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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
bey, wie Moses erfahren, darum ruffet sie aus mit Augustino: mo-
riar ut te videam.

Tausendmahl pfleg ich zu sagen,
Und noch tausendmahl dazu:
Ach! würd ich zu Grab getragen,
Ey so käm ich zur der Ruh,
Und mein bester Theil der würde,
Frey von dieser Leibes-Bürde,
Je und ewig um dich seyn,
Allerschönstes JEsulein!

und mit Campisio; quandonam veniet beata illa & desiderabilis ho-
ra, ut tua me saties praesentia!

Ach GOtt! wann kommt die Stund heran,
Daß ich in Zion jauchtzen kan!
Und JESUM zur Genüg anschauen!

Welches die 4te Staffel ist nemlich eine Begierd bey Christo zu seyn.

Der Fei-
genbaum
die Be-
gierd bey
JEsu zu
seyn.

§. 4. Der Feigenbaum hat seine frühzeitigen Feigen gewürtzet.
Wie nun eine zeitige safftige Frucht begehrt, daß man sie abbreche,
also sehnet der in GOTT verliebte von allem, allem abzuscheiden, er
stehet an den Gräntzen der Herrlichkeit, und möchte gern die Erde
um den Himmel vertauschen, mit JEsu so innig vereiniget zu wer-
den, als ein reiffe süsse Frucht mit dem Leib, wann man sie isset, und
so gantz in JEsu verwandlet; Il regarde la mort comme le mour-
ceau les plus exquis qui pourroit lui tomber du Ciel:

Der Himmel schencket ihm den allersüßsten Bissen,
Wann er wird durch den Tod der bösen Welt entrissen.

Wann er aber siehet, daß nach dem Tod sie JEsum nicht mehr
durch Leiden verklären und sein Reich vermehren kan, so wünschet
sie zu seyn

Die Wein-
trauben
das freu-
dige Ley-
den um
Christi
willen.

§. 5. Weintrauben. Sie dürstet nach Creutz, Schmach, Angst,
Verfolgung, Leiden, Verachtung a. Jn diesem Sinn sagt Chry-
sostomus, er wollte lieber mit Paulo in seinen Ketten gehen als mit
den Engeln in ihrer Glori stehen; Sie siehet daß auf Erden Chri-
stus sie braucht und genießt, und daß sie dagegen in den unzehlichen
Ewigkeiten Christum schon genug wird geniessen können, und daß

wann
a 2 Cor. XII. 10. Act. V. 41.

Der geiſtliche Fruͤhling.
bey, wie Moſes erfahren, darum ruffet ſie aus mit Auguſtino: mo-
riar ut te videam.

Tauſendmahl pfleg ich zu ſagen,
Und noch tauſendmahl dazu:
Ach! wuͤrd ich zu Grab getragen,
Ey ſo kaͤm ich zur der Ruh,
Und mein beſter Theil der wuͤrde,
Frey von dieſer Leibes-Buͤrde,
Je und ewig um dich ſeyn,
Allerſchoͤnſtes JEſulein!

und mit Campiſio; quandonam veniet beata illa & deſiderabilis ho-
ra, ut tua me ſaties præſentia!

Ach GOtt! wann kommt die Stund heran,
Daß ich in Zion jauchtzen kan!
Und JESUM zur Genuͤg anſchauen!

Welches die 4te Staffel iſt nemlich eine Begierd bey Chriſto zu ſeyn.

Der Fei-
genbaum
die Be-
gierd bey
JEſu zu
ſeyn.

§. 4. Der Feigenbaum hat ſeine fruͤhzeitigen Feigen gewuͤrtzet.
Wie nun eine zeitige ſafftige Frucht begehrt, daß man ſie abbreche,
alſo ſehnet der in GOTT verliebte von allem, allem abzuſcheiden, er
ſtehet an den Graͤntzen der Herrlichkeit, und moͤchte gern die Erde
um den Himmel vertauſchen, mit JEſu ſo innig vereiniget zu wer-
den, als ein reiffe ſuͤſſe Frucht mit dem Leib, wann man ſie iſſet, und
ſo gantz in JEſu verwandlet; Il regarde la mort comme le mour-
ceau les plus exquis qui pourroit lui tomber du Ciel:

Der Himmel ſchencket ihm den allerſuͤßſten Biſſen,
Wann er wird durch den Tod der boͤſen Welt entriſſen.

