ler Märtyrer Freudigkeit zur allergrausamsten Marter, sintemahl die- se mit Paradisischem Trost truncken gemacht und übergossen zum Tod giengen, JEsus aber liesse auch kein Zeichen einiger Zaghafftigkeit an sich mercken, obschon er mit aller Creaturen Grimm, aller Sün- den Pein und Schmach, und höllisch-brennendem Angst-Schwefel überschüttet ware.
Was durch den Kelch den JEsus ab- gebetten zu verste- hen seye.
§. 19. Es ist also nicht nöthig, durch den Kelch, dessen Abwen- dung JEsus bittet, den gantzen Leydens-Proceß zu verstehen, dann es in H. Schrifft nichts ungemeines, auch nur einen Theil des Ley- dens einen Kelch zu nennen, als Marc. X. 39. nun ists gewiß, daß die Söhne Zebedäi erlößte Menschen, und nicht der erlösende GOTT sind, folglich Christi tieffe Leyden nicht erfahren; Einmahl meldet die Heil. Schrifft, die Erfüllung des Worts anzuzeigen, nichts als Jacobi Enthauptung und Johanni Verweisung ins Elend in die Jn- sul Pathmos: Wann nun der leibliche Tod, der doch der geringste Theil der Leyden Christi gewesen, gleichwohl ein Kelch genennet wird, welchen diese zwey Apostel mit JESU trincken wurden, wie viel- mehr mag das höllische Zitteren und blutige Angst-Schweiß allein ein Kelch genennet werden, dessen Abnehmung JEsus allhier vom Vatter erbetten, seiner Allmacht dieses als möglich zutrauend, den- noch alles seinem allein guten und weisen Willen heimstellend.
Wie uns dessen Ge- lassenheit zur Nach- folg diene.
§. 20. Lerne dieses JEsu ab, lieber Mensch! und gedencke immer, GOtt seye dein HERR, und du sein Knecht, und hiemit müssest du in allem; auch in denen best-scheinenden Dingen, deinen Willen des HErren Willen unterwerffen, gedenckend: Er habe mehr Klugheit, Weisheit und Erfahrung als du, und derowegen werde er es alle- zeit besser machen als du dir einbildest. Stäts gedenckend, Gehor- sam seye besser denn Opfer; dann der Mensch leydet natürlicher Wei- se nicht gern, und ist ihme eine schwehre Pein, wann er durch Kranck- heit oder andere Sachen zu allem untüchtig wird, daß er nicht ar- beiten, lesen und schreiben kan, da vermeinet er, er sey inutile ter- rae pondus, d. i. eine unnütze Erden-Bürde; allein es ist eine pure Eigen-Liebe, man macht sich gern einen grossen Nahmen, wir ver- einigen gern unseren Ruhm mit der Ehr GOttes. Ach laßt uns doch das Exempel JEsu ansehen. Wer ist jemahls auf Erden nutzlicher gewesen als Er? Und doch eylet er ins Leyden und Sterben. Man- cher klagt, er habe GOTT sein Lebtag noch keine Frucht getragen,
allein
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
ler Maͤrtyrer Freudigkeit zur allergrauſamſten Marter, ſintemahl die- ſe mit Paradiſiſchem Troſt truncken gemacht und uͤbergoſſen zum Tod giengen, JEſus aber lieſſe auch kein Zeichen einiger Zaghafftigkeit an ſich mercken, obſchon er mit aller Creaturen Grimm, aller Suͤn- den Pein und Schmach, und hoͤlliſch-brennendem Angſt-Schwefel uͤberſchuͤttet ware.
Was durch den Kelch den JEſus ab- gebetten zu verſte- hen ſeye.
§. 19. Es iſt alſo nicht noͤthig, durch den Kelch, deſſen Abwen- dung JEſus bittet, den gantzen Leydens-Proceß zu verſtehen, dann es in H. Schrifft nichts ungemeines, auch nur einen Theil des Ley- dens einen Kelch zu nennen, als Marc. X. 39. nun iſts gewiß, daß die Soͤhne Zebedaͤi erloͤßte Menſchen, und nicht der erloͤſende GOTT ſind, folglich Chriſti tieffe Leyden nicht erfahren; Einmahl meldet die Heil. Schrifft, die Erfuͤllung des Worts anzuzeigen, nichts als Jacobi Enthauptung und Johanni Verweiſung ins Elend in die Jn- ſul Pathmos: Wann nun der leibliche Tod, der doch der geringſte Theil der Leyden Chriſti geweſen, gleichwohl ein Kelch genennet wird, welchen dieſe zwey Apoſtel mit JESU trincken wurden, wie viel- mehr mag das hoͤlliſche Zitteren und blutige Angſt-Schweiß allein ein Kelch genennet werden, deſſen Abnehmung JEſus allhier vom Vatter erbetten, ſeiner Allmacht dieſes als moͤglich zutrauend, den- noch alles ſeinem allein guten und weiſen Willen heimſtellend.
