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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
de nicht als ein Mayen-Thau und Frühlings-Sonne auf- und einneh-
men; und flugs dadurch geändert werden, auch alles abgerathene
Böse eilends fahren lassen, und ach! wie verhalte ich mich gegen
dir, gecreutzigter HErr JEsu Christe, da die Nägelmahl und ge-
öffnete Seiten, als Brenn-Spiegel, so die feurigste Strahlen aus
dem ewigen Liebwesen zusammen fassen, mich unzehliche mahl also
heiß angeschienen, daß es ein Wander ist meines allertieffsten Sün-
den-Falls, daß noch so viel Schnee und Eiß des lieblosen winteri-
gen Wesens gegen dir und dem Nächsten in mir zu finden, und
daß deine heilige Tugenden in mir noch nicht recht haben können durch-
brechen, noch biß dahin zum Vorschein kommen; Ach du theurer
Heyland! wo noch etwas ist, so machen es die Reiffen meines Selbst-
Beschauens welck, daß du einmahl auch nicht von mir sagen kanst:
Siehe, (der Winter ist vergangen.) Ach! daß es doch bald ge-
schehe, süsser JEsu.

Dann eben darum fallen noch so viele starcke Tropffen von Platz-
Regen auf mich, nun und dann eine Anklag und Beängstigung,
sintemahl deine Weißheit, Güte, Gerechtigkeit den Winter und
den Platz-Regen, die Abweichung von deinem allerheiligsten Liebes-
Gebott, und die Züchtigung und Bangigkeit zusammen gefüget hat
unzertrennlich, also, daß mir kein liebloß, unerbaulich Wort ent-
fahren kan, daß nicht die Rechenschafft alsobald vor der Thür sey,
und einige schwehre Tropfen des Mißfallens meines GOttes auf mich
fallen. O du mein guter JESU, zu dem ich eintzig alle meine Zu-
flucht habe, dann ich weis sonst nirgend hin, weilen du all mein
Hülff und Trost bist in allem was ich auf Erden und im Himmel ha-
ben muß; Ach nimm doch allen Winter, ja Uberbleibsel des Sün-
den-Winters von mir weg, so wird kein zornig Sturm-Gewitter
mehr über dein erkauffte Seele gehen, sondern der Thau deiner Gna-
den und der Segen-reiche Regen deines Bluts wird mich erfrischen,
und des Paradieses Glantz wird ob mir leuchten ewiglich Amen.
Es freuet dich also wohl du freundlicher HErr, wann deine Kinder
dem Himmel nicht mehr Anlaß geben den Regen auf sie fallen zu las-
sen, daß du es deiner Braut anrühmest, Halleluja.

Um

Der geiſtliche Fruͤhling.
de nicht als ein Mayen-Thau und Fruͤhlings-Sonne auf- und einneh-
men; und flugs dadurch geaͤndert werden, auch alles abgerathene
Boͤſe eilends fahren laſſen, und ach! wie verhalte ich mich gegen
dir, gecreutzigter HErr JEſu Chriſte, da die Naͤgelmahl und ge-
oͤffnete Seiten, als Brenn-Spiegel, ſo die feurigſte Strahlen aus
dem ewigen Liebweſen zuſammen faſſen, mich unzehliche mahl alſo
heiß angeſchienen, daß es ein Wander iſt meines allertieffſten Suͤn-
den-Falls, daß noch ſo viel Schnee und Eiß des liebloſen winteri-
gen Weſens gegen dir und dem Naͤchſten in mir zu finden, und
daß deine heilige Tugenden in mir noch nicht recht haben koͤnnen durch-
brechen, noch biß dahin zum Vorſchein kommen; Ach du theurer
Heyland! wo noch etwas iſt, ſo machen es die Reiffen meines Selbſt-
Beſchauens welck, daß du einmahl auch nicht von mir ſagen kanſt:
Siehe, (der Winter iſt vergangen.) Ach! daß es doch bald ge-
ſchehe, ſuͤſſer JEſu.

