Händen dieses allerliebsten, besten Menschen-Freundes a? Er wills zu seinem Schatz-Kasten, darinn er wochentlich was beylege, zu seinem Wohn-Hause und Thron haben b. Schreyt nicht etwas in dir heut, heut, o mein GOtt! nicht erst morgen? Dann was mag gleichwohl ehren-würdigers und vergnüglichers besessen werden? Solltest du nicht froh seyn c? Jst JEsus nicht werth, daß man vor Freuden, so zu sagen, unsinnig werde, und aus Liebe zu ihm über den Tod hinüber in das andere Leben springe, hinein in unsers HErrn Freude d? Es ist kein Schand noch Schade so gräulich, kein Fall so tieff, kein Verderben so böß, du kanst nicht so schlimm gehauset haben mit deiner Seelen, daß es dein Bruder JEsus nicht alles könnte wieder gut machen e; dann die Menschwerdung des Sohns GOttes ist ein ewiger, unend- licher, unerschöpfflicher Heyl- und Gnaden-Brunn f, daran du gnug zu glauben und zu schöpfen hast dein Lebtag, wurdest du auch so alt als Mathusalem: wie gefallt dir das?
Wie es an- zustellen.
§. 8. O verschlossene Hertzen! fallet vor diesem Liebes-flammenden frommen Hertzlein nieder, klaget ihm wehmüthig euere Unempfind- lichkeit gegen aller seiner unausdencklichen Freundlichkeit und Gutthä- tigkeit, sagende: HErr! es ist je ein wunderlich Ding, daß ein so groß, reich, höchst-nöthig Gut vor mir ligt, und ich armer Sünder so unlustig darzu bin, und mich also kaltsinnig darzu schicke; ach wann schon ein so herrlich Gnaden-Mahl bereitet ist, und ich aber keinen Appetit habe? ach GOtt erbarme dich mein, und thue zu allen deinen unaussprechlichen Wohlthaten nur noch diese hinzu; daß ich mit star- ckem Glaubens-Muth und lebendiger Anregung des Heil. Geistes dich anrede, wie folget: HErr JEsu Christe! Sey mir heute willkomm, du hast den Schlüssel zu meinem Hertzen, thue dir selbst auf g; es ist mir zwar lieb, HErr Christe, GOttes Thron und Gnaden-Sonn, daß du in meinem Elend bist angelangt, aber es wurde mich noch baß freuen, JEsus verschmä- het auch nicht die Unwürdi- gen wann sie ihm nur im Hertzenn Platz ma- chen,wann du mein und dein Hertz wolltest zusammen schmeltzen h, da ich ohn eigene Krafft und Wercke, bloß durch dein allerhöchstes Leben, dein treu beständig Eigenthum aus lauter Gnaden wurde, deinen Ruhm recht auszubreiten?
§. 9. Sagst du: mein Hertz ist nicht nur stein-hart i, es ist darzu ein
offenes
aJes. LVII. 15.
b 2 Tim. I. 12.
c 2 Cor. V. 13.
d 2 Petr. I. 11.
eJes. I. 18. & [1] Tim. I. 16. & 1 Cor. VI. 9-11. Joh. V 5. &c. XI. 39.
fJoh. I. 16.
gEzech. XXXVI. 25-38.
h 1 Cor. VI. 17.
iJerem. XVII. 9.
Weyhnachts-Gedancken.
Haͤnden dieſes allerliebſten, beſten Menſchen-Freundes a? Er wills zu ſeinem Schatz-Kaſten, darinn er wochentlich was beylege, zu ſeinem Wohn-Hauſe und Thron haben b. Schreyt nicht etwas in dir heut, heut, o mein GOtt! nicht erſt morgen? Dann was mag gleichwohl ehren-wuͤrdigers und vergnuͤglichers beſeſſen werden? Sollteſt du nicht froh ſeyn c? Jſt JEſus nicht werth, daß man vor Freuden, ſo zu ſagen, unſinnig werde, und aus Liebe zu ihm uͤber den Tod hinuͤber in das andere Leben ſpringe, hinein in unſers HErrn Freude d? Es iſt kein Schand noch Schade ſo graͤulich, kein Fall ſo tieff, kein Verderben ſo boͤß, du kanſt nicht ſo ſchlimm gehauſet haben mit deiner Seelen, daß es dein Bruder JEſus nicht alles koͤnnte wieder gut machen e; dann die Menſchwerdung des Sohns GOttes iſt ein ewiger, unend- licher, unerſchoͤpfflicher Heyl- und Gnaden-Brunn f, daran du gnug zu glauben und zu ſchoͤpfen haſt dein Lebtag, wurdeſt du auch ſo alt als Mathuſalem: wie gefallt dir das?
Wie es an- zuſtellen.
