Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Gedancken von den Seelen-Aengsten.
chel dahinten im Gewissen denen so sie hören, und sind wie Nägel,
die man wohl einschlägt. Eccl. XII. wird dann eine Seel durch ein
Wort bekehrt, so einer im Läuterungs-Feuer sitzender Sünder den
Nächsten vor Sünd und Höll zu warnen ausspricht, so theilen ihm
die Heiligen Engel auch von ihrer Freude mit, und stärcken seinen
Muth zur Gedult im Angst-Bad.

Seine
Noth in
die
Schoos
der in die-
sem Krieg
Geübten
schütte,

§. 21. (6.) Schencket dir GOtt jemanden, der mit allem seinem
Willen erfüllet ist, und in geistlichen Kriegen wohl geübt, so lege die
Schwermuth von dir ab in dessen Schoos: schäm dich nicht das zu
thun, weil etwa der ander jünger ist in Christi Schul: dann es
wohl geschehen kan daß lange Versuchte und Erfahrne auch in klei-
nen Anfechtungen irren, und ihnen selbst nicht rathen können. Hier
ist noth daß du dich umsehest und nicht urtheilest wie du denckest oder
fühlest, sondern dir sagen lassest aus GOttes Wort. Dann als lang
du angefochten bist, irrest du mit deinen Gedancken, darum folg nicht
dir selbst, sonst machst du flux einen verkehrten Schluß über den an-
dern: Halte deine eigene Einfälle vor verdächtig, siehe dich für, für
des Teufels List der in die Faust lachet, wo er dich vom Evangelio
verrucken, ängstigen und betrüben kan.

Hier kan ein erleuchteter Christ, der dein inneres Land kennet, rech-
te Helden-Dienste thun, in dem du zur Zeit der Anfechtung so gar
verhürschet bist in deiner Sach, daß du weder Anfang noch Ende
des Fadens finden kanst, und dir allesamt Glaub, Liebe, Hoffnung
entrinnen, also daß du keines von diesen dreyen zu deinem Trost ge-
brauchen kanst. Auch die Weisheit und Erkanntnissen lauffen all-
zumahl von dir hinweg. Jn sothanem jämmerlichen Labyrint kan dir
ein einzeles Wörtgen eines weisen Manns im Huy zu recht helffen
durch GOttes Seegen, da ihm dein JESUS solches Wörtgen
in Mund legt, als den rechten Schlüssel zur Thür, die dich gefan-
gen hielt, daran du so lang vergebens probiertest und rumpeltest,
wovon aber bey anwachsender Angst nur immer müder und zaghaff-
ter würdest, dagegen dir jetz einmahls Liecht und Leben aufgehet.
Ps. XXXVII. 30. Pred. IV. 9-12. Prov. XIII. 14. wem du nun dei-
nes Hertzens Anliegen gar ausschütten wilt, der muß Christi Liebe
reichlich in sich haben, und sehr verschwiegen seyn. Fürnehmlich muß
er des Glaubens Krafft in manchem scharffen Gefecht und Schmeltz-
Oeffelein erfahren haben, was er ausrichte damit du von ihm ler-

nest,

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
chel dahinten im Gewiſſen denen ſo ſie hoͤren, und ſind wie Naͤgel,
die man wohl einſchlaͤgt. Eccl. XII. wird dann eine Seel durch ein
Wort bekehrt, ſo einer im Laͤuterungs-Feuer ſitzender Suͤnder den
Naͤchſten vor Suͤnd und Hoͤll zu warnen ausſpricht, ſo theilen ihm
die Heiligen Engel auch von ihrer Freude mit, und ſtaͤrcken ſeinen
Muth zur Gedult im Angſt-Bad.