Dann eben darum fallen noch ſo viele ſtarcke Tropffen von Platz-
Regen auf mich, nun und dann eine Anklag und Beaͤngſtigung,
ſintemahl deine Weißheit, Guͤte, Gerechtigkeit den Winter und
den Platz-Regen, die Abweichung von deinem allerheiligſten Liebes-
Gebott, und die Zuͤchtigung und Bangigkeit zuſammen gefuͤget hat
unzertrennlich, alſo, daß mir kein liebloß, unerbaulich Wort ent-
fahren kan, daß nicht die Rechenſchafft alſobald vor der Thuͤr ſey,
und einige ſchwehre Tropfen des Mißfallens meines GOttes auf mich
fallen. O du mein guter JESU, zu dem ich eintzig alle meine Zu-
flucht habe, dann ich weis ſonſt nirgend hin, weilen du all mein
Huͤlff und Troſt biſt in allem was ich auf Erden und im Himmel ha-
ben muß; Ach nimm doch allen Winter, ja Uberbleibſel des Suͤn-
den-Winters von mir weg, ſo wird kein zornig Sturm-Gewitter
mehr uͤber dein erkauffte Seele gehen, ſondern der Thau deiner Gna-
den und der Segen-reiche Regen deines Bluts wird mich erfriſchen,
und des Paradieſes Glantz wird ob mir leuchten ewiglich Amen.
Es freuet dich alſo wohl du freundlicher HErr, wann deine Kinder
dem Himmel nicht mehr Anlaß geben den Regen auf ſie fallen zu laſ-
ſen, daß du es deiner Braut anruͤhmeſt, Halleluja.

Um
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[386/0482] Der geiſtliche Fruͤhling. de nicht als ein Mayen-Thau und Fruͤhlings-Sonne auf- und einneh- men; und flugs dadurch geaͤndert werden, auch alles abgerathene Boͤſe eilends fahren laſſen, und ach! wie verhalte ich mich gegen dir, gecreutzigter HErr JEſu Chriſte, da die Naͤgelmahl und ge- oͤffnete Seiten, als Brenn-Spiegel, ſo die feurigſte Strahlen aus dem ewigen Liebweſen zuſammen faſſen, mich unzehliche mahl alſo heiß angeſchienen, daß es ein Wander iſt meines allertieffſten Suͤn- den-Falls, daß noch ſo viel Schnee und Eiß des liebloſen winteri- gen Weſens gegen dir und dem Naͤchſten in mir zu finden, und daß deine heilige Tugenden in mir noch nicht recht haben koͤnnen durch- brechen, noch biß dahin zum Vorſchein kommen; Ach du theurer Heyland! wo noch etwas iſt, ſo machen es die Reiffen meines Selbſt- Beſchauens welck, daß du einmahl auch nicht von mir ſagen kanſt: Siehe, (der Winter iſt vergangen.) Ach! daß es doch bald ge- ſchehe, ſuͤſſer JEſu. Dann eben darum fallen noch ſo viele ſtarcke Tropffen von Platz- Regen auf mich, nun und dann eine Anklag und Beaͤngſtigung, ſintemahl deine Weißheit, Guͤte, Gerechtigkeit den Winter und den Platz-Regen, die Abweichung von deinem allerheiligſten Liebes- Gebott, und die Zuͤchtigung und Bangigkeit zuſammen gefuͤget hat unzertrennlich, alſo, daß mir kein liebloß, unerbaulich Wort ent- fahren kan, daß nicht die Rechenſchafft alſobald vor der Thuͤr ſey, und einige ſchwehre Tropfen des Mißfallens meines GOttes auf mich fallen. O du mein guter JESU, zu dem ich eintzig alle meine Zu- flucht habe, dann ich weis ſonſt nirgend hin, weilen du all mein Huͤlff und Troſt biſt in allem was ich auf Erden und im Himmel ha- ben muß; Ach nimm doch allen Winter, ja Uberbleibſel des Suͤn- den-Winters von mir weg, ſo wird kein zornig Sturm-Gewitter mehr uͤber dein erkauffte Seele gehen, ſondern der Thau deiner Gna- den und der Segen-reiche Regen deines Bluts wird mich erfriſchen, und des Paradieſes Glantz wird ob mir leuchten ewiglich Amen. Es freuet dich alſo wohl du freundlicher HErr, wann deine Kinder dem Himmel nicht mehr Anlaß geben den Regen auf ſie fallen zu laſ- ſen, daß du es deiner Braut anruͤhmeſt, Halleluja. Um

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/482>, abgerufen am 21.11.2024.