Heiligkeit. Ein so hoch begnadeter Mensch sage Danck dem Vat- ter der ihn tüchtig gemacht zum Erbtheil der Heiligen im Liecht, wel- cher ihn errettet hat von der Oberkeit der Finsternuß, und versetzet ins Reich seines lieben Sohns a.
§. 13. Allhier wohnen die Tauben friedlich beysammen lassen sichDie Tau- ben woh- nen darin- nen fried- lich bey- sammen. lieber Schaden zufügen, als ihrem Nächsten nachtheilig zu seyn.
Felle columba caret rostro non laedit & ungues Possidet innocuas granaque pura legit Gaudet aquis quaeritque greges celerique volatu Tuta petit, foetus educat alterius Masculus ipse fovet pullas atque incubat ovis Conjugii servat foedera casta sui.
Zu Teutsch mag es also lauten:
Die Taube hat kein Gall, die Liebe reines Hertz, Aus JEsu salbet sie: Der Schnabel und die Klauen Der Gnad gefüllte Mund, des güldnen Glaubens Kertz Thun niemand nichts zu leyd, es ist an ihr zu schauen, Ein tugend-reiche Zierd, die reine Körner liegen Mit Himmels-Krafft und Füll, zu stärcken ihren Geist, Vor ihr in JEsu Wort die Wasser nie versiegen, Die lieblich rauschend Quell sie zu dem Meere weißt: Die Schaar der Heiligen ist, was sie sucht auf Erden, Die Wunden JEsu dort sind ihr Zuflucht allein, Dahin sie Fliegel schnell, sich schwinget ohn Beschwerden, Wo mag ein schöner Ort im Paradiese seyn: Die Lieb ist auch nicht faul, sie nehrt was sie gezeuget Und läßt dem Weibe nicht die Sorge auf dem Halß, Sie lebt in einem Joch zu keuscher Lieb gebeuget, Sie theilet Lieb und Leyd, ihr JEsus ist ihr alls, Und sollt es gleich auch ihr an eignen Kindern fehlen, So müssen frembde her, es muß geliebet seyn, Wer kan der Tauben Art jemahls sattsam erzehlen, Es müssen Kinder seyn, und sollt es seyn ein Stein b.
§. 14. Sie haben den sanfften Geist JEsus, nicht den Mordgeist
des
aCol. I. 12. 13.
bMatth. III. 9.
S s
Der geiſtliche Fruͤhling.
Heiligkeit. Ein ſo hoch begnadeter Menſch ſage Danck dem Vat- ter der ihn tuͤchtig gemacht zum Erbtheil der Heiligen im Liecht, wel- cher ihn errettet hat von der Oberkeit der Finſternuß, und verſetzet ins Reich ſeines lieben Sohns a.
§. 13. Allhier wohnen die Tauben friedlich beyſammen laſſen ſichDie Tau- ben woh- nen darin- nen fried- lich bey- ſammen. lieber Schaden zufuͤgen, als ihrem Naͤchſten nachtheilig zu ſeyn.
Die Taube hat kein Gall, die Liebe reines Hertz, Aus JEſu ſalbet ſie: Der Schnabel und die Klauen Der Gnad gefuͤllte Mund, des guͤldnen Glaubens Kertz Thun niemand nichts zu leyd, es iſt an ihr zu ſchauen, Ein tugend-reiche Zierd, die reine Koͤrner liegen Mit Himmels-Krafft und Fuͤll, zu ſtaͤrcken ihren Geiſt, Vor ihr in JEſu Wort die Waſſer nie verſiegen, Die lieblich rauſchend Quell ſie zu dem Meere weißt: Die Schaar der Heiligen iſt, was ſie ſucht auf Erden, Die Wunden JEſu dort ſind ihr Zuflucht allein, Dahin ſie Fliegel ſchnell, ſich ſchwinget ohn Beſchwerden, Wo mag ein ſchoͤner Ort im Paradieſe ſeyn: Die Lieb iſt auch nicht faul, ſie nehrt was ſie gezeuget Und laͤßt dem Weibe nicht die Sorge auf dem Halß, Sie lebt in einem Joch zu keuſcher Lieb gebeuget, Sie theilet Lieb und Leyd, ihr JEſus iſt ihr alls, Und ſollt es gleich auch ihr an eignen Kindern fehlen, So muͤſſen frembde her, es muß geliebet ſeyn, Wer kan der Tauben Art jemahls ſattſam erzehlen, Es muͤſſen Kinder ſeyn, und ſollt es ſeyn ein Stein b.
§. 14. Sie haben den ſanfften Geiſt JEſus, nicht den Mordgeiſt
des
aCol. I. 12. 13.
bMatth. III. 9.
S s
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Der geiſtliche Fruͤhling.
Heiligkeit. Ein ſo hoch begnadeter Menſch ſage Danck dem Vat-
ter der ihn tuͤchtig gemacht zum Erbtheil der Heiligen im Liecht, wel-
cher ihn errettet hat von der Oberkeit der Finſternuß, und verſetzet
ins Reich ſeines lieben Sohns a.
§. 13. Allhier wohnen die Tauben friedlich beyſammen laſſen ſich
lieber Schaden zufuͤgen, als ihrem Naͤchſten nachtheilig zu ſeyn.
Die Tau-
ben woh-
nen darin-
nen fried-
lich bey-
ſammen.
Felle columba caret roſtro non lædit & ungues
Poſſidet innocuas granaque pura legit
Gaudet aquis quæritque greges celerique volatu
Tuta petit, fœtus educat alterius
Maſculus ipſe fovet pullas atque incubat ovis
Conjugii ſervat fœdera caſta ſui.
Zu Teutſch mag es alſo lauten:
Die Taube hat kein Gall, die Liebe reines Hertz,
Aus JEſu ſalbet ſie: Der Schnabel und die Klauen
Der Gnad gefuͤllte Mund, des guͤldnen Glaubens Kertz
Thun niemand nichts zu leyd, es iſt an ihr zu ſchauen,
Ein tugend-reiche Zierd, die reine Koͤrner liegen
Mit Himmels-Krafft und Fuͤll, zu ſtaͤrcken ihren Geiſt,
Vor ihr in JEſu Wort die Waſſer nie verſiegen,
Die lieblich rauſchend Quell ſie zu dem Meere weißt:
Die Schaar der Heiligen iſt, was ſie ſucht auf Erden,
Die Wunden JEſu dort ſind ihr Zuflucht allein,
Dahin ſie Fliegel ſchnell, ſich ſchwinget ohn Beſchwerden,
Wo mag ein ſchoͤner Ort im Paradieſe ſeyn:
Die Lieb iſt auch nicht faul, ſie nehrt was ſie gezeuget
Und laͤßt dem Weibe nicht die Sorge auf dem Halß,
Sie lebt in einem Joch zu keuſcher Lieb gebeuget,
Sie theilet Lieb und Leyd, ihr JEſus iſt ihr alls,
Und ſollt es gleich auch ihr an eignen Kindern fehlen,
So muͤſſen frembde her, es muß geliebet ſeyn,
Wer kan der Tauben Art jemahls ſattſam erzehlen,
Es muͤſſen Kinder ſeyn, und ſollt es ſeyn ein Stein b.
§. 14. Sie haben den ſanfften Geiſt JEſus, nicht den Mordgeiſt
des
a Col. I. 12. 13.
b Matth. III. 9.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/417>, abgerufen am 21.11.2024.
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