Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Weyhnachts-Gedancken.
er dann in ihme jauchtzen als in dem GOtt alles, und zwar seines
Heils a? Man sagt wohl viel von Verleugnung, Absterbung, Has-
sung und Verlassung aller Dingen, allein die Menschen sind saum-
seelig, und wissen weder Weeg noch Steg dahin: Das Anschauen
dieses Sohns, ist das ewige, von GOtt erfundene Mittel, uns
von allem rein und frey zu machen, uns über Welt und Zeit in die
Ewigkeit und Allheit zu erheben, weilen alles in JEsu ursprünglich
ist, auf eine gar hohe, unergründliche, göttliche Weise; dann alle
Dinge, sichtbare und unsichtbare, sind durch ihn und zu ihm geschaf-
fen, und bestehen alle Ding durch ihn, er tragt sie mit seinem kräff-
tigen Wort b. Dieser ists, der die Reinigung unserer Sünden
durch sich selbst verrichtet, und sich gesetzt hat zu der Rechten der
Majestät in der Höhe.

Unsere
Trägheit
ist Schuld
daran,
daß so we-
nig JE-
sum ken-
nen.

§. 9. Ach es ist immer und ewig Schad, und unserer Trägheit
Schuld, daß wir diesen Sohn so grund-schlecht kennen! würden
wir so viel mit ihm umgehen, wie Jesajas, so kenneten wir ihn auch
wie Jesajas, und wurden so erstaunet seyn ob ihm, wie er. Wer
wird aber sonst tüchtig c seyn von ihm zu zeugen? Ach daß auch der
Seraphim mit einer glüenden Kohlen vom Altar meinen Mund an-
rührete d, daß meine Missethat gar von mir wiche, und meine
Sünd gründlich durchaus versöhnet würde, und mich alsdann Je-
hovah täglich sendete! Und seinen Arm zugleich offenbahrete e in
Wegnehmung der Verblendung und Verhärtung, damit seine Lie-
bes-Botten nicht klagen müßten immerdar, wie Jesajas, da er
Christi Herrlichkeit sahe, und von ihm redete f!

Dieser
Sohn JE-
sus ist der
oberste
Regent.

§. 10. Dieser Sohn ists, zu welchem eine Stimm herabgeführet
ward, aus dem Himmel auf dem heiligen Berg; Dieser ist mein
Sohn, der Geliebte, an dem ich Wohlgefallen hab g; Von dem
auch David (etwann tausend Jahr zuvor, welche vor dem HErrn
sind wie ein Tag) diese Wort des Vatters geschrieben: Du bist
mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget h. Dessen souveraine oder
höchstgebietende Herrschafft zwar die Regenten nicht leiden wollen,
und lieber dem Antichrist, dem Thier und falschen Propheten ihre

Macht
a Ps. XCV. 1.
b Hebr. I.
c Joh. XV. 27.
d Jes. VII.
e Jes. LIII.
f Joh. XII.
g 2 Petr. I. 17. Matth. III. 27.
h Ps. II. 7.

Weyhnachts-Gedancken.
er dann in ihme jauchtzen als in dem GOtt alles, und zwar ſeines
Heils a? Man ſagt wohl viel von Verleugnung, Abſterbung, Haſ-
ſung und Verlaſſung aller Dingen, allein die Menſchen ſind ſaum-
ſeelig, und wiſſen weder Weeg noch Steg dahin: Das Anſchauen
dieſes Sohns, iſt das ewige, von GOtt erfundene Mittel, uns
von allem rein und frey zu machen, uns uͤber Welt und Zeit in die
Ewigkeit und Allheit zu erheben, weilen alles in JEſu urſpruͤnglich
iſt, auf eine gar hohe, unergruͤndliche, goͤttliche Weiſe; dann alle
Dinge, ſichtbare und unſichtbare, ſind durch ihn und zu ihm geſchaf-
fen, und beſtehen alle Ding durch ihn, er tragt ſie mit ſeinem kraͤff-
tigen Wort b. Dieſer iſts, der die Reinigung unſerer Suͤnden
durch ſich ſelbſt verrichtet, und ſich geſetzt hat zu der Rechten der
Majeſtaͤt in der Hoͤhe.

Unſere
Traͤgheit
iſt Schuld
daran,
daß ſo we-
nig JE-
ſum ken-
nen.

§. 9. Ach es iſt immer und ewig Schad, und unſerer Traͤgheit
Schuld, daß wir dieſen Sohn ſo grund-ſchlecht kennen! wuͤrden
wir ſo viel mit ihm umgehen, wie Jeſajas, ſo kenneten wir ihn auch
wie Jeſajas, und wurden ſo erſtaunet ſeyn ob ihm, wie er. Wer
wird aber ſonſt tuͤchtig c ſeyn von ihm zu zeugen? Ach daß auch der
Seraphim mit einer gluͤenden Kohlen vom Altar meinen Mund an-
ruͤhrete d, daß meine Miſſethat gar von mir wiche, und meine
Suͤnd gruͤndlich durchaus verſoͤhnet wuͤrde, und mich alsdann Je-
hovah taͤglich ſendete! Und ſeinen Arm zugleich offenbahrete e in
Wegnehmung der Verblendung und Verhaͤrtung, damit ſeine Lie-
bes-Botten nicht klagen muͤßten immerdar, wie Jeſajas, da er
Chriſti Herrlichkeit ſahe, und von ihm redete f!

