alten, vermodern, wenigstens mit der Welt verbrennen werden; da hingegen dieses einen unverweßlichen Glantz vor GOTT in der neuen Welt geben wird? Wilt du bey unser Frauen willkomm seyn, und daß sie dir vor allen andern aus günstig seye, so folge nach dem Exempel ihrer Tugenden: sagt Bonaventura.
§. 20. Dorten sehet ihr hie und da das Kindlein JEsusWahre Abschilde- rung eines rechten JESUS Bildes. abgemahlet; hier sende ich euch ein Abschilderung darvon, bittende den GOtt unsers HErrn JEsu Christi, den Vatter der Herrlich- keit, daß er nach der überschwenglichen Grösse seiner Krafft in euch würcke, und alle die wüsten Sünden-Bilder, wormit die Welt, Fleisch und Satan euere theure Seelen besudelt hat, aus euerem Gemüth gäntzlich vertilge und auslösche, durch den Hertz-reinigen- den Glauben an JEsum; seine Gnaden-Hand fasse euere Seelen also steiff, daß euere Gedancken, Sinnen, Begierden unabgewand und unverruckt auf GOtt gerichtet, und vor seinem Angesicht als wie ein Tuch oder Taffel aufgespannet seyen, damit ihr durch die edelste Bewürckung des Heiligen Geistes die Gestaltung des himmli- schen Reichs und Stadt, und das allervortrefflichste Bild JESU in die Tafeln euers Hertzens bekommet! O es gehe kein Tag vorbey, daß nicht etwas von der himmlischen Gestalt JEsu, etwas von sei- nem Demuths-Sinn, von seiner Lammes-Sanfftmuth, von seiner Welt-Abgestorbenheit und stäter Aufopferung an GOttes Willen, Liebe und Herrlichkeit euern Seelen beygeleget werde, in sehnlichem Flehen und Bitten, und unaussprechlichen Seufftzen des Heiligen Geistes; biß ihr als JEsu durchaus ähnliche, vor GOtt selbst un- tadeliche, zum Reich der Herrlichkeit sich schickende Gemählde, in die Palläste der seligen Ewigkeit hinein getragen werdet, um daselbst von denen verklärten Himmels-Burgern, von allen wahren Heili- gen GOttes wohl beschauet, geprüffet zu werden, und denselbigen zu unauffhörlicher Belustigung zu dienen, indem sie über der GOtt- reichen Kunst des Heiligen Geistes in euerer Vergstaltung ins Bil- de Christi von einer Klarheit zu der andern sich ewig verwundern, und über euere von GOTT euch aus lauter Gnaden geschenckte Schönheit ohne Ende frolocken werden; nachdem euch der An- fänger und Vollender dieses überhimmlischen, unergründlichen, GOtt ewig-geweyheten Wercks am Jüngsten Tag auch dem Lei-
be
Zuſchrifft.
alten, vermodern, wenigſtens mit der Welt verbrennen werden; da hingegen dieſes einen unverweßlichen Glantz vor GOTT in der neuen Welt geben wird? Wilt du bey unſer Frauen willkomm ſeyn, und daß ſie dir vor allen andern aus guͤnſtig ſeye, ſo folge nach dem Exempel ihrer Tugenden: ſagt Bonaventura.
§. 20. Dorten ſehet ihr hie und da das Kindlein JEſusWahre Abſchilde- rung eines rechten JESUS Bildes. abgemahlet; hier ſende ich euch ein Abſchilderung darvon, bittende den GOtt unſers HErrn JEſu Chriſti, den Vatter der Herrlich- keit, daß er nach der uͤberſchwenglichen Groͤſſe ſeiner Krafft in euch wuͤrcke, und alle die wuͤſten Suͤnden-Bilder, wormit die Welt, Fleiſch und Satan euere theure Seelen beſudelt hat, aus euerem Gemuͤth gaͤntzlich vertilge und ausloͤſche, durch den Hertz-reinigen- den Glauben an JEſum; ſeine Gnaden-Hand faſſe euere Seelen alſo ſteiff, daß euere Gedancken, Sinnen, Begierden unabgewand und unverruckt auf GOtt gerichtet, und vor ſeinem Angeſicht als wie ein Tuch oder Taffel aufgeſpannet ſeyen, damit ihr durch die edelſte Bewuͤrckung des Heiligen Geiſtes die Geſtaltung des himmli- ſchen Reichs und Stadt, und das allervortrefflichſte Bild JESU in die Tafeln euers Hertzens bekommet! O es gehe kein Tag vorbey, daß nicht etwas von der himmliſchen Geſtalt JEſu, etwas von ſei- nem Demuths-Sinn, von ſeiner Lammes-Sanfftmuth, von ſeiner Welt-Abgeſtorbenheit und ſtaͤter Aufopferung an GOttes Willen, Liebe und Herrlichkeit euern Seelen beygeleget werde, in ſehnlichem Flehen und Bitten, und unausſprechlichen Seufftzen des Heiligen Geiſtes; biß ihr als JEſu durchaus aͤhnliche, vor GOtt ſelbſt un- tadeliche, zum Reich der Herrlichkeit ſich ſchickende Gemaͤhlde, in die Pallaͤſte der ſeligen Ewigkeit hinein getragen werdet, um daſelbſt von denen verklaͤrten Himmels-Burgern, von allen wahren Heili- gen GOttes wohl beſchauet, gepruͤffet zu werden, und denſelbigen zu unauffhoͤrlicher Beluſtigung zu dienen, indem ſie uͤber der GOtt- reichen Kunſt des Heiligen Geiſtes in euerer Vergſtaltung ins Bil- de Chriſti von einer Klarheit zu der andern ſich ewig verwundern, und uͤber euere von GOTT euch aus lauter Gnaden geſchenckte Schoͤnheit ohne Ende frolocken werden; nachdem euch der An- faͤnger und Vollender dieſes uͤberhimmliſchen, unergruͤndlichen, GOtt ewig-geweyheten Wercks am Juͤngſten Tag auch dem Lei-
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Zuſchrifft.
