ne Aufhören; Jch kan, ich will nicht, das ist mir viel zu schwer a:Alles GOTT dem HErrn überlassen. Jndessen seuffzet die getruckte Seel in diesem Angst-Bad des Zorns, so der Teufel im Fleisch eingeheitzt, und wollte sich so gern in den balsamischen Liebes-Teichen JEsu abkühlen, kan sich aber nicht nach Hertzens-Wunsch eintauchen: Sie wünschet hoch theur ein ewiges Vergessen aller Beleidigung, aber es kommt gleichwohl nun und dann gar starck wider ins Gedächtniß, weil die Sach durch allzuofft wie- derhohlte Uberlegung allzu tieff eingewurtzelt, und der aus erlittener Nachred und Verleumdung erwachsene Schade gar zu tieff zu Her- tzen genommen worden. Wirst du dir daselbst wollen helffen, so wirst du übel ärger machen; schweige, leide, laß dich GOtt über ohne dich durch eigenes Sorgen aus seiner allmächtigen, weisen Vat- ters-Hand zuruck zu nehmen, trau ihm doch, er ist ja GOTT, der seine Herrlichkeit am liebsten darinn zeigt, daß er alles gut mache, was du verderbt, und alles zu deiner Freud und Seeligkeit ausfüh- re. Jn diesem seeligen Weg der Glaubens-Ubergab, wirst du man- cher Angst überhoben seyn, die dir sonst das Hertz abnagen würde: Siehets gefährlich aus, scheints verdorben und verlohren, so leuch- tet GOttes Ehr in der Hülffe nur desto scheinbarer hervor.
§. 7. Gedencke doch, daß deine Affterreder und Verleumder nichtDann die- se Beleidi- ger können nicht wei- ters gehen als GOtt ihnen zu- läßt. weiter gehen können, als es ihnen dein guter getreuer GOtt zulaßt.
Willt du aber dem, der dir den Bart abnimmt, mit deinem Ei- gen-Dunckel und Selbst-Regieren die Hand stossen, so habe als- dann vor gut, wann du in Backen gehauen wirst. Deines Feindes Zungen ist ein Scheer-Messer; aber GOtt führts in seiner Hand, dich schön und überall anmuthig zu machen: Ach darum zürne doch nicht mit denen armen Geschöpfen. Dann ist das wahr, was deine Hässer von dir ausstreuen, so dienets zu deiner Demuth, treibt dich zum Gebet, macht dich wachtbar, dich desto eifriger vor der Sünd zu hüten, und das Fleisch zu dämpfen: Jsts nichts wahr, so freue dich heimlich auf den Jüngsten Tag, und hüpfe vor Freuden, ver- geude deinen Ruhm nicht und greiffe dem künfftigen Richter nicht vor durch unzeitiges Rechtfertigen und hitziges Versprechen, dann das wurde dir eine schöne Blum am Krantz der ewigen Herrlichkeit zer- reissen; gönne doch die Ehre deinem HErren Christo, daß er etwas ans Licht bringe, das biß zu seiner Zukunfft verborgen geblieben.
§. 8.
aMarc. V. 4.
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
ne Aufhoͤren; Jch kan, ich will nicht, das iſt mir viel zu ſchwer a:Alles GOTT dem HErrn uͤbeꝛlaſſen. Jndeſſen ſeuffzet die getruckte Seel in dieſem Angſt-Bad des Zorns, ſo der Teufel im Fleiſch eingeheitzt, und wollte ſich ſo gern in den balſamiſchen Liebes-Teichen JEſu abkuͤhlen, kan ſich aber nicht nach Hertzens-Wunſch eintauchen: Sie wuͤnſchet hoch theur ein ewiges Vergeſſen aller Beleidigung, aber es kommt gleichwohl nun und dann gar ſtarck wider ins Gedaͤchtniß, weil die Sach durch allzuofft wie- derhohlte Uberlegung allzu tieff eingewurtzelt, und der aus erlittener Nachred und Verleumdung erwachſene Schade gar zu tieff zu Her- tzen genommen worden. Wirſt du dir daſelbſt wollen helffen, ſo wirſt du uͤbel aͤrger machen; ſchweige, leide, laß dich GOtt uͤber ohne dich durch eigenes Sorgen aus ſeiner allmaͤchtigen, weiſen Vat- ters-Hand zuruck zu nehmen, trau ihm doch, er iſt ja GOTT, der ſeine Herrlichkeit am liebſten darinn zeigt, daß er alles gut mache, was du verderbt, und alles zu deiner Freud und Seeligkeit ausfuͤh- re. Jn dieſem ſeeligen Weg der Glaubens-Ubergab, wirſt du man- cher Angſt uͤberhoben ſeyn, die dir ſonſt das Hertz abnagen wuͤrde: Siehets gefaͤhrlich aus, ſcheints verdorben und verlohren, ſo leuch- tet GOttes Ehr in der Huͤlffe nur deſto ſcheinbarer hervor.
