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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Geistliche Sonnen-Wende
Manieren, dann sie vergeht mit ihrer Lust; Wo sind die, welche sich
in der Welt so erlustieret? Wo sind die Gewaltigen? Wo die, wel-
che so viel Königreich bestritten und bezwungen? Wo die, welche
auf Erden geraset, gewütet, getobet? Wo sind sie alle a? Sind sie
nicht alle insgesamt in dem ewigen Pfuhl? Naget sie nicht der Wurm?
Jst nicht ihr Pracht hinunter in die Hölle gefahren? b Sind sie jetzt nicht
in dem Abgrund der Höllen, von aller Seeligkeit ausgeschlossen?
Müssen sie jetzt nicht ihre Zeit zubringen in ewigem Heulen, Ach c und
Wehe? Willt du dann, o lieber Mensch! ihnen nach? Meinst du,
es seye so lustig bey ihnen zu seyn? Jst dann diese Gemächlichkeit,
die du geniessest, wohl so viel werth, o Mensch! daß du um dersel-
ben willen, die so bald dahin ist, dich von JEsu, dem Hertzogen
des Lebens, dem Brunnen aller Glückseligkeiten trennen wilt? Sie-
he, Moses verließ den Hof des Königs Pharaons, samt allen Schä-
tzen und zeitlicher Ergötzung, die er in Egypten haben können, und
erwehlete viel lieber mit dem Volck GOttes Ungemach zu leyden d,
eine beschwerliche und viertzig-jährige Reiß durch die Wüste anzu-
tretten; Und du wilt um deines JEsu willen, bey dem du alles fin-
dest, was dir nöthig, bey deme du in Ewigkeit an seinem Königli-
chen Hof, in unverruckter Freud und Herrlichkeit leben kanst, nicht
fahren lassen die eitele und kurtze Welt-Lust und Ergötzlichkeit; Jsts
aber wohl der Mühe werth, daß du um eine so kleine Wollust der
Welt, als ein geringes Linsen-Muß oder Gerüchte e, der Heil.
Englen, der himmelischen Cherubinen müssig gehen wolltest? Was
mag es dir wohl eintragen, daß du um den zeitlichen Gewinn den
ewigen magst hindan setzen.

und den
Verlust
eines eini-
gen Gna-
den Bli-
ckes JEsu
nicht erse-
tzen kan.

§. 10. Ja gewiß, wann einer schon sechs tausend Jahr in aller
Wollust und Freud lebte, so würde doch solches alles nicht einen
einigen Verlust eines einigen Gnadenblicks ersetzen; Solltest du in
der Welt gleich alles haben, was du wolltest, ein einiger Zornblick
GOttes würde dir gewißlich alles erleyden und verbittern; dann
was halffs dem reichen Mann, daß er täglich herrlich und in Freu-
den gelebt? was halffs ihm, da er in der Höllen saß, und nicht
hatte ein Tröpfflein Wassers, seine entzündete Zungen zu kühlen?

§. 11.
a Jes. XXXIII. 18. Ezech. XXXII. Dan. II. 35.
b Jes. XIV. 11.
c Joh. XXII. 5. 6.
d Hebr. XI. 24-26.
e Hebr. XII. 16. 17.

Geiſtliche Sonnen-Wende
Manieren, dann ſie vergeht mit ihrer Luſt; Wo ſind die, welche ſich
in der Welt ſo erluſtieret? Wo ſind die Gewaltigen? Wo die, wel-
che ſo viel Koͤnigreich beſtritten und bezwungen? Wo die, welche
auf Erden geraſet, gewuͤtet, getobet? Wo ſind ſie alle a? Sind ſie
nicht alle insgeſamt in dem ewigen Pfuhl? Naget ſie nicht der Wurm?
Jſt nicht ihr Pracht hinunter in die Hoͤlle gefahren? b Sind ſie jetzt nicht
in dem Abgrund der Hoͤllen, von aller Seeligkeit ausgeſchloſſen?
Muͤſſen ſie jetzt nicht ihre Zeit zubringen in ewigem Heulen, Ach c und
Wehe? Willt du dann, o lieber Menſch! ihnen nach? Meinſt du,
es ſeye ſo luſtig bey ihnen zu ſeyn? Jſt dann dieſe Gemaͤchlichkeit,
die du genieſſeſt, wohl ſo viel werth, o Menſch! daß du um derſel-
ben willen, die ſo bald dahin iſt, dich von JEſu, dem Hertzogen
des Lebens, dem Brunnen aller Gluͤckſeligkeiten trennen wilt? Sie-
he, Moſes verließ den Hof des Koͤnigs Pharaons, ſamt allen Schaͤ-
tzen und zeitlicher Ergoͤtzung, die er in Egypten haben koͤnnen, und
erwehlete viel lieber mit dem Volck GOttes Ungemach zu leyden d,
eine beſchwerliche und viertzig-jaͤhrige Reiß durch die Wuͤſte anzu-
tretten; Und du wilt um deines JEſu willen, bey dem du alles fin-
deſt, was dir noͤthig, bey deme du in Ewigkeit an ſeinem Koͤnigli-
chen Hof, in unverruckter Freud und Herrlichkeit leben kanſt, nicht
fahren laſſen die eitele und kurtze Welt-Luſt und Ergoͤtzlichkeit; Jſts
aber wohl der Muͤhe werth, daß du um eine ſo kleine Wolluſt der
Welt, als ein geringes Linſen-Muß oder Geruͤchte e, der Heil.
Englen, der himmeliſchen Cherubinen muͤſſig gehen wollteſt? Was
mag es dir wohl eintragen, daß du um den zeitlichen Gewinn den
ewigen magſt hindan ſetzen.

und den
Verluſt
eines eini-
gen Gna-
den Bli-
ckes JEſu
nicht erſe-
tzen kan.

