiſe verhalt gegen Chriſto, als wie die Erde gegen dem Himmel. Es iſt nicht ohn, daß die Seele als die verfinſterte Erden, ein Lei- den dabey hat; welches groͤſſer oder geringer iſt, nach dem das ei- gene Leben und Welt-Sinn ſtarck oder noch ſchwach iſt, auch nach dem der Menſch aus Faulheit oder wegen anderen Umſtaͤnden laͤn- ger verzeucht, in ſeiner Umkehr von der Welt zu ſeinem vollkommen ſchoͤnen und Tag und Nacht gleich unendlichen getreuen GOTT. Dann wer ſich fleißig zu GOtt gewehnt, findet ihn leicht und bald, als ein von ſeiner hertz-geliebten Seele alles dunckele abſcheidendes und zertreibendes Weſen: Wiewohl die Wuͤrckung der ewigen Ma- jeſtaͤt nicht von der Seel gefuͤhlt wird, wohl aber die wiedergekom- mene Stille und freudenreiche aufs neu geſchenckte Genuß Chriſti genugſam zeigt, daß JESUS der Seelen geneigt iſt, und zur Huͤlffe eilet, und ſie nicht gern lang im Unfrieden laſſet; eben ſo we- nig, als ſich die Sonne enthalten kan die zu ihr gewandte Geſchoͤpfe mit Licht und Waͤrme zu erfreuen. Es bleibt ewig dabey; mein Vatter wuͤrcket allezeit und auch ich wuͤrcke. GOTT iſt ein unend- lich mittheilendes und ſtaͤts wuͤrckſames Weſen a das ein auf ihn ſchauendes Hertz unmoͤglich lang in der Unruh ſehen kan; weßwegen der Heil. Geiſt ſo ernſtlich zum Gebett antreibt, und die Seel der unermuͤdeten Hirten-Treu Chriſti erinnert, auch ſie ſo lang mit un- ausſprechlichen Seuffzen vertrittet, biß der Glaube wiederum das groſſe Heil geneußt. Jſt alſo, ſo viel ich weiß, die glaͤubige, kind- liche, Wird fer- ner gelei- get daß man ſich wann man ſiegen will an JEſum halten ſol- le: a Joh. V. 17. Y y y y 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/819>, abgerufen am 22.11.2024.