§. 7. Gedencke doch, daß deine Affterreder und Verleumder nichtDann die- ſe Beleidi- geꝛ koͤnnen nicht wei- ters gehen als GOtt ihnen zu- laͤßt. weiter gehen koͤnnen, als es ihnen dein guter getreuer GOtt zulaßt.
Willt du aber dem, der dir den Bart abnimmt, mit deinem Ei- gen-Dunckel und Selbſt-Regieren die Hand ſtoſſen, ſo habe als- dann vor gut, wann du in Backen gehauen wirſt. Deines Feindes Zungen iſt ein Scheer-Meſſer; aber GOtt fuͤhrts in ſeiner Hand, dich ſchoͤn und uͤberall anmuthig zu machen: Ach darum zuͤrne doch nicht mit denen armen Geſchoͤpfen. Dann iſt das wahr, was deine Haͤſſer von dir ausſtreuen, ſo dienets zu deiner Demuth, treibt dich zum Gebet, macht dich wachtbar, dich deſto eifriger vor der Suͤnd zu huͤten, und das Fleiſch zu daͤmpfen: Jſts nichts wahr, ſo freue dich heimlich auf den Juͤngſten Tag, und huͤpfe vor Freuden, ver- geude deinen Ruhm nicht und greiffe dem kuͤnfftigen Richter nicht vor durch unzeitiges Rechtfertigen und hitziges Verſprechen, dann das wurde dir eine ſchoͤne Blum am Krantz der ewigen Herrlichkeit zer- reiſſen; goͤnne doch die Ehre deinem HErren Chriſto, daß er etwas ans Licht bringe, das biß zu ſeiner Zukunfft verborgen geblieben.
§. 8.
aMarc. V. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0799"n="703"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">hervor bluͤhende Lilien-Zweig.</hi></fw><lb/>
ne Aufhoͤren; <hirendition="#fr">Jch kan, ich will nicht,</hi> das iſt mir viel zu ſchwer <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Marc. V.</hi> 4.</note>:<noteplace="right">Alles<lb/>
GOTT<lb/>
dem<lb/>
HErrn<lb/>
uͤbeꝛlaſſen.</note><lb/>
Jndeſſen ſeuffzet die getruckte Seel in dieſem Angſt-Bad des Zorns,<lb/>ſo der Teufel im Fleiſch eingeheitzt, und wollte ſich ſo gern in den<lb/>
balſamiſchen Liebes-Teichen JEſu abkuͤhlen, kan ſich aber nicht nach<lb/>
Hertzens-Wunſch eintauchen: Sie wuͤnſchet hoch theur ein ewiges<lb/>
Vergeſſen aller Beleidigung, aber es kommt gleichwohl nun und dann<lb/>
gar ſtarck wider ins Gedaͤchtniß, weil die Sach durch allzuofft wie-<lb/>
derhohlte Uberlegung allzu tieff eingewurtzelt, und der aus erlittener<lb/>
Nachred und Verleumdung erwachſene Schade gar zu tieff zu Her-<lb/>
tzen genommen worden. Wirſt du dir daſelbſt wollen helffen, ſo<lb/>
wirſt du uͤbel aͤrger machen; ſchweige, leide, laß dich GOtt uͤber<lb/>
ohne dich durch eigenes Sorgen aus ſeiner allmaͤchtigen, weiſen Vat-<lb/>
ters-Hand zuruck zu nehmen, trau ihm doch, er iſt ja GOTT, der<lb/>ſeine Herrlichkeit am liebſten darinn zeigt, daß er alles gut mache,<lb/>
was du verderbt, und alles zu deiner Freud und Seeligkeit ausfuͤh-<lb/>
re. Jn dieſem ſeeligen Weg der Glaubens-Ubergab, wirſt du man-<lb/>
cher Angſt uͤberhoben ſeyn, die dir ſonſt das Hertz abnagen wuͤrde:<lb/>
Siehets gefaͤhrlich aus, ſcheints verdorben und verlohren, ſo leuch-<lb/>
tet GOttes Ehr in der Huͤlffe nur deſto ſcheinbarer hervor.</p><lb/><p>§. 7. Gedencke doch, daß deine Affterreder und Verleumder nicht<noteplace="right">Dann die-<lb/>ſe Beleidi-<lb/>
geꝛ koͤnnen<lb/>
nicht wei-<lb/>
ters gehen<lb/>
als GOtt<lb/>
ihnen zu-<lb/>
laͤßt.</note><lb/>
weiter gehen koͤnnen, als es ihnen dein guter getreuer GOtt zulaßt.</p><lb/><p>Willt du aber dem, der dir den Bart abnimmt, mit deinem Ei-<lb/>
gen-Dunckel und Selbſt-Regieren die Hand ſtoſſen, ſo habe als-<lb/>
dann vor gut, wann du in Backen gehauen wirſt. Deines Feindes<lb/>
Zungen iſt ein <hirendition="#fr">Scheer-Meſſer;</hi> aber GOtt fuͤhrts in ſeiner Hand,<lb/>
dich ſchoͤn und uͤberall anmuthig zu machen: Ach darum zuͤrne doch<lb/>