§. 10. Ja gewiß, wann einer ſchon ſechs tauſend Jahr in aller
Wolluſt und Freud lebte, ſo wuͤrde doch ſolches alles nicht einen
einigen Verluſt eines einigen Gnadenblicks erſetzen; Sollteſt du in
der Welt gleich alles haben, was du wollteſt, ein einiger Zornblick
GOttes wuͤrde dir gewißlich alles erleyden und verbittern; dann
was halffs dem reichen Mann, daß er taͤglich herrlich und in Freu-
den gelebt? was halffs ihm, da er in der Hoͤllen ſaß, und nicht
hatte ein Troͤpfflein Waſſers, ſeine entzuͤndete Zungen zu kuͤhlen?

§. 11.
a Jeſ. XXXIII. 18. Ezech. XXXII. Dan. II. 35.
b Jeſ. XIV. 11.
c Joh. XXII. 5. 6.
d Hebr. XI. 24-26.
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[136/0232] Geiſtliche Sonnen-Wende Manieren, dann ſie vergeht mit ihrer Luſt; Wo ſind die, welche ſich in der Welt ſo erluſtieret? Wo ſind die Gewaltigen? Wo die, wel- che ſo viel Koͤnigreich beſtritten und bezwungen? Wo die, welche auf Erden geraſet, gewuͤtet, getobet? Wo ſind ſie alle a? Sind ſie nicht alle insgeſamt in dem ewigen Pfuhl? Naget ſie nicht der Wurm? Jſt nicht ihr Pracht hinunter in die Hoͤlle gefahren? b Sind ſie jetzt nicht in dem Abgrund der Hoͤllen, von aller Seeligkeit ausgeſchloſſen? Muͤſſen ſie jetzt nicht ihre Zeit zubringen in ewigem Heulen, Ach c und Wehe? Willt du dann, o lieber Menſch! ihnen nach? Meinſt du, es ſeye ſo luſtig bey ihnen zu ſeyn? Jſt dann dieſe Gemaͤchlichkeit, die du genieſſeſt, wohl ſo viel werth, o Menſch! daß du um derſel- ben willen, die ſo bald dahin iſt, dich von JEſu, dem Hertzogen des Lebens, dem Brunnen aller Gluͤckſeligkeiten trennen wilt? Sie- he, Moſes verließ den Hof des Koͤnigs Pharaons, ſamt allen Schaͤ- tzen und zeitlicher Ergoͤtzung, die er in Egypten haben koͤnnen, und erwehlete viel lieber mit dem Volck GOttes Ungemach zu leyden d, eine beſchwerliche und viertzig-jaͤhrige Reiß durch die Wuͤſte anzu- tretten; Und du wilt um deines JEſu willen, bey dem du alles fin- deſt, was dir noͤthig, bey deme du in Ewigkeit an ſeinem Koͤnigli- chen Hof, in unverruckter Freud und Herrlichkeit leben kanſt, nicht fahren laſſen die eitele und kurtze Welt-Luſt und Ergoͤtzlichkeit; Jſts aber wohl der Muͤhe werth, daß du um eine ſo kleine Wolluſt der Welt, als ein geringes Linſen-Muß oder Geruͤchte e, der Heil. Englen, der himmeliſchen Cherubinen muͤſſig gehen wollteſt? Was mag es dir wohl eintragen, daß du um den zeitlichen Gewinn den ewigen magſt hindan ſetzen. §. 10. Ja gewiß, wann einer ſchon ſechs tauſend Jahr in aller Wolluſt und Freud lebte, ſo wuͤrde doch ſolches alles nicht einen einigen Verluſt eines einigen Gnadenblicks erſetzen; Sollteſt du in der Welt gleich alles haben, was du wollteſt, ein einiger Zornblick GOttes wuͤrde dir gewißlich alles erleyden und verbittern; dann was halffs dem reichen Mann, daß er taͤglich herrlich und in Freu- den gelebt? was halffs ihm, da er in der Hoͤllen ſaß, und nicht hatte ein Troͤpfflein Waſſers, ſeine entzuͤndete Zungen zu kuͤhlen? §. 11. a Jeſ. XXXIII. 18. Ezech. XXXII. Dan. II. 35. b Jeſ. XIV. 11. c Joh. XXII. 5. 6. d Hebr. XI. 24-26. e Hebr. XII. 16. 17.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/232>, abgerufen am 22.11.2024.