Dieſer
Sohn JE-
ſus iſt der
oberſte
Regent.

§. 10. Dieſer Sohn iſts, zu welchem eine Stimm herabgefuͤhret
ward, aus dem Himmel auf dem heiligen Berg; Dieſer iſt mein
Sohn, der Geliebte, an dem ich Wohlgefallen hab g; Von dem
auch David (etwann tauſend Jahr zuvor, welche vor dem HErrn
ſind wie ein Tag) dieſe Wort des Vatters geſchrieben: Du biſt
mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget h. Deſſen ſouveraine oder
hoͤchſtgebietende Herrſchafft zwar die Regenten nicht leiden wollen,
und lieber dem Antichriſt, dem Thier und falſchen Propheten ihre

Macht
a Pſ. XCV. 1.
b Hebr. I.
c Joh. XV. 27.
d Jeſ. VII.
e Jeſ. LIII.
f Joh. XII.
g 2 Petr. I. 17. Matth. III. 27.
h Pſ. II. 7.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0684" n="588"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weyhnachts-Gedancken.</hi></fw><lb/>
er dann in ihme jauchtzen als in dem GOtt alles, und zwar &#x017F;eines<lb/>
Heils <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. XCV.</hi> 1.</note>? Man &#x017F;agt wohl viel von Verleugnung, Ab&#x017F;terbung, Ha&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung und Verla&#x017F;&#x017F;ung aller Dingen, allein die Men&#x017F;chen &#x017F;ind &#x017F;aum-<lb/>
&#x017F;eelig, und wi&#x017F;&#x017F;en weder Weeg noch Steg dahin: Das An&#x017F;chauen<lb/>
die&#x017F;es Sohns, i&#x017F;t das ewige, von GOtt erfundene Mittel, uns<lb/>
von allem rein und frey zu machen, uns u&#x0364;ber Welt und Zeit in die<lb/>
Ewigkeit und Allheit zu erheben, weilen alles in JE&#x017F;u ur&#x017F;pru&#x0364;nglich<lb/>
i&#x017F;t, auf eine gar hohe, unergru&#x0364;ndliche, go&#x0364;ttliche Wei&#x017F;e; dann alle<lb/>
Dinge, &#x017F;ichtbare und un&#x017F;ichtbare, &#x017F;ind durch ihn und zu ihm ge&#x017F;chaf-<lb/>
fen, und be&#x017F;tehen alle Ding durch ihn, er tragt &#x017F;ie mit &#x017F;einem kra&#x0364;ff-<lb/>
tigen Wort <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Hebr. I.</hi></note>. Die&#x017F;er i&#x017F;ts, der die Reinigung un&#x017F;erer Su&#x0364;nden<lb/>
durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verrichtet, und &#x017F;ich ge&#x017F;etzt hat zu der Rechten der<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t in der Ho&#x0364;he.</p><lb/>
          <note place="left">Un&#x017F;ere<lb/>
Tra&#x0364;gheit<lb/>
i&#x017F;t Schuld<lb/>
daran,<lb/>
daß &#x017F;o we-<lb/>
nig JE-<lb/>
&#x017F;um ken-<lb/>
nen.</note>
          <p>§. 9. Ach es i&#x017F;t immer und ewig Schad, und un&#x017F;erer Tra&#x0364;gheit<lb/>
Schuld, daß wir die&#x017F;en Sohn &#x017F;o grund-&#x017F;chlecht kennen! wu&#x0364;rden<lb/>
wir &#x017F;o viel mit ihm umgehen, wie Je&#x017F;ajas, &#x017F;o kenneten wir ihn auch<lb/>
wie Je&#x017F;ajas, und wurden &#x017F;o er&#x017F;taunet &#x017F;eyn ob ihm, wie er. Wer<lb/>
wird aber &#x017F;on&#x017F;t tu&#x0364;chtig <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Joh. XV.</hi> 27.</note> &#x017F;eyn von ihm zu zeugen? Ach daß auch der<lb/>
Seraphim mit einer glu&#x0364;enden Kohlen vom Altar meinen Mund an-<lb/>
ru&#x0364;hrete <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. VII.</hi></note>, daß meine Mi&#x017F;&#x017F;ethat gar von mir wiche, und meine<lb/>
Su&#x0364;nd gru&#x0364;ndlich durchaus ver&#x017F;o&#x0364;hnet wu&#x0364;rde, und mich alsdann Je-<lb/>
hovah ta&#x0364;glich &#x017F;endete! Und &#x017F;einen Arm zugleich offenbahrete <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. LIII.</hi></note> in<lb/>
Wegnehmung der Verblendung und Verha&#x0364;rtung, damit &#x017F;eine Lie-<lb/>
bes-Botten nicht klagen mu&#x0364;ßten immerdar, wie Je&#x017F;ajas, da er<lb/>
