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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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einer glaubigen Seele nach JESU.
nicht erkennet noch glaubet, endlich wird man deinen Ernst sehen,
wann du, o JESU! sagen wirst: Bringet her, welche mein Wort
nicht ins Werck gesetzt, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen
sollte, bringet her, und erwürget sie vor mir a, bindet ihnen Händ
und Füß zusammen, und werffet sie in das äusserste Finsternuß hin-
aus, da Heulen und Zähnklappen b. O du erschröckliche Donner-
Stimm! Solltest du sie jetzt hören, ach wie würdest du erzittern!

§. 9. O Mensch! du sperrest dich jetzt zu deinem JEsu zu gehen,und zur
Hölle ge-
wiesen
werden,

du übertäubest dein Gewissen, das dich mahnet seinen guten Trieben
Platz zu geben, wann dich JESUS will mit den Seilen der Liebe
zu sich ziehen, so wilt du nicht fort, sondern zerreissest sie durch dei-
nen Ungehorsam! O wie wirst du dich dann sperren zu den Teufflen
in die Höll zu gehen; O wie wirst du des Teuffels ewige Strick zer-
reissen, und gern von denselben dich loos machen wollen! Aber du
must alsdann nach, du wollest oder wollest nicht.

§. 10. O Hertz-erschütterende Stimm! wann du aus JESUund wer-
den diese
ihre Thor-
heit aber
zu späth
beklagen.

Mund hören wirst: Bringet ihn her, daß ich ihm zeige wer ich sey,
dessen liebreiche Vermahnungen er in Wind geschlagen; o gedenck,
o Mensch, wie wird alles an und in dir zittern und beben, alsdann
wirst du sagen: Ach hätte ich meine Zeit besser angewendt! hätte ich
nicht JEsum, sondern der Welt Eitelkeit geflohen, mein Hertz an
JEsum gehenckt! Da wird des Wimslens und Jammerens kein
End seyn, du magst es glauben oder nicht; wer es darauf will an-
kommen lassen, der kan es thun; Aber, o weh, der wird es mit
grossem Heulen erfahren: Allein alsdann ists zu spath um Gnad zu
ruffen, dann wirds heissen: Hin ist hin. Da hilfft kein Glauben,
kein Gebett, kein Schreyen, auch kein Fürbitt der Heiligen c, son-
dern die Barmhertzigkeit, die du hier mit Füssen von dir gestos-
sen, die hat sich in lauter Zorn und Ungnad verwandlet d, dann
JEsus ist alsdann offenbaret vom Himmel samt den
Englen seiner Krafft, und mit Feur-Flammen Raa-
che zu geben, über die so GOTT nicht erkennen, und
über die so nicht gehorsam sind dem Evangelio un-
sers HErrn JEsu Christi, welche werden Pein lei-
den, das ewige Verderben von dem Angesicht des

HErrn,
a Luc. XIX. 27.
b Matth. XXII. 13.
c Matth. XXV. 11. Jer. XV. 1.
d Rom. II. 8. 9.
X 3

einer glaubigen Seele nach JESU.
nicht erkennet noch glaubet, endlich wird man deinen Ernſt ſehen,
wann du, o JESU! ſagen wirſt: Bringet her, welche mein Wort
nicht ins Werck geſetzt, die nicht wollten, daß ich uͤber ſie herrſchen
ſollte, bringet her, und erwuͤrget ſie vor mir a, bindet ihnen Haͤnd
und Fuͤß zuſammen, und werffet ſie in das aͤuſſerſte Finſternuß hin-
aus, da Heulen und Zaͤhnklappen b. O du erſchroͤckliche Donner-
Stimm! Sollteſt du ſie jetzt hoͤren, ach wie wuͤrdeſt du erzittern!

§. 9. O Menſch! du ſperreſt dich jetzt zu deinem JEſu zu gehen,und zur
Hoͤlle ge-
wieſen
werden,

du uͤbertaͤubeſt dein Gewiſſen, das dich mahnet ſeinen guten Trieben
Platz zu geben, wann dich JESUS will mit den Seilen der Liebe
zu ſich ziehen, ſo wilt du nicht fort, ſondern zerreiſſeſt ſie durch dei-
nen Ungehorſam! O wie wirſt du dich dann ſperren zu den Teufflen
in die Hoͤll zu gehen; O wie wirſt du des Teuffels ewige Strick zer-
reiſſen, und gern von denſelben dich loos machen wollen! Aber du
muſt alsdann nach, du wolleſt oder wolleſt nicht.

§. 10. O Hertz-erſchuͤtterende Stimm! wann du aus JESUund wer-
den dieſe
ihre Thor-
heit aber
zu ſpaͤth
beklagen.

