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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
Elisa einer reichen, vornehmen Frauen zu Sunem verhiesse, um die-
se Zeit über ein Jahr wirst du einen Sohn umfahen, da sprach sie:
Ach leug nicht mein Herr, du Mann GOttes! leug deiner Magd
nicht a. Was würdest du darzu sagen, wann ein Engel, oder Pau-
lus, oder Johannes zu dir käme, sagend: Von heut übers Jahr wirst
du JEsum umfahen? Wie wäre dirs dasselbige Jahr hindurch zu
Muth? Ach empfahe nur Krafft zu glauben wie Saca und Maria b;
so wirds geschehen, Amen.

Jnzwischen ist nichts leichters als den zu finden, dem sein Hertz
bricht, wann er nicht gesuchet wird, der den Verirreten nachlaufft
und sein Leben vor sie lässet c. Nur getrost; glaube, so wirst du die
Herrlichkeit GOttes sehen; Wann er sich verbirgt, ists nur darum,
daß du sein desto ernstlicher begehrest, er kan sich nicht lang inne hal-
ten: Wer JEsum sucht, findet ihn eigentlich. Halte dich nahe zu
ihme, beweise gegen ihme alle Kindhertzlichkeit, schütte dein Anligen
gantz vor ihm aus, entblösse ihm deine Wunden und Hertzens-Weh-
muth, ehre, caressire und liebe ihne.

Meinen JEsum laß ich nicht!
Weil er sich für mich gegeben;
So erfordert meine Pflicht
Klettenweis an ihm zu kleben:
Er ist meines Lebens Liecht,
Meinen JEsum laß ich nicht!

Seelig wer hierinn treu und fleissig ist; Gnad besieget allen Zwei-
fel. Seye muthig! gewinne Zeit zum Gebett d. Hast du ihn, so
verliehre ihn nicht wieder; Herodes sucht das Kindlein noch: O sie-
he! daß du es ewig behaltest. Wache! Es hat der Teufel, der ärg-
ste Menschen-Feind, schon manchem ein Wechsel-Kind untergescho-
ben, weil man nicht gewachet, in falsche Freyheit gerathen, sich selbst
allzuwohl getraut. Darum wirff dich stäts nieder vor dem Heiligen
Geist, daß er dich leite, so wird sich die Menschen-Liebe dieses Kinds
und der überschwengliche Gnaden-Reichthum dieses Sohns so herr-
lich in dir ausbreiten, wiewohl nach und nach, daß all dein Elend seyn
wird, als würffe man einen Tropfen Wasser in den feurigen Ofen
der göttlichen Brunst und Liebes-Glut.

§. 12. Der
a 2 Reg. IV.
b Hebr. XI.
c Joh. XI.
d Jes. LX.

Weyhnachts-Gedancken.
Eliſa einer reichen, vornehmen Frauen zu Sunem verhieſſe, um die-
ſe Zeit uͤber ein Jahr wirſt du einen Sohn umfahen, da ſprach ſie:
Ach leug nicht mein Herr, du Mann GOttes! leug deiner Magd
nicht a. Was wuͤrdeſt du darzu ſagen, wann ein Engel, oder Pau-
lus, oder Johannes zu dir kaͤme, ſagend: Von heut uͤbers Jahr wirſt
du JEſum umfahen? Wie waͤre dirs daſſelbige Jahr hindurch zu
Muth? Ach empfahe nur Krafft zu glauben wie Saca und Maria b;
ſo wirds geſchehen, Amen.

Jnzwiſchen iſt nichts leichters als den zu finden, dem ſein Hertz
bricht, wann er nicht geſuchet wird, der den Verirreten nachlaufft
und ſein Leben vor ſie laͤſſet c. Nur getroſt; glaube, ſo wirſt du die
Herrlichkeit GOttes ſehen; Wann er ſich verbirgt, iſts nur darum,
daß du ſein deſto ernſtlicher begehreſt, er kan ſich nicht lang inne hal-
ten: Wer JEſum ſucht, findet ihn eigentlich. Halte dich nahe zu
ihme, beweiſe gegen ihme alle Kindhertzlichkeit, ſchuͤtte dein Anligen
gantz vor ihm aus, entbloͤſſe ihm deine Wunden und Hertzens-Weh-
muth, ehre, careſſire und liebe ihne.

