Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der geistliche Frühling.
bringt sie hervor durch die Krafft der Sonnen, viel weniger kanst
du dich selber zur Blume im Paradieß GOttes machen, die gantze
Gottheit muß an dir arbeiten, wann du etwas schönes geben willt,
der HErr JEsus will die Sonne, der H. Geist Regen und Safft,
der ewige Vatter Beschirmer und Pflantzer seyn. Was muß das
für eine ausbündige Blume seyn, die so auf einem fetten Grund ste-
het, und so herrliche Abwarter hat, was Wunder thut doch nicht
GOtt an der Seel.

§. 9. Die Blume kan das Unziefer nicht selber abreissen, wannDie sich
dann wird
erbitten
lassen,

sie könnte, sie wurde dem Gärtner schreyen, daß er sie davon befreyen
wolle, und der Gärtner wurds gern thun, weil sie ihn viel Müh und
Gelt gekostet, ist ihm sehr angelegen sie zu erhalten: Wie sollte dann
der himmlische Weingärtner seine Blumen die von unendlicher grös-
seren Kostbarkeit seyn nicht trachten vor allem Unfall zu bewahren,
so sie ihn darum betten, massen sie ihn nicht nur Millionen Golds und
Silber, sonderen sein heilig theures Blut selber gekostet, mit dem-
selben befeuchtet er die Würtzlein, wann sie zernagt und abgefressen
seyn. Wann eine Blume verdorret ist, kan man ihr nicht wieder
zurecht helffen man mag anfangen und fürnehmen was man will, ein-
mahl braucht es ein grosse Kunst, aber mit der Seel ists viel anders,
JEsus Christus kan immer wieder helffen, er ist die Auferstehung
und das Leben, ist hiemit in JEsu eine unendliche Hilff, es ist nicht
so verdorben daß er nicht heilen könne.

§. 10. Ach wäre ich auch eine solche Blume, daß ich taugte in denje mehr
Mängel
man an
sich wah[r]
nimmet,

Hochzeit-Krantz meines himmlischen Bräutigams, o daß ich wie ei-
ne Lilien ohne einige Widerspännigkeit auf seine Hand biegen und
reiben liesse! O daß ich wie ein Lilien Schnee-weiß und ohne Fle-
cken wäre! Aber ich finde die Gestalt JEsu noch nicht in mir, ich
habe noch keinen balsamischen Geruch des Geistes, ich bin auch kei-
ne Rose, wann die Feind kommen, hab ich keine Dörn daß ich ih-
nen widerstehen könnte; Satan verfinstert mein Gemüth mit aller-
hand Einfällen, trachtet mich mit mancherley Lüsten und Räncken zu
berücken, und straufft und reisset immer was Gutes zur Schöne
und Wachsthum dienliches hinweg.

§. 11. Antw Dessentwegen sollt du nicht verzagen, die Blumenje steiffer
solle man
sich an JE-
su halten.

wachsen nicht auf einmahl, es gibt zu erst ein Knopf und dann erst
bricht sie völlig heraus, also kan die Seel das Reich GOttes ha-

ben,
Q q

Der geiſtliche Fruͤhling.
bringt ſie hervor durch die Krafft der Sonnen, viel weniger kanſt
du dich ſelber zur Blume im Paradieß GOttes machen, die gantze
Gottheit muß an dir arbeiten, wann du etwas ſchoͤnes geben willt,
der HErr JEſus will die Sonne, der H. Geiſt Regen und Safft,
der ewige Vatter Beſchirmer und Pflantzer ſeyn. Was muß das
fuͤr eine ausbuͤndige Blume ſeyn, die ſo auf einem fetten Grund ſte-
het, und ſo herrliche Abwarter hat, was Wunder thut doch nicht
GOtt an der Seel.