alten, vermodern, wenigſtens mit der Welt verbrennen werden;
da hingegen dieſes einen unverweßlichen Glantz vor GOTT in der
neuen Welt geben wird? Wilt du bey unſer Frauen willkomm ſeyn,
und daß ſie dir vor allen andern aus guͤnſtig ſeye, ſo folge nach dem
Exempel ihrer Tugenden: ſagt Bonaventura.
§. 20. Dorten ſehet ihr hie und da das Kindlein JEſus
abgemahlet; hier ſende ich euch ein Abſchilderung darvon, bittende
den GOtt unſers HErrn JEſu Chriſti, den Vatter der Herrlich-
keit, daß er nach der uͤberſchwenglichen Groͤſſe ſeiner Krafft in
euch wuͤrcke, und alle die wuͤſten Suͤnden-Bilder, wormit die Welt,
Fleiſch und Satan euere theure Seelen beſudelt hat, aus euerem
Gemuͤth gaͤntzlich vertilge und ausloͤſche, durch den Hertz-reinigen-
den Glauben an JEſum; ſeine Gnaden-Hand faſſe euere Seelen
alſo ſteiff, daß euere Gedancken, Sinnen, Begierden unabgewand
und unverruckt auf GOtt gerichtet, und vor ſeinem Angeſicht als
wie ein Tuch oder Taffel aufgeſpannet ſeyen, damit ihr durch die
edelſte Bewuͤrckung des Heiligen Geiſtes die Geſtaltung des himmli-
ſchen Reichs und Stadt, und das allervortrefflichſte Bild JESU
in die Tafeln euers Hertzens bekommet! O es gehe kein Tag vorbey,
daß nicht etwas von der himmliſchen Geſtalt JEſu, etwas von ſei-
nem Demuths-Sinn, von ſeiner Lammes-Sanfftmuth, von ſeiner
Welt-Abgeſtorbenheit und ſtaͤter Aufopferung an GOttes Willen,
Liebe und Herrlichkeit euern Seelen beygeleget werde, in ſehnlichem
Flehen und Bitten, und unausſprechlichen Seufftzen des Heiligen
Geiſtes; biß ihr als JEſu durchaus aͤhnliche, vor GOtt ſelbſt un-
tadeliche, zum Reich der Herrlichkeit ſich ſchickende Gemaͤhlde, in
die Pallaͤſte der ſeligen Ewigkeit hinein getragen werdet, um daſelbſt
von denen verklaͤrten Himmels-Burgern, von allen wahren Heili-
gen GOttes wohl beſchauet, gepruͤffet zu werden, und denſelbigen
zu unauffhoͤrlicher Beluſtigung zu dienen, indem ſie uͤber der GOtt-
reichen Kunſt des Heiligen Geiſtes in euerer Vergſtaltung ins Bil-
de Chriſti von einer Klarheit zu der andern ſich ewig verwundern,
und uͤber euere von GOTT euch aus lauter Gnaden geſchenckte
Schoͤnheit ohne Ende frolocken werden; nachdem euch der An-
faͤnger und Vollender dieſes uͤberhimmliſchen, unergruͤndlichen,
GOtt ewig-geweyheten Wercks am Juͤngſten Tag auch dem Lei-
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Wahre
Abſchilde-
rung eines
rechten
JESUS
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/639>, abgerufen am 22.11.2024.
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