Wann er aber ſiehet, daß nach dem Tod ſie JEſum nicht mehr
durch Leiden verklaͤren und ſein Reich vermehren kan, ſo wuͤnſchet
ſie zu ſeyn

Die Wein-
trauben
das freu-
dige Ley-
den um
Chriſti
willen.

§. 5. Weintrauben. Sie duͤrſtet nach Creutz, Schmach, Angſt,
Verfolgung, Leiden, Verachtung a. Jn dieſem Sinn ſagt Chry-
ſoſtomus, er wollte lieber mit Paulo in ſeinen Ketten gehen als mit
den Engeln in ihrer Glori ſtehen; Sie ſiehet daß auf Erden Chri-
ſtus ſie braucht und genießt, und daß ſie dagegen in den unzehlichen
Ewigkeiten Chriſtum ſchon genug wird genieſſen koͤnnen, und daß

wann
a 2 Cor. XII. 10. Act. V. 41.
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[312/0408] Der geiſtliche Fruͤhling. bey, wie Moſes erfahren, darum ruffet ſie aus mit Auguſtino: mo- riar ut te videam. Tauſendmahl pfleg ich zu ſagen, Und noch tauſendmahl dazu: Ach! wuͤrd ich zu Grab getragen, Ey ſo kaͤm ich zur der Ruh, Und mein beſter Theil der wuͤrde, Frey von dieſer Leibes-Buͤrde, Je und ewig um dich ſeyn, Allerſchoͤnſtes JEſulein! und mit Campiſio; quandonam veniet beata illa & deſiderabilis ho- ra, ut tua me ſaties præſentia! Ach GOtt! wann kommt die Stund heran, Daß ich in Zion jauchtzen kan! Und JESUM zur Genuͤg anſchauen! Welches die 4te Staffel iſt nemlich eine Begierd bey Chriſto zu ſeyn. §. 4. Der Feigenbaum hat ſeine fruͤhzeitigen Feigen gewuͤrtzet. Wie nun eine zeitige ſafftige Frucht begehrt, daß man ſie abbreche, alſo ſehnet der in GOTT verliebte von allem, allem abzuſcheiden, er ſtehet an den Graͤntzen der Herrlichkeit, und moͤchte gern die Erde um den Himmel vertauſchen, mit JEſu ſo innig vereiniget zu wer- den, als ein reiffe ſuͤſſe Frucht mit dem Leib, wann man ſie iſſet, und ſo gantz in JEſu verwandlet; Il regarde la mort comme le mour- ceau les plus exquis qui pourroit lui tomber du Ciel: Der Himmel ſchencket ihm den allerſuͤßſten Biſſen, Wann er wird durch den Tod der boͤſen Welt entriſſen. Wann er aber ſiehet, daß nach dem Tod ſie JEſum nicht mehr durch Leiden verklaͤren und ſein Reich vermehren kan, ſo wuͤnſchet ſie zu ſeyn §. 5. Weintrauben. Sie duͤrſtet nach Creutz, Schmach, Angſt, Verfolgung, Leiden, Verachtung a. Jn dieſem Sinn ſagt Chry- ſoſtomus, er wollte lieber mit Paulo in ſeinen Ketten gehen als mit den Engeln in ihrer Glori ſtehen; Sie ſiehet daß auf Erden Chri- ſtus ſie braucht und genießt, und daß ſie dagegen in den unzehlichen Ewigkeiten Chriſtum ſchon genug wird genieſſen koͤnnen, und daß wann a 2 Cor. XII. 10. Act. V. 41.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/408>, abgerufen am 23.11.2024.