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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
hertzlich, brünstig, beständig liebe, lobe, ehre, anbette; also daß alles
widrige, bangmachende und übelschmeckende in ewige Vergessenheit
versenckt bleibe. Amen.

Satan schreyet:

Wer da? wer ist der Mann? so unsere Burg berennt,
Wo herrscht der kühne Stamm? Wo dieses Regiment?
Deßgleichen unser Reich von Anbegin nicht kennt.
JESUS antwortet triumphirend:
Auf Satan Jch Schilo der Jüdische Held
Bekriege dich obersten Fürsten der Welt:
Victoria! Satan! Jch habe das Feld.

§. 14. (6.) Das Beste ist, daß du die Waffen GOttes anschaffest,Sich bey
Zeiten die
Waffen
GOttes
anschaffe.

ehe Krieg und Sturm kommt. Besiehe davon Eph. 6, 10-18. Ziehe
an aus Christo die Waffen-Rüstung GOttes. Dem wird dich der
Feind in solcher Bereitschafft sehen, so wird er vor dir fliehen, wei-
len er allzu starcken Widerstand ersiehet. Jac. 4. 7. Eine ruhige Stund
die dir dein GOTT in Gnaden gönnt ist von unschätzbarem Werth;
es ist eine Sach deren Preiß man nicht verstehet biß in der langen
Ewigkeit: o darum siehe zu wie du sie anwendest; es ist jetzt deine
Stund, wann sie vorbey, so bricht die Stund des Feindes ein und
die Macht der Finsterniß; der Feind weißt nichts von Gedult noch
Barmhertzigkeit, er gibt keine Minute Frist und Weile, er wartet
nicht, biß du fertig seyest ihm zu begegnen, kan er dich in deiner Hin-
läßigkeit überrumplen, und alles mit Feuer und Schwerdt verheeren,
mit Stumpf und Stiel ausrotten, so wird er dir nicht im geringsten
schonen. Wann der Hauß-Herr benachrichtiget wäre, in welcher
Stund der Dieb käme, so würde er je wachen und sein Hauß nicht
durchgraben lassen Luc. 12, 39. Gäbe man nicht nachwerts alle die
Reichthümer der gantzen Stadt, man hätte die schwachen Oerter der
Ringmauer besser befestiget, so würde man wenigstens die Freyheit
und das Leben behalten haben: Ey so verdopple denn die Wache, an
dem Ort, wo du merckest, daß der Feind ordinari am hartesten an-
setzt und am leichtesten einschleicht: Ein wohl gebutztes und geweytes
Schwerdt sey stets gegürtet an deinen Linden und deine Brust sey stets
bedecket mit dem Harnisch GOttes; sonst würde es wohl zu spat
seyn, erst alsdann Gewöhr, Schild und Pantzer hervor suchen und
auspolieren, wann das Schwerdt deines Feindes allbereit gezuckt ob
deinem Haupt blincket, und das Mord-Pistol auf Brust und Stirn

loßge-

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
hertzlich, bruͤnſtig, beſtaͤndig liebe, lobe, ehre, anbette; alſo daß alles
widrige, bangmachende und uͤbelſchmeckende in ewige Vergeſſenheit
verſenckt bleibe. Amen.

Satan ſchreyet:

Wer da? wer iſt der Mann? ſo unſere Burg berennt,
Wo herrſcht der kuͤhne Stamm? Wo dieſes Regiment?
Deßgleichen unſer Reich von Anbegin nicht kennt.
JESUS antwortet triumphirend:
Auf Satan Jch Schilo der Juͤdiſche Held
Bekriege dich oberſten Fuͤrſten der Welt:
Victoria! Satan! Jch habe das Feld.

§. 14. (6.) Das Beſte iſt, daß du die Waffen GOttes anſchaffeſt,Sich bey
Zeiten die
Waffen
GOttes
anſchaffe.

