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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Das Haus GOTTES,
Er sagt gehet hin und dienet eurem GOtt, aber euer Weib, Kin-
der, groß und klein Vieh lasset hier; Aber Moses das wahre glau-
bige Kind GOttes antwortet: Nein, nein, sonder wir wollen ge-
hen, wir und unsere Kinder. Der höllische Pharao wirfft ein: Ey
wohl gut, so gehet ihr, euer Weib und Kinder, lasset nur euer
Vieh hier: Mit nichten sagt Moses darauf, nicht ein Klauen wol-
len wir dahinden lassen, alles, alles muß in die Wüsten, über Meer
und Berge hin. Also must du es machen, wann dir ein Ernst ist,
des Teuffels Reich und Dienst aufzukünden, dann so du ihm mit
Willen das geringste nachgibst, so begehrt er nichts weiters; Wann
der Teufel ein Pact oder Verglich macht mit den Hexen und Zau-
berern, so heischt er ihnen nur den kleinen Finger, und in der That,
es mag so gering seyn als es will, was ihr ihm lasset, so gebet ihr
ihm doch den Willen: Man muß in solchen Händlen nicht auf den
Preiß der Sachen sehen, sonder auf das Hertz, das einwilliget,
und flugs aus dem Stand fallt, der Gemeinschafft GOttes seiner
Liebe zu geniessen; GOtt will der zertheilten Hertzen nicht: Wie
lang hincket ihr dann auf beyden Seiten, ist der HErr euer GOtt
und sein Reich euer wahres Gut, warum verlasset ihr dann nicht
alles, und folget JEsu Christo nach. Die Heiligungs-Krafft des
Glaubens ist eine Geburt, und hiemit etwas wesentliches, nicht ein
blosser Schein, Ubung, Andacht, Verstellung, nicht ein blosses
Begehren, sonder eine Creatur, ein neues Wesen in der Seel,
welches beständiger und wesentlicher ist, als alle sichtbahre Ding,
weil es gezeuget ist aus dem Vatter der Ewigkeit, Christo JEsu;
der ewigen Weißheit und unsere arme Seelen neu-gebährenden
Mutter.

Schandli-
cher Be-
trug der
Halb-
Christen.

§. 3. O es ist nicht so ein flatterhafftes, veränderliches Ding, da
der Mensch aus einer Untreu und Befleckung in die andere gerathet,
und heute den Schein der Tugend an sich nimmt, mehr gleich als
eine Larve, als aber etwas lebendiges, daß die Güter und Gnaden
der neuen Welt zu schauen und zu geniessen fähig seye, es ist eine
neue Geburt, da folglich das Alte vergangen, und alles neu ge-
worden, Neid, Boßheit, List, Grimm, Schalckheit, Unreinig-
keit, subtile Rachgier, da man seinem Nächsten nicht thut, was
man wollte uns gethan haben, und das aus der Ursach, weils der
Nächste auch nicht gethan hat, da man die empfangene Beleidigung

erzehlt,

Das Haus GOTTES,
Er ſagt gehet hin und dienet eurem GOtt, aber euer Weib, Kin-
der, groß und klein Vieh laſſet hier; Aber Moſes das wahre glau-
bige Kind GOttes antwortet: Nein, nein, ſonder wir wollen ge-
hen, wir und unſere Kinder. Der hoͤlliſche Pharao wirfft ein: Ey
wohl gut, ſo gehet ihr, euer Weib und Kinder, laſſet nur euer
Vieh hier: Mit nichten ſagt Moſes darauf, nicht ein Klauen wol-
len wir dahinden laſſen, alles, alles muß in die Wuͤſten, uͤber Meer
und Berge hin. Alſo muſt du es machen, wann dir ein Ernſt iſt,
des Teuffels Reich und Dienſt aufzukuͤnden, dann ſo du ihm mit
Willen das geringſte nachgibſt, ſo begehrt er nichts weiters; Wann
der Teufel ein Pact oder Verglich macht mit den Hexen und Zau-
berern, ſo heiſcht er ihnen nur den kleinen Finger, und in der That,
es mag ſo gering ſeyn als es will, was ihr ihm laſſet, ſo gebet ihr
ihm doch den Willen: Man muß in ſolchen Haͤndlen nicht auf den
Preiß der Sachen ſehen, ſonder auf das Hertz, das einwilliget,
und flugs aus dem Stand fallt, der Gemeinſchafft GOttes ſeiner
Liebe zu genieſſen; GOtt will der zertheilten Hertzen nicht: Wie
lang hincket ihr dann auf beyden Seiten, iſt der HErr euer GOtt
und ſein Reich euer wahres Gut, warum verlaſſet ihr dann nicht
alles, und folget JEſu Chriſto nach. Die Heiligungs-Krafft des
Glaubens iſt eine Geburt, und hiemit etwas weſentliches, nicht ein
bloſſer Schein, Ubung, Andacht, Verſtellung, nicht ein bloſſes
Begehren, ſonder eine Creatur, ein neues Weſen in der Seel,
welches beſtaͤndiger und weſentlicher iſt, als alle ſichtbahre Ding,
weil es gezeuget iſt aus dem Vatter der Ewigkeit, Chriſto JEſu;
der ewigen Weißheit und unſere arme Seelen neu-gebaͤhrenden
Mutter.

