zuhalten und durch alle finstere Gänge glücklich und wohl erhalten hin- durch zu wandern, daß du GOTT für Johann Arndt und andere dancken wirst, daß er sie zu so gesegneten Werckzeugen deines Heyls ausgerüstet und dir hat wohl gedeyen lassen.
§. 10. (5.) Und wie du dich hüten sollst vor Unglauben und Unmuth,Sich vor Sicher- heit hüte. also auch vor Sicherheit und Hinläßigkeit. Gedencke nicht, es habe nichts zu sagen; wirstu dem Feind nicht Widerstand thun, so wird er dir solche feurige Pfeilen in dein Hertz schiessen, davon du schwerlich mehr geheilet werden könntest. Petrus spricht: seyd nüchtern und wachet. 1 Petr. 5, 8. Christus spricht: So seyd nun wacker allezeit und bettet Luc. 21, 36. Wachet und bettet daß ihr nicht in Anfechtung fallet Matth. 26. Luc. 22. dem folge und solltest du auch Nacht und Tag betten, und schlaffen und essen darüber vergessen müssen, achts nicht und förchte dich nicht, Christus bewahret dir dein Leben, und beschehret dir bald einen herrlichen Sieg, welchen du denn um aller Welt Gut nicht gäbest.
§. 11. Die Haar sollten dir gen Berge stehen, so du sähest, was du mitGrosser Schade den sie nach sich ziehet. deinem Schleudern, Träumen und Faullentzen versaumest? welch eine wichtige Cron der Gerechtigkeit und des Lebens! welch ein herrlicher An- theil an Christi Sieg und Seeligkeit! welch einen hohen Grad der rei- nen Heiligkeit und himmlischen Erbschafft! welch eine Niderlag der Ca- naaniter die dich zu keiner tieffen Ruh und Krafft in GOtt kommen las- sen: Wilt du ein so träger Schlingel seyn und dich so lebendig von Läu- sen fressen lassen, indem du nur so deinen eigenen, nagenden Gedancken und Uberlegungen nachhängest, dich so deinem trägen Sinn hingibst, das Schwerdt des glaubigen Gebetts nicht mannlich ergreiffest, son- dern dasselbe vor deinem Faulbett liegen und verrosten lassest. O verma- ledeyte Trägheit! du Krotten-Nest und Pful-Küsse des Teufels, da er nach aller seiner höllischen Lust seine arge Seel-verwüstende Gedancken Geisterlein ausbrüten darff: Arme Seel! bestreite deine Unlust und Muthloßigkeit zum Gebett, biß du sie durch des HErren Gnade über- windest und der Balsam-Büchsen deines Seeligmachers habhafft wirst, da du ob GOtt will, nicht zu faul wirst seyn, dein Hertz überall wohl zu bestreichen und die göttliche Salbe recht wohl hinein zu reiben, daß die gifftige, auszehrende Kleb-Läuse der untauglichen Einfällen vertrieben, ausgerottet und getödtet werden. Wann der süsse JEsus-Nahme deine Seele berühret, so ist er ein hochtheurer Balsam, dessen lieblichster Ge- ruch und Krafft Geist, Seel und Hertz durchdringet: ach Seele fasse ei- nen frischen Muth und schlage dich hindurch zu JEsu und schweiffe mit
den
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
zuhalten und durch alle finſtere Gaͤnge gluͤcklich und wohl erhalten hin- durch zu wandern, daß du GOTT fuͤr Johann Arndt und andere dancken wirſt, daß er ſie zu ſo geſegneten Werckzeugen deines Heyls ausgeruͤſtet und dir hat wohl gedeyen laſſen.
§. 10. (5.) Und wie du dich huͤten ſollſt vor Unglauben und Unmuth,Sich vor Sicher- heit huͤte. alſo auch vor Sicherheit und Hinlaͤßigkeit. Gedencke nicht, es habe nichts zu ſagen; wirſtu dem Feind nicht Widerſtand thun, ſo wird er dir ſolche feurige Pfeilen in dein Hertz ſchieſſen, davon du ſchwerlich mehr geheilet werden koͤnnteſt. Petrus ſpricht: ſeyd nuͤchtern und wachet. 1 Petr. 5, 8. Chriſtus ſpricht: So ſeyd nun wacker allezeit und bettet Luc. 21, 36. Wachet und bettet daß ihr nicht in Anfechtung fallet Matth. 26. Luc. 22. dem folge und ſollteſt du auch Nacht und Tag betten, und ſchlaffen und eſſen daruͤber vergeſſen muͤſſen, achts nicht und foͤrchte dich nicht, Chriſtus bewahret dir dein Leben, und beſchehret dir bald einen herrlichen Sieg, welchen du denn um aller Welt Gut nicht gaͤbeſt.
