Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der geistliche Frühling.
keit weite erthönen werden; O was wird das vor ein lieblicher Schall
seyn; Wann JEsus und seine Gemeind zusammen singet, ey was
wird doch endlich aus uns werden, ewiglich den göttlichen Sonnen-
Glantz schauen, ewig die Himmels-Music hören, ewig im Paradieß
mit einander spatzieren. Halleluja.

Ubergang.

§. 1. Wer sind aber diese, die in jenem frohen Lande stehen und al-
le Seeligkeits-Fülle mitgeniessen sollen?

Antw. Es sind keine Menschen die auf Erden Dorn-Sträuche ge-
wesen, und ihre Heiligung in jene Welt verspahrt; Nein! es sind
Weinstöcke und Feigenbäum. Jch sehe mich um ob auch liebreiche
Granat-Apfel-Bäume, Apfel-Bäume der Sanfftmuth, Kirsch-Bäu-
me der Holdseeligkeit, Rebstöcke der Gedult, Nuß-Bäume der al-
les Gute wohl verwahrenden Gelassenheit, Palmen-Bäume des sieg-
reichen Glaubens, Feigen-Bäume der freundlichen zuckerfüssen Dienst-
willigkeit, Mandel-Bäum der unverweilten Außrichtung der Befeh-
len Christi, trostreiche erfrischende Citronen- und Pomerantzen-Bäu-
me tüchtig die Betrübte in der Hitz der Anfechtung zu erquicken.

Baum-
schulen
seynd lehr-
reiche
Wunder-
Schulen.

§. 2. Hier öffnete uns abermahl GOttes Weißheit und Güte eine
lehrreiche Wunder-Schul, wann wir wollten Zeit nehmen, und die
Ubereinkunfft eines jeden Baums nach seiner Art mit eines jeden Glau-
bigen Eigenschafften, Arten, Gnaden, Kräfften, Vorzügen, gegen
einander halten und durchgehen; Da ein jedweder aufmercksame sein
eigene Abschilderung leicht ersehen könnte. Allein wir überlassens diß-
mahl eines jeden eigener Uberiegung, gibt uns GOtt Leben, Gnad,
Zeit und Krafft, so kan es noch wohl geschehen, daß wir in Christi
Baum-Garten spatzieren gehen, um die Verborgenheiten seiner uner-
schöpflichen Wunder-Würckungen nur obenhin zu erkundigen; Der
H. Geist kan einem Lehr-Begierigen und aus dem Evangelio erleuch-
teten Gemüthe aus den Gewächsen und Pflantzen im Natur-Reich
also treffliche Lehr-Aufgaben vorlegen, daß er gnug wird daran zu
üben haben sein Lebenlang, und sind unsere Wort ein äussere grobe
Handleitung darzu. Der H. Geist ist der rechte Lehrer, Menschen-
Wort und Feder bringen es nicht weit, jedennoch weil wir Reden und
Schreiben gelernt, so ists billich daß wir JEsu gedencken.

Dann sie
predigen
uns daß
wir sol-

§. 3. Die Bäume sind schöne Prediger, jeder hat seinen sonderba-
ren Text; insgemein ruffen sie uns zu; sehet auch die wildeste unter
uns grünen; wollet ihr allein immerdar unfruchtbar bleiben? Soll

GOTT

Der geiſtliche Fruͤhling.
keit weite erthoͤnen werden; O was wird das vor ein lieblicher Schall
ſeyn; Wann JEſus und ſeine Gemeind zuſammen ſinget, ey was
wird doch endlich aus uns werden, ewiglich den goͤttlichen Sonnen-
Glantz ſchauen, ewig die Himmels-Muſic hoͤren, ewig im Paradieß
mit einander ſpatzieren. Halleluja.

Ubergang.

§. 1. Wer ſind aber dieſe, die in jenem frohen Lande ſtehen und al-
le Seeligkeits-Fuͤlle mitgenieſſen ſollen?

