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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Anhang.
der lebendig-machende Geist der in Christo JEsu ist; dieser macht
erst die Seele frey vom Gesetz der Sünden und des Todes. Wer
dörffte doch von Paulo einem so heiligen Mann GOttes ausgeben,
er seye auch noch in seinem Apostel-Amt ein fleischlicher, unter die
Sünd verkauffter Mensch gewesen, der das Gute nur gewollt, aber
nicht vollbracht, dagegen Böses gethan, und in der Sünden Gesätz
gefangen sitzen geblieben! O wie viel ein anders zeugen alle seine
Schrifften! darum wird Christi Zorn erschröcklich anbrennen wider
alle, welche die H. Schrifft, so ihnen zur Bekehrung und Seeligkeit
gegeben ware, verdrehet haben zu ihrer eigenen Verdammnuß;

§. 19. Deßwegen rathe ich jedermann in allen Treuen, daß erGetreuer
Rath des
Urhebers.

Leib und Seel dran strecke Tag und Nacht, von der Sünd recht-
schaffen frey, und GOttes Knecht zu werden in der lebendigen Er-
kanntnuß Christi; sintemal dieses unvergleichliche Kleinod nur ern-
sten Streiteren zu theil werden soll, deren williger, wackerer Geist
in Christi Geist und Krafft, das schnöde Fleisch samt der Welt,
Satan und Höll munter und tapferlich besieget. Der Göttliche Kö-
nig unsers Hertzens will ja selbiges vollkommenlich vergnügt machen,
er höret niemahls auf daran zu arbeiten, so wohl unser Hertz rein
und frey zu machen von allem was nicht aus GOTT ist, als seinen
heiligen Willen darinn zu würcken! O wann doch nur die Menschen
diese grosse und wichtige Wahrheit fassen wollten, so würden wir
JEsum bald sehen herrschen! Aber ach die Natur-Menschen wollen
das Gute nicht thun, noch das Böse lassen; und diejenigen so eines
guten Willens seynd, nehmen sich vor das Böse zu überwinden, und
das Gute auszuwürcken durch ihr eigen Wohl-Anwenden, und wollen
GOTT zwingen, daß er ihnen eine eigene Heiligkeit schencke, und
formiren so viele Prätensionen; Wenn diese und jene ihr Unrecht er-
kenneten, und auf die Lehre JEsu Christi und seiner heiligen Aposteln
acht hätten, welche uns versicheren, daß wir aus uns selbst nicht
tüchtig seyen etwas Guts auch nur zu gedencken, daß wir ohne den
HErren JEsum nichts thun können, weder das Böse besiegen, noch
das Gute würcken! Und wann die Menschen recht aufrichtig, gründ-
lich und beständig glaubten, daß JEsus in allen guten Dingen der
Anfang seye und das End, der Erste und der Letzte seye; so geben sie
ihme alle Ehr und Herrlichkeit über alle gute Begierden und Bewe-

gungen,

Anhang.
der lebendig-machende Geiſt der in Chriſto JEſu iſt; dieſer macht
erſt die Seele frey vom Geſetz der Suͤnden und des Todes. Wer
doͤrffte doch von Paulo einem ſo heiligen Mann GOttes ausgeben,
er ſeye auch noch in ſeinem Apoſtel-Amt ein fleiſchlicher, unter die
Suͤnd verkauffter Menſch geweſen, der das Gute nur gewollt, aber
nicht vollbracht, dagegen Boͤſes gethan, und in der Suͤnden Geſaͤtz
gefangen ſitzen geblieben! O wie viel ein anders zeugen alle ſeine
Schrifften! darum wird Chriſti Zorn erſchroͤcklich anbrennen wider
alle, welche die H. Schrifft, ſo ihnen zur Bekehrung und Seeligkeit
gegeben ware, verdrehet haben zu ihrer eigenen Verdammnuß;

§. 19. Deßwegen rathe ich jedermann in allen Treuen, daß erGetreuer
Rath des
Urhebers.

