Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Gedancken von den Seelen-Aengsten.
len-Feind ziehet dich hinnach, wende deine Gedancken best-möglich
davon ab, siehe auf JEsum der Welt Heyl; vergiß, verliehre dich,
halt dich nicht würdig, daß du die unwiederbringliche Gnaden-Zeit mit
dir selber verderbest, schwinge dich zu Christo, schaue ihn an, das bringt
dir viel Nutzen, GOtt wirds nicht zürnen, wo du ihm folgest Es. XLV.
22. Rom. V. 21. Millionen schwerer Missethäter sind auf diesem Weg
zu recht kommen, so sonst gewiß verdorben wären: Laß dir kein frem-
des Bild von Christo eindrucken, als sey er ein Schuld-Forderer und
nicht ein Bürg Hebr. XIII. 8. du kanst dir die Gnad und Vergebung
nicht groß, herrlich und triumphierend genug machen; die Krafft des
Versöhnung Blutes JEsu übersteiget und überwiget der gantzen Welt
Sünden; es ist alle Glut und Flut der Höllen kaum ein Schwefel-
Höltzlin zu rechnen gegen der Sonnen der göttlichen Liebe-Brunst und
Glut. Ein Angst-volles Kind, so es seine Mutter unter dem Hauffen
weißt, so verweilen sich seine Augen an keinem fremden Angesicht biß
es seine Mutter erblickt; JEsus ist und herrschet mitten unter den dei-
nen und seinen Feinden, darum starre fix auf ihn und laß andere gaf-
fen, wohin sie wollen.

Sich an
die theu-
ren Ver-
heissungen
des Evan-
gelii hal-
ten.

§. 7. (2.) Fasse fleißig den Trost der Schrifften, und die Haupt-
Clausulen des Gnaden-Bundes. Jes. XLIX. 15. 16. c. LIV. 7-10. c.
LIX. 21. und bedenck wohl was die Schrifft spricht: Die Opfer GOt-
tes sind ein geängsteter Geist etc. Ps. LI. 19. Seelig ist der Mann der
die Anfechtung erduldet etc. Jac. I. 12. seelig ist er, und nicht unseelig.

Wer in schweren Seelen-Nöthen obsiegen will, muß wohl 1000 und
100 mahl einen Evangelischen Kern-Spruch anfassen, biß er an der See-
len bekleibet und auf Heiligung wirckt; geb wie dich deine Sünden von
dem starcken Wort GOttes wollen wegstossen, so greiffe 1000 mahl
wiederum darnach, biß dir ein Wort in der Hand bleibt, womit du
dich des Ersauffens erwehren kanst: die Gnaden-Verheissungen und
Tröstungen des H. Geistes sind gleich der schönen lieben Sonne, sie muß
den gantzen Vormittag die Welt-Sünden- und Höllen-Nebel bestreiten,
bevor das Hertz davon frey und vom Glauben warm wird, es streicht
offt ein gantz Jahr hin, ehe ein aufgefaßtes Gnaden-Wort seine reiffe
Frucht zeiget; der Schlangen Wort raumet Christi Wort sehr ungern
den Platz, ja ewig nicht, biß sich der höchste GOtt drein legt und sich
mit Gewalt der Sach annimmt; eben daraus entstehet die scharffe Hitz
der Anfechtung, daß der gequälte Mensch gern möchte und kan nicht;
aber verzage nicht liebes Hertz! GOtt wird fürwahr sein theures, wer-