Seine
Noth in
die
Schoos
der in die-
ſem Krieg
Geuͤbten
ſchuͤtte,

§. 21. (6.) Schencket dir GOtt jemanden, der mit allem ſeinem
Willen erfuͤllet iſt, und in geiſtlichen Kriegen wohl geuͤbt, ſo lege die
Schwermuth von dir ab in deſſen Schoos: ſchaͤm dich nicht das zu
thun, weil etwa der ander juͤnger iſt in Chriſti Schul: dann es
wohl geſchehen kan daß lange Verſuchte und Erfahrne auch in klei-
nen Anfechtungen irren, und ihnen ſelbſt nicht rathen koͤnnen. Hier
iſt noth daß du dich umſeheſt und nicht urtheileſt wie du denckeſt oder
fuͤhleſt, ſondern dir ſagen laſſeſt aus GOttes Wort. Dann als lang
du angefochten biſt, irreſt du mit deinen Gedancken, darum folg nicht
dir ſelbſt, ſonſt machſt du flux einen verkehrten Schluß uͤber den an-
dern: Halte deine eigene Einfaͤlle vor verdaͤchtig, ſiehe dich fuͤr, fuͤr
des Teufels Liſt der in die Fauſt lachet, wo er dich vom Evangelio
verrucken, aͤngſtigen und betruͤben kan.

Hier kan ein erleuchteter Chriſt, der dein inneres Land kennet, rech-
te Helden-Dienſte thun, in dem du zur Zeit der Anfechtung ſo gar
verhuͤrſchet biſt in deiner Sach, daß du weder Anfang noch Ende
des Fadens finden kanſt, und dir alleſamt Glaub, Liebe, Hoffnung
entrinnen, alſo daß du keines von dieſen dreyen zu deinem Troſt ge-
brauchen kanſt. Auch die Weisheit und Erkanntniſſen lauffen all-
zumahl von dir hinweg. Jn ſothanem jaͤmmerlichen Labyrint kan dir
ein einzeles Woͤrtgen eines weiſen Manns im Huy zu recht helffen
durch GOttes Seegen, da ihm dein JESUS ſolches Woͤrtgen
in Mund legt, als den rechten Schluͤſſel zur Thuͤr, die dich gefan-
gen hielt, daran du ſo lang vergebens probierteſt und rumpelteſt,
wovon aber bey anwachſender Angſt nur immer muͤder und zaghaff-
ter wuͤrdeſt, dagegen dir jetz einmahls Liecht und Leben aufgehet.
Pſ. XXXVII. 30. Pred. IV. 9-12. Prov. XIII. 14. wem du nun dei-
nes Hertzens Anliegen gar ausſchuͤtten wilt, der muß Chriſti Liebe
reichlich in ſich haben, und ſehr verſchwiegen ſeyn. Fuͤrnehmlich muß
er des Glaubens Krafft in manchem ſcharffen Gefecht und Schmeltz-
Oeffelein erfahren haben, was er ausrichte damit du von ihm ler-

