Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht, an den Leser.
detes Urtheil zu fällen, als stecke etwas sonderbahres darhin-
ter, warum sonst, nachdem ich bereits 18. Jahr einer Ge-
meind vorgestanden, ich erst jetzund der Unterste seyn wollte;
und zwar, welches ihren Argwohn vermehrete, ohne einige
Besoldung; Diesem nach bin ich schuldig, zu gemeiner Er-
bauung, solchen guten Leuten ihren darüber gefaßten Arg-
wohn best-möglich zu benehmen.

§. 2. 1. GOtt hat mir meine Sünden vergeben, und sie auf sei-Die erste
ist die dem
Urheber
so reichlich
geschenckte
Liebe
GOttes:

nen eingebohrnen Sohn geleget, der in eigener hoher Person davor
gebüsset, und mich erlöset vom Zorn, Wuth und Quaal aller Teuf-
len, und deren ewigen Plagen; dessen er mich gnädiglich versiche-
ret, durch das warhafftige Zeugnuß des H. Geistes, welches ich in
mir fühle in täglichem Wohlthun, Reinigung, Heiligung und Be-
friedigung, auch stetem Trieb; je länger je mehr mit Gedancken und
Begierden das Eitele zu verlassen, und alle Freud und Wonne, in
dem ewigen GOtt, und seinem allervergnüglichsten Willen zu haben.

Welche immerwährende Würckungen des Liebe-vollen getreuen H.
Geistes mir lebendige Hoffnung machen, das unverwelckliche, un-
befleckte Erb GOttes im Himmel nach meinem Abscheid aus dieser
Welt zu besitzen, allda ich weiß, daß mir GOtt um JEsu Christi
willen, aus lauter unverdienter Gunst, so viel tausend Jahr, un-
endlich Gutes thun wird, als Tropffen Wassers im Aaren-Fluß,
seyt das N. stehet, vorbey gerunnen seynd, und das in unaussprech-
lichem Freuden-Schall, Glantz, Herrlichkeit und ewigem Vollauf.

So ist mir hiemit keines wegs zu verargen, daß ich dieses meines
so grossen Gutthäters Ruhm und Evangelium ohne Menschen-Lohn
habe verkündigen wollen, indem ich mich der ewigen Liebe so unzeh-
lich verpflichtet befinde, daß ich mich weit zum Voraus bezahlt erkenne,
wann ich schon noch hundert Jahr auf der Welt arbeiten und leiden
sollte; erwehre sich ein anderer dieser Göttlichen Liebes-Glut, wann
sie zu ihm nahet, daß er nicht davon erwärmet und entzündet wer-
de, wann er kan; einmahlen ich bin zu schwach dazu; Und seelig!
wer wie ein Salamander in dieser Flammen wohnen könnte! De-
me ist immer er thue und leide nichts für seinen GOtt; Ja alles was
ein solcher zu tragen auf sich nimmt, das siehet er nicht anders an
als frische Gnaden, mit denen ihne sein GOtt immer aufs neue be-

ehret,
D d d

Vorbericht, an den Leſer.
detes Urtheil zu faͤllen, als ſtecke etwas ſonderbahres darhin-
ter, warum ſonſt, nachdem ich bereits 18. Jahr einer Ge-
meind vorgeſtanden, ich erſt jetzund der Unterſte ſeyn wollte;
und zwar, welches ihren Argwohn vermehrete, ohne einige
Beſoldung; Dieſem nach bin ich ſchuldig, zu gemeiner Er-
bauung, ſolchen guten Leuten ihren daruͤber gefaßten Arg-
wohn beſt-moͤglich zu benehmen.

§. 2. 1. GOtt hat mir meine Suͤnden vergeben, und ſie auf ſei-Die erſte
iſt die dem
Urheber
ſo reichlich
geſchenckte
Liebe
GOttes:

nen eingebohrnen Sohn geleget, der in eigener hoher Perſon davor
gebuͤſſet, und mich erloͤſet vom Zorn, Wuth und Quaal aller Teuf-
len, und deren ewigen Plagen; deſſen er mich gnaͤdiglich verſiche-
ret, durch das warhafftige Zeugnuß des H. Geiſtes, welches ich in
mir fuͤhle in taͤglichem Wohlthun, Reinigung, Heiligung und Be-
friedigung, auch ſtetem Trieb; je laͤnger je mehr mit Gedancken und
Begierden das Eitele zu verlaſſen, und alle Freud und Wonne, in
dem ewigen GOtt, und ſeinem allervergnuͤglichſten Willen zu haben.