Antw. Es ſind keine Menſchen die auf Erden Dorn-Straͤuche ge-
weſen, und ihre Heiligung in jene Welt verſpahrt; Nein! es ſind
Weinſtoͤcke und Feigenbaͤum. Jch ſehe mich um ob auch liebreiche
Granat-Apfel-Baͤume, Apfel-Baͤume der Sanfftmuth, Kirſch-Baͤu-
me der Holdſeeligkeit, Rebſtoͤcke der Gedult, Nuß-Baͤume der al-
les Gute wohl verwahrenden Gelaſſenheit, Palmen-Baͤume des ſieg-
reichen Glaubens, Feigen-Baͤume der freundlichen zuckerfuͤſſen Dienſt-
willigkeit, Mandel-Baͤum der unverweilten Außrichtung der Befeh-
len Chriſti, troſtreiche erfriſchende Citronen- und Pomerantzen-Baͤu-
me tuͤchtig die Betruͤbte in der Hitz der Anfechtung zu erquicken.

Baum-
ſchulen
ſeynd lehr-
reiche
Wunder-
Schulen.

§. 2. Hier oͤffnete uns abermahl GOttes Weißheit und Guͤte eine
lehrreiche Wunder-Schul, wann wir wollten Zeit nehmen, und die
Ubereinkunfft eines jeden Baums nach ſeiner Art mit eines jeden Glau-
bigen Eigenſchafften, Arten, Gnaden, Kraͤfften, Vorzuͤgen, gegen
einander halten und durchgehen; Da ein jedweder aufmerckſame ſein
eigene Abſchilderung leicht erſehen koͤnnte. Allein wir uͤberlaſſens diß-
mahl eines jeden eigener Uberiegung, gibt uns GOtt Leben, Gnad,
Zeit und Krafft, ſo kan es noch wohl geſchehen, daß wir in Chriſti
Baum-Garten ſpatzieren gehen, um die Verborgenheiten ſeiner uner-
ſchoͤpflichen Wunder-Wuͤrckungen nur obenhin zu erkundigen; Der
H. Geiſt kan einem Lehr-Begierigen und aus dem Evangelio erleuch-
teten Gemuͤthe aus den Gewaͤchſen und Pflantzen im Natur-Reich
alſo treffliche Lehr-Aufgaben vorlegen, daß er gnug wird daran zu
uͤben haben ſein Lebenlang, und ſind unſere Wort ein aͤuſſere grobe
Handleitung darzu. Der H. Geiſt iſt der rechte Lehrer, Menſchen-
Wort und Feder bringen es nicht weit, jedennoch weil wir Reden und
Schreiben gelernt, ſo iſts billich daß wir JEſu gedencken.

Dann ſie
predigen
uns daß
wir ſol-

§. 3. Die Baͤume ſind ſchoͤne Prediger, jeder hat ſeinen ſonderba-
ren Text; insgemein ruffen ſie uns zu; ſehet auch die wildeſte unter
uns gruͤnen; wollet ihr allein immerdar unfruchtbar bleiben? Soll