neſt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0620" n="424"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gedancken von den Seelen-Aeng&#x017F;ten.</hi></fw><lb/>
chel dahinten im Gewi&#x017F;&#x017F;en denen &#x017F;o &#x017F;ie ho&#x0364;ren, und &#x017F;ind wie Na&#x0364;gel,<lb/>
die man wohl ein&#x017F;chla&#x0364;gt. Eccl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> wird dann eine Seel durch ein<lb/>
Wort bekehrt, &#x017F;o einer im La&#x0364;uterungs-Feuer &#x017F;itzender Su&#x0364;nder den<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten vor Su&#x0364;nd und Ho&#x0364;ll zu warnen aus&#x017F;pricht, &#x017F;o theilen ihm<lb/>
die Heiligen Engel auch von ihrer Freude mit, und &#x017F;ta&#x0364;rcken &#x017F;einen<lb/>
Muth zur Gedult im Ang&#x017F;t-Bad.</p><lb/>
          <note place="left">Seine<lb/>
Noth in<lb/>
die<lb/>
Schoos<lb/>
der in die-<lb/>
&#x017F;em Krieg<lb/>
Geu&#x0364;bten<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tte,</note>
          <p>§. 21. (6.) Schencket dir GOtt jemanden, der mit allem &#x017F;einem<lb/>
Willen erfu&#x0364;llet i&#x017F;t, und in gei&#x017F;tlichen Kriegen wohl geu&#x0364;bt, &#x017F;o lege die<lb/>
Schwermuth von dir ab in de&#x017F;&#x017F;en Schoos: &#x017F;cha&#x0364;m dich nicht das zu<lb/>
thun, weil etwa der ander ju&#x0364;nger i&#x017F;t in Chri&#x017F;ti Schul: dann es<lb/>
wohl ge&#x017F;chehen kan daß lange Ver&#x017F;uchte und Erfahrne auch in klei-<lb/>
nen Anfechtungen irren, und ihnen &#x017F;elb&#x017F;t nicht rathen ko&#x0364;nnen. Hier<lb/>
i&#x017F;t noth daß du dich um&#x017F;ehe&#x017F;t und nicht urtheile&#x017F;t wie du dencke&#x017F;t oder<lb/>
fu&#x0364;hle&#x017F;t, &#x017F;ondern dir &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t aus GOttes Wort. Dann als lang<lb/>
du angefochten bi&#x017F;t, irre&#x017F;t du mit deinen Gedancken, darum folg nicht<lb/>
dir &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;on&#x017F;t mach&#x017F;t du flux einen verkehrten Schluß u&#x0364;ber den an-<lb/>
dern: Halte deine eigene Einfa&#x0364;lle vor verda&#x0364;chtig, &#x017F;iehe dich fu&#x0364;r, fu&#x0364;r<lb/>
des Teufels Li&#x017F;t der in die Fau&#x017F;t lachet, wo er dich vom Evangelio<lb/>
verrucken, a&#x0364;ng&#x017F;tigen und betru&#x0364;ben kan.</p><lb/>
          <p>Hier kan ein erleuchteter Chri&#x017F;t, der dein inneres Land kennet, rech-<lb/>
te Helden-Dien&#x017F;te thun, in dem du zur Zeit der Anfechtung &#x017F;o gar<lb/>
verhu&#x0364;r&#x017F;chet bi&#x017F;t in deiner Sach, daß du weder Anfang noch Ende<lb/>
des Fadens finden kan&#x017F;t, und dir alle&#x017F;amt Glaub, Liebe, Hoffnung<lb/>
entrinnen, al&#x017F;o daß du keines von die&#x017F;en dreyen zu deinem Tro&#x017F;t ge-<lb/>
brauchen kan&#x017F;t. Auch die Weisheit und Erkanntni&#x017F;&#x017F;en lauffen all-<lb/>
zumahl von dir hinweg. Jn &#x017F;othanem ja&#x0364;mmerlichen Labyrint kan dir<lb/>
ein einzeles Wo&#x0364;rtgen eines wei&#x017F;en Manns im Huy zu recht helffen<lb/>
durch GOttes Seegen, da ihm dein JESUS &#x017F;olches Wo&#x0364;rtgen<lb/>
in Mund legt, als den rechten Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zur Thu&#x0364;r, die dich gefan-<lb/>
gen hielt, daran du &#x017F;o lang vergebens probierte&#x017F;t und rumpelte&#x017F;t,<lb/>
