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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der unter den Stech-Disteln
dem muß alles zum gesegneten Fortgang mitwürcken auch die streng-
ste Widerwinde: Vernunfft aber und Unglaube verstehen die Sach
nicht also, denn sie leben in stetem Hader und Unwillen mit Creutz
und Unglück, sie können keinen Frieden machen mit Schmach, Man-
gel, Schmertzen, Elend; daß sie das sich besser liessen gefallen als
Reichthum, Ehre und Wollust (Wollust ist nur im Creutz JEsu.)
Ja wann alles widrige tausend Meil Wegs fort ist, das ist der Frie-
den den die Welt liebt und gibt, indem sie nichts leiden will. Dein
Schiff muß von innen gegen allen Sturm wohl versehen seyn, und
das ist der Fried, den Christus gibt. Und die an ihn glauben mit
beseeliget, indem er ihnen sein Hertz mittheilet, und schaffet, daß
sie eben so grosse Lust haben, an Beschimpffung, Verachtung, Be-
schädigung, verleumdet und belogen zu werden, als die Welt immer
haben kan, gerühmet und geliebkoset zu seyn. Jst hiemit keine rich-
tigere Straß zu Fried, Ruh und Liebe aller Menschen, als dich
stäts JESU anzuvertrauen, und im Geist zu singen:

Will die Eigenheit mich fällen,
Oder schlagen Trübsals-Wellen,
Auf mein schwaches Schifflein zu,
Weiß ich, daß es JEsum führet,
Und Er selbst das Steur regieret,
Bringt es auch in Port der Ruh.
Sein
Schifflein
von ihm
als dem
rechten
Steur-
Mann
führen
lässet,

§. 2. Wer seinem Steurmann nicht trauet, ist übel dran; Dann
GOtt führet uns gemeiniglich einen Weg, den wir nicht wissen, wie
Jsrael in der Wüsten, ohne Weg und Steg, ohne Speiß und
Tranck, daß wir einmahl an seine Gnad kommen und alle Stund
erwarten müssen, was er wolle mit uns vornehmen, so lang biß wir
Hände und Füsse gehen lassen, und uns überall auf Gnad und Un-
gnad GOttes Regierung lediglich übergeben. Freue dich, o Mensch!
Wann deine Sach verdorben aussiehet in den Augen aller Men-
schen; es ist dein Leben-Tag nie besser um dich gestanden, und du
bist GOTT niemahl so nahe gewesen. Derowegen verliehre den
Muth nicht, bitte nur immerfort, zukomme dein Reich! Abba lieber
Vatter! Rotte aus in mir alle häßige, zornige, neidige, rachgieri-
ge Kräfften, regiere du in mir, und treibe aus den feindseeligen, giff-
tigen Teufel mit allen seinen finsteren Zorn-Würckungen, sättige

mich

Der unter den Stech-Diſteln
dem muß alles zum geſegneten Fortgang mitwuͤrcken auch die ſtreng-
ſte Widerwinde: Vernunfft aber und Unglaube verſtehen die Sach
nicht alſo, denn ſie leben in ſtetem Hader und Unwillen mit Creutz
und Ungluͤck, ſie koͤnnen keinen Frieden machen mit Schmach, Man-
gel, Schmertzen, Elend; daß ſie das ſich beſſer lieſſen gefallen als
Reichthum, Ehre und Wolluſt (Wolluſt iſt nur im Creutz JEſu.)
Ja wann alles widrige tauſend Meil Wegs fort iſt, das iſt der Frie-
den den die Welt liebt und gibt, indem ſie nichts leiden will. Dein
Schiff muß von innen gegen allen Sturm wohl verſehen ſeyn, und
das iſt der Fried, den Chriſtus gibt. Und die an ihn glauben mit
beſeeliget, indem er ihnen ſein Hertz mittheilet, und ſchaffet, daß
ſie eben ſo groſſe Luſt haben, an Beſchimpffung, Verachtung, Be-
ſchaͤdigung, verleumdet und belogen zu werden, als die Welt immer
haben kan, geruͤhmet und geliebkoſet zu ſeyn. Jſt hiemit keine rich-
tigere Straß zu Fried, Ruh und Liebe aller Menſchen, als dich
ſtaͤts JESU anzuvertrauen, und im Geiſt zu ſingen:

Will die Eigenheit mich faͤllen,
Oder ſchlagen Truͤbſals-Wellen,
Auf mein ſchwaches Schifflein zu,
Weiß ich, daß es JEſum fuͤhret,
Und Er ſelbſt das Steur regieret,
Bringt es auch in Port der Ruh.
Sein
Schifflein
von ihm
als dem
rechten
Steur-
Mann
fuͤhren
laͤſſet,

