Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Haus GOTTES,
und Reden der Widergebohrnen äusserlich nachzuäffen, und gehen
in solchen affectirten Schein Jahr und Tag hin ohne die Krafft und
Erlösung Christi wesentlich zu erfahren; Die Weile wird ihnen zu
lang, um den Glauben ernstlich zu kämpffen, mit unabläßigem Ge-
bett, und Flehen, und in diesem Glauben den Heil. Geist vom Vat-
ter zu erbitten, daß GOtt dieses Vergnügen und Herrlichkeit ha-
be die neue Creatur in ihnen zu erschaffen; sie meynen, wann sie nur
das thun, was sie an Gerechtfertigten und Geheiligten von aussen
sehen, so seye schon alles richtig und werde Christus wohl mit ihnen
zu frieden seyn; das sind eben die thorechten Jungfrauen. Ach! es
muß gebohren seyn, genatürt, neu geschaffen, und von GOtt ge-
würckt, es muß alles zum Grund und Boden im Menschen vernich-
tet werden und sterben, aller eigen Dunckel, wissen, können, haben
und wollen, damit es gantz ein neu Gewächs seye im Paradieß, wo-
ran sich GOtt und die H. Geister in Ewigkeit belustigen sollen.

Welche
von GOtt
muß ge-
würcket
werden.

§. 10. Woraus leicht zu erachten, daß es nicht von uns her seye,
es muß eine höhere Krafft seyn, um uns zu bekehren, ein solch Werck,
wie gesagt, kommt nicht vom Geblüt, dann es sind nicht alle Js-
raeliter die von Jsrael sind, auch nicht weil sie Abrahams Saamen
sind, sind sie darum auch Kinder a, auch nicht vom Willen des Flei-
sches, das ist aus den Kräfften der Natur, oder des Manns, das
ist sorgfältiger Auferziehung und Unterweisung, sondern aus GOtt.
Die Spannier haben ein Sprichwort, wann einer durch sein Wohl-
verhalten im Krieg ein Adels-Brief bekommen, il est ne de son bras,
aber der Glaubige ist aus GOttes Arm gebohren.

Der den
Sünder
durch den
Geist des
Glaubens
zu JESU
führet.

§. 11. Die Geschichten des Königreichs Christi recht zu verstehen,
so mercket, daß es von erst eine Würckung des H. Geistes seye, so
uns zubereitet, begierig und willig machet, uns in Christi Händ zu
liefferen und darinnen nach und nach formieret und gebildet zu wer-
den, wie GOtt unsere arme Seelen wieder haben will, ohne wel-
chen Zug und Trieb des Heil. Geistes niemand zu JEsu nicht nur
nicht kommt, sondern auch nicht kan kommen b. Sie waren dein
sagt JEsus von Ewigkeit her ins Buch des Lebens eingezeichnet,
und du hast sie mir gegeben, durch den kräfftigen Gnaden-Beruff,
da die seelige Stund kommen ist, in deren du heiliger Vatter dei-

nen
a Rom. IX. 6. 7.
b Joh. VI. 44.

Das Haus GOTTES,
und Reden der Widergebohrnen aͤuſſerlich nachzuaͤffen, und gehen
in ſolchen affectirten Schein Jahr und Tag hin ohne die Krafft und
Erloͤſung Chriſti weſentlich zu erfahren; Die Weile wird ihnen zu
lang, um den Glauben ernſtlich zu kaͤmpffen, mit unablaͤßigem Ge-
bett, und Flehen, und in dieſem Glauben den Heil. Geiſt vom Vat-
ter zu erbitten, daß GOtt dieſes Vergnuͤgen und Herrlichkeit ha-
be die neue Creatur in ihnen zu erſchaffen; ſie meynen, wann ſie nur
das thun, was ſie an Gerechtfertigten und Geheiligten von auſſen
ſehen, ſo ſeye ſchon alles richtig und werde Chriſtus wohl mit ihnen
zu frieden ſeyn; das ſind eben die thorechten Jungfrauen. Ach! es
muß gebohren ſeyn, genatuͤrt, neu geſchaffen, und von GOtt ge-
wuͤrckt, es muß alles zum Grund und Boden im Menſchen vernich-
tet werden und ſterben, aller eigen Dunckel, wiſſen, koͤnnen, haben
und wollen, damit es gantz ein neu Gewaͤchs ſeye im Paradieß, wo-
ran ſich GOtt und die H. Geiſter in Ewigkeit beluſtigen ſollen.

Welche
von GOtt
muß ge-
wuͤrcket
werden.