wovon aber bey anwach&#x017F;ender Ang&#x017F;t nur immer mu&#x0364;der und zaghaff-<lb/>
ter wu&#x0364;rde&#x017F;t, dagegen dir jetz einmahls Liecht und Leben aufgehet.<lb/>
P&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi> 30. Pred. <hi rendition="#aq">IV.</hi> 9-12. Prov. <hi rendition="#aq">XIII.</hi> 14. wem du nun dei-<lb/>
nes Hertzens Anliegen gar aus&#x017F;chu&#x0364;tten wilt, der muß Chri&#x017F;ti Liebe<lb/>
reichlich in &#x017F;ich haben, und &#x017F;ehr ver&#x017F;chwiegen &#x017F;eyn. Fu&#x0364;rnehmlich muß<lb/>
er des Glaubens Krafft in manchem &#x017F;charffen Gefecht und Schmeltz-<lb/>
Oeffelein erfahren haben, was er ausrichte damit du von ihm ler-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne&#x017F;t,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0620] Gedancken von den Seelen-Aengſten. chel dahinten im Gewiſſen denen ſo ſie hoͤren, und ſind wie Naͤgel, die man wohl einſchlaͤgt. Eccl. XII. wird dann eine Seel durch ein Wort bekehrt, ſo einer im Laͤuterungs-Feuer ſitzender Suͤnder den Naͤchſten vor Suͤnd und Hoͤll zu warnen ausſpricht, ſo theilen ihm die Heiligen Engel auch von ihrer Freude mit, und ſtaͤrcken ſeinen Muth zur Gedult im Angſt-Bad. §. 21. (6.) Schencket dir GOtt jemanden, der mit allem ſeinem Willen erfuͤllet iſt, und in geiſtlichen Kriegen wohl geuͤbt, ſo lege die Schwermuth von dir ab in deſſen Schoos: ſchaͤm dich nicht das zu thun, weil etwa der ander juͤnger iſt in Chriſti Schul: dann es wohl geſchehen kan daß lange Verſuchte und Erfahrne auch in klei- nen Anfechtungen irren, und ihnen ſelbſt nicht rathen koͤnnen. Hier iſt noth daß du dich umſeheſt und nicht urtheileſt wie du denckeſt oder fuͤhleſt, ſondern dir ſagen laſſeſt aus GOttes Wort. Dann als lang du angefochten biſt, irreſt du mit deinen Gedancken, darum folg nicht dir ſelbſt, ſonſt machſt du flux einen verkehrten Schluß uͤber den an- dern: Halte deine eigene Einfaͤlle vor verdaͤchtig, ſiehe dich fuͤr, fuͤr des Teufels Liſt der in die Fauſt lachet, wo er dich vom Evangelio verrucken, aͤngſtigen und betruͤben kan. Hier kan ein erleuchteter Chriſt, der dein inneres Land kennet, rech- te Helden-Dienſte thun, in dem du zur Zeit der Anfechtung ſo gar verhuͤrſchet biſt in deiner Sach, daß du weder Anfang noch Ende des Fadens finden kanſt, und dir alleſamt Glaub, Liebe, Hoffnung entrinnen, alſo daß du keines von dieſen dreyen zu deinem Troſt ge- brauchen kanſt. Auch die Weisheit und Erkanntniſſen lauffen all- zumahl von dir hinweg. Jn ſothanem jaͤmmerlichen Labyrint kan dir ein einzeles Woͤrtgen eines weiſen Manns im Huy zu recht helffen durch GOttes Seegen, da ihm dein JESUS ſolches Woͤrtgen in Mund legt, als den rechten Schluͤſſel zur Thuͤr, die dich gefan- gen hielt, daran du ſo lang vergebens probierteſt und rumpelteſt, wovon aber bey anwachſender Angſt nur immer muͤder und zaghaff- ter wuͤrdeſt, dagegen dir jetz einmahls Liecht und Leben aufgehet. Pſ. XXXVII. 30. Pred. IV. 9-12. Prov. XIII. 14. wem du nun dei- nes Hertzens Anliegen gar ausſchuͤtten wilt, der muß Chriſti Liebe reichlich in ſich haben, und ſehr verſchwiegen ſeyn. Fuͤrnehmlich muß er des Glaubens Krafft in manchem ſcharffen Gefecht und Schmeltz- Oeffelein erfahren haben, was er ausrichte damit du von ihm ler- neſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/620
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/620>, abgerufen am 22.11.2024.