Chri&#x017F;ti Herrlichkeit &#x017F;ahe, und von ihm redete <note place="foot" n="f"><hi rendition="#aq">Joh. XII.</hi></note>!</p><lb/>
          <note place="left">Die&#x017F;er<lb/>
Sohn JE-<lb/>
&#x017F;us i&#x017F;t der<lb/>
ober&#x017F;te<lb/>
Regent.</note>
          <p>§. 10. Die&#x017F;er Sohn i&#x017F;ts, zu welchem eine Stimm herabgefu&#x0364;hret<lb/>
ward, aus dem Himmel auf dem heiligen Berg; Die&#x017F;er i&#x017F;t mein<lb/>
Sohn, der Geliebte, an dem ich Wohlgefallen hab <note place="foot" n="g">2 <hi rendition="#aq">Petr. I. 17. Matth. III.</hi> 27.</note>; Von dem<lb/>
auch David (etwann tau&#x017F;end Jahr zuvor, welche vor dem HErrn<lb/>
&#x017F;ind wie ein Tag) die&#x017F;e Wort des Vatters ge&#x017F;chrieben: Du bi&#x017F;t<lb/>
mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget <note place="foot" n="h"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. II.</hi> 7.</note>. De&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ouveraine oder<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tgebietende Herr&#x017F;chafft zwar die Regenten nicht leiden wollen,<lb/>
und lieber dem Antichri&#x017F;t, dem Thier und fal&#x017F;chen Propheten ihre<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Macht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[588/0684] Weyhnachts-Gedancken. er dann in ihme jauchtzen als in dem GOtt alles, und zwar ſeines Heils a? Man ſagt wohl viel von Verleugnung, Abſterbung, Haſ- ſung und Verlaſſung aller Dingen, allein die Menſchen ſind ſaum- ſeelig, und wiſſen weder Weeg noch Steg dahin: Das Anſchauen dieſes Sohns, iſt das ewige, von GOtt erfundene Mittel, uns von allem rein und frey zu machen, uns uͤber Welt und Zeit in die Ewigkeit und Allheit zu erheben, weilen alles in JEſu urſpruͤnglich iſt, auf eine gar hohe, unergruͤndliche, goͤttliche Weiſe; dann alle Dinge, ſichtbare und unſichtbare, ſind durch ihn und zu ihm geſchaf- fen, und beſtehen alle Ding durch ihn, er tragt ſie mit ſeinem kraͤff- tigen Wort b. Dieſer iſts, der die Reinigung unſerer Suͤnden durch ſich ſelbſt verrichtet, und ſich geſetzt hat zu der Rechten der Majeſtaͤt in der Hoͤhe. §. 9. Ach es iſt immer und ewig Schad, und unſerer Traͤgheit Schuld, daß wir dieſen Sohn ſo grund-ſchlecht kennen! wuͤrden wir ſo viel mit ihm umgehen, wie Jeſajas, ſo kenneten wir ihn auch wie Jeſajas, und wurden ſo erſtaunet ſeyn ob ihm, wie er. Wer wird aber ſonſt tuͤchtig c ſeyn von ihm zu zeugen? Ach daß auch der Seraphim mit einer gluͤenden Kohlen vom Altar meinen Mund an- ruͤhrete d, daß meine Miſſethat gar von mir wiche, und meine Suͤnd gruͤndlich durchaus verſoͤhnet wuͤrde, und mich alsdann Je- hovah taͤglich ſendete! Und ſeinen Arm zugleich offenbahrete e in Wegnehmung der Verblendung und Verhaͤrtung, damit ſeine Lie- bes-Botten nicht klagen muͤßten immerdar, wie Jeſajas, da er Chriſti Herrlichkeit ſahe, und von ihm redete f! §. 10. Dieſer Sohn iſts, zu welchem eine Stimm herabgefuͤhret ward, aus dem Himmel auf dem heiligen Berg; Dieſer iſt mein Sohn, der Geliebte, an dem ich Wohlgefallen hab g; Von dem auch David (etwann tauſend Jahr zuvor, welche vor dem HErrn ſind wie ein Tag) dieſe Wort des Vatters geſchrieben: Du biſt mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget h. Deſſen ſouveraine oder hoͤchſtgebietende Herrſchafft zwar die Regenten nicht leiden wollen, und lieber dem Antichriſt, dem Thier und falſchen Propheten ihre Macht a Pſ. XCV. 1. b Hebr. I. c Joh. XV. 27. d Jeſ. VII. e Jeſ. LIII. f Joh. XII. g 2 Petr. I. 17. Matth. III. 27. h Pſ. II. 7.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/684
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/684>, abgerufen am 23.11.2024.