GOTT
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0464" n="368"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der gei&#x017F;tliche Fru&#x0364;hling.</hi></fw><lb/>
keit weite ertho&#x0364;nen werden; O was wird das vor ein lieblicher Schall<lb/>
&#x017F;eyn; Wann JE&#x017F;us und &#x017F;eine Gemeind zu&#x017F;ammen &#x017F;inget, ey was<lb/>
wird doch endlich aus uns werden, ewiglich den go&#x0364;ttlichen Sonnen-<lb/>
Glantz &#x017F;chauen, ewig die Himmels-Mu&#x017F;ic ho&#x0364;ren, ewig im Paradieß<lb/>
mit einander &#x017F;patzieren. Halleluja.</p><lb/>
          <note place="left">Ubergang.</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 1. Wer &#x017F;ind aber die&#x017F;e, die in jenem frohen Lande &#x017F;tehen und al-<lb/>
le Seeligkeits-Fu&#x0364;lle mitgenie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Antw.</hi> Es &#x017F;ind keine Men&#x017F;chen die auf Erden Dorn-Stra&#x0364;uche ge-<lb/>
we&#x017F;en, und ihre Heiligung in jene Welt ver&#x017F;pahrt; Nein! es &#x017F;ind<lb/>
Wein&#x017F;to&#x0364;cke und Feigenba&#x0364;um. Jch &#x017F;ehe mich um ob auch liebreiche<lb/>
Granat-Apfel-Ba&#x0364;ume, Apfel-Ba&#x0364;ume der Sanfftmuth, Kir&#x017F;ch-Ba&#x0364;u-<lb/>
me der Hold&#x017F;eeligkeit, Reb&#x017F;to&#x0364;cke der Gedult, Nuß-Ba&#x0364;ume der al-<lb/>
les Gute wohl verwahrenden Gela&#x017F;&#x017F;enheit, Palmen-Ba&#x0364;ume des &#x017F;ieg-<lb/>
reichen Glaubens, Feigen-Ba&#x0364;ume der freundlichen zuckerfu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Dien&#x017F;t-<lb/>
willigkeit, Mandel-Ba&#x0364;um der unverweilten Außrichtung der Befeh-<lb/>
len Chri&#x017F;ti, tro&#x017F;treiche erfri&#x017F;chende Citronen- und Pomerantzen-Ba&#x0364;u-<lb/>
me tu&#x0364;chtig die Betru&#x0364;bte in der Hitz der Anfechtung zu erquicken.</p><lb/>
          <note place="left">Baum-<lb/>
&#x017F;chulen<lb/>
&#x017F;eynd lehr-<lb/>
reiche<lb/>
Wunder-<lb/>
Schulen.</note>
          <p>§. 2. Hier o&#x0364;ffnete uns abermahl GOttes Weißheit und Gu&#x0364;te eine<lb/>
lehrreiche Wunder-Schul, wann wir wollten Zeit nehmen, und die<lb/>
Ubereinkunfft eines jeden Baums nach &#x017F;einer Art mit eines jeden Glau-<lb/>
bigen Eigen&#x017F;chafften, Arten, Gnaden, Kra&#x0364;fften, Vorzu&#x0364;gen, gegen<lb/>
einander halten und durchgehen; Da ein jedweder aufmerck&#x017F;ame &#x017F;ein<lb/>
eigene Ab&#x017F;childerung leicht er&#x017F;ehen ko&#x0364;nnte. Allein wir u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;ens diß-<lb/>
mahl eines jeden eigener Uberiegung, gibt uns GOtt Leben, Gnad,<lb/>
Zeit und Krafft, &#x017F;o kan es noch wohl ge&#x017F;chehen, daß wir in Chri&#x017F;ti<lb/>
Baum-Garten &#x017F;patzieren gehen, um die Verborgenheiten &#x017F;einer uner-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pflichen Wunder-Wu&#x0364;rckungen nur obenhin zu erkundigen; Der<lb/>
H. Gei&#x017F;t kan einem Lehr-Begierigen und aus dem Evangelio erleuch-<lb/>
teten Gemu&#x0364;the aus den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en und Pflantzen im Natur-Reich<lb/>
al&#x017F;o treffliche Lehr-Aufgaben vorlegen, daß er gnug wird daran zu<lb/>
u&#x0364;ben haben &#x017F;ein Lebenlang, und &#x017F;ind un&#x017F;ere Wort ein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere grobe<lb/>