Meinen JEſum laß ich nicht!
Weil er ſich fuͤr mich gegeben;
So erfordert meine Pflicht
Klettenweis an ihm zu kleben:
Er iſt meines Lebens Liecht,
Meinen JEſum laß ich nicht!

Seelig wer hierinn treu und fleiſſig iſt; Gnad beſieget allen Zwei-
fel. Seye muthig! gewinne Zeit zum Gebett d. Haſt du ihn, ſo
verliehre ihn nicht wieder; Herodes ſucht das Kindlein noch: O ſie-
he! daß du es ewig behalteſt. Wache! Es hat der Teufel, der aͤrg-
ſte Menſchen-Feind, ſchon manchem ein Wechſel-Kind untergeſcho-
ben, weil man nicht gewachet, in falſche Freyheit gerathen, ſich ſelbſt
allzuwohl getraut. Darum wirff dich ſtaͤts nieder vor dem Heiligen
Geiſt, daß er dich leite, ſo wird ſich die Menſchen-Liebe dieſes Kinds
und der uͤberſchwengliche Gnaden-Reichthum dieſes Sohns ſo herr-
lich in dir ausbreiten, wiewohl nach und nach, daß all dein Elend ſeyn
wird, als wuͤrffe man einen Tropfen Waſſer in den feurigen Ofen
der goͤttlichen Brunſt und Liebes-Glut.

§. 12. Der
a 2 Reg. IV.
b Hebr. XI.
c Joh. XI.
d Jeſ. LX.
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[652/0748] Weyhnachts-Gedancken. Eliſa einer reichen, vornehmen Frauen zu Sunem verhieſſe, um die- ſe Zeit uͤber ein Jahr wirſt du einen Sohn umfahen, da ſprach ſie: Ach leug nicht mein Herr, du Mann GOttes! leug deiner Magd nicht a. Was wuͤrdeſt du darzu ſagen, wann ein Engel, oder Pau- lus, oder Johannes zu dir kaͤme, ſagend: Von heut uͤbers Jahr wirſt du JEſum umfahen? Wie waͤre dirs daſſelbige Jahr hindurch zu Muth? Ach empfahe nur Krafft zu glauben wie Saca und Maria b; ſo wirds geſchehen, Amen. Jnzwiſchen iſt nichts leichters als den zu finden, dem ſein Hertz bricht, wann er nicht geſuchet wird, der den Verirreten nachlaufft und ſein Leben vor ſie laͤſſet c. Nur getroſt; glaube, ſo wirſt du die Herrlichkeit GOttes ſehen; Wann er ſich verbirgt, iſts nur darum, daß du ſein deſto ernſtlicher begehreſt, er kan ſich nicht lang inne hal- ten: Wer JEſum ſucht, findet ihn eigentlich. Halte dich nahe zu ihme, beweiſe gegen ihme alle Kindhertzlichkeit, ſchuͤtte dein Anligen gantz vor ihm aus, entbloͤſſe ihm deine Wunden und Hertzens-Weh- muth, ehre, careſſire und liebe ihne. Meinen JEſum laß ich nicht! Weil er ſich fuͤr mich gegeben; So erfordert meine Pflicht Klettenweis an ihm zu kleben: Er iſt meines Lebens Liecht, Meinen JEſum laß ich nicht! Seelig wer hierinn treu und fleiſſig iſt; Gnad beſieget allen Zwei- fel. Seye muthig! gewinne Zeit zum Gebett d. Haſt du ihn, ſo verliehre ihn nicht wieder; Herodes ſucht das Kindlein noch: O ſie- he! daß du es ewig behalteſt. Wache! Es hat der Teufel, der aͤrg- ſte Menſchen-Feind, ſchon manchem ein Wechſel-Kind untergeſcho- ben, weil man nicht gewachet, in falſche Freyheit gerathen, ſich ſelbſt allzuwohl getraut. Darum wirff dich ſtaͤts nieder vor dem Heiligen Geiſt, daß er dich leite, ſo wird ſich die Menſchen-Liebe dieſes Kinds und der uͤberſchwengliche Gnaden-Reichthum dieſes Sohns ſo herr- lich in dir ausbreiten, wiewohl nach und nach, daß all dein Elend ſeyn wird, als wuͤrffe man einen Tropfen Waſſer in den feurigen Ofen der goͤttlichen Brunſt und Liebes-Glut. §. 12. Der a 2 Reg. IV. b Hebr. XI. c Joh. XI. d Jeſ. LX.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/748>, abgerufen am 23.11.2024.