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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegende Wein-Trauben.
denen der Reihen nach gesetzten, und mit ihrem lieblichen Geruch
selbige Gegend anfüllenden Oel-Feigen- und Palmen-Bäumen; Al-
lein wir wollen das denen überlassen, welche darzu Zeit und Weyl
haben; uns gebühret unsere Augen weit höher zu erheben, und nach-
folgendes wohl zu behertzigen:

§. 14. 1. JEsus geht in einen Hof, Gethsemane oder Oel-KelterWarum
JEsus
sein Ley-
den in
Gethsema-
ne einem
Garten
angehebt.

genannt, um daselbsten gekelteret, und uns für unsere dürr Hertzen,
in Ohnmacht ligende, und wegen denen gemachten Sünden-Wun-
den schier verschmachteten Seelen ein erquickliches, kühlendes, heil-
sames und höchst-erfreuliches Oel zu werden, und also damit den
glimmenden Dacht unsers Glaubens zu erhalten, zu Erfüllung des-
sen was er beym Propheten verheisset: Das zerstossene Rohr werde
er nicht zerbrechen/ und das glimmende Dacht nicht auslöschen
a.
JEsus gehet in einen Garten/ wie Johannes sagt b: 2. Jn dem Gar-
ten hat die Sünd ihren leydigen Anfang genommen, darum wolte
JEsus auch sein Leyden in dem Garten anheben, damit die Sünden
als so viel stechende Dornen und brennendes Unkraut aus unseren
Hertzen ausgerauffet, ausgejättet, verwelcket und verbrennet wür-
den; und hingegen in denselben hervorkeimeten die Violen der De-
muth; Hyacinth der himmlisch Gesinntheit, Lilien der Reinigkeit,
Rosen der Gedult, Narcissen der Andacht, Granat-Aepfel der Lie-
be, Trauben der Göttlichen Freud im Heil. Geist, Gewürtz und
Feigen des verborgenen Lebens JESU; und hiemit dasselbe aus ei-
nem Lust-Garten des Satans, zu einer Erquickungs-Alleen des H.
Geistes, aus einem dürren finsteren und stinckenden Pfuhl, ein schö-
nes Paradieß werde; Dann wo ein Tröpflein von JESU Blut ei-
ne Seel berührt, da wird sie schleunig anderst, und geschehen eitel
Wunder im Nahmen JESU Christi im derselben. JEsus trittet
sein bitteres Seelen-Leyden an in einem Garten. 3. So mußten
auch die alleranmuthigsten Gegenden der Erden, allwo sonsten die
Sünder ihre Lust, Vergnügung und Erquickung geniessen, JESU
dem HErren und Schöpfer der Erden, zu einem Angstthal und Kampf-
platz, ja zu einem Abgrund der Bitterkeiten werden, allwo er GOt-
tes Ehr und der Menschen Heyl unter tausend Schmertzen, Versu-
chungen und Bangigkeiten gewürcket.

§. 15. Da
a Esai. XLII. 3.
b Joh. XVIII. 1.
E e e 3

liegende Wein-Trauben.
denen der Reihen nach geſetzten, und mit ihrem lieblichen Geruch
ſelbige Gegend anfuͤllenden Oel-Feigen- und Palmen-Baͤumen; Al-
lein wir wollen das denen uͤberlaſſen, welche darzu Zeit und Weyl
haben; uns gebuͤhret unſere Augen weit hoͤher zu erheben, und nach-
folgendes wohl zu behertzigen:

§. 14. 1. JEſus geht in einen Hof, Gethſemane oder Oel-KelterWarum
JEſus
ſein Ley-
den in
Gethſema-
ne einem
Garten
angehebt.