ehe Krieg und Sturm kommt. Beſiehe davon Eph. 6, 10-18. Ziehe
an aus Chriſto die Waffen-Ruͤſtung GOttes. Dem wird dich der
Feind in ſolcher Bereitſchafft ſehen, ſo wird er vor dir fliehen, wei-
len er allzu ſtarcken Widerſtand erſiehet. Jac. 4. 7. Eine ruhige Stund
die dir dein GOTT in Gnaden goͤnnt iſt von unſchaͤtzbarem Werth;
es iſt eine Sach deren Preiß man nicht verſtehet biß in der langen
Ewigkeit: o darum ſiehe zu wie du ſie anwendeſt; es iſt jetzt deine
Stund, wann ſie vorbey, ſo bricht die Stund des Feindes ein und
die Macht der Finſterniß; der Feind weißt nichts von Gedult noch
Barmhertzigkeit, er gibt keine Minute Friſt und Weile, er wartet
nicht, biß du fertig ſeyeſt ihm zu begegnen, kan er dich in deiner Hin-
laͤßigkeit uͤberrumplen, und alles mit Feuer und Schwerdt verheeren,
mit Stumpf und Stiel ausrotten, ſo wird er dir nicht im geringſten
ſchonen. Wann der Hauß-Herr benachrichtiget waͤre, in welcher
Stund der Dieb kaͤme, ſo wuͤrde er je wachen und ſein Hauß nicht
durchgraben laſſen Luc. 12, 39. Gaͤbe man nicht nachwerts alle die
Reichthuͤmer der gantzen Stadt, man haͤtte die ſchwachen Oerter der
Ringmauer beſſer befeſtiget, ſo wuͤrde man wenigſtens die Freyheit
und das Leben behalten haben: Ey ſo verdopple denn die Wache, an
dem Ort, wo du merckeſt, daß der Feind ordinari am harteſten an-
ſetzt und am leichteſten einſchleicht: Ein wohl gebutztes und geweytes
Schwerdt ſey ſtets geguͤrtet an deinen Linden und deine Bruſt ſey ſtets
bedecket mit dem Harniſch GOttes; ſonſt wuͤrde es wohl zu ſpat
ſeyn, erſt alsdann Gewoͤhr, Schild und Pantzer hervor ſuchen und
auspolieren, wann das Schwerdt deines Feindes allbereit gezuckt ob
deinem Haupt blincket, und das Mord-Piſtol auf Bruſt und Stirn

loßge-
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[519/0615] Gedancken von den Seelen-Aengſten. hertzlich, bruͤnſtig, beſtaͤndig liebe, lobe, ehre, anbette; alſo daß alles widrige, bangmachende und uͤbelſchmeckende in ewige Vergeſſenheit verſenckt bleibe. Amen. Satan ſchreyet: Wer da? wer iſt der Mann? ſo unſere Burg berennt, Wo herrſcht der kuͤhne Stamm? Wo dieſes Regiment? Deßgleichen unſer Reich von Anbegin nicht kennt. JESUS antwortet triumphirend: Auf Satan Jch Schilo der Juͤdiſche Held Bekriege dich oberſten Fuͤrſten der Welt: Victoria! Satan! Jch habe das Feld. §. 14. (6.) Das Beſte iſt, daß du die Waffen GOttes anſchaffeſt, ehe Krieg und Sturm kommt. Beſiehe davon Eph. 6, 10-18. Ziehe an aus Chriſto die Waffen-Ruͤſtung GOttes. Dem wird dich der Feind in ſolcher Bereitſchafft ſehen, ſo wird er vor dir fliehen, wei- len er allzu ſtarcken Widerſtand erſiehet. Jac. 4. 7. Eine ruhige Stund die dir dein GOTT in Gnaden goͤnnt iſt von unſchaͤtzbarem Werth; es iſt eine Sach deren Preiß man nicht verſtehet biß in der langen Ewigkeit: o darum ſiehe zu wie du ſie anwendeſt; es iſt jetzt deine Stund, wann ſie vorbey, ſo bricht die Stund des Feindes ein und die Macht der Finſterniß; der Feind weißt nichts von Gedult noch Barmhertzigkeit, er gibt keine Minute Friſt und Weile, er wartet nicht, biß du fertig ſeyeſt ihm zu begegnen, kan er dich in deiner Hin- laͤßigkeit uͤberrumplen, und alles mit Feuer und Schwerdt verheeren, mit Stumpf und Stiel ausrotten, ſo wird er dir nicht im geringſten ſchonen. Wann der Hauß-Herr benachrichtiget waͤre, in welcher Stund der Dieb kaͤme, ſo wuͤrde er je wachen und ſein Hauß nicht durchgraben laſſen Luc. 12, 39. Gaͤbe man nicht nachwerts alle die Reichthuͤmer der gantzen Stadt, man haͤtte die ſchwachen Oerter der Ringmauer beſſer befeſtiget, ſo wuͤrde man wenigſtens die Freyheit und das Leben behalten haben: Ey ſo verdopple denn die Wache, an dem Ort, wo du merckeſt, daß der Feind ordinari am harteſten an- ſetzt und am leichteſten einſchleicht: Ein wohl gebutztes und geweytes Schwerdt ſey ſtets geguͤrtet an deinen Linden und deine Bruſt ſey ſtets bedecket mit dem Harniſch GOttes; ſonſt wuͤrde es wohl zu ſpat ſeyn, erſt alsdann Gewoͤhr, Schild und Pantzer hervor ſuchen und auspolieren, wann das Schwerdt deines Feindes allbereit gezuckt ob deinem Haupt blincket, und das Mord-Piſtol auf Bruſt und Stirn loßge- Sich bey Zeiten die Waffen GOttes anſchaffe.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/615>, abgerufen am 24.05.2024.