nicht mit denen armen Geſchoͤpfen. Dann iſt das wahr, was deine<lb/>
Haͤſſer von dir ausſtreuen, ſo dienets zu deiner Demuth, treibt dich<lb/>
zum Gebet, macht dich wachtbar, dich deſto eifriger vor der Suͤnd<lb/>
zu huͤten, und das Fleiſch zu daͤmpfen: Jſts nichts wahr, ſo freue<lb/>
dich heimlich auf den Juͤngſten Tag, und huͤpfe vor Freuden, ver-<lb/>
geude deinen Ruhm nicht und greiffe dem kuͤnfftigen Richter nicht vor<lb/>
durch unzeitiges Rechtfertigen und hitziges Verſprechen, dann das<lb/>
wurde dir eine ſchoͤne Blum am Krantz der ewigen Herrlichkeit zer-<lb/>
reiſſen; goͤnne doch die Ehre deinem HErren Chriſto, daß er etwas<lb/>
ans Licht bringe, das biß zu ſeiner Zukunfft verborgen geblieben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 8.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[703/0799]
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
ne Aufhoͤren; Jch kan, ich will nicht, das iſt mir viel zu ſchwer a:
Jndeſſen ſeuffzet die getruckte Seel in dieſem Angſt-Bad des Zorns,
ſo der Teufel im Fleiſch eingeheitzt, und wollte ſich ſo gern in den
balſamiſchen Liebes-Teichen JEſu abkuͤhlen, kan ſich aber nicht nach
Hertzens-Wunſch eintauchen: Sie wuͤnſchet hoch theur ein ewiges
Vergeſſen aller Beleidigung, aber es kommt gleichwohl nun und dann
gar ſtarck wider ins Gedaͤchtniß, weil die Sach durch allzuofft wie-
derhohlte Uberlegung allzu tieff eingewurtzelt, und der aus erlittener
Nachred und Verleumdung erwachſene Schade gar zu tieff zu Her-
tzen genommen worden. Wirſt du dir daſelbſt wollen helffen, ſo
wirſt du uͤbel aͤrger machen; ſchweige, leide, laß dich GOtt uͤber
ohne dich durch eigenes Sorgen aus ſeiner allmaͤchtigen, weiſen Vat-
ters-Hand zuruck zu nehmen, trau ihm doch, er iſt ja GOTT, der
ſeine Herrlichkeit am liebſten darinn zeigt, daß er alles gut mache,
was du verderbt, und alles zu deiner Freud und Seeligkeit ausfuͤh-
re. Jn dieſem ſeeligen Weg der Glaubens-Ubergab, wirſt du man-
cher Angſt uͤberhoben ſeyn, die dir ſonſt das Hertz abnagen wuͤrde:
Siehets gefaͤhrlich aus, ſcheints verdorben und verlohren, ſo leuch-
tet GOttes Ehr in der Huͤlffe nur deſto ſcheinbarer hervor.
Alles
GOTT
dem
HErrn
uͤbeꝛlaſſen.
§. 7. Gedencke doch, daß deine Affterreder und Verleumder nicht
weiter gehen koͤnnen, als es ihnen dein guter getreuer GOtt zulaßt.
Dann die-
ſe Beleidi-
geꝛ koͤnnen
nicht wei-
ters gehen
als GOtt
ihnen zu-
laͤßt.
Willt du aber dem, der dir den Bart abnimmt, mit deinem Ei-
gen-Dunckel und Selbſt-Regieren die Hand ſtoſſen, ſo habe als-
dann vor gut, wann du in Backen gehauen wirſt. Deines Feindes
Zungen iſt ein Scheer-Meſſer; aber GOtt fuͤhrts in ſeiner Hand,
dich ſchoͤn und uͤberall anmuthig zu machen: Ach darum zuͤrne doch
nicht mit denen armen Geſchoͤpfen. Dann iſt das wahr, was deine
Haͤſſer von dir ausſtreuen, ſo dienets zu deiner Demuth, treibt dich
zum Gebet, macht dich wachtbar, dich deſto eifriger vor der Suͤnd
zu huͤten, und das Fleiſch zu daͤmpfen: Jſts nichts wahr, ſo freue
dich heimlich auf den Juͤngſten Tag, und huͤpfe vor Freuden, ver-
geude deinen Ruhm nicht und greiffe dem kuͤnfftigen Richter nicht vor
durch unzeitiges Rechtfertigen und hitziges Verſprechen, dann das
wurde dir eine ſchoͤne Blum am Krantz der ewigen Herrlichkeit zer-
reiſſen; goͤnne doch die Ehre deinem HErren Chriſto, daß er etwas
ans Licht bringe, das biß zu ſeiner Zukunfft verborgen geblieben.
§. 8.
a Marc. V. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/799>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.