§. 9. Die Blume kan das Unziefer nicht ſelber abreiſſen, wannDie ſich
dann wird
erbitten
laſſen,

ſie koͤnnte, ſie wurde dem Gaͤrtner ſchreyen, daß er ſie davon befreyen
wolle, und der Gaͤrtner wurds gern thun, weil ſie ihn viel Muͤh und
Gelt gekoſtet, iſt ihm ſehr angelegen ſie zu erhalten: Wie ſollte dann
der himmliſche Weingaͤrtner ſeine Blumen die von unendlicher groͤſ-
ſeren Koſtbarkeit ſeyn nicht trachten vor allem Unfall zu bewahren,
ſo ſie ihn darum betten, maſſen ſie ihn nicht nur Millionen Golds und
Silber, ſonderen ſein heilig theures Blut ſelber gekoſtet, mit dem-
ſelben befeuchtet er die Wuͤrtzlein, wann ſie zernagt und abgefreſſen
ſeyn. Wann eine Blume verdorret iſt, kan man ihr nicht wieder
zurecht helffen man mag anfangen und fuͤrnehmen was man will, ein-
mahl braucht es ein groſſe Kunſt, aber mit der Seel iſts viel anders,
JEſus Chriſtus kan immer wieder helffen, er iſt die Auferſtehung
und das Leben, iſt hiemit in JEſu eine unendliche Hilff, es iſt nicht
ſo verdorben daß er nicht heilen koͤnne.

§. 10. Ach waͤre ich auch eine ſolche Blume, daß ich taugte in denje mehr
Maͤngel
man an
ſich wah[r]
nimmet,

Hochzeit-Krantz meines himmliſchen Braͤutigams, o daß ich wie ei-
ne Lilien ohne einige Widerſpaͤnnigkeit auf ſeine Hand biegen und
reiben lieſſe! O daß ich wie ein Lilien Schnee-weiß und ohne Fle-
cken waͤre! Aber ich finde die Geſtalt JEſu noch nicht in mir, ich
habe noch keinen balſamiſchen Geruch des Geiſtes, ich bin auch kei-
ne Roſe, wann die Feind kommen, hab ich keine Doͤrn daß ich ih-
nen widerſtehen koͤnnte; Satan verfinſtert mein Gemuͤth mit aller-
hand Einfaͤllen, trachtet mich mit mancherley Luͤſten und Raͤncken zu
beruͤcken, und ſtraufft und reiſſet immer was Gutes zur Schoͤne
und Wachsthum dienliches hinweg.

§. 11. Antw Deſſentwegen ſollt du nicht verzagen, die Blumenje ſteiffer
ſolle man
ſich an JE-
ſu halten.

wachſen nicht auf einmahl, es gibt zu erſt ein Knopf und dann erſt
bricht ſie voͤllig heraus, alſo kan die Seel das Reich GOttes ha-