Mund hoͤren wirſt: Bringet ihn her, daß ich ihm zeige wer ich ſey,
deſſen liebreiche Vermahnungen er in Wind geſchlagen; o gedenck,
o Menſch, wie wird alles an und in dir zittern und beben, alsdann
wirſt du ſagen: Ach haͤtte ich meine Zeit beſſer angewendt! haͤtte ich
nicht JEſum, ſondern der Welt Eitelkeit geflohen, mein Hertz an
JEſum gehenckt! Da wird des Wimslens und Jammerens kein
End ſeyn, du magſt es glauben oder nicht; wer es darauf will an-
kommen laſſen, der kan es thun; Aber, o weh, der wird es mit
groſſem Heulen erfahren: Allein alsdann iſts zu ſpath um Gnad zu
ruffen, dann wirds heiſſen: Hin iſt hin. Da hilfft kein Glauben,
kein Gebett, kein Schreyen, auch kein Fuͤrbitt der Heiligen c, ſon-
dern die Barmhertzigkeit, die du hier mit Fuͤſſen von dir geſtoſ-
ſen, die hat ſich in lauter Zorn und Ungnad verwandlet d, dann
JEſus iſt alsdann offenbaret vom Himmel ſamt den
Englen ſeiner Krafft, und mit Feur-Flammen Raa-
che zu geben, uͤber die ſo GOTT nicht erkennen, und
uͤber die ſo nicht gehorſam ſind dem Evangelio un-
ſers HErrn JEſu Chriſti, welche werden Pein lei-
den, das ewige Verderben von dem Angeſicht des

HErrn,
a Luc. XIX. 27.
b Matth. XXII. 13.
c Matth. XXV. 11. Jer. XV. 1.
d Rom. II. 8. 9.
X 3
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[165/0261] einer glaubigen Seele nach JESU. nicht erkennet noch glaubet, endlich wird man deinen Ernſt ſehen, wann du, o JESU! ſagen wirſt: Bringet her, welche mein Wort nicht ins Werck geſetzt, die nicht wollten, daß ich uͤber ſie herrſchen ſollte, bringet her, und erwuͤrget ſie vor mir a, bindet ihnen Haͤnd und Fuͤß zuſammen, und werffet ſie in das aͤuſſerſte Finſternuß hin- aus, da Heulen und Zaͤhnklappen b. O du erſchroͤckliche Donner- Stimm! Sollteſt du ſie jetzt hoͤren, ach wie wuͤrdeſt du erzittern! §. 9. O Menſch! du ſperreſt dich jetzt zu deinem JEſu zu gehen, du uͤbertaͤubeſt dein Gewiſſen, das dich mahnet ſeinen guten Trieben Platz zu geben, wann dich JESUS will mit den Seilen der Liebe zu ſich ziehen, ſo wilt du nicht fort, ſondern zerreiſſeſt ſie durch dei- nen Ungehorſam! O wie wirſt du dich dann ſperren zu den Teufflen in die Hoͤll zu gehen; O wie wirſt du des Teuffels ewige Strick zer- reiſſen, und gern von denſelben dich loos machen wollen! Aber du muſt alsdann nach, du wolleſt oder wolleſt nicht. und zur Hoͤlle ge- wieſen werden, §. 10. O Hertz-erſchuͤtterende Stimm! wann du aus JESU Mund hoͤren wirſt: Bringet ihn her, daß ich ihm zeige wer ich ſey, deſſen liebreiche Vermahnungen er in Wind geſchlagen; o gedenck, o Menſch, wie wird alles an und in dir zittern und beben, alsdann wirſt du ſagen: Ach haͤtte ich meine Zeit beſſer angewendt! haͤtte ich nicht JEſum, ſondern der Welt Eitelkeit geflohen, mein Hertz an JEſum gehenckt! Da wird des Wimslens und Jammerens kein End ſeyn, du magſt es glauben oder nicht; wer es darauf will an- kommen laſſen, der kan es thun; Aber, o weh, der wird es mit groſſem Heulen erfahren: Allein alsdann iſts zu ſpath um Gnad zu ruffen, dann wirds heiſſen: Hin iſt hin. Da hilfft kein Glauben, kein Gebett, kein Schreyen, auch kein Fuͤrbitt der Heiligen c, ſon- dern die Barmhertzigkeit, die du hier mit Fuͤſſen von dir geſtoſ- ſen, die hat ſich in lauter Zorn und Ungnad verwandlet d, dann JEſus iſt alsdann offenbaret vom Himmel ſamt den Englen ſeiner Krafft, und mit Feur-Flammen Raa- che zu geben, uͤber die ſo GOTT nicht erkennen, und uͤber die ſo nicht gehorſam ſind dem Evangelio un- ſers HErrn JEſu Chriſti, welche werden Pein lei- den, das ewige Verderben von dem Angeſicht des HErrn, und wer- den dieſe ihre Thor- heit aber zu ſpaͤth beklagen. a Luc. XIX. 27. b Matth. XXII. 13. c Matth. XXV. 11. Jer. XV. 1. d Rom. II. 8. 9. X 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/261>, abgerufen am 11.05.2024.