§. 10. Woraus leicht zu erachten, daß es nicht von uns her ſeye,
es muß eine hoͤhere Krafft ſeyn, um uns zu bekehren, ein ſolch Werck,
wie geſagt, kommt nicht vom Gebluͤt, dann es ſind nicht alle Jſ-
raeliter die von Jſrael ſind, auch nicht weil ſie Abrahams Saamen
ſind, ſind ſie darum auch Kinder a, auch nicht vom Willen des Flei-
ſches, das iſt aus den Kraͤfften der Natur, oder des Manns, das
iſt ſorgfaͤltiger Auferziehung und Unterweiſung, ſondern aus GOtt.
Die Spannier haben ein Sprichwort, wann einer durch ſein Wohl-
verhalten im Krieg ein Adels-Brief bekommen, il eſt né de ſon bras,
aber der Glaubige iſt aus GOttes Arm gebohren.

Der den
Suͤnder
durch den
Geiſt des
Glaubens
zu JESU
fuͤhret.

§. 11. Die Geſchichten des Koͤnigreichs Chriſti recht zu verſtehen,
ſo mercket, daß es von erſt eine Wuͤrckung des H. Geiſtes ſeye, ſo
uns zubereitet, begierig und willig machet, uns in Chriſti Haͤnd zu
liefferen und darinnen nach und nach formieret und gebildet zu wer-
den, wie GOtt unſere arme Seelen wieder haben will, ohne wel-
chen Zug und Trieb des Heil. Geiſtes niemand zu JEſu nicht nur
nicht kommt, ſondern auch nicht kan kommen b. Sie waren dein
ſagt JEſus von Ewigkeit her ins Buch des Lebens eingezeichnet,
und du haſt ſie mir gegeben, durch den kraͤfftigen Gnaden-Beruff,
da die ſeelige Stund kommen iſt, in deren du heiliger Vatter dei-