Leib und Seel dran ſtrecke Tag und Nacht, von der Suͤnd recht-
ſchaffen frey, und GOttes Knecht zu werden in der lebendigen Er-
kanntnuß Chriſti; ſintemal dieſes unvergleichliche Kleinod nur ern-
ſten Streiteren zu theil werden ſoll, deren williger, wackerer Geiſt
in Chriſti Geiſt und Krafft, das ſchnoͤde Fleiſch ſamt der Welt,
Satan und Hoͤll munter und tapferlich beſieget. Der Goͤttliche Koͤ-
nig unſers Hertzens will ja ſelbiges vollkommenlich vergnuͤgt machen,
er hoͤret niemahls auf daran zu arbeiten, ſo wohl unſer Hertz rein
und frey zu machen von allem was nicht aus GOTT iſt, als ſeinen
heiligen Willen darinn zu wuͤrcken! O wann doch nur die Menſchen
dieſe groſſe und wichtige Wahrheit faſſen wollten, ſo wuͤrden wir
JEſum bald ſehen herrſchen! Aber ach die Natur-Menſchen wollen
das Gute nicht thun, noch das Boͤſe laſſen; und diejenigen ſo eines
guten Willens ſeynd, nehmen ſich vor das Boͤſe zu uͤberwinden, und
das Gute auszuwuͤrcken durch ihr eigen Wohl-Anwenden, und wollen
GOTT zwingen, daß er ihnen eine eigene Heiligkeit ſchencke, und
formiren ſo viele Praͤtenſionen; Wenn dieſe und jene ihr Unrecht er-
kenneten, und auf die Lehre JEſu Chriſti und ſeiner heiligen Apoſteln
acht haͤtten, welche uns verſicheren, daß wir aus uns ſelbſt nicht
tuͤchtig ſeyen etwas Guts auch nur zu gedencken, daß wir ohne den
HErren JEſum nichts thun koͤnnen, weder das Boͤſe beſiegen, noch
das Gute wuͤrcken! Und wann die Menſchen recht aufrichtig, gruͤnd-
lich und beſtaͤndig glaubten, daß JEſus in allen guten Dingen der
Anfang ſeye und das End, der Erſte und der Letzte ſeye; ſo geben ſie
ihme alle Ehr und Herrlichkeit uͤber alle gute Begierden und Bewe-

gungen,
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[487/0583] Anhang. der lebendig-machende Geiſt der in Chriſto JEſu iſt; dieſer macht erſt die Seele frey vom Geſetz der Suͤnden und des Todes. Wer doͤrffte doch von Paulo einem ſo heiligen Mann GOttes ausgeben, er ſeye auch noch in ſeinem Apoſtel-Amt ein fleiſchlicher, unter die Suͤnd verkauffter Menſch geweſen, der das Gute nur gewollt, aber nicht vollbracht, dagegen Boͤſes gethan, und in der Suͤnden Geſaͤtz gefangen ſitzen geblieben! O wie viel ein anders zeugen alle ſeine Schrifften! darum wird Chriſti Zorn erſchroͤcklich anbrennen wider alle, welche die H. Schrifft, ſo ihnen zur Bekehrung und Seeligkeit gegeben ware, verdrehet haben zu ihrer eigenen Verdammnuß; §. 19. Deßwegen rathe ich jedermann in allen Treuen, daß er Leib und Seel dran ſtrecke Tag und Nacht, von der Suͤnd recht- ſchaffen frey, und GOttes Knecht zu werden in der lebendigen Er- kanntnuß Chriſti; ſintemal dieſes unvergleichliche Kleinod nur ern- ſten Streiteren zu theil werden ſoll, deren williger, wackerer Geiſt in Chriſti Geiſt und Krafft, das ſchnoͤde Fleiſch ſamt der Welt, Satan und Hoͤll munter und tapferlich beſieget. Der Goͤttliche Koͤ- nig unſers Hertzens will ja ſelbiges vollkommenlich vergnuͤgt machen, er hoͤret niemahls auf daran zu arbeiten, ſo wohl unſer Hertz rein und frey zu machen von allem was nicht aus GOTT iſt, als ſeinen heiligen Willen darinn zu wuͤrcken! O wann doch nur die Menſchen dieſe groſſe und wichtige Wahrheit faſſen wollten, ſo wuͤrden wir JEſum bald ſehen herrſchen! Aber ach die Natur-Menſchen wollen das Gute nicht thun, noch das Boͤſe laſſen; und diejenigen ſo eines guten Willens ſeynd, nehmen ſich vor das Boͤſe zu uͤberwinden, und das Gute auszuwuͤrcken durch ihr eigen Wohl-Anwenden, und wollen GOTT zwingen, daß er ihnen eine eigene Heiligkeit ſchencke, und formiren ſo viele Praͤtenſionen; Wenn dieſe und jene ihr Unrecht er- kenneten, und auf die Lehre JEſu Chriſti und ſeiner heiligen Apoſteln acht haͤtten, welche uns verſicheren, daß wir aus uns ſelbſt nicht tuͤchtig ſeyen etwas Guts auch nur zu gedencken, daß wir ohne den HErren JEſum nichts thun koͤnnen, weder das Boͤſe beſiegen, noch das Gute wuͤrcken! Und wann die Menſchen recht aufrichtig, gruͤnd- lich und beſtaͤndig glaubten, daß JEſus in allen guten Dingen der Anfang ſeye und das End, der Erſte und der Letzte ſeye; ſo geben ſie ihme alle Ehr und Herrlichkeit uͤber alle gute Begierden und Bewe- gungen, Getreuer Rath des Urhebers.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/583>, abgerufen am 22.11.2024.