§. 9. Welches die 2. Sach ist so hier gemeldet wird, daß sie denWie der Regen die Zeit der Versu- chung da- hin seye, Spatziergang ungelegen mache und verhindere, der HERR JE- sus sagt: Wann ein Haus auf einen Felfen gebauet ist, mögen die Platzregen so sie daran stossen nicht schaden a. Wir müssen hiemit durch den Platzregen verstehen die verderbende und auffreibende Gerichte, so der Winter der Blindheit, Härtigkeit und Unfrucht- barkeit der Heydenschafft nach sich zoge, dannenher sie auch Kinder des Zorns geheissen, sintemahl GOttes Zorn-Fluch die gantze Welt, die Jüdische Nation eintzig und allein ausgenommen gleich als eine Sündflut überschwemmet und versencket hat, da dieser Platzregen Donner und Hagel die abergläubische irrende Götzen-Diener in den Abgrund hinunter geschmiessen, O der betrübten kläglichen Zeit, da alles beschlossen ware in den Ungehorsam b.
§. 10. Dieser Schlag-Regen nun liesse nach, da die gute Bott-bey den Heyden. schafft von der Liebe GOttes in Christo JEsu unter die armen Hey- den kommen, und das Wort von vielen aus ihnen angenommen ward, unter vielen Trangsaalen mit Freuden im Heil. Geist c. Dann die grausamen Verfolgungen wohl kein Winter und Platzregen (wie es etwelche auslegen, welchen wir nicht beystimmen können) sondern ei- ne Zeitigung ware der edelsten Früchten des Glaubens, Gedult und Hoffnung, welche die Gemeinde der Heiligen niemahlen schöner und reichlicher hervor brachte, als eben unter den äusseren Bedrangnus- sen, so sie von den heydnischen Kayseren erduldet, da das Märtyr- Blut eben das Granatäpfel-Most ware, welches JEsum in Liebe ge- gen seine Kirch truncken machte, wir müssen von den Händlen des Himmelreichs nicht nach unserem fleischlichen Sinn urtheilen. Also nun sahen die Heyden die ewige Liebes-Sonne ohne Decke des schwartz- finsteren Gewölcks, als die geistliche Glaubens-Adler mit der aller- süssesten Lieblichkeit an, wegen ihrer lieblichst temperirten Klarheit in dem nicht nur [fremdsprachliches Material - fehlt] gläntzend ware als der ausgegossene Glantz der Herrlichkeit GOttes, sondern auch roth als des Menschen Sohn, sonderbahr mit Blut gefärbt in seiner Geißlung und am Creutz d. Mosis Klarheit ware schrecklich, JEsu Klarheit aber ist von so un- aussprechlicher Lieblichkeit, daß sie auch des Mosis sehr angenehm an- zuschauen macht e. Welches aber ein tieff Geheimnuß worvon jetz
nicht
aMatth. VII. 25.
bRom. XI. 32.
c 1 Thes. II. 6.
d 2 Cor. III. 18. Esai. XXV. 7. 8. 1 Joh. II. 8.
eMatth. XVII.
Der geiſtliche Fruͤhling.
§. 9. Welches die 2. Sach iſt ſo hier gemeldet wird, daß ſie denWie der Regen die Zeit der Verſu- chung da- hin ſeye, Spatziergang ungelegen mache und verhindere, der HERR JE- ſus ſagt: Wann ein Haus auf einen Felfen gebauet iſt, moͤgen die Platzregen ſo ſie daran ſtoſſen nicht ſchaden a. Wir muͤſſen hiemit durch den Platzregen verſtehen die verderbende und auffreibende Gerichte, ſo der Winter der Blindheit, Haͤrtigkeit und Unfrucht- barkeit der Heydenſchafft nach ſich zoge, dannenher ſie auch Kinder des Zorns geheiſſen, ſintemahl GOttes Zorn-Fluch die gantze Welt, die Juͤdiſche Nation eintzig und allein ausgenommen gleich als eine Suͤndflut uͤberſchwemmet und verſencket hat, da dieſer Platzregen Donner und Hagel die aberglaͤubiſche irrende Goͤtzen-Diener in den Abgrund hinunter geſchmieſſen, O der betruͤbten klaͤglichen Zeit, da alles beſchloſſen ware in den Ungehorſam b.
