die ewige Perl a; wer den recht besitzt, kan wohl andere um irrdi- sche Ding sich grämen lassen.
Die Liebe zur Heili- gung wird einen fanfftmü- thig ma- chen.
§. 5. Wer die Heiligung allen vorziehet, und sie also nach ihrem Werth zu schätzen weißt, wird sich nicht lang aufhalten an dem Stock der ihm in Weg gelegt ist, noch ergrimmen über den Stein, der ihm nachgeworffen worden: Geheiliget werden ist ihm über alles, das nimmt ihm seine Begierden ein, und macht, daß er das andere wenig zu Hertzen fasset. Gutes thun ist ja köstlich, aber Böses leiden ist weit köstlicher, heiliget, heilet, und erleuchtet auch mehr, und bringet tieffer hinein in Christi Erkanntniß und Gemein- schafft. Was leidet nicht ein Soldat, ein Kauffmann, ein Türcki- scher oder Jndianischer Ordens-Mann um einer ungewissen Hoff- nung willen, und du wolltest nicht deinem HErren und deinem GOtt zu Gefallen, einen Stich, Hieb, räuberische Entwendung, über- zwerch Wort, ein Lufft zerfladerende Nachred, deinem Nächsten von Hertzen vergeben; alldieweil du aus GOttes Gnaden und Christi Verdienst ein unvergänglich Reich zu hoffen hast?
Zur Sanfft- muth, Versöhn- lichkeit und Liebe solle einen bringen seine eige- ne Wohl- fart.
§. 6. Halte nur sicher davor, es treffe deine eigene Wohlfahrt an: Bist du sanfftmüthig, liebreich, vertragsam, barmhertzig, versöhn- lich, allzeit gerüst Böses mit Gutem zu vergelten; glaube nur, du wirst es selbst zu geniessen haben, und kein anderer. Jedweder Baum wird seine eigene Frucht essen, Böses und Gutes kommt je- dem wieder zu Hauß und Heim; ists nicht in dieser, so ists in der künfftigen Welt. Du thust also alles dir selbst und nicht einem an- deren; darum beklage dich je nicht über dein Looß, daß du dem Bösen nicht widerstehen sollest und zum Leiden beruffen bist, alles über dich gehen zu lassen ohne Murren, ohne Widerred, ohne das meinste Merckzei- chen der Rach, in zerschmeltzender Liebe gegen die unvernünfftigsten Beleidiger; gewiß ist dir das Looß aufs liebliche gefallen, dir ist ein schön Erbtheil worden. Es muß alle Tag und Stund jemand auf dem Erdboden seyn, der dem HErren Christo seinen Willen erfülle, der nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandle; solltest du es nicht eben so gern seyn, als ein anderer? Oder hast du es un- gern, wann der Heil. Geist deinen Namen aufschreibt in den Rodel der Sclaven Christi? Einmahl ich wünsche mir vor meinen Theil
keine
aLuc. XII. 13-21.
Der unter den Stech-Diſteln
die ewige Perl a; wer den recht beſitzt, kan wohl andere um irrdi- ſche Ding ſich graͤmen laſſen.
Die Liebe zur Heili- gung wird einen fanfftmuͤ- thig ma- chen.
§. 5. Wer die Heiligung allen vorziehet, und ſie alſo nach ihrem Werth zu ſchaͤtzen weißt, wird ſich nicht lang aufhalten an dem Stock der ihm in Weg gelegt iſt, noch ergrimmen uͤber den Stein, der ihm nachgeworffen worden: Geheiliget werden iſt ihm uͤber alles, das nimmt ihm ſeine Begierden ein, und macht, daß er das andere wenig zu Hertzen faſſet. Gutes thun iſt ja koͤſtlich, aber Boͤſes leiden iſt weit koͤſtlicher, heiliget, heilet, und erleuchtet auch mehr, und bringet tieffer hinein in Chriſti Erkanntniß und Gemein- ſchafft. Was leidet nicht ein Soldat, ein Kauffmann, ein Tuͤrcki- ſcher oder Jndianiſcher Ordens-Mann um einer ungewiſſen Hoff- nung willen, und du wollteſt nicht deinem HErren und deinem GOtt zu Gefallen, einen Stich, Hieb, raͤuberiſche Entwendung, uͤber- zwerch Wort, ein Lufft zerfladerende Nachred, deinem Naͤchſten von Hertzen vergeben; alldieweil du aus GOttes Gnaden und Chriſti Verdienſt ein unvergaͤnglich Reich zu hoffen haſt?
Zur Sanfft- muth, Verſoͤhn- lichkeit und Liebe ſolle einen bringen ſeine eige- ne Wohl- fart.
