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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Anhang.
zubläcken! Sagst du das thut kein Schaaf, aber wohl ein bellendes
Hündlein, so will ich auch hierüber mit niemanden haderen.

§. 15. Es kan aber auch wohl seyn, daß zu obbemeldter weltlichenWie
schändlich
die gemei-
ne Mey-
nung von
einigen
miß-
braucht
werde.

Angelegenheit, in einigen der alte Adam in seiner falschen Ruhe
durch gegebene Erklärung gestört worden, und über solchen Angriff
allarm geruffen, weilen er gefühlet, man nehme ihme darmit ein
sanfft Küssen unter dem Kopf hinweg, und da komme er auf einen
harten Stein zu liegen: dann wie der gemeine Hauff diesen Spruch
verstehet, gereichets vielen zu ewiger Verdammnuß: dann, wann
GOTT bey ihnen anklopfet, sie überzeuget, ziehet, warnet, und
aus ihrer Trägheit zu einem wahren Ernst im Christenthum bringen
will, so schreiben sie das sich selbst zu, vermeinend, das alles entste-
he aus ihrem Grund, und sie haben einen so willigen Geist;
schmeichlen sich in Selbst-Gefälligkeit als ob sie GOTT im Schooß lä-
gen, indem sie so gute Rührungen und Gnaden-Züge bey sich spüh-
ren; wann sie aber GOttes Stimm stäts ungehorsam seynd, dem
Trieb ihres verderbten Hertzens folgen, mit dem Welt-Geist einstim-
men, und niemal wahre Buß thun, gute, heilige, daurhaffte Früch-
te des Geistes in ernstem Kampf mit der Sünd tragen, den Sinn
Christi weder kennen noch anziehen wollen, sondern nur fort und fort
bey allen Anlässen das thun, was die heuchlerische Schlang, die ehr-
bare Welt, und das vernünfftige Fleisch gerne siehet; so beschönen
sie alles mit dem: das Fleisch sey schwach; und bilden sich
ein GOtt solle darmit zufrieden seyn, daß er ihnen geruffen, ohnge-
achtet sie seinen Ruff niemahlen in sich zur Krafft kommen lassen, nie
den schmalen Lebens-Weg in Christi Nachfolg mit Ernst angetret-
ten; Was sie aber vor ein Urtheil zu gewarten haben; finden wir a.

§. 16. Was gehet solche das Exempel der Aposteln an, die ihrenWelche
sich dan-
noch da-
mit nicht

willigen Geist mit der That bezeuget, da sie auf den ersten Winck,
JEsu zu lieb alles verlassen, seinen Willen überall ohne Ausnahm
und Widersprechen ins Werck gesetzt, getrost mit ihme vors Läger
hinaus gegangen, und seine Schmach getragen, und nur dieses ein-
tzige mahl von dem allzuhefftigen Sturm der Höllen überwältiget er-
lägen; da hingegen dich kein Heyls-Mittel in die Selbst-Verläug-
nung und Vereinigung mit Christi Göttlichem Sinn und neu Leben

hinein-
a Prov. I.
P p p 3

Anhang.
zublaͤcken! Sagſt du das thut kein Schaaf, aber wohl ein bellendes
Huͤndlein, ſo will ich auch hieruͤber mit niemanden haderen.

§. 15. Es kan aber auch wohl ſeyn, daß zu obbemeldter weltlichenWie
ſchaͤndlich
die gemei-
ne Mey-
nung von
einigen
miß-
braucht
werde.

Angelegenheit, in einigen der alte Adam in ſeiner falſchen Ruhe
durch gegebene Erklaͤrung geſtoͤrt worden, und uͤber ſolchen Angriff
allarm geruffen, weilen er gefuͤhlet, man nehme ihme darmit ein
ſanfft Kuͤſſen unter dem Kopf hinweg, und da komme er auf einen
harten Stein zu liegen: dann wie der gemeine Hauff dieſen Spruch
verſtehet, gereichets vielen zu ewiger Verdammnuß: dann, wann
GOTT bey ihnen anklopfet, ſie uͤberzeuget, ziehet, warnet, und
aus ihrer Traͤgheit zu einem wahren Ernſt im Chriſtenthum bringen
will, ſo ſchreiben ſie das ſich ſelbſt zu, vermeinend, das alles entſte-
he aus ihrem Grund, und ſie haben einen ſo willigen Geiſt;
ſchmeichlen ſich in Selbſt-Gefaͤlligkeit als ob ſie GOTT im Schooß laͤ-
gen, indem ſie ſo gute Ruͤhrungen und Gnaden-Zuͤge bey ſich ſpuͤh-
ren; wann ſie aber GOttes Stimm ſtaͤts ungehorſam ſeynd, dem
Trieb ihres verderbten Hertzens folgen, mit dem Welt-Geiſt einſtim-
men, und niemal wahre Buß thun, gute, heilige, daurhaffte Fruͤch-
te des Geiſtes in ernſtem Kampf mit der Suͤnd tragen, den Sinn
Chriſti weder kennen noch anziehen wollen, ſondern nur fort und fort
bey allen Anlaͤſſen das thun, was die heuchleriſche Schlang, die ehr-
bare Welt, und das vernuͤnfftige Fleiſch gerne ſiehet; ſo beſchoͤnen
ſie alles mit dem: das Fleiſch ſey ſchwach; und bilden ſich
ein GOtt ſolle darmit zufrieden ſeyn, daß er ihnen geruffen, ohnge-
achtet ſie ſeinen Ruff niemahlen in ſich zur Krafft kommen laſſen, nie
den ſchmalen Lebens-Weg in Chriſti Nachfolg mit Ernſt angetret-
ten; Was ſie aber vor ein Urtheil zu gewarten haben; finden wir a.

