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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
zu allem Guten immer kräfftiger antreibe, und von Tag zu Tag lu-
stiger mache zu allerley Creutz und Leiden a, wie es nur GOtt gefallt,
und zwar alles nach den Schrifften Altes und Neues Testaments b,
durch deren Betrachtung der seelige Mensch in der wahren allein see-
ligmachenden Religion, oder lebendigen Verbindung mit GOtt im-
mer besser gegründet c, und von Christo als ein Burger des himmli-
schen Jerusalems tractiert, und mit ewigen Gaben und Früchten
des Heil. Geistes, wie sie Paulus Gal. 5. und Eph. 5. erzehlet, voll-
gefüllet wird, also daß seine Seeligkeit heran wachst, biß ihme der
gerechte Richter aufsetzt die Crone der Gerechtigkeit an jenem Tag.
Die andere Religion seye die Liebe der Welt, da der Mensch von
GOtt abgewandt bleibt, und sich von Tag zu Tag mehr in die Sünd
vertieffet, jeder nach seinem Temperament und Neigung, im Gewis-
sen je länger je unempfindlicher, und zur Bekehrung ungeschickter
wird, sich in Geitz, Neid, Falschheit, Hochmuth, Rachgier, Heu-
cheley, Wollust wie ein Schwein im Koth weltzet, seinen Himmel
und Leben in Erfüllung seiner Welt-Begierden suchet, sich in seinen
arglistigen Räncken kützelt, ein Grosses und Breites daraus machet,
und wanns ihm gestattet würde, sein elendes Welt-Leben wohl in
die tausend Jahr fortreiben möchte d, des Paradieses niemahlen
nichts begehrend. Ein solcher hat des Welt-Geistes Religion e, und
ist ein Burger des höllischen Babylons, und gehet mit allen Ver-
zagten, der Welt schmeichlenden, dem Fleisch zärtlenden, und der
Sünd schonenden, trägen, lauen Halb-Christen und Schein-From-
men hin in die ewige Pein f. Es mögen jetzt diese Glaubens-Genos-
sen in noch so viel Secten zertheilet seyn, so brennet alles zusammen
im höllischen Feur, wiewohl in unterschiedenen Bündtelein g.

§. 4. Nun wohlan, wehrteste Freunde! mit welcher ReligionMan kan
es nicht
mit bey-
den hal-
ten.

wollet ihr es halten h? Jhr müsset jetzund euere Parthey nehmen i,
entweder den Welt-Sinn zubehalten zu euerem ewigen Schaden,
oder euch durch JEsum helffen zu lassen von der alten Geburt k,
und seinen Göttlich gesinnten Sinn anzunehmen, und euch vor ein
und alle mahl vor seine ewig getreue Kriegs-Knechte zu erklären.
Auf beyden Seiten hincken, und in einem Stuck, in einer Zeit

GOtt
a Jac. I. 2. 12.
b Matth. XXVI. 54.
c Ps. I. 2. 3.
d Amos. VI.
3-6. Ps. LXXIII.
e 1 Joh. IV. 5.
f Apoc. XVIII.
g Matth. XIII. 30.
h 1 Reg. XVIII. 21.
i Jud. IX. 14. 15.
k Act. II. 40.
C c c c

Zuſchrifft.
zu allem Guten immer kraͤfftiger antreibe, und von Tag zu Tag lu-
ſtiger mache zu allerley Creutz und Leiden a, wie es nur GOtt gefallt,
und zwar alles nach den Schrifften Altes und Neues Teſtaments b,
durch deren Betrachtung der ſeelige Menſch in der wahren allein ſee-
ligmachenden Religion, oder lebendigen Verbindung mit GOtt im-
mer beſſer gegruͤndet c, und von Chriſto als ein Burger des himmli-
ſchen Jeruſalems tractiert, und mit ewigen Gaben und Fruͤchten
des Heil. Geiſtes, wie ſie Paulus Gal. 5. und Eph. 5. erzehlet, voll-
gefuͤllet wird, alſo daß ſeine Seeligkeit heran wachst, biß ihme der
gerechte Richter aufſetzt die Crone der Gerechtigkeit an jenem Tag.
Die andere Religion ſeye die Liebe der Welt, da der Menſch von
GOtt abgewandt bleibt, und ſich von Tag zu Tag mehr in die Suͤnd
vertieffet, jeder nach ſeinem Temperament und Neigung, im Gewiſ-
ſen je laͤnger je unempfindlicher, und zur Bekehrung ungeſchickter
wird, ſich in Geitz, Neid, Falſchheit, Hochmuth, Rachgier, Heu-
cheley, Wolluſt wie ein Schwein im Koth weltzet, ſeinen Himmel
und Leben in Erfuͤllung ſeiner Welt-Begierden ſuchet, ſich in ſeinen
argliſtigen Raͤncken kuͤtzelt, ein Groſſes und Breites daraus machet,
und wanns ihm geſtattet wuͤrde, ſein elendes Welt-Leben wohl in
die tauſend Jahr fortreiben moͤchte d, des Paradieſes niemahlen
nichts begehrend. Ein ſolcher hat des Welt-Geiſtes Religion e, und
iſt ein Burger des hoͤlliſchen Babylons, und gehet mit allen Ver-
zagten, der Welt ſchmeichlenden, dem Fleiſch zaͤrtlenden, und der
Suͤnd ſchonenden, traͤgen, lauen Halb-Chriſten und Schein-From-
men hin in die ewige Pein f. Es moͤgen jetzt dieſe Glaubens-Genoſ-
ſen in noch ſo viel Secten zertheilet ſeyn, ſo brennet alles zuſammen
im hoͤlliſchen Feur, wiewohl in unterſchiedenen Buͤndtelein g.