§. 6. Halte nur ſicher davor, es treffe deine eigene Wohlfahrt an: Biſt du ſanfftmuͤthig, liebreich, vertragſam, barmhertzig, verſoͤhn- lich, allzeit geruͤſt Boͤſes mit Gutem zu vergelten; glaube nur, du wirſt es ſelbſt zu genieſſen haben, und kein anderer. Jedweder Baum wird ſeine eigene Frucht eſſen, Boͤſes und Gutes kommt je- dem wieder zu Hauß und Heim; iſts nicht in dieſer, ſo iſts in der kuͤnfftigen Welt. Du thuſt alſo alles dir ſelbſt und nicht einem an- deren; darum beklage dich je nicht uͤber dein Looß, daß du dem Boͤſen nicht widerſtehen ſolleſt und zum Leiden beruffen biſt, alles uͤber dich gehen zu laſſen ohne Murren, ohne Widerred, ohne das meinſte Merckzei- chen der Rach, in zerſchmeltzender Liebe gegen die unvernuͤnfftigſten Beleidiger; gewiß iſt dir das Looß aufs liebliche gefallen, dir iſt ein ſchoͤn Erbtheil worden. Es muß alle Tag und Stund jemand auf dem Erdboden ſeyn, der dem HErren Chriſto ſeinen Willen erfuͤlle, der nicht nach dem Fleiſch, ſondern nach dem Geiſt wandle; ſollteſt du es nicht eben ſo gern ſeyn, als ein anderer? Oder haſt du es un- gern, wann der Heil. Geiſt deinen Namen aufſchreibt in den Rodel der Sclaven Chriſti? Einmahl ich wuͤnſche mir vor meinen Theil
keine
aLuc. XII. 13-21.
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Der unter den Stech-Diſteln
die ewige Perl a; wer den recht beſitzt, kan wohl andere um irrdi-
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§. 5. Wer die Heiligung allen vorziehet, und ſie alſo nach ihrem
Werth zu ſchaͤtzen weißt, wird ſich nicht lang aufhalten an dem
Stock der ihm in Weg gelegt iſt, noch ergrimmen uͤber den
Stein, der ihm nachgeworffen worden: Geheiliget werden iſt ihm
uͤber alles, das nimmt ihm ſeine Begierden ein, und macht, daß er
das andere wenig zu Hertzen faſſet. Gutes thun iſt ja koͤſtlich, aber
Boͤſes leiden iſt weit koͤſtlicher, heiliget, heilet, und erleuchtet auch
mehr, und bringet tieffer hinein in Chriſti Erkanntniß und Gemein-
ſchafft. Was leidet nicht ein Soldat, ein Kauffmann, ein Tuͤrcki-
ſcher oder Jndianiſcher Ordens-Mann um einer ungewiſſen Hoff-
nung willen, und du wollteſt nicht deinem HErren und deinem GOtt
zu Gefallen, einen Stich, Hieb, raͤuberiſche Entwendung, uͤber-
zwerch Wort, ein Lufft zerfladerende Nachred, deinem Naͤchſten von
Hertzen vergeben; alldieweil du aus GOttes Gnaden und Chriſti
Verdienſt ein unvergaͤnglich Reich zu hoffen haſt?
§. 6. Halte nur ſicher davor, es treffe deine eigene Wohlfahrt an:
Biſt du ſanfftmuͤthig, liebreich, vertragſam, barmhertzig, verſoͤhn-
lich, allzeit geruͤſt Boͤſes mit Gutem zu vergelten; glaube nur, du
wirſt es ſelbſt zu genieſſen haben, und kein anderer. Jedweder
Baum wird ſeine eigene Frucht eſſen, Boͤſes und Gutes kommt je-
dem wieder zu Hauß und Heim; iſts nicht in dieſer, ſo iſts in der
kuͤnfftigen Welt. Du thuſt alſo alles dir ſelbſt und nicht einem an-
deren; darum beklage dich je nicht uͤber dein Looß, daß du dem Boͤſen
nicht widerſtehen ſolleſt und zum Leiden beruffen biſt, alles uͤber dich gehen
zu laſſen ohne Murren, ohne Widerred, ohne das meinſte Merckzei-
chen der Rach, in zerſchmeltzender Liebe gegen die unvernuͤnfftigſten
Beleidiger; gewiß iſt dir das Looß aufs liebliche gefallen, dir iſt
ein ſchoͤn Erbtheil worden. Es muß alle Tag und Stund jemand auf
dem Erdboden ſeyn, der dem HErren Chriſto ſeinen Willen erfuͤlle,
der nicht nach dem Fleiſch, ſondern nach dem Geiſt wandle; ſollteſt
du es nicht eben ſo gern ſeyn, als ein anderer? Oder haſt du es un-
gern, wann der Heil. Geiſt deinen Namen aufſchreibt in den Rodel
der Sclaven Chriſti? Einmahl ich wuͤnſche mir vor meinen Theil
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a Luc. XII. 13-21.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/804>, abgerufen am 23.11.2024.
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