§. 16. Was gehet ſolche das Exempel der Apoſteln an, die ihrenWelche
ſich dan-
noch da-
mit nicht

willigen Geiſt mit der That bezeuget, da ſie auf den erſten Winck,
JEſu zu lieb alles verlaſſen, ſeinen Willen uͤberall ohne Ausnahm
und Widerſprechen ins Werck geſetzt, getroſt mit ihme vors Laͤger
hinaus gegangen, und ſeine Schmach getragen, und nur dieſes ein-
tzige mahl von dem allzuhefftigen Sturm der Hoͤllen uͤberwaͤltiget er-
laͤgen; da hingegen dich kein Heyls-Mittel in die Selbſt-Verlaͤug-
nung und Vereinigung mit Chriſti Goͤttlichem Sinn und neu Leben

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[485/0581] Anhang. zublaͤcken! Sagſt du das thut kein Schaaf, aber wohl ein bellendes Huͤndlein, ſo will ich auch hieruͤber mit niemanden haderen. §. 15. Es kan aber auch wohl ſeyn, daß zu obbemeldter weltlichen Angelegenheit, in einigen der alte Adam in ſeiner falſchen Ruhe durch gegebene Erklaͤrung geſtoͤrt worden, und uͤber ſolchen Angriff allarm geruffen, weilen er gefuͤhlet, man nehme ihme darmit ein ſanfft Kuͤſſen unter dem Kopf hinweg, und da komme er auf einen harten Stein zu liegen: dann wie der gemeine Hauff dieſen Spruch verſtehet, gereichets vielen zu ewiger Verdammnuß: dann, wann GOTT bey ihnen anklopfet, ſie uͤberzeuget, ziehet, warnet, und aus ihrer Traͤgheit zu einem wahren Ernſt im Chriſtenthum bringen will, ſo ſchreiben ſie das ſich ſelbſt zu, vermeinend, das alles entſte- he aus ihrem Grund, und ſie haben einen ſo willigen Geiſt; ſchmeichlen ſich in Selbſt-Gefaͤlligkeit als ob ſie GOTT im Schooß laͤ- gen, indem ſie ſo gute Ruͤhrungen und Gnaden-Zuͤge bey ſich ſpuͤh- ren; wann ſie aber GOttes Stimm ſtaͤts ungehorſam ſeynd, dem Trieb ihres verderbten Hertzens folgen, mit dem Welt-Geiſt einſtim- men, und niemal wahre Buß thun, gute, heilige, daurhaffte Fruͤch- te des Geiſtes in ernſtem Kampf mit der Suͤnd tragen, den Sinn Chriſti weder kennen noch anziehen wollen, ſondern nur fort und fort bey allen Anlaͤſſen das thun, was die heuchleriſche Schlang, die ehr- bare Welt, und das vernuͤnfftige Fleiſch gerne ſiehet; ſo beſchoͤnen ſie alles mit dem: das Fleiſch ſey ſchwach; und bilden ſich ein GOtt ſolle darmit zufrieden ſeyn, daß er ihnen geruffen, ohnge- achtet ſie ſeinen Ruff niemahlen in ſich zur Krafft kommen laſſen, nie den ſchmalen Lebens-Weg in Chriſti Nachfolg mit Ernſt angetret- ten; Was ſie aber vor ein Urtheil zu gewarten haben; finden wir a. Wie ſchaͤndlich die gemei- ne Mey- nung von einigen miß- braucht werde. §. 16. Was gehet ſolche das Exempel der Apoſteln an, die ihren willigen Geiſt mit der That bezeuget, da ſie auf den erſten Winck, JEſu zu lieb alles verlaſſen, ſeinen Willen uͤberall ohne Ausnahm und Widerſprechen ins Werck geſetzt, getroſt mit ihme vors Laͤger hinaus gegangen, und ſeine Schmach getragen, und nur dieſes ein- tzige mahl von dem allzuhefftigen Sturm der Hoͤllen uͤberwaͤltiget er- laͤgen; da hingegen dich kein Heyls-Mittel in die Selbſt-Verlaͤug- nung und Vereinigung mit Chriſti Goͤttlichem Sinn und neu Leben hinein- Welche ſich dan- noch da- mit nicht a Prov. I. P p p 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/581>, abgerufen am 22.11.2024.