§. 2. Wer ſeinem Steurmann nicht trauet, iſt uͤbel dran; Dann
GOtt fuͤhret uns gemeiniglich einen Weg, den wir nicht wiſſen, wie
Jſrael in der Wuͤſten, ohne Weg und Steg, ohne Speiß und
Tranck, daß wir einmahl an ſeine Gnad kommen und alle Stund
erwarten muͤſſen, was er wolle mit uns vornehmen, ſo lang biß wir
Haͤnde und Fuͤſſe gehen laſſen, und uns uͤberall auf Gnad und Un-
gnad GOttes Regierung lediglich uͤbergeben. Freue dich, o Menſch!
Wann deine Sach verdorben ausſiehet in den Augen aller Men-
ſchen; es iſt dein Leben-Tag nie beſſer um dich geſtanden, und du
biſt GOTT niemahl ſo nahe geweſen. Derowegen verliehre den
Muth nicht, bitte nur immerfort, zukomme dein Reich! Abba lieber
Vatter! Rotte aus in mir alle haͤßige, zornige, neidige, rachgieri-
ge Kraͤfften, regiere du in mir, und treibe aus den feindſeeligen, giff-
tigen Teufel mit allen ſeinen finſteren Zorn-Wuͤrckungen, ſaͤttige

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[706/0802] Der unter den Stech-Diſteln dem muß alles zum geſegneten Fortgang mitwuͤrcken auch die ſtreng- ſte Widerwinde: Vernunfft aber und Unglaube verſtehen die Sach nicht alſo, denn ſie leben in ſtetem Hader und Unwillen mit Creutz und Ungluͤck, ſie koͤnnen keinen Frieden machen mit Schmach, Man- gel, Schmertzen, Elend; daß ſie das ſich beſſer lieſſen gefallen als Reichthum, Ehre und Wolluſt (Wolluſt iſt nur im Creutz JEſu.) Ja wann alles widrige tauſend Meil Wegs fort iſt, das iſt der Frie- den den die Welt liebt und gibt, indem ſie nichts leiden will. Dein Schiff muß von innen gegen allen Sturm wohl verſehen ſeyn, und das iſt der Fried, den Chriſtus gibt. Und die an ihn glauben mit beſeeliget, indem er ihnen ſein Hertz mittheilet, und ſchaffet, daß ſie eben ſo groſſe Luſt haben, an Beſchimpffung, Verachtung, Be- ſchaͤdigung, verleumdet und belogen zu werden, als die Welt immer haben kan, geruͤhmet und geliebkoſet zu ſeyn. Jſt hiemit keine rich- tigere Straß zu Fried, Ruh und Liebe aller Menſchen, als dich ſtaͤts JESU anzuvertrauen, und im Geiſt zu ſingen: Will die Eigenheit mich faͤllen, Oder ſchlagen Truͤbſals-Wellen, Auf mein ſchwaches Schifflein zu, Weiß ich, daß es JEſum fuͤhret, Und Er ſelbſt das Steur regieret, Bringt es auch in Port der Ruh. §. 2. Wer ſeinem Steurmann nicht trauet, iſt uͤbel dran; Dann GOtt fuͤhret uns gemeiniglich einen Weg, den wir nicht wiſſen, wie Jſrael in der Wuͤſten, ohne Weg und Steg, ohne Speiß und Tranck, daß wir einmahl an ſeine Gnad kommen und alle Stund erwarten muͤſſen, was er wolle mit uns vornehmen, ſo lang biß wir Haͤnde und Fuͤſſe gehen laſſen, und uns uͤberall auf Gnad und Un- gnad GOttes Regierung lediglich uͤbergeben. Freue dich, o Menſch! Wann deine Sach verdorben ausſiehet in den Augen aller Men- ſchen; es iſt dein Leben-Tag nie beſſer um dich geſtanden, und du biſt GOTT niemahl ſo nahe geweſen. Derowegen verliehre den Muth nicht, bitte nur immerfort, zukomme dein Reich! Abba lieber Vatter! Rotte aus in mir alle haͤßige, zornige, neidige, rachgieri- ge Kraͤfften, regiere du in mir, und treibe aus den feindſeeligen, giff- tigen Teufel mit allen ſeinen finſteren Zorn-Wuͤrckungen, ſaͤttige mich

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/802>, abgerufen am 24.11.2024.