§. 11. Die Haar ſollten dir gen Berge ſtehen, ſo du ſaͤheſt, was du mitGroſſer Schade den ſie nach ſich ziehet. deinem Schleudern, Traͤumen und Faullentzen verſaumeſt? welch eine wichtige Cron der Gerechtigkeit und des Lebens! welch ein herrlicher An- theil an Chriſti Sieg und Seeligkeit! welch einen hohen Grad der rei- nen Heiligkeit und himmliſchen Erbſchafft! welch eine Niderlag der Ca- naaniter die dich zu keiner tieffen Ruh und Krafft in GOtt kommen laſ- ſen: Wilt du ein ſo traͤger Schlingel ſeyn und dich ſo lebendig von Laͤu- ſen freſſen laſſen, indem du nur ſo deinen eigenen, nagenden Gedancken und Uberlegungen nachhaͤngeſt, dich ſo deinem traͤgen Sinn hingibſt, das Schwerdt des glaubigen Gebetts nicht mannlich ergreiffeſt, ſon- dern daſſelbe vor deinem Faulbett liegen und verroſten laſſeſt. O verma- ledeyte Traͤgheit! du Krotten-Neſt und Pful-Kuͤſſe des Teufels, da er nach aller ſeiner hoͤlliſchen Luſt ſeine arge Seel-verwuͤſtende Gedancken Geiſterlein ausbruͤten darff: Arme Seel! beſtreite deine Unluſt und Muthloßigkeit zum Gebett, biß du ſie durch des HErren Gnade uͤber- windeſt und der Balſam-Buͤchſen deines Seeligmachers habhafft wirſt, da du ob GOtt will, nicht zu faul wirſt ſeyn, dein Hertz uͤberall wohl zu beſtreichen und die goͤttliche Salbe recht wohl hinein zu reiben, daß die gifftige, auszehrende Kleb-Laͤuſe der untauglichen Einfaͤllen vertrieben, ausgerottet und getoͤdtet werden. Wann der ſuͤſſe JEſus-Nahme deine Seele beruͤhret, ſo iſt er ein hochtheurer Balſam, deſſen lieblichſter Ge- ruch und Krafft Geiſt, Seel und Hertz durchdringet: ach Seele faſſe ei- nen friſchen Muth und ſchlage dich hindurch zu JEſu und ſchweiffe mit
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
zuhalten und durch alle finſtere Gaͤnge gluͤcklich und wohl erhalten hin-
durch zu wandern, daß du GOTT fuͤr Johann Arndt und andere
dancken wirſt, daß er ſie zu ſo geſegneten Werckzeugen deines Heyls
ausgeruͤſtet und dir hat wohl gedeyen laſſen.
§. 10. (5.) Und wie du dich huͤten ſollſt vor Unglauben und Unmuth,
alſo auch vor Sicherheit und Hinlaͤßigkeit. Gedencke nicht, es habe
nichts zu ſagen; wirſtu dem Feind nicht Widerſtand thun, ſo wird er
dir ſolche feurige Pfeilen in dein Hertz ſchieſſen, davon du ſchwerlich mehr
geheilet werden koͤnnteſt. Petrus ſpricht: ſeyd nuͤchtern und wachet.
1 Petr. 5, 8. Chriſtus ſpricht: So ſeyd nun wacker allezeit und bettet
Luc. 21, 36. Wachet und bettet daß ihr nicht in Anfechtung fallet Matth.
26. Luc. 22. dem folge und ſollteſt du auch Nacht und Tag betten, und
ſchlaffen und eſſen daruͤber vergeſſen muͤſſen, achts nicht und foͤrchte dich
nicht, Chriſtus bewahret dir dein Leben, und beſchehret dir bald einen
herrlichen Sieg, welchen du denn um aller Welt Gut nicht gaͤbeſt.
Sich vor
Sicher-
heit huͤte.
§. 11. Die Haar ſollten dir gen Berge ſtehen, ſo du ſaͤheſt, was du mit
deinem Schleudern, Traͤumen und Faullentzen verſaumeſt? welch eine
wichtige Cron der Gerechtigkeit und des Lebens! welch ein herrlicher An-
theil an Chriſti Sieg und Seeligkeit! welch einen hohen Grad der rei-
nen Heiligkeit und himmliſchen Erbſchafft! welch eine Niderlag der Ca-
naaniter die dich zu keiner tieffen Ruh und Krafft in GOtt kommen laſ-
ſen: Wilt du ein ſo traͤger Schlingel ſeyn und dich ſo lebendig von Laͤu-
ſen freſſen laſſen, indem du nur ſo deinen eigenen, nagenden Gedancken
und Uberlegungen nachhaͤngeſt, dich ſo deinem traͤgen Sinn hingibſt,
das Schwerdt des glaubigen Gebetts nicht mannlich ergreiffeſt, ſon-
dern daſſelbe vor deinem Faulbett liegen und verroſten laſſeſt. O verma-
ledeyte Traͤgheit! du Krotten-Neſt und Pful-Kuͤſſe des Teufels, da er
nach aller ſeiner hoͤlliſchen Luſt ſeine arge Seel-verwuͤſtende Gedancken
Geiſterlein ausbruͤten darff: Arme Seel! beſtreite deine Unluſt und
Muthloßigkeit zum Gebett, biß du ſie durch des HErren Gnade uͤber-
windeſt und der Balſam-Buͤchſen deines Seeligmachers habhafft wirſt,
da du ob GOtt will, nicht zu faul wirſt ſeyn, dein Hertz uͤberall wohl zu
beſtreichen und die goͤttliche Salbe recht wohl hinein zu reiben, daß die
gifftige, auszehrende Kleb-Laͤuſe der untauglichen Einfaͤllen vertrieben,
ausgerottet und getoͤdtet werden. Wann der ſuͤſſe JEſus-Nahme deine
Seele beruͤhret, ſo iſt er ein hochtheurer Balſam, deſſen lieblichſter Ge-
ruch und Krafft Geiſt, Seel und Hertz durchdringet: ach Seele faſſe ei-
nen friſchen Muth und ſchlage dich hindurch zu JEſu und ſchweiffe mit
den
Groſſer
Schade
den ſie
nach ſich
ziehet.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/613>, abgerufen am 22.11.2024.
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