genannt, um daſelbſten gekelteret, und uns fuͤr unſere duͤrr Hertzen,
in Ohnmacht ligende, und wegen denen gemachten Suͤnden-Wun-
den ſchier verſchmachteten Seelen ein erquickliches, kuͤhlendes, heil-
ſames und hoͤchſt-erfreuliches Oel zu werden, und alſo damit den
glimmenden Dacht unſers Glaubens zu erhalten, zu Erfuͤllung deſ-
ſen was er beym Propheten verheiſſet: Das zerſtoſſene Rohr werde
er nicht zerbrechen/ und das glimmende Dacht nicht ausloͤſchen
a.
JEſus gehet in einen Garten/ wie Johannes ſagt b: 2. Jn dem Gar-
ten hat die Suͤnd ihren leydigen Anfang genommen, darum wolte
JEſus auch ſein Leyden in dem Garten anheben, damit die Suͤnden
als ſo viel ſtechende Dornen und brennendes Unkraut aus unſeren
Hertzen ausgerauffet, ausgejaͤttet, verwelcket und verbrennet wuͤr-
den; und hingegen in denſelben hervorkeimeten die Violen der De-
muth; Hyacinth der himmliſch Geſinntheit, Lilien der Reinigkeit,
Roſen der Gedult, Narciſſen der Andacht, Granat-Aepfel der Lie-
be, Trauben der Goͤttlichen Freud im Heil. Geiſt, Gewuͤrtz und
Feigen des verborgenen Lebens JESU; und hiemit daſſelbe aus ei-
nem Luſt-Garten des Satans, zu einer Erquickungs-Alleen des H.
Geiſtes, aus einem duͤrren finſteren und ſtinckenden Pfuhl, ein ſchoͤ-
nes Paradieß werde; Dann wo ein Troͤpflein von JESU Blut ei-
ne Seel beruͤhrt, da wird ſie ſchleunig anderſt, und geſchehen eitel
Wunder im Nahmen JESU Chriſti im derſelben. JEſus trittet
ſein bitteres Seelen-Leyden an in einem Garten. 3. So mußten
auch die alleranmuthigſten Gegenden der Erden, allwo ſonſten die
Suͤnder ihre Luſt, Vergnuͤgung und Erquickung genieſſen, JESU
dem HErren und Schoͤpfer der Erden, zu einem Angſtthal und Kampf-
platz, ja zu einem Abgrund der Bitterkeiten werden, allwo er GOt-
tes Ehr und der Menſchen Heyl unter tauſend Schmertzen, Verſu-
chungen und Bangigkeiten gewuͤrcket.

§. 15. Da
a Eſai. XLII. 3.
b Joh. XVIII. 1.
E e e 3
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[405/0501] liegende Wein-Trauben. denen der Reihen nach geſetzten, und mit ihrem lieblichen Geruch ſelbige Gegend anfuͤllenden Oel-Feigen- und Palmen-Baͤumen; Al- lein wir wollen das denen uͤberlaſſen, welche darzu Zeit und Weyl haben; uns gebuͤhret unſere Augen weit hoͤher zu erheben, und nach- folgendes wohl zu behertzigen: §. 14. 1. JEſus geht in einen Hof, Gethſemane oder Oel-Kelter genannt, um daſelbſten gekelteret, und uns fuͤr unſere duͤrr Hertzen, in Ohnmacht ligende, und wegen denen gemachten Suͤnden-Wun- den ſchier verſchmachteten Seelen ein erquickliches, kuͤhlendes, heil- ſames und hoͤchſt-erfreuliches Oel zu werden, und alſo damit den glimmenden Dacht unſers Glaubens zu erhalten, zu Erfuͤllung deſ- ſen was er beym Propheten verheiſſet: Das zerſtoſſene Rohr werde er nicht zerbrechen/ und das glimmende Dacht nicht ausloͤſchen a. JEſus gehet in einen Garten/ wie Johannes ſagt b: 2. Jn dem Gar- ten hat die Suͤnd ihren leydigen Anfang genommen, darum wolte JEſus auch ſein Leyden in dem Garten anheben, damit die Suͤnden als ſo viel ſtechende Dornen und brennendes Unkraut aus unſeren Hertzen ausgerauffet, ausgejaͤttet, verwelcket und verbrennet wuͤr- den; und hingegen in denſelben hervorkeimeten die Violen der De- muth; Hyacinth der himmliſch Geſinntheit, Lilien der Reinigkeit, Roſen der Gedult, Narciſſen der Andacht, Granat-Aepfel der Lie- be, Trauben der Goͤttlichen Freud im Heil. Geiſt, Gewuͤrtz und Feigen des verborgenen Lebens JESU; und hiemit daſſelbe aus ei- nem Luſt-Garten des Satans, zu einer Erquickungs-Alleen des H. Geiſtes, aus einem duͤrren finſteren und ſtinckenden Pfuhl, ein ſchoͤ- nes Paradieß werde; Dann wo ein Troͤpflein von JESU Blut ei- ne Seel beruͤhrt, da wird ſie ſchleunig anderſt, und geſchehen eitel Wunder im Nahmen JESU Chriſti im derſelben. JEſus trittet ſein bitteres Seelen-Leyden an in einem Garten. 3. So mußten auch die alleranmuthigſten Gegenden der Erden, allwo ſonſten die Suͤnder ihre Luſt, Vergnuͤgung und Erquickung genieſſen, JESU dem HErren und Schoͤpfer der Erden, zu einem Angſtthal und Kampf- platz, ja zu einem Abgrund der Bitterkeiten werden, allwo er GOt- tes Ehr und der Menſchen Heyl unter tauſend Schmertzen, Verſu- chungen und Bangigkeiten gewuͤrcket. Warum JEſus ſein Ley- den in Gethſema- ne einem Garten angehebt. §. 15. Da a Eſai. XLII. 3. b Joh. XVIII. 1. E e e 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/501>, abgerufen am 22.11.2024.