Welche immerwaͤhrende Wuͤrckungen des Liebe-vollen getreuen H.
Geiſtes mir lebendige Hoffnung machen, das unverwelckliche, un-
befleckte Erb GOttes im Himmel nach meinem Abſcheid aus dieſer
Welt zu beſitzen, allda ich weiß, daß mir GOtt um JEſu Chriſti
willen, aus lauter unverdienter Gunſt, ſo viel tauſend Jahr, un-
endlich Gutes thun wird, als Tropffen Waſſers im Aaren-Fluß,
ſeyt das N. ſtehet, vorbey gerunnen ſeynd, und das in unausſprech-
lichem Freuden-Schall, Glantz, Herrlichkeit und ewigem Vollauf.

So iſt mir hiemit keines wegs zu verargen, daß ich dieſes meines
ſo groſſen Gutthaͤters Ruhm und Evangelium ohne Menſchen-Lohn
habe verkuͤndigen wollen, indem ich mich der ewigen Liebe ſo unzeh-
lich verpflichtet befinde, daß ich mich weit zum Voraus bezahlt erkenne,
wann ich ſchon noch hundert Jahr auf der Welt arbeiten und leiden
ſollte; erwehre ſich ein anderer dieſer Goͤttlichen Liebes-Glut, wann
ſie zu ihm nahet, daß er nicht davon erwaͤrmet und entzuͤndet wer-
de, wann er kan; einmahlen ich bin zu ſchwach dazu; Und ſeelig!
wer wie ein Salamander in dieſer Flammen wohnen koͤnnte! De-
me iſt immer er thue und leide nichts fuͤr ſeinen GOtt; Ja alles was
ein ſolcher zu tragen auf ſich nimmt, das ſiehet er nicht anders an
als friſche Gnaden, mit denen ihne ſein GOtt immer aufs neue be-

