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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegende Wein-Trauben.

§. 2. Aber ists jetzund besser? wer kämpfet doch rechtmäßig seinemSo wenig
Kämpffer
finden sich
jetzt.

JEsu nach? wer dringet hindurch durch die enge Pforten, in das
schöne und weite Königreich, darein JEsus unser Vorgänger hin-
durch gebrochen ist, wer erobert das Reich GOttes mit Sturm,
im Leiden, Glauben und Lieben? wer widerstehet der Sünd im Kampf
biß aufs Blut, ob ihm gleich darüber Leib und Leben vergehen möch-
te? wen dringet die Noth, daß er zu JEsu niederfalle auf sein An-
gesicht? wer setzet mit Gebett unermüdet an? ist nicht alles truncken
im Wahn-Glauben und Sicherheit? Schlummeren nicht Kluge
sammt den Thorechten ein?

§. 3. Dann sehet! Sollte JEsus mit seinem Blut-trieffenden LeibDann al-
les ligt im
Schlaff
der Si-
cherheit.

und Jammer-vollen Seel in das Zimmer hinein tretten, da diejeni-
gen zusammen kommen, die sich seines Namens rühmen, und Chri-
sten heissen wollen! wie würde Er nicht alles in tieffster Vergessen-
heit, grosser Sicherheit und Schlaffsucht antreffen? Sein Leiden,
seine Liebe, sein Evangelium, seine Zukunfft und herrliche Offenbah-
rung vom Himmel, und Darstellung vor ihme, ist bey den Menschen
aus dem Gedächtnüß; Es gehet jetzund fast eben wie es damahls er-
gangen; Jerusalem wimlete von vielen hundert tausend Einwohne-
ren und Fremdlingen, die aufs Fest kommen waren; jedermann war
beschäfftiget, theils mit leeren Kirchen-Gebräuchen im Unglauben;
theils mit eitelen Welt-Händlen und irrdischen Geschäfften; theils
vertrieben sie ihre Zeit mit lustig seyn, lachen und schertzen, alldieweil
Christus JEsus mit seinen Jüngeren ruffen muß: Meine Seele
ist betrübt biß in den Tod, Mein GOtt, mein GOtt!
warum hast du mich verlassen.

§. 4. Wie gut wäre es doch in diesen Zeiten! wann die liebe Ju-Zuruff an
die Ju-
gend,

gend diesen Oelberg fleißiger besuchte, und ihren Kurtzweil und Zeit-
vertreib unterbrechen thäte; weilen es doch einmahl wahr werden
muß, was von Babylon und allen Babylonisch-Gesinnten geweissa-
get wird: Wie viel sie Muthwillen getrieben hat, so
viel schencket ihro ein Qual und Leyd
a. O wie hats Je-
rusalem erfahren! daß es der Zeiten nicht besser wahrgenommen,
und lieber mit der Welt lachen, als mit JEsu hat weinen wollen!
wie hat es nicht hernach in einem blutigen Thränen-See schwimmen

müssen!
a Apoc. XVIII. 7.
liegende Wein-Trauben.

§. 2. Aber iſts jetzund beſſer? wer kaͤmpfet doch rechtmaͤßig ſeinemSo wenig
Kaͤmpffer
finden ſich
jetzt.

JEſu nach? wer dringet hindurch durch die enge Pforten, in das
ſchoͤne und weite Koͤnigreich, darein JEſus unſer Vorgaͤnger hin-
durch gebrochen iſt, wer erobert das Reich GOttes mit Sturm,
im Leiden, Glauben und Lieben? wer widerſtehet der Suͤnd im Kampf
biß aufs Blut, ob ihm gleich daruͤber Leib und Leben vergehen moͤch-
te? wen dringet die Noth, daß er zu JEſu niederfalle auf ſein An-
geſicht? wer ſetzet mit Gebett unermuͤdet an? iſt nicht alles truncken
im Wahn-Glauben und Sicherheit? Schlummeren nicht Kluge
ſammt den Thorechten ein?

§. 3. Dann ſehet! Sollte JEſus mit ſeinem Blut-trieffenden LeibDann al-
les ligt im
Schlaff
der Si-
cherheit.

und Jammer-vollen Seel in das Zimmer hinein tretten, da diejeni-
gen zuſammen kommen, die ſich ſeines Namens ruͤhmen, und Chri-
ſten heiſſen wollen! wie wuͤrde Er nicht alles in tieffſter Vergeſſen-
heit, groſſer Sicherheit und Schlaffſucht antreffen? Sein Leiden,
ſeine Liebe, ſein Evangelium, ſeine Zukunfft und herrliche Offenbah-
rung vom Himmel, und Darſtellung vor ihme, iſt bey den Menſchen
aus dem Gedaͤchtnuͤß; Es gehet jetzund faſt eben wie es damahls er-
gangen; Jeruſalem wimlete von vielen hundert tauſend Einwohne-
ren und Fremdlingen, die aufs Feſt kommen waren; jedermann war
beſchaͤfftiget, theils mit leeren Kirchen-Gebraͤuchen im Unglauben;
theils mit eitelen Welt-Haͤndlen und irrdiſchen Geſchaͤfften; theils
vertrieben ſie ihre Zeit mit luſtig ſeyn, lachen und ſchertzen, alldieweil
Chriſtus JEſus mit ſeinen Juͤngeren ruffen muß: Meine Seele
iſt betruͤbt biß in den Tod, Mein GOtt, mein GOtt!
warum haſt du mich verlaſſen.