ben,
Q q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0401" n="305"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der gei&#x017F;tliche Fru&#x0364;hling.</hi></fw><lb/>
bringt &#x017F;ie hervor durch die Krafft der Sonnen, viel weniger kan&#x017F;t<lb/>
du dich &#x017F;elber zur Blume im Paradieß GOttes machen, die gantze<lb/>
Gottheit muß an dir arbeiten, wann du etwas &#x017F;cho&#x0364;nes geben willt,<lb/>
der HErr JE&#x017F;us will die Sonne, der H. Gei&#x017F;t Regen und Safft,<lb/>
der ewige Vatter Be&#x017F;chirmer und Pflantzer &#x017F;eyn. Was muß das<lb/>
fu&#x0364;r eine ausbu&#x0364;ndige Blume &#x017F;eyn, die &#x017F;o auf einem fetten Grund &#x017F;te-<lb/>
het, und &#x017F;o herrliche Abwarter hat, was Wunder thut doch nicht<lb/>
GOtt an der Seel.</p><lb/>
          <p>§. 9. Die Blume kan das Unziefer nicht &#x017F;elber abrei&#x017F;&#x017F;en, wann<note place="right">Die &#x017F;ich<lb/>
dann wird<lb/>
erbitten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en,</note><lb/>
&#x017F;ie ko&#x0364;nnte, &#x017F;ie wurde dem Ga&#x0364;rtner &#x017F;chreyen, daß er &#x017F;ie davon befreyen<lb/>
wolle, und der Ga&#x0364;rtner wurds gern thun, weil &#x017F;ie ihn viel Mu&#x0364;h und<lb/>
Gelt geko&#x017F;tet, i&#x017F;t ihm &#x017F;ehr angelegen &#x017F;ie zu erhalten: Wie &#x017F;ollte dann<lb/>
der himmli&#x017F;che Weinga&#x0364;rtner &#x017F;eine Blumen die von unendlicher gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eren Ko&#x017F;tbarkeit &#x017F;eyn nicht trachten vor allem Unfall zu bewahren,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ie ihn darum betten, ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihn nicht nur Millionen Golds und<lb/>
Silber, &#x017F;onderen &#x017F;ein heilig theures Blut &#x017F;elber geko&#x017F;tet, mit dem-<lb/>
&#x017F;elben befeuchtet er die Wu&#x0364;rtzlein, wann &#x017F;ie zernagt und abgefre&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn. Wann eine Blume verdorret i&#x017F;t, kan man ihr nicht wieder<lb/>
zurecht helffen man mag anfangen und fu&#x0364;rnehmen was man will, ein-<lb/>
mahl braucht es ein gro&#x017F;&#x017F;e Kun&#x017F;t, aber mit der Seel i&#x017F;ts viel anders,<lb/>
JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus kan immer wieder helffen, er i&#x017F;t die Aufer&#x017F;tehung<lb/>
und das Leben, i&#x017F;t hiemit in JE&#x017F;u eine unendliche Hilff, es i&#x017F;t nicht<lb/>
&#x017F;o verdorben daß er nicht heilen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 10. Ach wa&#x0364;re ich auch eine &#x017F;olche Blume, daß ich taugte in den<note place="right">je mehr<lb/>
Ma&#x0364;ngel<lb/>
man an<lb/>
&#x017F;ich wah<supplied>r</supplied><lb/>
nimmet,</note><lb/>
Hochzeit-Krantz meines himmli&#x017F;chen Bra&#x0364;utigams, o daß ich wie ei-<lb/>
ne Lilien ohne einige Wider&#x017F;pa&#x0364;nnigkeit auf &#x017F;eine Hand biegen und<lb/>
reiben lie&#x017F;&#x017F;e! O daß ich wie ein Lilien Schnee-weiß und ohne Fle-<lb/>
cken wa&#x0364;re! Aber ich finde die Ge&#x017F;talt JE&#x017F;u noch nicht in mir, ich<lb/>
habe noch keinen bal&#x017F;ami&#x017F;chen Geruch des Gei&#x017F;tes, ich bin auch kei-<lb/>
ne Ro&#x017F;e, wann die Feind kommen, hab ich keine Do&#x0364;rn daß ich ih-<lb/>
nen wider&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte; Satan verfin&#x017F;tert mein Gemu&#x0364;th mit aller-<lb/>