nen
a Rom. IX. 6. 7.
b Joh. VI. 44.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0292" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Haus GOTTES,</hi></fw><lb/>
und Reden der Widergebohrnen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich nachzua&#x0364;ffen, und gehen<lb/>
in &#x017F;olchen affectirten Schein Jahr und Tag hin ohne die Krafft und<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;ung Chri&#x017F;ti we&#x017F;entlich zu erfahren; Die Weile wird ihnen zu<lb/>
lang, um den Glauben ern&#x017F;tlich zu ka&#x0364;mpffen, mit unabla&#x0364;ßigem Ge-<lb/>
bett, und Flehen, und in die&#x017F;em Glauben den Heil. Gei&#x017F;t vom Vat-<lb/>
ter zu erbitten, daß GOtt die&#x017F;es Vergnu&#x0364;gen und Herrlichkeit ha-<lb/>
be die neue Creatur in ihnen zu er&#x017F;chaffen; &#x017F;ie meynen, wann &#x017F;ie nur<lb/>
das thun, was &#x017F;ie an Gerechtfertigten und Geheiligten von au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ehen, &#x017F;o &#x017F;eye &#x017F;chon alles richtig und werde Chri&#x017F;tus wohl mit ihnen<lb/>
zu frieden &#x017F;eyn; das &#x017F;ind eben die thorechten Jungfrauen. Ach! es<lb/>
muß gebohren &#x017F;eyn, genatu&#x0364;rt, neu ge&#x017F;chaffen, und von GOtt ge-<lb/>
wu&#x0364;rckt, es muß alles zum Grund und Boden im Men&#x017F;chen vernich-<lb/>
tet werden und &#x017F;terben, aller eigen Dunckel, wi&#x017F;&#x017F;en, ko&#x0364;nnen, haben<lb/>
und wollen, damit es gantz ein neu Gewa&#x0364;chs &#x017F;eye im Paradieß, wo-<lb/>
ran &#x017F;ich GOtt und die H. Gei&#x017F;ter in Ewigkeit belu&#x017F;tigen &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <note place="left">Welche<lb/>
von GOtt<lb/>
muß ge-<lb/>
wu&#x0364;rcket<lb/>
werden.</note>
            <p>§. 10. Woraus leicht zu erachten, daß es nicht von uns her &#x017F;eye,<lb/>
es muß eine ho&#x0364;here Krafft &#x017F;eyn, um uns zu bekehren, ein &#x017F;olch Werck,<lb/>
wie ge&#x017F;agt, kommt nicht vom <hi rendition="#fr">Geblu&#x0364;t,</hi> dann es &#x017F;ind nicht alle J&#x017F;-<lb/>
raeliter die von J&#x017F;rael &#x017F;ind, auch nicht weil &#x017F;ie Abrahams Saamen<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;ind &#x017F;ie darum auch Kinder <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Rom. IX.</hi> 6. 7.</note>, auch nicht vom <hi rendition="#fr">Willen</hi> des Flei-<lb/>
&#x017F;ches, das i&#x017F;t aus den Kra&#x0364;fften der Natur, oder des Manns, das<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger Auferziehung und Unterwei&#x017F;ung, &#x017F;ondern aus GOtt.<lb/>
Die Spannier haben ein Sprichwort, wann einer durch &#x017F;ein Wohl-<lb/>
verhalten im Krieg ein Adels-Brief bekommen, <hi rendition="#aq">il e&#x017F;t né de &#x017F;on bras,</hi><lb/>
aber der Glaubige i&#x017F;t aus GOttes Arm gebohren.</p><lb/>
            <note place="left">Der den<lb/>
Su&#x0364;nder<lb/>
durch den<lb/>
Gei&#x017F;t des<lb/>
Glaubens<lb/>
zu JESU<lb/>
fu&#x0364;hret.</note>
            <p>§. 11. Die Ge&#x017F;chichten des Ko&#x0364;nigreichs Chri&#x017F;ti recht zu ver&#x017F;tehen,<lb/>
&#x017F;o mercket, daß es von er&#x017F;t eine Wu&#x0364;rckung des H. Gei&#x017F;tes &#x017F;eye, &#x017F;o<lb/>
uns zubereitet, begierig und willig machet, uns in Chri&#x017F;ti Ha&#x0364;nd zu<lb/>
liefferen und darinnen nach und nach formieret und gebildet zu wer-<lb/>
den, wie GOtt un&#x017F;ere arme Seelen wieder haben will, ohne wel-<lb/>
chen Zug und Trieb des Heil. Gei&#x017F;tes niemand zu JE&#x017F;u nicht nur<lb/>
nicht kommt, &#x017F;ondern auch nicht <hi rendition="#fr">kan</hi> kommen <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Joh. VI.</hi> 44.</note>. <hi rendition="#fr">Sie waren dein</hi><lb/>
&#x017F;agt JE&#x017F;us von Ewigkeit her ins Buch des Lebens eingezeichnet,<lb/><hi rendition="#fr">und du ha&#x017F;t &#x017F;ie mir gegeben,</hi> durch den kra&#x0364;fftigen Gnaden-Beruff,<lb/>
da die &#x017F;eelige Stund kommen i&#x017F;t, in deren du heiliger Vatter dei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0292] Das Haus GOTTES, und Reden der Widergebohrnen aͤuſſerlich nachzuaͤffen, und gehen in ſolchen affectirten Schein Jahr und Tag hin ohne die Krafft und Erloͤſung Chriſti weſentlich zu erfahren; Die Weile wird ihnen zu lang, um den Glauben ernſtlich zu kaͤmpffen, mit unablaͤßigem Ge- bett, und Flehen, und in dieſem Glauben den Heil. Geiſt vom Vat- ter zu erbitten, daß GOtt dieſes Vergnuͤgen und Herrlichkeit ha- be die neue Creatur in ihnen zu erſchaffen; ſie meynen, wann ſie nur das thun, was ſie an Gerechtfertigten und Geheiligten von auſſen ſehen, ſo ſeye ſchon alles richtig und werde Chriſtus wohl mit ihnen zu frieden ſeyn; das ſind eben die thorechten Jungfrauen. Ach! es muß gebohren ſeyn, genatuͤrt, neu geſchaffen, und von GOtt ge- wuͤrckt, es muß alles zum Grund und Boden im Menſchen vernich- tet werden und ſterben, aller eigen Dunckel, wiſſen, koͤnnen, haben und wollen, damit es gantz ein neu Gewaͤchs ſeye im Paradieß, wo- ran ſich GOtt und die H. Geiſter in Ewigkeit beluſtigen ſollen. §. 10. Woraus leicht zu erachten, daß es nicht von uns her ſeye, es muß eine hoͤhere Krafft ſeyn, um uns zu bekehren, ein ſolch Werck, wie geſagt, kommt nicht vom Gebluͤt, dann es ſind nicht alle Jſ- raeliter die von Jſrael ſind, auch nicht weil ſie Abrahams Saamen ſind, ſind ſie darum auch Kinder a, auch nicht vom Willen des Flei- ſches, das iſt aus den Kraͤfften der Natur, oder des Manns, das iſt ſorgfaͤltiger Auferziehung und Unterweiſung, ſondern aus GOtt. Die Spannier haben ein Sprichwort, wann einer durch ſein Wohl- verhalten im Krieg ein Adels-Brief bekommen, il eſt né de ſon bras, aber der Glaubige iſt aus GOttes Arm gebohren. §. 11. Die Geſchichten des Koͤnigreichs Chriſti recht zu verſtehen, ſo mercket, daß es von erſt eine Wuͤrckung des H. Geiſtes ſeye, ſo uns zubereitet, begierig und willig machet, uns in Chriſti Haͤnd zu liefferen und darinnen nach und nach formieret und gebildet zu wer- den, wie GOtt unſere arme Seelen wieder haben will, ohne wel- chen Zug und Trieb des Heil. Geiſtes niemand zu JEſu nicht nur nicht kommt, ſondern auch nicht kan kommen b. Sie waren dein ſagt JEſus von Ewigkeit her ins Buch des Lebens eingezeichnet, und du haſt ſie mir gegeben, durch den kraͤfftigen Gnaden-Beruff, da die ſeelige Stund kommen iſt, in deren du heiliger Vatter dei- nen a Rom. IX. 6. 7. b Joh. VI. 44.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/292
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/292>, abgerufen am 11.05.2024.