§. 8. O verſchloſſene Hertzen! fallet vor dieſem Liebes-flammenden frommen Hertzlein nieder, klaget ihm wehmuͤthig euere Unempfind- lichkeit gegen aller ſeiner unausdencklichen Freundlichkeit und Gutthaͤ- tigkeit, ſagende: HErr! es iſt je ein wunderlich Ding, daß ein ſo groß, reich, hoͤchſt-noͤthig Gut vor mir ligt, und ich armer Suͤnder ſo unluſtig darzu bin, und mich alſo kaltſinnig darzu ſchicke; ach wann ſchon ein ſo herrlich Gnaden-Mahl bereitet iſt, und ich aber keinen Appetit habe? ach GOtt erbarme dich mein, und thue zu allen deinen unausſprechlichen Wohlthaten nur noch dieſe hinzu; daß ich mit ſtar- ckem Glaubens-Muth und lebendiger Anregung des Heil. Geiſtes dich anrede, wie folget: HErꝛ JEſu Chriſte! Sey mir heute willkomm, du haſt den Schluͤſſel zu meinem Hertzen, thue dir ſelbſt auf g; es iſt mir zwar lieb, HErr Chriſte, GOttes Thron und Gnaden-Sonn, daß du in meinem Elend biſt angelangt, aber es wurde mich noch baß freuen, JEſus verſchmaͤ- het auch nicht die Unwuͤrdi- gen wann ſie ihm nur im Hertzẽn Platz ma- chen,wann du mein und dein Hertz wollteſt zuſammen ſchmeltzen h, da ich ohn eigene Krafft und Wercke, bloß durch dein allerhoͤchſtes Leben, dein treu beſtaͤndig Eigenthum aus lauter Gnaden wurde, deinen Ruhm recht auszubreiten?
§. 9. Sagſt du: mein Hertz iſt nicht nur ſtein-hart i, es iſt darzu ein
offenes
aJeſ. LVII. 15.
b 2 Tim. I. 12.
c 2 Cor. V. 13.
d 2 Petr. I. 11.
eJeſ. I. 18. & [1] Tim. I. 16. & 1 Cor. VI. 9-11. Joh. V 5. &c. XI. 39.
fJoh. I. 16.
gEzech. XXXVI. 25-38.
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Weyhnachts-Gedancken.
Haͤnden dieſes allerliebſten, beſten Menſchen-Freundes a? Er wills zu
ſeinem Schatz-Kaſten, darinn er wochentlich was beylege, zu ſeinem
Wohn-Hauſe und Thron haben b. Schreyt nicht etwas in dir heut,
heut, o mein GOtt! nicht erſt morgen? Dann was mag gleichwohl
ehren-wuͤrdigers und vergnuͤglichers beſeſſen werden? Sollteſt du
nicht froh ſeyn c? Jſt JEſus nicht werth, daß man vor Freuden, ſo
zu ſagen, unſinnig werde, und aus Liebe zu ihm uͤber den Tod hinuͤber
in das andere Leben ſpringe, hinein in unſers HErrn Freude d? Es iſt kein
Schand noch Schade ſo graͤulich, kein Fall ſo tieff, kein Verderben
ſo boͤß, du kanſt nicht ſo ſchlimm gehauſet haben mit deiner Seelen,
daß es dein Bruder JEſus nicht alles koͤnnte wieder gut machen e;
dann die Menſchwerdung des Sohns GOttes iſt ein ewiger, unend-
licher, unerſchoͤpfflicher Heyl- und Gnaden-Brunn f, daran du gnug
zu glauben und zu ſchoͤpfen haſt dein Lebtag, wurdeſt du auch ſo alt
als Mathuſalem: wie gefallt dir das?
§. 8. O verſchloſſene Hertzen! fallet vor dieſem Liebes-flammenden
frommen Hertzlein nieder, klaget ihm wehmuͤthig euere Unempfind-
lichkeit gegen aller ſeiner unausdencklichen Freundlichkeit und Gutthaͤ-
tigkeit, ſagende: HErr! es iſt je ein wunderlich Ding, daß ein ſo
groß, reich, hoͤchſt-noͤthig Gut vor mir ligt, und ich armer Suͤnder ſo
unluſtig darzu bin, und mich alſo kaltſinnig darzu ſchicke; ach wann
ſchon ein ſo herrlich Gnaden-Mahl bereitet iſt, und ich aber keinen
Appetit habe? ach GOtt erbarme dich mein, und thue zu allen deinen
unausſprechlichen Wohlthaten nur noch dieſe hinzu; daß ich mit ſtar-
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anrede, wie folget: HErꝛ JEſu Chriſte! Sey mir heute willkomm, du
haſt den Schluͤſſel zu meinem Hertzen, thue dir ſelbſt auf g; es iſt mir
zwar lieb, HErr Chriſte, GOttes Thron und Gnaden-Sonn, daß du
in meinem Elend biſt angelangt, aber es wurde mich noch baß freuen,
wann du mein und dein Hertz wollteſt zuſammen ſchmeltzen h, da ich ohn
eigene Krafft und Wercke, bloß durch dein allerhoͤchſtes Leben, dein treu
beſtaͤndig Eigenthum aus lauter Gnaden wurde, deinen Ruhm recht
auszubreiten?
JEſus
verſchmaͤ-
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Unwuͤrdi-
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im Hertzẽn
Platz ma-
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§. 9. Sagſt du: mein Hertz iſt nicht nur ſtein-hart i, es iſt darzu ein
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a Jeſ. LVII. 15.
b 2 Tim. I. 12.
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e Jeſ. I. 18. & 1 Tim. I. 16. & 1 Cor. VI. 9-11. Joh. V 5. &c. XI. 39.
f Joh. I. 16.
g Ezech.
XXXVI. 25-38.
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i Jerem. XVII. 9.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/738>, abgerufen am 23.11.2024.
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