§. 10. Dieſer Schlag-Regen nun lieſſe nach, da die gute Bott-bey den Heyden. ſchafft von der Liebe GOttes in Chriſto JEſu unter die armen Hey- den kommen, und das Wort von vielen aus ihnen angenommen ward, unter vielen Trangſaalen mit Freuden im Heil. Geiſt c. Dann die grauſamen Verfolgungen wohl kein Winter und Platzregen (wie es etwelche auslegen, welchen wir nicht beyſtimmen koͤnnen) ſondern ei- ne Zeitigung ware der edelſten Fruͤchten des Glaubens, Gedult und Hoffnung, welche die Gemeinde der Heiligen niemahlen ſchoͤner und reichlicher hervor brachte, als eben unter den aͤuſſeren Bedrangnuſ- ſen, ſo ſie von den heydniſchen Kayſeren erduldet, da das Maͤrtyr- Blut eben das Granataͤpfel-Moſt ware, welches JEſum in Liebe ge- gen ſeine Kirch truncken machte, wir muͤſſen von den Haͤndlen des Himmelreichs nicht nach unſerem fleiſchlichen Sinn urtheilen. Alſo nun ſahen die Heyden die ewige Liebes-Sonne ohne Decke des ſchwartz- finſteren Gewoͤlcks, als die geiſtliche Glaubens-Adler mit der aller- ſuͤſſeſten Lieblichkeit an, wegen ihrer lieblichſt temperirten Klarheit in dem nicht nur [fremdsprachliches Material – fehlt] glaͤntzend ware als der ausgegoſſene Glantz der Herrlichkeit GOttes, ſondern auch roth als des Menſchen Sohn, ſonderbahr mit Blut gefaͤrbt in ſeiner Geißlung und am Creutz d. Moſis Klarheit ware ſchrecklich, JEſu Klarheit aber iſt von ſo un- ausſprechlicher Lieblichkeit, daß ſie auch des Moſis ſehr angenehm an- zuſchauen macht e. Welches aber ein tieff Geheimnuß worvon jetz
nicht
aMatth. VII. 25.
bRom. XI. 32.
c 1 Theſ. II. 6.
d 2 Cor. III. 18. Eſai. XXV. 7. 8. 1 Joh. II. 8.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
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ſus ſagt: Wann ein Haus auf einen Felfen gebauet iſt, moͤgen die
Platzregen ſo ſie daran ſtoſſen nicht ſchaden a. Wir muͤſſen hiemit
durch den Platzregen verſtehen die verderbende und auffreibende
Gerichte, ſo der Winter der Blindheit, Haͤrtigkeit und Unfrucht-
barkeit der Heydenſchafft nach ſich zoge, dannenher ſie auch Kinder
des Zorns geheiſſen, ſintemahl GOttes Zorn-Fluch die gantze Welt,
die Juͤdiſche Nation eintzig und allein ausgenommen gleich als eine
Suͤndflut uͤberſchwemmet und verſencket hat, da dieſer Platzregen
Donner und Hagel die aberglaͤubiſche irrende Goͤtzen-Diener in den
Abgrund hinunter geſchmieſſen, O der betruͤbten klaͤglichen Zeit, da
alles beſchloſſen ware in den Ungehorſam b.
Wie der
Regen die
Zeit der
Verſu-
chung da-
hin ſeye,
§. 10. Dieſer Schlag-Regen nun lieſſe nach, da die gute Bott-
ſchafft von der Liebe GOttes in Chriſto JEſu unter die armen Hey-
den kommen, und das Wort von vielen aus ihnen angenommen ward,
unter vielen Trangſaalen mit Freuden im Heil. Geiſt c. Dann die
grauſamen Verfolgungen wohl kein Winter und Platzregen (wie es
etwelche auslegen, welchen wir nicht beyſtimmen koͤnnen) ſondern ei-
ne Zeitigung ware der edelſten Fruͤchten des Glaubens, Gedult und
Hoffnung, welche die Gemeinde der Heiligen niemahlen ſchoͤner und
reichlicher hervor brachte, als eben unter den aͤuſſeren Bedrangnuſ-
ſen, ſo ſie von den heydniſchen Kayſeren erduldet, da das Maͤrtyr-
Blut eben das Granataͤpfel-Moſt ware, welches JEſum in Liebe ge-
gen ſeine Kirch truncken machte, wir muͤſſen von den Haͤndlen des
Himmelreichs nicht nach unſerem fleiſchlichen Sinn urtheilen. Alſo
nun ſahen die Heyden die ewige Liebes-Sonne ohne Decke des ſchwartz-
finſteren Gewoͤlcks, als die geiſtliche Glaubens-Adler mit der aller-
ſuͤſſeſten Lieblichkeit an, wegen ihrer lieblichſt temperirten Klarheit
in dem nicht nur _ glaͤntzend ware als der ausgegoſſene Glantz der
Herrlichkeit GOttes, ſondern auch roth als des Menſchen Sohn,
ſonderbahr mit Blut gefaͤrbt in ſeiner Geißlung und am Creutz d.
Moſis Klarheit ware ſchrecklich, JEſu Klarheit aber iſt von ſo un-
ausſprechlicher Lieblichkeit, daß ſie auch des Moſis ſehr angenehm an-
zuſchauen macht e. Welches aber ein tieff Geheimnuß worvon jetz
nicht
bey den
Heyden.
a Matth. VII. 25.
b Rom. XI. 32.
c 1 Theſ. II. 6.
d 2 Cor. III. 18.
Eſai. XXV. 7. 8. 1 Joh. II. 8.
e Matth. XVII.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/391>, abgerufen am 22.11.2024.
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