ehret,
D d d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0489" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbericht, an den Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
detes Urtheil zu fa&#x0364;llen, als &#x017F;tecke etwas &#x017F;onderbahres darhin-<lb/>
ter, warum &#x017F;on&#x017F;t, nachdem ich bereits 18. Jahr einer Ge-<lb/>
meind vorge&#x017F;tanden, ich er&#x017F;t jetzund der Unter&#x017F;te &#x017F;eyn wollte;<lb/>
und zwar, welches ihren Argwohn vermehrete, ohne einige<lb/>
Be&#x017F;oldung; Die&#x017F;em nach bin ich &#x017F;chuldig, zu gemeiner Er-<lb/>
bauung, &#x017F;olchen guten Leuten ihren daru&#x0364;ber gefaßten Arg-<lb/>
wohn be&#x017F;t-mo&#x0364;glich zu benehmen.</p><lb/>
          <p>§. 2. 1. GOtt hat mir meine Su&#x0364;nden vergeben, und &#x017F;ie auf &#x017F;ei-<note place="right">Die er&#x017F;te<lb/>
i&#x017F;t die dem<lb/>
Urheber<lb/>
&#x017F;o reichlich<lb/>
ge&#x017F;chenckte<lb/>
Liebe<lb/>
GOttes:</note><lb/>
nen eingebohrnen Sohn geleget, der in eigener hoher Per&#x017F;on davor<lb/>
gebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, und mich erlo&#x0364;&#x017F;et vom Zorn, Wuth und Quaal aller Teuf-<lb/>
len, und deren ewigen Plagen; de&#x017F;&#x017F;en er mich gna&#x0364;diglich ver&#x017F;iche-<lb/>
ret, durch das warhafftige Zeugnuß des H. Gei&#x017F;tes, welches ich in<lb/>
mir fu&#x0364;hle in ta&#x0364;glichem Wohlthun, Reinigung, Heiligung und Be-<lb/>
friedigung, auch &#x017F;tetem Trieb; je la&#x0364;nger je mehr mit Gedancken und<lb/>
Begierden das Eitele zu verla&#x017F;&#x017F;en, und alle Freud und Wonne, in<lb/>
dem ewigen GOtt, und &#x017F;einem allervergnu&#x0364;glich&#x017F;ten Willen zu haben.</p><lb/>
          <p>Welche immerwa&#x0364;hrende Wu&#x0364;rckungen des Liebe-vollen getreuen H.<lb/>
Gei&#x017F;tes mir lebendige Hoffnung machen, das unverwelckliche, un-<lb/>
befleckte Erb GOttes im Himmel nach meinem Ab&#x017F;cheid aus die&#x017F;er<lb/>
Welt zu be&#x017F;itzen, allda ich weiß, daß mir GOtt um JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti<lb/>
willen, aus lauter unverdienter Gun&#x017F;t, &#x017F;o viel tau&#x017F;end Jahr, un-<lb/>
endlich Gutes thun wird, als Tropffen Wa&#x017F;&#x017F;ers im Aaren-Fluß,<lb/>
&#x017F;eyt das <hi rendition="#aq">N.</hi> &#x017F;tehet, vorbey gerunnen &#x017F;eynd, und das in unaus&#x017F;prech-<lb/>
lichem Freuden-Schall, Glantz, Herrlichkeit und ewigem Vollauf.</p><lb/>
          <p>So i&#x017F;t mir hiemit keines wegs zu verargen, daß ich die&#x017F;es meines<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Guttha&#x0364;ters Ruhm und Evangelium ohne Men&#x017F;chen-Lohn<lb/>
habe verku&#x0364;ndigen wollen, indem ich mich der ewigen Liebe &#x017F;o unzeh-<lb/>
lich verpflichtet befinde, daß ich mich weit zum Voraus bezahlt erkenne,<lb/>
wann ich &#x017F;chon noch hundert Jahr auf der Welt arbeiten und leiden<lb/>
&#x017F;ollte; erwehre &#x017F;ich ein anderer die&#x017F;er Go&#x0364;ttlichen Liebes-Glut, wann<lb/>
&#x017F;ie zu ihm nahet, daß er nicht davon erwa&#x0364;rmet und entzu&#x0364;ndet wer-<lb/>
de, wann er kan; einmahlen ich bin zu &#x017F;chwach dazu; Und &#x017F;eelig!<lb/>
wer wie ein Salamander in die&#x017F;er Flammen wohnen ko&#x0364;nnte! De-<lb/>
me i&#x017F;t immer er thue und leide nichts fu&#x0364;r &#x017F;einen GOtt; Ja alles was<lb/>
ein &#x017F;olcher zu tragen auf &#x017F;ich nimmt, das &#x017F;iehet er nicht anders an<lb/>
als fri&#x017F;che Gnaden, mit denen ihne &#x017F;ein GOtt immer aufs neue be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d</fw><fw place="bottom" type="catch">ehret,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0489] Vorbericht, an den Leſer. detes Urtheil zu faͤllen, als ſtecke etwas ſonderbahres darhin- ter, warum ſonſt, nachdem ich bereits 18. Jahr einer Ge- meind vorgeſtanden, ich erſt jetzund der Unterſte ſeyn wollte; und zwar, welches ihren Argwohn vermehrete, ohne einige Beſoldung; Dieſem nach bin ich ſchuldig, zu gemeiner Er- bauung, ſolchen guten Leuten ihren daruͤber gefaßten Arg- wohn beſt-moͤglich zu benehmen. §. 2. 1. GOtt hat mir meine Suͤnden vergeben, und ſie auf ſei- nen eingebohrnen Sohn geleget, der in eigener hoher Perſon davor gebuͤſſet, und mich erloͤſet vom Zorn, Wuth und Quaal aller Teuf- len, und deren ewigen Plagen; deſſen er mich gnaͤdiglich verſiche- ret, durch das warhafftige Zeugnuß des H. Geiſtes, welches ich in mir fuͤhle in taͤglichem Wohlthun, Reinigung, Heiligung und Be- friedigung, auch ſtetem Trieb; je laͤnger je mehr mit Gedancken und Begierden das Eitele zu verlaſſen, und alle Freud und Wonne, in dem ewigen GOtt, und ſeinem allervergnuͤglichſten Willen zu haben. Die erſte iſt die dem Urheber ſo reichlich geſchenckte Liebe GOttes: Welche immerwaͤhrende Wuͤrckungen des Liebe-vollen getreuen H. Geiſtes mir lebendige Hoffnung machen, das unverwelckliche, un- befleckte Erb GOttes im Himmel nach meinem Abſcheid aus dieſer Welt zu beſitzen, allda ich weiß, daß mir GOtt um JEſu Chriſti willen, aus lauter unverdienter Gunſt, ſo viel tauſend Jahr, un- endlich Gutes thun wird, als Tropffen Waſſers im Aaren-Fluß, ſeyt das N. ſtehet, vorbey gerunnen ſeynd, und das in unausſprech- lichem Freuden-Schall, Glantz, Herrlichkeit und ewigem Vollauf. So iſt mir hiemit keines wegs zu verargen, daß ich dieſes meines ſo groſſen Gutthaͤters Ruhm und Evangelium ohne Menſchen-Lohn habe verkuͤndigen wollen, indem ich mich der ewigen Liebe ſo unzeh- lich verpflichtet befinde, daß ich mich weit zum Voraus bezahlt erkenne, wann ich ſchon noch hundert Jahr auf der Welt arbeiten und leiden ſollte; erwehre ſich ein anderer dieſer Goͤttlichen Liebes-Glut, wann ſie zu ihm nahet, daß er nicht davon erwaͤrmet und entzuͤndet wer- de, wann er kan; einmahlen ich bin zu ſchwach dazu; Und ſeelig! wer wie ein Salamander in dieſer Flammen wohnen koͤnnte! De- me iſt immer er thue und leide nichts fuͤr ſeinen GOtt; Ja alles was ein ſolcher zu tragen auf ſich nimmt, das ſiehet er nicht anders an als friſche Gnaden, mit denen ihne ſein GOtt immer aufs neue be- ehret, D d d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/489
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/489>, abgerufen am 20.05.2024.