Wie uns deſſen Ge- laſſenheit zur Nach- folg diene.
§. 20. Lerne dieſes JEſu ab, lieber Menſch! und gedencke immer, GOtt ſeye dein HERR, und du ſein Knecht, und hiemit muͤſſeſt du in allem; auch in denen beſt-ſcheinenden Dingen, deinen Willen des HErren Willen unterwerffen, gedenckend: Er habe mehr Klugheit, Weisheit und Erfahrung als du, und derowegen werde er es alle- zeit beſſer machen als du dir einbildeſt. Staͤts gedenckend, Gehor- ſam ſeye beſſer denn Opfer; dann der Menſch leydet natuͤrlicher Wei- ſe nicht gern, und iſt ihme eine ſchwehre Pein, wann er durch Kranck- heit oder andere Sachen zu allem untuͤchtig wird, daß er nicht ar- beiten, leſen und ſchreiben kan, da vermeinet er, er ſey inutile ter- ræ pondus, d. i. eine unnuͤtze Erden-Buͤrde; allein es iſt eine pure Eigen-Liebe, man macht ſich gern einen groſſen Nahmen, wir ver- einigen gern unſeren Ruhm mit der Ehr GOttes. Ach laßt uns doch das Exempel JEſu anſehen. Wer iſt jemahls auf Erden nutzlicher geweſen als Er? Und doch eylet er ins Leyden und Sterben. Man- cher klagt, er habe GOTT ſein Lebtag noch keine Frucht getragen,
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giengen, JEſus aber lieſſe auch kein Zeichen einiger Zaghafftigkeit
an ſich mercken, obſchon er mit aller Creaturen Grimm, aller Suͤn-
den Pein und Schmach, und hoͤlliſch-brennendem Angſt-Schwefel
uͤberſchuͤttet ware.
§. 19. Es iſt alſo nicht noͤthig, durch den Kelch, deſſen Abwen-
dung JEſus bittet, den gantzen Leydens-Proceß zu verſtehen, dann
es in H. Schrifft nichts ungemeines, auch nur einen Theil des Ley-
dens einen Kelch zu nennen, als Marc. X. 39. nun iſts gewiß, daß die
Soͤhne Zebedaͤi erloͤßte Menſchen, und nicht der erloͤſende GOTT
ſind, folglich Chriſti tieffe Leyden nicht erfahren; Einmahl meldet
die Heil. Schrifft, die Erfuͤllung des Worts anzuzeigen, nichts als
Jacobi Enthauptung und Johanni Verweiſung ins Elend in die Jn-
ſul Pathmos: Wann nun der leibliche Tod, der doch der geringſte
Theil der Leyden Chriſti geweſen, gleichwohl ein Kelch genennet wird,
welchen dieſe zwey Apoſtel mit JESU trincken wurden, wie viel-
mehr mag das hoͤlliſche Zitteren und blutige Angſt-Schweiß allein
ein Kelch genennet werden, deſſen Abnehmung JEſus allhier vom
Vatter erbetten, ſeiner Allmacht dieſes als moͤglich zutrauend, den-
noch alles ſeinem allein guten und weiſen Willen heimſtellend.
§. 20. Lerne dieſes JEſu ab, lieber Menſch! und gedencke immer,
GOtt ſeye dein HERR, und du ſein Knecht, und hiemit muͤſſeſt du
in allem; auch in denen beſt-ſcheinenden Dingen, deinen Willen des
HErren Willen unterwerffen, gedenckend: Er habe mehr Klugheit,
Weisheit und Erfahrung als du, und derowegen werde er es alle-
zeit beſſer machen als du dir einbildeſt. Staͤts gedenckend, Gehor-
ſam ſeye beſſer denn Opfer; dann der Menſch leydet natuͤrlicher Wei-
ſe nicht gern, und iſt ihme eine ſchwehre Pein, wann er durch Kranck-
heit oder andere Sachen zu allem untuͤchtig wird, daß er nicht ar-
beiten, leſen und ſchreiben kan, da vermeinet er, er ſey inutile ter-
ræ pondus, d. i. eine unnuͤtze Erden-Buͤrde; allein es iſt eine pure
Eigen-Liebe, man macht ſich gern einen groſſen Nahmen, wir ver-
einigen gern unſeren Ruhm mit der Ehr GOttes. Ach laßt uns doch
das Exempel JEſu anſehen. Wer iſt jemahls auf Erden nutzlicher
geweſen als Er? Und doch eylet er ins Leyden und Sterben. Man-
cher klagt, er habe GOTT ſein Lebtag noch keine Frucht getragen,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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