lium JESU mein einige Lust seyn; er wollte es allezeit selbst thun, darum geschahe es nicht, GOTT hätte keine Ehr davon, wann es der Mensch selbst ausrichtete, darum sind alle Menschen vor ihm nichts dann Eitelkeit. Freylich bate er offt lang um Beystand von dem allgenugsamen, allein er kriegte nichts Jac. 4. Weil ers in sei- nen Wollüsten verzehrete, in Eigen-Lieb und Eigenheit, er könnte des unnützen Geschwätzes nicht müßig gehen, noch der Menschen Ge- fälligkeiten lassen fahren, ob es ihm schon angezeigt wurde, was un- wiederbringlichen Schaden er davon haben würd, es ware ihm nur, wann doch nach seinem Tod er seines Lebens und Wandels halben von jedermann gerühmt würd, und das ist auch geschehen, dann fast überall von allen, die ihn gekannt, sein frühzeitiger Todes-Fall be- dauret worden, er hatte von aller Welt das beste Lob; Und also nahm er Rauch vor seinen Lohn dahin. Mehrmahlen ward ihme zugespro- chen wie es in seiner Seelen stehe, ob die Freud GOttes oder der Welt das Ober-Regiment in seiner Seel hätte, über welche ernste Zusprüch und Erinnerungen er dann unrühig, und seines zerrütteten Zustands, daß er nicht anders seyn könnte, also überdrüßig ward, daß ihn dauchte, er möchte aus der Haut schläuffen und darvon lauffen; Aber er lieffe wohl mit dem Kopf an eine Mauer, er mußte erfahren, daß es nicht sey deß der da will, oder deß der da laufft. Rom. 9. dann er könnte nicht bewerckstelligen alles, daß er ihm von Heiligkeit und Göttli- chen Wandel in Sinn genommen, er könnte zu nichts rechts kom- men. O daß er als ein Verlohrner Luc. 15. in Demuth wäre nie- dergesuncken zu den Füssen seines GOttes, so hätte er auch das an- dere erfahren, nemlich daß es sey GOttes der sich erbarmet.
§. 2. O Mensch! wer du bist, durchgehe, erliese und prüffe deinVermah- nung sich darüber wohl zu prüffen. Hertz wohl vor GOtt nach der Heil. Schrifft, es ist kein Pünctlein vergeben aufgezeichnet, gehe auch du keines vorbey, daß du wohl zuse- hest, ob der Sohn GOttes solches wesentlich und wahrhafftig in dir gewürcket, und das neue Jerusalem in dir gegründet und aufgerich- tet habe, obwohl in käumerlicher Zeit, dann sonst bestehest du nicht vor dem allerheiligsten GOtt; Die Schrifft ist nicht umsonst gege- ben, der HERR will Gehorsam haben.
§. 3. Der jämmerlich verstorbene Jüngling wollte GOTT ent-Welch er- bärmli- chen Aus- gang es lauffen, aber der gerechte Richter hat ihn ergriffen und ihn dahin geführt, da er nicht gewollt hat, nemlich in sein eigen Hertz, und
ihm
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eines Kuͤh-Hirten.
lium JESU mein einige Luſt ſeyn; er wollte es allezeit ſelbſt thun, darum geſchahe es nicht, GOTT haͤtte keine Ehr davon, wann es der Menſch ſelbſt ausrichtete, darum ſind alle Menſchen vor ihm nichts dann Eitelkeit. Freylich bate er offt lang um Beyſtand von dem allgenugſamen, allein er kriegte nichts Jac. 4. Weil ers in ſei- nen Wolluͤſten verzehrete, in Eigen-Lieb und Eigenheit, er koͤnnte des unnuͤtzen Geſchwaͤtzes nicht muͤßig gehen, noch der Menſchen Ge- faͤlligkeiten laſſen fahren, ob es ihm ſchon angezeigt wurde, was un- wiederbringlichen Schaden er davon haben wuͤrd, es ware ihm nur, wann doch nach ſeinem Tod er ſeines Lebens und Wandels halben von jedermann geruͤhmt wuͤrd, und das iſt auch geſchehen, dann faſt uͤberall von allen, die ihn gekannt, ſein fruͤhzeitiger Todes-Fall be- dauret worden, er hatte von aller Welt das beſte Lob; Und alſo nahm er Rauch vor ſeinen Lohn dahin. Mehrmahlen ward ihme zugeſpro- chen wie es in ſeiner Seelen ſtehe, ob die Freud GOttes oder der Welt das Ober-Regiment in ſeiner Seel haͤtte, uͤber welche ernſte Zuſpruͤch und Erinnerungen er dann unruͤhig, und ſeines zerruͤtteten Zuſtands, daß er nicht anders ſeyn koͤnnte, alſo uͤberdruͤßig ward, daß ihn dauchte, er moͤchte aus der Haut ſchlaͤuffen und darvon lauffen; Aber er lieffe wohl mit dem Kopf an eine Mauer, er mußte erfahren, daß es nicht ſey deß der da will, oder deß der da laufft. Rom. 9. dann er koͤnnte nicht bewerckſtelligen alles, daß er ihm von Heiligkeit und Goͤttli- chen Wandel in Sinn genommen, er koͤnnte zu nichts rechts kom- men. O daß er als ein Verlohrner Luc. 15. in Demuth waͤre nie- dergeſuncken zu den Fuͤſſen ſeines GOttes, ſo haͤtte er auch das an- dere erfahren, nemlich daß es ſey GOttes der ſich erbarmet.