thes

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
len-Feind ziehet dich hinnach, wende deine Gedancken beſt-moͤglich
davon ab, ſiehe auf JEſum der Welt Heyl; vergiß, verliehre dich,
halt dich nicht wuͤrdig, daß du die unwiederbringliche Gnaden-Zeit mit
dir ſelber verderbeſt, ſchwinge dich zu Chriſto, ſchaue ihn an, das bringt
dir viel Nutzen, GOtt wirds nicht zuͤrnen, wo du ihm folgeſt Eſ. XLV.
22. Rom. V. 21. Millionen ſchwerer Miſſethaͤter ſind auf dieſem Weg
zu recht kommen, ſo ſonſt gewiß verdorben waͤren: Laß dir kein frem-
des Bild von Chriſto eindrucken, als ſey er ein Schuld-Forderer und
nicht ein Buͤrg Hebr. XIII. 8. du kanſt dir die Gnad und Vergebung
nicht groß, herrlich und triumphierend genug machen; die Krafft des
Verſoͤhnung Blutes JEſu uͤberſteiget und uͤberwiget der gantzen Welt
Suͤnden; es iſt alle Glut und Flut der Hoͤllen kaum ein Schwefel-
Hoͤltzlin zu rechnen gegen der Sonnen der goͤttlichen Liebe-Brunſt und
Glut. Ein Angſt-volles Kind, ſo es ſeine Mutter unter dem Hauffen
weißt, ſo verweilen ſich ſeine Augen an keinem fremden Angeſicht biß
es ſeine Mutter erblickt; JEſus iſt und herrſchet mitten unter den dei-
nen und ſeinen Feinden, darum ſtarre fix auf ihn und laß andere gaf-
fen, wohin ſie wollen.

Sich an
die theu-
ren Ver-
heiſſungen
des Evan-
gelii hal-
ten.

§. 7. (2.) Faſſe fleißig den Troſt der Schrifften, und die Haupt-
Clauſulen des Gnaden-Bundes. Jeſ. XLIX. 15. 16. c. LIV. 7-10. c.
LIX. 21. und bedenck wohl was die Schrifft ſpricht: Die Opfer GOt-
tes ſind ein geaͤngſteter Geiſt ꝛc. Pſ. LI. 19. Seelig iſt der Mann der
die Anfechtung erduldet ꝛc. Jac. I. 12. ſeelig iſt er, und nicht unſeelig.

Wer in ſchweren Seelen-Noͤthen obſiegen will, muß wohl 1000 und
100 mahl einen Evangeliſchen Kern-Spruch anfaſſen, biß er an der See-
len bekleibet und auf Heiligung wirckt; geb wie dich deine Suͤnden von
dem ſtarcken Wort GOttes wollen wegſtoſſen, ſo greiffe 1000 mahl
wiederum darnach, biß dir ein Wort in der Hand bleibt, womit du
dich des Erſauffens erwehren kanſt: die Gnaden-Verheiſſungen und
Troͤſtungen des H. Geiſtes ſind gleich der ſchoͤnen lieben Sonne, ſie muß
den gantzen Vormittag die Welt-Suͤnden- und Hoͤllen-Nebel beſtreiten,
bevor das Hertz davon frey und vom Glauben warm wird, es ſtreicht
offt ein gantz Jahr hin, ehe ein aufgefaßtes Gnaden-Wort ſeine reiffe
Frucht zeiget; der Schlangen Wort raumet Chriſti Wort ſehr ungern
den Platz, ja ewig nicht, biß ſich der hoͤchſte GOtt drein legt und ſich
mit Gewalt der Sach annimmt; eben daraus entſtehet die ſcharffe Hitz
der Anfechtung, daß der gequaͤlte Menſch gern moͤchte und kan nicht;
aber verzage nicht liebes Hertz! GOtt wird fuͤrwahr ſein theures, wer-