§. 4. Wie gut waͤre es doch in dieſen Zeiten! wann die liebe Ju-Zuruff an
die Ju-
gend,

gend dieſen Oelberg fleißiger beſuchte, und ihren Kurtzweil und Zeit-
vertreib unterbrechen thaͤte; weilen es doch einmahl wahr werden
muß, was von Babylon und allen Babyloniſch-Geſinnten geweiſſa-
get wird: Wie viel ſie Muthwillen getrieben hat, ſo
viel ſchencket ihro ein Qual und Leyd
a. O wie hats Je-
ruſalem erfahren! daß es der Zeiten nicht beſſer wahrgenommen,
und lieber mit der Welt lachen, als mit JEſu hat weinen wollen!
wie hat es nicht hernach in einem blutigen Thraͤnen-See ſchwimmen

muͤſſen!
a Apoc. XVIII. 7.
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[439/0535] liegende Wein-Trauben. §. 2. Aber iſts jetzund beſſer? wer kaͤmpfet doch rechtmaͤßig ſeinem JEſu nach? wer dringet hindurch durch die enge Pforten, in das ſchoͤne und weite Koͤnigreich, darein JEſus unſer Vorgaͤnger hin- durch gebrochen iſt, wer erobert das Reich GOttes mit Sturm, im Leiden, Glauben und Lieben? wer widerſtehet der Suͤnd im Kampf biß aufs Blut, ob ihm gleich daruͤber Leib und Leben vergehen moͤch- te? wen dringet die Noth, daß er zu JEſu niederfalle auf ſein An- geſicht? wer ſetzet mit Gebett unermuͤdet an? iſt nicht alles truncken im Wahn-Glauben und Sicherheit? Schlummeren nicht Kluge ſammt den Thorechten ein? So wenig Kaͤmpffer finden ſich jetzt. §. 3. Dann ſehet! Sollte JEſus mit ſeinem Blut-trieffenden Leib und Jammer-vollen Seel in das Zimmer hinein tretten, da diejeni- gen zuſammen kommen, die ſich ſeines Namens ruͤhmen, und Chri- ſten heiſſen wollen! wie wuͤrde Er nicht alles in tieffſter Vergeſſen- heit, groſſer Sicherheit und Schlaffſucht antreffen? Sein Leiden, ſeine Liebe, ſein Evangelium, ſeine Zukunfft und herrliche Offenbah- rung vom Himmel, und Darſtellung vor ihme, iſt bey den Menſchen aus dem Gedaͤchtnuͤß; Es gehet jetzund faſt eben wie es damahls er- gangen; Jeruſalem wimlete von vielen hundert tauſend Einwohne- ren und Fremdlingen, die aufs Feſt kommen waren; jedermann war beſchaͤfftiget, theils mit leeren Kirchen-Gebraͤuchen im Unglauben; theils mit eitelen Welt-Haͤndlen und irrdiſchen Geſchaͤfften; theils vertrieben ſie ihre Zeit mit luſtig ſeyn, lachen und ſchertzen, alldieweil Chriſtus JEſus mit ſeinen Juͤngeren ruffen muß: Meine Seele iſt betruͤbt biß in den Tod, Mein GOtt, mein GOtt! warum haſt du mich verlaſſen. Dann al- les ligt im Schlaff der Si- cherheit. §. 4. Wie gut waͤre es doch in dieſen Zeiten! wann die liebe Ju- gend dieſen Oelberg fleißiger beſuchte, und ihren Kurtzweil und Zeit- vertreib unterbrechen thaͤte; weilen es doch einmahl wahr werden muß, was von Babylon und allen Babyloniſch-Geſinnten geweiſſa- get wird: Wie viel ſie Muthwillen getrieben hat, ſo viel ſchencket ihro ein Qual und Leyd a. O wie hats Je- ruſalem erfahren! daß es der Zeiten nicht beſſer wahrgenommen, und lieber mit der Welt lachen, als mit JEſu hat weinen wollen! wie hat es nicht hernach in einem blutigen Thraͤnen-See ſchwimmen muͤſſen! Zuruff an die Ju- gend, a Apoc. XVIII. 7.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/535>, abgerufen am 22.11.2024.