§. 2. O Menſch! wer du biſt, durchgehe, erlieſe und pruͤffe deinVermah- nung ſich daruͤber wohl zu pruͤffen. Hertz wohl vor GOtt nach der Heil. Schrifft, es iſt kein Puͤnctlein vergeben aufgezeichnet, gehe auch du keines vorbey, daß du wohl zuſe- heſt, ob der Sohn GOttes ſolches weſentlich und wahrhafftig in dir gewuͤrcket, und das neue Jeruſalem in dir gegruͤndet und aufgerich- tet habe, obwohl in kaͤumerlicher Zeit, dann ſonſt beſteheſt du nicht vor dem allerheiligſten GOtt; Die Schrifft iſt nicht umſonſt gege- ben, der HERR will Gehorſam haben.
§. 3. Der jaͤmmerlich verſtorbene Juͤngling wollte GOTT ent-Welch er- baͤrmli- chen Aus- gang es lauffen, aber der gerechte Richter hat ihn ergriffen und ihn dahin gefuͤhrt, da er nicht gewollt hat, nemlich in ſein eigen Hertz, und
ihm
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eines Kuͤh-Hirten.
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darum geſchahe es nicht, GOTT haͤtte keine Ehr davon, wann es
der Menſch ſelbſt ausrichtete, darum ſind alle Menſchen vor ihm
nichts dann Eitelkeit. Freylich bate er offt lang um Beyſtand von
dem allgenugſamen, allein er kriegte nichts Jac. 4. Weil ers in ſei-
nen Wolluͤſten verzehrete, in Eigen-Lieb und Eigenheit, er koͤnnte
des unnuͤtzen Geſchwaͤtzes nicht muͤßig gehen, noch der Menſchen Ge-
faͤlligkeiten laſſen fahren, ob es ihm ſchon angezeigt wurde, was un-
wiederbringlichen Schaden er davon haben wuͤrd, es ware ihm nur,
wann doch nach ſeinem Tod er ſeines Lebens und Wandels halben
von jedermann geruͤhmt wuͤrd, und das iſt auch geſchehen, dann faſt
uͤberall von allen, die ihn gekannt, ſein fruͤhzeitiger Todes-Fall be-
dauret worden, er hatte von aller Welt das beſte Lob; Und alſo nahm
er Rauch vor ſeinen Lohn dahin. Mehrmahlen ward ihme zugeſpro-
chen wie es in ſeiner Seelen ſtehe, ob die Freud GOttes oder der Welt
das Ober-Regiment in ſeiner Seel haͤtte, uͤber welche ernſte Zuſpruͤch
und Erinnerungen er dann unruͤhig, und ſeines zerruͤtteten Zuſtands,
daß er nicht anders ſeyn koͤnnte, alſo uͤberdruͤßig ward, daß ihn dauchte,
er moͤchte aus der Haut ſchlaͤuffen und darvon lauffen; Aber er lieffe
wohl mit dem Kopf an eine Mauer, er mußte erfahren, daß es nicht
ſey deß der da will, oder deß der da laufft. Rom. 9. dann er koͤnnte
nicht bewerckſtelligen alles, daß er ihm von Heiligkeit und Goͤttli-
chen Wandel in Sinn genommen, er koͤnnte zu nichts rechts kom-
men. O daß er als ein Verlohrner Luc. 15. in Demuth waͤre nie-
dergeſuncken zu den Fuͤſſen ſeines GOttes, ſo haͤtte er auch das an-
dere erfahren, nemlich daß es ſey GOttes der ſich erbarmet.
§. 2. O Menſch! wer du biſt, durchgehe, erlieſe und pruͤffe dein
Hertz wohl vor GOtt nach der Heil. Schrifft, es iſt kein Puͤnctlein
vergeben aufgezeichnet, gehe auch du keines vorbey, daß du wohl zuſe-
heſt, ob der Sohn GOttes ſolches weſentlich und wahrhafftig in dir
gewuͤrcket, und das neue Jeruſalem in dir gegruͤndet und aufgerich-
tet habe, obwohl in kaͤumerlicher Zeit, dann ſonſt beſteheſt du nicht
vor dem allerheiligſten GOtt; Die Schrifft iſt nicht umſonſt gege-
ben, der HERR will Gehorſam haben.
Vermah-
nung ſich
daruͤber
wohl zu
pruͤffen.
§. 3. Der jaͤmmerlich verſtorbene Juͤngling wollte GOTT ent-
lauffen, aber der gerechte Richter hat ihn ergriffen und ihn dahin
gefuͤhrt, da er nicht gewollt hat, nemlich in ſein eigen Hertz, und
ihm
Welch er-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/773>, abgerufen am 21.11.2024.
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