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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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einer glaubigen Seele nach JESU.
in unser Seligkeit haben solte: Dahin gehet der Befehl JEsu.

§. 8. Und dieser Befehl ist gar nicht böß gemeynt, sondern mit derDieser
Befehl
kommet
aus der
allerreine-
sten Liebe
GOttes
her.

allerlautersten, reinesten und uninteressirtesten Liebe angefüllt; dann wann
ein grosser König, der es hertzlich gut mit seinen Unterthanen meynet,
und nicht seinen eigenen Nutzen, sondern seiner Unterthanen Bestes mit
allem Ernst zu besürderen suchet, und zu diesem End besiehlt: Daß ein
armer Bettler seines geheimen und gemeinsamen Umgangs geniessen, in
seinem Pallast beständig wohnen, alles mit ihme gemein haben, und er
dem König nichts geben, sondern nur nehmen und empfahen solte, durch
süsse Gespräch mit ihme; und der König zum Genuß aller dieser herr-
lichen Vorrechten und Freyheiten nichts erforderte, als daß man
mit liebreichen Gedancken, sein Gemüth mit ihme beschäfftige und
erlustige; das muß ja aus genereuser großmütiger Liebe herkommen.
Weil dann GOTT, die Liebe selbsten, uns die Liebe gegen ihne be-
fihlet, was ist dieses anders als Liebe GOttes gegen uns? Und wann
GOTT unserer Liebe nicht wolte, von deren er doch keinen Nutzen
hat, so wären wir die allerunglückseligsten Creaturen: Aber sehet
seine Liebe wallet zu seinem Hertzen aus, er ladet uns selbsten aufs
freundlichste zu seiner allerseligsten Liebe ein. Wer bin ich? Sagt
daher Augustinus, daß du Jehovah, von mir wilt geliebet seyn, und
mir mit der Höll drohest, wann ich dich nicht liebe.

Wendet euch zu mir; womit auch die Apostel übereinstimmen,
als Paulus: Sehet auf JEsum/ den Anfänger und Vollender des
Glaubens
a.

§. 9. Wendet euch zu ihm als euerem besten Freund, der es hertz-Und wei-
len JEsus
der aller-
reichste,
bey wel-
chem man
alle Glück-
seeligkeit
antriffet;

lich gut mit euch meynt; wendet euch zu JEsu, der euch wahrhaff-
tig geliebet, der euch vom ewigen Tod, von der in Ewigkeit bren-
nenden und rauchenden Höll erlöset b; Wendet euch zu JESU,
der euer Bruder, der euch rathet, und in unzertheilte Mitgnoß-
schafft seines himmlischen Erbs, und aller Güter der künfftigen neuen
Welt hinein bringen, und einetzen will; Wendet euch zu JESU,
der euer Sonn, so euch erleuchtet; Wie dann die Naturkündiger
darfür halten, die Erde wende sich um, die Sonne aber bleibe in
ihrem Würbel, mit unpartheyischem Ausspendieren ihrer Straalen,
und also mache sich die Erde selbst, mit ihrem Ab- und Zuwenden,

Winter
a Hebr. XII. 2.
b Hos. XIII. 14.
N 2

einer glaubigen Seele nach JESU.
in unſer Seligkeit haben ſolte: Dahin gehet der Befehl JEſu.

§. 8. Und dieſer Befehl iſt gar nicht boͤß gemeynt, ſondern mit derDieſer
Befehl
kommet
aus der
allerreine-
ſten Liebe
GOttes
her.

allerlauterſten, reineſten und unintereſſirteſten Liebe angefuͤllt; dann wann
ein groſſer Koͤnig, der es hertzlich gut mit ſeinen Unterthanen meynet,
und nicht ſeinen eigenen Nutzen, ſondern ſeiner Unterthanen Beſtes mit
allem Ernſt zu beſuͤrderen ſuchet, und zu dieſem End beſiehlt: Daß ein
armer Bettler ſeines geheimen und gemeinſamen Umgangs genieſſen, in
ſeinem Pallaſt beſtaͤndig wohnen, alles mit ihme gemein haben, und er
dem Koͤnig nichts geben, ſondern nur nehmen und empfahen ſolte, durch
ſuͤſſe Geſpraͤch mit ihme; und der Koͤnig zum Genuß aller dieſer herr-
lichen Vorrechten und Freyheiten nichts erforderte, als daß man
mit liebreichen Gedancken, ſein Gemuͤth mit ihme beſchaͤfftige und
erluſtige; das muß ja aus genereuſer großmuͤtiger Liebe herkommen.
Weil dann GOTT, die Liebe ſelbſten, uns die Liebe gegen ihne be-
fihlet, was iſt dieſes anders als Liebe GOttes gegen uns? Und wann
GOTT unſerer Liebe nicht wolte, von deren er doch keinen Nutzen
hat, ſo waͤren wir die allerungluͤckſeligſten Creaturen: Aber ſehet
ſeine Liebe wallet zu ſeinem Hertzen aus, er ladet uns ſelbſten aufs
freundlichſte zu ſeiner allerſeligſten Liebe ein. Wer bin ich? Sagt
daher Auguſtinus, daß du Jehovah, von mir wilt geliebet ſeyn, und
mir mit der Hoͤll droheſt, wann ich dich nicht liebe.