Handleitung darzu. Der H. Gei&#x017F;t i&#x017F;t der rechte Lehrer, Men&#x017F;chen-<lb/>
Wort und Feder bringen es nicht weit, jedennoch weil wir Reden und<lb/>
Schreiben gelernt, &#x017F;o i&#x017F;ts billich daß wir JE&#x017F;u gedencken.</p><lb/>
          <note place="left">Dann &#x017F;ie<lb/>
predigen<lb/>
uns daß<lb/>
wir &#x017F;ol-</note>
          <p>§. 3. Die Ba&#x0364;ume &#x017F;ind &#x017F;cho&#x0364;ne Prediger, jeder hat &#x017F;einen &#x017F;onderba-<lb/>
ren Text; insgemein ruffen &#x017F;ie uns zu; &#x017F;ehet auch die wilde&#x017F;te unter<lb/>
uns gru&#x0364;nen; wollet ihr allein immerdar unfruchtbar bleiben? Soll<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">GOTT</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0464] Der geiſtliche Fruͤhling. keit weite erthoͤnen werden; O was wird das vor ein lieblicher Schall ſeyn; Wann JEſus und ſeine Gemeind zuſammen ſinget, ey was wird doch endlich aus uns werden, ewiglich den goͤttlichen Sonnen- Glantz ſchauen, ewig die Himmels-Muſic hoͤren, ewig im Paradieß mit einander ſpatzieren. Halleluja. §. 1. Wer ſind aber dieſe, die in jenem frohen Lande ſtehen und al- le Seeligkeits-Fuͤlle mitgenieſſen ſollen? Antw. Es ſind keine Menſchen die auf Erden Dorn-Straͤuche ge- weſen, und ihre Heiligung in jene Welt verſpahrt; Nein! es ſind Weinſtoͤcke und Feigenbaͤum. Jch ſehe mich um ob auch liebreiche Granat-Apfel-Baͤume, Apfel-Baͤume der Sanfftmuth, Kirſch-Baͤu- me der Holdſeeligkeit, Rebſtoͤcke der Gedult, Nuß-Baͤume der al- les Gute wohl verwahrenden Gelaſſenheit, Palmen-Baͤume des ſieg- reichen Glaubens, Feigen-Baͤume der freundlichen zuckerfuͤſſen Dienſt- willigkeit, Mandel-Baͤum der unverweilten Außrichtung der Befeh- len Chriſti, troſtreiche erfriſchende Citronen- und Pomerantzen-Baͤu- me tuͤchtig die Betruͤbte in der Hitz der Anfechtung zu erquicken. §. 2. Hier oͤffnete uns abermahl GOttes Weißheit und Guͤte eine lehrreiche Wunder-Schul, wann wir wollten Zeit nehmen, und die Ubereinkunfft eines jeden Baums nach ſeiner Art mit eines jeden Glau- bigen Eigenſchafften, Arten, Gnaden, Kraͤfften, Vorzuͤgen, gegen einander halten und durchgehen; Da ein jedweder aufmerckſame ſein eigene Abſchilderung leicht erſehen koͤnnte. Allein wir uͤberlaſſens diß- mahl eines jeden eigener Uberiegung, gibt uns GOtt Leben, Gnad, Zeit und Krafft, ſo kan es noch wohl geſchehen, daß wir in Chriſti Baum-Garten ſpatzieren gehen, um die Verborgenheiten ſeiner uner- ſchoͤpflichen Wunder-Wuͤrckungen nur obenhin zu erkundigen; Der H. Geiſt kan einem Lehr-Begierigen und aus dem Evangelio erleuch- teten Gemuͤthe aus den Gewaͤchſen und Pflantzen im Natur-Reich alſo treffliche Lehr-Aufgaben vorlegen, daß er gnug wird daran zu uͤben haben ſein Lebenlang, und ſind unſere Wort ein aͤuſſere grobe Handleitung darzu. Der H. Geiſt iſt der rechte Lehrer, Menſchen- Wort und Feder bringen es nicht weit, jedennoch weil wir Reden und Schreiben gelernt, ſo iſts billich daß wir JEſu gedencken. §. 3. Die Baͤume ſind ſchoͤne Prediger, jeder hat ſeinen ſonderba- ren Text; insgemein ruffen ſie uns zu; ſehet auch die wildeſte unter uns gruͤnen; wollet ihr allein immerdar unfruchtbar bleiben? Soll GOTT

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/464
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/464>, abgerufen am 06.07.2024.