thes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0610" n="514"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gedancken von den Seelen-Aeng&#x017F;ten.</hi></fw><lb/>
len-Feind ziehet dich hinnach, wende deine Gedancken be&#x017F;t-mo&#x0364;glich<lb/>
davon ab, &#x017F;iehe auf JE&#x017F;um der Welt Heyl; vergiß, verliehre dich,<lb/>
halt dich nicht wu&#x0364;rdig, daß du die unwiederbringliche Gnaden-Zeit mit<lb/>
dir &#x017F;elber verderbe&#x017F;t, &#x017F;chwinge dich zu Chri&#x017F;to, &#x017F;chaue ihn an, das bringt<lb/>
dir viel Nutzen, GOtt wirds nicht zu&#x0364;rnen, wo du ihm folge&#x017F;t E&#x017F;. <hi rendition="#aq">XLV.</hi><lb/>
22. Rom. <hi rendition="#aq">V.</hi> 21. Millionen &#x017F;chwerer Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter &#x017F;ind auf die&#x017F;em Weg<lb/>
zu recht kommen, &#x017F;o &#x017F;on&#x017F;t gewiß verdorben wa&#x0364;ren: Laß dir kein frem-<lb/>
des Bild von Chri&#x017F;to eindrucken, als &#x017F;ey er ein Schuld-Forderer und<lb/>
nicht ein Bu&#x0364;rg Hebr. <hi rendition="#aq">XIII.</hi> 8. du kan&#x017F;t dir die Gnad und Vergebung<lb/>
nicht groß, herrlich und triumphierend genug machen; die Krafft des<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung Blutes JE&#x017F;u u&#x0364;ber&#x017F;teiget und u&#x0364;berwiget der gantzen Welt<lb/>
Su&#x0364;nden; es i&#x017F;t alle Glut und Flut der Ho&#x0364;llen kaum ein Schwefel-<lb/>
Ho&#x0364;ltzlin zu rechnen gegen der Sonnen der go&#x0364;ttlichen Liebe-Brun&#x017F;t und<lb/>
Glut. Ein Ang&#x017F;t-volles Kind, &#x017F;o es &#x017F;eine Mutter unter dem Hauffen<lb/>
weißt, &#x017F;o verweilen &#x017F;ich &#x017F;eine Augen an keinem fremden Ange&#x017F;icht biß<lb/>
es &#x017F;eine Mutter erblickt; JE&#x017F;us i&#x017F;t und herr&#x017F;chet mitten unter den dei-<lb/>
nen und &#x017F;einen Feinden, darum &#x017F;tarre fix auf ihn und laß andere gaf-<lb/>
fen, wohin &#x017F;ie wollen.</p><lb/>
          <note place="left">Sich an<lb/>
die theu-<lb/>
ren Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
des Evan-<lb/>
gelii hal-<lb/>
ten.</note>
          <p>§. 7. (2.) Fa&#x017F;&#x017F;e fleißig den Tro&#x017F;t der Schrifften, und die Haupt-<lb/>
Clau&#x017F;ulen des Gnaden-Bundes. Je&#x017F;. <hi rendition="#aq">XLIX.</hi> 15. 16. c. <hi rendition="#aq">LIV.</hi> 7-10. c.<lb/><hi rendition="#aq">LIX.</hi> 21. und bedenck wohl was die Schrifft &#x017F;pricht: Die Opfer GOt-<lb/>
tes &#x017F;ind ein gea&#x0364;ng&#x017F;teter Gei&#x017F;t &#xA75B;c. P&#x017F;. <hi rendition="#aq">LI.</hi> 19. Seelig i&#x017F;t der Mann der<lb/>
die Anfechtung erduldet &#xA75B;c. Jac. <hi rendition="#aq">I.</hi> 12. <hi rendition="#fr">&#x017F;eelig</hi> i&#x017F;t er, und nicht un&#x017F;eelig.</p><lb/>
          <p>Wer in &#x017F;chweren Seelen-No&#x0364;then ob&#x017F;iegen will, muß wohl 1000 und<lb/>
100 mahl einen Evangeli&#x017F;chen Kern-Spruch anfa&#x017F;&#x017F;en, biß er an der See-<lb/>
len bekleibet und auf Heiligung wirckt; geb wie dich deine Su&#x0364;nden von<lb/>
dem &#x017F;tarcken Wort GOttes wollen weg&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o greiffe 1000 mahl<lb/>
wiederum darnach, biß dir ein Wort in der Hand bleibt, womit du<lb/>
dich des Er&#x017F;auffens erwehren kan&#x017F;t: die Gnaden-Verhei&#x017F;&#x017F;ungen und<lb/>
Tro&#x0364;&#x017F;tungen des H. Gei&#x017F;tes &#x017F;ind gleich der &#x017F;cho&#x0364;nen lieben Sonne, &#x017F;ie muß<lb/>
den gantzen Vormittag die Welt-Su&#x0364;nden- und Ho&#x0364;llen-Nebel be&#x017F;treiten,<lb/>