Wendet euch zu mir; womit auch die Apoſtel uͤbereinſtimmen,
als Paulus: Sehet auf JEſum/ den Anfaͤnger und Vollender des
Glaubens
a.

§. 9. Wendet euch zu ihm als euerem beſten Freund, der es hertz-Und wei-
len JEſus
der aller-
reichſte,
bey wel-
chem man
alle Gluͤck-
ſeeligkeit
antriffet;

lich gut mit euch meynt; wendet euch zu JEſu, der euch wahrhaff-
tig geliebet, der euch vom ewigen Tod, von der in Ewigkeit bren-
nenden und rauchenden Hoͤll erloͤſet b; Wendet euch zu JESU,
der euer Bruder, der euch rathet, und in unzertheilte Mitgnoß-
ſchafft ſeines himmliſchen Erbs, und aller Guͤter der kuͤnfftigen neuen
Welt hinein bringen, und einetzen will; Wendet euch zu JESU,
der euer Sonn, ſo euch erleuchtet; Wie dann die Naturkuͤndiger
darfuͤr halten, die Erde wende ſich um, die Sonne aber bleibe in
ihrem Wuͤrbel, mit unpartheyiſchem Ausſpendieren ihrer Straalen,
und alſo mache ſich die Erde ſelbſt, mit ihrem Ab- und Zuwenden,

Winter
a Hebr. XII. 2.
b Hoſ. XIII. 14.
N 2
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[99/0195] einer glaubigen Seele nach JESU. in unſer Seligkeit haben ſolte: Dahin gehet der Befehl JEſu. §. 8. Und dieſer Befehl iſt gar nicht boͤß gemeynt, ſondern mit der allerlauterſten, reineſten und unintereſſirteſten Liebe angefuͤllt; dann wann ein groſſer Koͤnig, der es hertzlich gut mit ſeinen Unterthanen meynet, und nicht ſeinen eigenen Nutzen, ſondern ſeiner Unterthanen Beſtes mit allem Ernſt zu beſuͤrderen ſuchet, und zu dieſem End beſiehlt: Daß ein armer Bettler ſeines geheimen und gemeinſamen Umgangs genieſſen, in ſeinem Pallaſt beſtaͤndig wohnen, alles mit ihme gemein haben, und er dem Koͤnig nichts geben, ſondern nur nehmen und empfahen ſolte, durch ſuͤſſe Geſpraͤch mit ihme; und der Koͤnig zum Genuß aller dieſer herr- lichen Vorrechten und Freyheiten nichts erforderte, als daß man mit liebreichen Gedancken, ſein Gemuͤth mit ihme beſchaͤfftige und erluſtige; das muß ja aus genereuſer großmuͤtiger Liebe herkommen. Weil dann GOTT, die Liebe ſelbſten, uns die Liebe gegen ihne be- fihlet, was iſt dieſes anders als Liebe GOttes gegen uns? Und wann GOTT unſerer Liebe nicht wolte, von deren er doch keinen Nutzen hat, ſo waͤren wir die allerungluͤckſeligſten Creaturen: Aber ſehet ſeine Liebe wallet zu ſeinem Hertzen aus, er ladet uns ſelbſten aufs freundlichſte zu ſeiner allerſeligſten Liebe ein. Wer bin ich? Sagt daher Auguſtinus, daß du Jehovah, von mir wilt geliebet ſeyn, und mir mit der Hoͤll droheſt, wann ich dich nicht liebe. Dieſer Befehl kommet aus der allerreine- ſten Liebe GOttes her. Wendet euch zu mir; womit auch die Apoſtel uͤbereinſtimmen, als Paulus: Sehet auf JEſum/ den Anfaͤnger und Vollender des Glaubens a. §. 9. Wendet euch zu ihm als euerem beſten Freund, der es hertz- lich gut mit euch meynt; wendet euch zu JEſu, der euch wahrhaff- tig geliebet, der euch vom ewigen Tod, von der in Ewigkeit bren- nenden und rauchenden Hoͤll erloͤſet b; Wendet euch zu JESU, der euer Bruder, der euch rathet, und in unzertheilte Mitgnoß- ſchafft ſeines himmliſchen Erbs, und aller Guͤter der kuͤnfftigen neuen Welt hinein bringen, und einetzen will; Wendet euch zu JESU, der euer Sonn, ſo euch erleuchtet; Wie dann die Naturkuͤndiger darfuͤr halten, die Erde wende ſich um, die Sonne aber bleibe in ihrem Wuͤrbel, mit unpartheyiſchem Ausſpendieren ihrer Straalen, und alſo mache ſich die Erde ſelbſt, mit ihrem Ab- und Zuwenden, Winter Und wei- len JEſus der aller- reichſte, bey wel- chem man alle Gluͤck- ſeeligkeit antriffet; a Hebr. XII. 2. b Hoſ. XIII. 14. N 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/195>, abgerufen am 02.05.2024.