§. 4. Nun wohlan, wehrteſte Freunde! mit welcher ReligionMan kan
es nicht
mit bey-
den hal-
ten.

wollet ihr es halten h? Jhr muͤſſet jetzund euere Parthey nehmen i,
entweder den Welt-Sinn zubehalten zu euerem ewigen Schaden,
oder euch durch JEſum helffen zu laſſen von der alten Geburt k,
und ſeinen Goͤttlich geſinnten Sinn anzunehmen, und euch vor ein
und alle mahl vor ſeine ewig getreue Kriegs-Knechte zu erklaͤren.
Auf beyden Seiten hincken, und in einem Stuck, in einer Zeit

GOtt
a Jac. I. 2. 12.
b Matth. XXVI. 54.
c Pſ. I. 2. 3.
d Amoſ. VI.
3-6. Pſ. LXXIII.
e 1 Joh. IV. 5.
f Apoc. XVIII.
g Matth. XIII. 30.
h 1 Reg. XVIII. 21.
i Jud. IX. 14. 15.
k Act. II. 40.
C c c c
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[569/0665] Zuſchrifft. zu allem Guten immer kraͤfftiger antreibe, und von Tag zu Tag lu- ſtiger mache zu allerley Creutz und Leiden a, wie es nur GOtt gefallt, und zwar alles nach den Schrifften Altes und Neues Teſtaments b, durch deren Betrachtung der ſeelige Menſch in der wahren allein ſee- ligmachenden Religion, oder lebendigen Verbindung mit GOtt im- mer beſſer gegruͤndet c, und von Chriſto als ein Burger des himmli- ſchen Jeruſalems tractiert, und mit ewigen Gaben und Fruͤchten des Heil. Geiſtes, wie ſie Paulus Gal. 5. und Eph. 5. erzehlet, voll- gefuͤllet wird, alſo daß ſeine Seeligkeit heran wachst, biß ihme der gerechte Richter aufſetzt die Crone der Gerechtigkeit an jenem Tag. Die andere Religion ſeye die Liebe der Welt, da der Menſch von GOtt abgewandt bleibt, und ſich von Tag zu Tag mehr in die Suͤnd vertieffet, jeder nach ſeinem Temperament und Neigung, im Gewiſ- ſen je laͤnger je unempfindlicher, und zur Bekehrung ungeſchickter wird, ſich in Geitz, Neid, Falſchheit, Hochmuth, Rachgier, Heu- cheley, Wolluſt wie ein Schwein im Koth weltzet, ſeinen Himmel und Leben in Erfuͤllung ſeiner Welt-Begierden ſuchet, ſich in ſeinen argliſtigen Raͤncken kuͤtzelt, ein Groſſes und Breites daraus machet, und wanns ihm geſtattet wuͤrde, ſein elendes Welt-Leben wohl in die tauſend Jahr fortreiben moͤchte d, des Paradieſes niemahlen nichts begehrend. Ein ſolcher hat des Welt-Geiſtes Religion e, und iſt ein Burger des hoͤlliſchen Babylons, und gehet mit allen Ver- zagten, der Welt ſchmeichlenden, dem Fleiſch zaͤrtlenden, und der Suͤnd ſchonenden, traͤgen, lauen Halb-Chriſten und Schein-From- men hin in die ewige Pein f. Es moͤgen jetzt dieſe Glaubens-Genoſ- ſen in noch ſo viel Secten zertheilet ſeyn, ſo brennet alles zuſammen im hoͤlliſchen Feur, wiewohl in unterſchiedenen Buͤndtelein g. §. 4. Nun wohlan, wehrteſte Freunde! mit welcher Religion wollet ihr es halten h? Jhr muͤſſet jetzund euere Parthey nehmen i, entweder den Welt-Sinn zubehalten zu euerem ewigen Schaden, oder euch durch JEſum helffen zu laſſen von der alten Geburt k, und ſeinen Goͤttlich geſinnten Sinn anzunehmen, und euch vor ein und alle mahl vor ſeine ewig getreue Kriegs-Knechte zu erklaͤren. Auf beyden Seiten hincken, und in einem Stuck, in einer Zeit GOtt Man kan es nicht mit bey- den hal- ten. a Jac. I. 2. 12. b Matth. XXVI. 54. c Pſ. I. 2. 3. d Amoſ. VI. 3-6. Pſ. LXXIII. e 1 Joh. IV. 5. f Apoc. XVIII. g Matth. XIII. 30. h 1 Reg. XVIII. 21. i Jud. IX. 14. 15. k Act. II. 40. C c c c

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/665>, abgerufen am 23.11.2024.