Schandli-
cher Be-
trug der
Halb-
Chriſten.

§. 3. O es iſt nicht ſo ein flatterhafftes, veraͤnderliches Ding, da
der Menſch aus einer Untreu und Befleckung in die andere gerathet,
und heute den Schein der Tugend an ſich nimmt, mehr gleich als
eine Larve, als aber etwas lebendiges, daß die Guͤter und Gnaden
der neuen Welt zu ſchauen und zu genieſſen faͤhig ſeye, es iſt eine
neue Geburt, da folglich das Alte vergangen, und alles neu ge-
worden, Neid, Boßheit, Liſt, Grimm, Schalckheit, Unreinig-
keit, ſubtile Rachgier, da man ſeinem Naͤchſten nicht thut, was
man wollte uns gethan haben, und das aus der Urſach, weils der
Naͤchſte auch nicht gethan hat, da man die empfangene Beleidigung

erzehlt,
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[230/0326] Das Haus GOTTES, Er ſagt gehet hin und dienet eurem GOtt, aber euer Weib, Kin- der, groß und klein Vieh laſſet hier; Aber Moſes das wahre glau- bige Kind GOttes antwortet: Nein, nein, ſonder wir wollen ge- hen, wir und unſere Kinder. Der hoͤlliſche Pharao wirfft ein: Ey wohl gut, ſo gehet ihr, euer Weib und Kinder, laſſet nur euer Vieh hier: Mit nichten ſagt Moſes darauf, nicht ein Klauen wol- len wir dahinden laſſen, alles, alles muß in die Wuͤſten, uͤber Meer und Berge hin. Alſo muſt du es machen, wann dir ein Ernſt iſt, des Teuffels Reich und Dienſt aufzukuͤnden, dann ſo du ihm mit Willen das geringſte nachgibſt, ſo begehrt er nichts weiters; Wann der Teufel ein Pact oder Verglich macht mit den Hexen und Zau- berern, ſo heiſcht er ihnen nur den kleinen Finger, und in der That, es mag ſo gering ſeyn als es will, was ihr ihm laſſet, ſo gebet ihr ihm doch den Willen: Man muß in ſolchen Haͤndlen nicht auf den Preiß der Sachen ſehen, ſonder auf das Hertz, das einwilliget, und flugs aus dem Stand fallt, der Gemeinſchafft GOttes ſeiner Liebe zu genieſſen; GOtt will der zertheilten Hertzen nicht: Wie lang hincket ihr dann auf beyden Seiten, iſt der HErr euer GOtt und ſein Reich euer wahres Gut, warum verlaſſet ihr dann nicht alles, und folget JEſu Chriſto nach. Die Heiligungs-Krafft des Glaubens iſt eine Geburt, und hiemit etwas weſentliches, nicht ein bloſſer Schein, Ubung, Andacht, Verſtellung, nicht ein bloſſes Begehren, ſonder eine Creatur, ein neues Weſen in der Seel, welches beſtaͤndiger und weſentlicher iſt, als alle ſichtbahre Ding, weil es gezeuget iſt aus dem Vatter der Ewigkeit, Chriſto JEſu; der ewigen Weißheit und unſere arme Seelen neu-gebaͤhrenden Mutter. §. 3. O es iſt nicht ſo ein flatterhafftes, veraͤnderliches Ding, da der Menſch aus einer Untreu und Befleckung in die andere gerathet, und heute den Schein der Tugend an ſich nimmt, mehr gleich als eine Larve, als aber etwas lebendiges, daß die Guͤter und Gnaden der neuen Welt zu ſchauen und zu genieſſen faͤhig ſeye, es iſt eine neue Geburt, da folglich das Alte vergangen, und alles neu ge- worden, Neid, Boßheit, Liſt, Grimm, Schalckheit, Unreinig- keit, ſubtile Rachgier, da man ſeinem Naͤchſten nicht thut, was man wollte uns gethan haben, und das aus der Urſach, weils der Naͤchſte auch nicht gethan hat, da man die empfangene Beleidigung erzehlt,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/326>, abgerufen am 22.11.2024.