hand Einfa&#x0364;llen, trachtet mich mit mancherley Lu&#x0364;&#x017F;ten und Ra&#x0364;ncken zu<lb/>
beru&#x0364;cken, und &#x017F;traufft und rei&#x017F;&#x017F;et immer was Gutes zur Scho&#x0364;ne<lb/>
und Wachsthum dienliches hinweg.</p><lb/>
          <p>§. 11. <hi rendition="#fr">Antw</hi> De&#x017F;&#x017F;entwegen &#x017F;ollt du nicht verzagen, die Blumen<note place="right">je &#x017F;teiffer<lb/>
&#x017F;olle man<lb/>
&#x017F;ich an JE-<lb/>
&#x017F;u halten.</note><lb/>
wach&#x017F;en nicht auf einmahl, es gibt zu er&#x017F;t ein Knopf und dann er&#x017F;t<lb/>
bricht &#x017F;ie vo&#x0364;llig heraus, al&#x017F;o kan die Seel das Reich GOttes ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q</fw><fw place="bottom" type="catch">ben,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0401] Der geiſtliche Fruͤhling. bringt ſie hervor durch die Krafft der Sonnen, viel weniger kanſt du dich ſelber zur Blume im Paradieß GOttes machen, die gantze Gottheit muß an dir arbeiten, wann du etwas ſchoͤnes geben willt, der HErr JEſus will die Sonne, der H. Geiſt Regen und Safft, der ewige Vatter Beſchirmer und Pflantzer ſeyn. Was muß das fuͤr eine ausbuͤndige Blume ſeyn, die ſo auf einem fetten Grund ſte- het, und ſo herrliche Abwarter hat, was Wunder thut doch nicht GOtt an der Seel. §. 9. Die Blume kan das Unziefer nicht ſelber abreiſſen, wann ſie koͤnnte, ſie wurde dem Gaͤrtner ſchreyen, daß er ſie davon befreyen wolle, und der Gaͤrtner wurds gern thun, weil ſie ihn viel Muͤh und Gelt gekoſtet, iſt ihm ſehr angelegen ſie zu erhalten: Wie ſollte dann der himmliſche Weingaͤrtner ſeine Blumen die von unendlicher groͤſ- ſeren Koſtbarkeit ſeyn nicht trachten vor allem Unfall zu bewahren, ſo ſie ihn darum betten, maſſen ſie ihn nicht nur Millionen Golds und Silber, ſonderen ſein heilig theures Blut ſelber gekoſtet, mit dem- ſelben befeuchtet er die Wuͤrtzlein, wann ſie zernagt und abgefreſſen ſeyn. Wann eine Blume verdorret iſt, kan man ihr nicht wieder zurecht helffen man mag anfangen und fuͤrnehmen was man will, ein- mahl braucht es ein groſſe Kunſt, aber mit der Seel iſts viel anders, JEſus Chriſtus kan immer wieder helffen, er iſt die Auferſtehung und das Leben, iſt hiemit in JEſu eine unendliche Hilff, es iſt nicht ſo verdorben daß er nicht heilen koͤnne. Die ſich dann wird erbitten laſſen, §. 10. Ach waͤre ich auch eine ſolche Blume, daß ich taugte in den Hochzeit-Krantz meines himmliſchen Braͤutigams, o daß ich wie ei- ne Lilien ohne einige Widerſpaͤnnigkeit auf ſeine Hand biegen und reiben lieſſe! O daß ich wie ein Lilien Schnee-weiß und ohne Fle- cken waͤre! Aber ich finde die Geſtalt JEſu noch nicht in mir, ich habe noch keinen balſamiſchen Geruch des Geiſtes, ich bin auch kei- ne Roſe, wann die Feind kommen, hab ich keine Doͤrn daß ich ih- nen widerſtehen koͤnnte; Satan verfinſtert mein Gemuͤth mit aller- hand Einfaͤllen, trachtet mich mit mancherley Luͤſten und Raͤncken zu beruͤcken, und ſtraufft und reiſſet immer was Gutes zur Schoͤne und Wachsthum dienliches hinweg. je mehr Maͤngel man an ſich wahr nimmet, §. 11. Antw Deſſentwegen ſollt du nicht verzagen, die Blumen wachſen nicht auf einmahl, es gibt zu erſt ein Knopf und dann erſt bricht ſie voͤllig heraus, alſo kan die Seel das Reich GOttes ha- ben, je ſteiffer ſolle man ſich an JE- ſu halten. Q q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/401
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/401>, abgerufen am 22.11.2024.