bevor das Hertz davon frey und vom Glauben warm wird, es &#x017F;treicht<lb/>
offt ein gantz Jahr hin, ehe ein aufgefaßtes Gnaden-Wort &#x017F;eine reiffe<lb/>
Frucht zeiget; der Schlangen Wort raumet Chri&#x017F;ti Wort &#x017F;ehr ungern<lb/>
den Platz, ja ewig nicht, biß &#x017F;ich der ho&#x0364;ch&#x017F;te GOtt drein legt und &#x017F;ich<lb/>
mit Gewalt der Sach annimmt; eben daraus ent&#x017F;tehet die &#x017F;charffe Hitz<lb/>
der Anfechtung, daß der gequa&#x0364;lte Men&#x017F;ch gern mo&#x0364;chte und kan nicht;<lb/>
aber verzage nicht liebes Hertz! GOtt wird fu&#x0364;rwahr &#x017F;ein theures, wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">thes</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[514/0610] Gedancken von den Seelen-Aengſten. len-Feind ziehet dich hinnach, wende deine Gedancken beſt-moͤglich davon ab, ſiehe auf JEſum der Welt Heyl; vergiß, verliehre dich, halt dich nicht wuͤrdig, daß du die unwiederbringliche Gnaden-Zeit mit dir ſelber verderbeſt, ſchwinge dich zu Chriſto, ſchaue ihn an, das bringt dir viel Nutzen, GOtt wirds nicht zuͤrnen, wo du ihm folgeſt Eſ. XLV. 22. Rom. V. 21. Millionen ſchwerer Miſſethaͤter ſind auf dieſem Weg zu recht kommen, ſo ſonſt gewiß verdorben waͤren: Laß dir kein frem- des Bild von Chriſto eindrucken, als ſey er ein Schuld-Forderer und nicht ein Buͤrg Hebr. XIII. 8. du kanſt dir die Gnad und Vergebung nicht groß, herrlich und triumphierend genug machen; die Krafft des Verſoͤhnung Blutes JEſu uͤberſteiget und uͤberwiget der gantzen Welt Suͤnden; es iſt alle Glut und Flut der Hoͤllen kaum ein Schwefel- Hoͤltzlin zu rechnen gegen der Sonnen der goͤttlichen Liebe-Brunſt und Glut. Ein Angſt-volles Kind, ſo es ſeine Mutter unter dem Hauffen weißt, ſo verweilen ſich ſeine Augen an keinem fremden Angeſicht biß es ſeine Mutter erblickt; JEſus iſt und herrſchet mitten unter den dei- nen und ſeinen Feinden, darum ſtarre fix auf ihn und laß andere gaf- fen, wohin ſie wollen. §. 7. (2.) Faſſe fleißig den Troſt der Schrifften, und die Haupt- Clauſulen des Gnaden-Bundes. Jeſ. XLIX. 15. 16. c. LIV. 7-10. c. LIX. 21. und bedenck wohl was die Schrifft ſpricht: Die Opfer GOt- tes ſind ein geaͤngſteter Geiſt ꝛc. Pſ. LI. 19. Seelig iſt der Mann der die Anfechtung erduldet ꝛc. Jac. I. 12. ſeelig iſt er, und nicht unſeelig. Wer in ſchweren Seelen-Noͤthen obſiegen will, muß wohl 1000 und 100 mahl einen Evangeliſchen Kern-Spruch anfaſſen, biß er an der See- len bekleibet und auf Heiligung wirckt; geb wie dich deine Suͤnden von dem ſtarcken Wort GOttes wollen wegſtoſſen, ſo greiffe 1000 mahl wiederum darnach, biß dir ein Wort in der Hand bleibt, womit du dich des Erſauffens erwehren kanſt: die Gnaden-Verheiſſungen und Troͤſtungen des H. Geiſtes ſind gleich der ſchoͤnen lieben Sonne, ſie muß den gantzen Vormittag die Welt-Suͤnden- und Hoͤllen-Nebel beſtreiten, bevor das Hertz davon frey und vom Glauben warm wird, es ſtreicht offt ein gantz Jahr hin, ehe ein aufgefaßtes Gnaden-Wort ſeine reiffe Frucht zeiget; der Schlangen Wort raumet Chriſti Wort ſehr ungern den Platz, ja ewig nicht, biß ſich der hoͤchſte GOtt drein legt und ſich mit Gewalt der Sach annimmt; eben daraus entſtehet die ſcharffe Hitz der Anfechtung, daß der gequaͤlte Menſch gern moͤchte und kan nicht; aber verzage nicht liebes Hertz! GOtt wird fuͤrwahr ſein theures, wer- thes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/610
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/610>, abgerufen am 24.05.2024.