Christenheit. Kan dann Christus der Seelen Schöpffer und Son- ne nicht in die Seele hinein leuchten, es sey dann Sanct Cartesius habe sie zuvor überhoblet! Heisset das nicht Wachs-Kertzlein bey den Menschen anzünden, damit man die Sonne sehen könne, und nimmts dich wunder wer Pauli Spruch 1 Cor. 9. und Phil. 3. besser ver- stehe? Einer der in gleichem Kampff und Lauff begriffen, oder der alle Umständ in den Olympischen Spielen haar klein daher erzehlen, und aller Curiosität überflüßig zu vergnügen weißt. Philosophia ist im rechten Sinn nichts als Liebe Christi, dann JEsus ist die wesent- liche Sophia nach Salamons und Pauli Aussag.
Der ge- ringste Strahl der Göttli- chen So- phia ma- chet einen kluger als alle Do- ctores
§. 6. Der geringste Strahl von dieser erklärten Sophia macht auch den niedrigsten Engel in einem Augenblick weiser als alle Do- ctores und Professores; Jn dieser Schul ist David gelehrter worden als alle Lehrer a. Alle Propheten und Apostel und Märtyrer haben ihre hohe Weißheit aus dieser Quellen getruncken: Ey hievon wäre ein groß Buch zu schreiben, diß wenige seye nur gesagt aus hertz- brennender Liebe zu unseren jungen Herren Studiosis; Ach JEsus locke noch manch elendes Hertz an sich, daß sie durch rechtschaffenen Ernst im Gebett zu ihme eingehen, und von GOtt, der ein Licht ist, bestrahlet werden, so könnten sie hernach die Werck GOttes in Na- tur und Welt besser und unschuldiger einsehen, wann einmahl der guldene Grund der Forcht und Liebe JEsu sein wohl gelegt wäre, als aller Weißheit Anfang und Haupt-Summ. Wir fahren aber fort zum anderen Artickel des Gnaden-Wercks GOttes in Mitthei- lung seines Sohnes.
Zur Ge- rechtigkeit ist uns Je- sus ge- schenckt wann die Seel aus Empfin- dung ihres Elendes zu ihm im Glau- ben lauf- fet.
§. 7. GOTT schencket JEsum zur Gerechtigkeit.
So offt die Seel in äusserster Armuth und Hunger an der Thü- ren der Göttlichen Barmhertzigkeit anklopffet, als ein armer zer- lumpter Säuhirt, der alles Recht zur Liebe und Göttlichen Seelig- keit verlohren, und nicht das geringste mehr von GOttes Güteren zu prätendiren hat, sondern mit seinem schlechten Verhalten, al- les insgesamt verschüttet, dann laßt GOtt die Seel schmecken die Krafft der Versöhnung Christi, welche sie auch sehr begierig an- nimmt, und sich höchlich verwunderet über den Reichthum der Gna- den JEsu, daß einem so schandlichen Missethäter noch soll so hohe
Gunst,
aPsal. CXIX. 99. 100.
JESUS das Horn des Heyls
Chriſtenheit. Kan dann Chriſtus der Seelen Schoͤpffer und Son- ne nicht in die Seele hinein leuchten, es ſey dann Sanct Carteſius habe ſie zuvor uͤberhoblet! Heiſſet das nicht Wachs-Kertzlein bey den Menſchen anzuͤnden, damit man die Sonne ſehen koͤnne, und nimmts dich wunder wer Pauli Spruch 1 Cor. 9. und Phil. 3. beſſer ver- ſtehe? Einer der in gleichem Kampff und Lauff begriffen, oder der alle Umſtaͤnd in den Olympiſchen Spielen haar klein daher erzehlen, und aller Curioſitaͤt uͤberfluͤßig zu vergnuͤgen weißt. Philoſophia iſt im rechten Sinn nichts als Liebe Chriſti, dann JEſus iſt die weſent- liche Sophia nach Salamons und Pauli Auſſag.
Der ge- ringſte Strahl deꝛ Goͤttli- chen So- phia ma- chet einen kluger als alle Do- ctores
§. 6. Der geringſte Strahl von dieſer erklaͤrten Sophia macht auch den niedrigſten Engel in einem Augenblick weiſer als alle Do- ctores und Profeſſores; Jn dieſer Schul iſt David gelehrter worden als alle Lehrer a. Alle Propheten und Apoſtel und Maͤrtyrer haben ihre hohe Weißheit aus dieſer Quellen getruncken: Ey hievon waͤre ein groß Buch zu ſchreiben, diß wenige ſeye nur geſagt aus hertz- brennender Liebe zu unſeren jungen Herren Studioſis; Ach JEſus locke noch manch elendes Hertz an ſich, daß ſie durch rechtſchaffenen Ernſt im Gebett zu ihme eingehen, und von GOtt, der ein Licht iſt, beſtrahlet werden, ſo koͤnnten ſie hernach die Werck GOttes in Na- tur und Welt beſſer und unſchuldiger einſehen, wann einmahl der guldene Grund der Forcht und Liebe JEſu ſein wohl gelegt waͤre, als aller Weißheit Anfang und Haupt-Summ. Wir fahren aber fort zum anderen Artickel des Gnaden-Wercks GOttes in Mitthei- lung ſeines Sohnes.
Zur Ge- rechtigkeit iſt uns Je- ſus ge- ſchenckt wann die Seel aus Empfin- dung ihres Elendes zu ihm im Glau- ben lauf- fet.
§. 7. GOTT ſchencket JEſum zur Gerechtigkeit.
So offt die Seel in aͤuſſerſter Armuth und Hunger an der Thuͤ- ren der Goͤttlichen Barmhertzigkeit anklopffet, als ein armer zer- lumpter Saͤuhirt, der alles Recht zur Liebe und Goͤttlichen Seelig- keit verlohren, und nicht das geringſte mehr von GOttes Guͤteren zu praͤtendiren hat, ſondern mit ſeinem ſchlechten Verhalten, al- les insgeſamt verſchuͤttet, dann laßt GOtt die Seel ſchmecken die Krafft der Verſoͤhnung Chriſti, welche ſie auch ſehr begierig an- nimmt, und ſich hoͤchlich verwunderet uͤber den Reichthum der Gna- den JEſu, daß einem ſo ſchandlichen Miſſethaͤter noch ſoll ſo hohe
Gunſt,
aPſal. CXIX. 99. 100.
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JESUS das Horn des Heyls
Chriſtenheit. Kan dann Chriſtus der Seelen Schoͤpffer und Son-
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habe ſie zuvor uͤberhoblet! Heiſſet das nicht Wachs-Kertzlein bey den
Menſchen anzuͤnden, damit man die Sonne ſehen koͤnne, und nimmts
dich wunder wer Pauli Spruch 1 Cor. 9. und Phil. 3. beſſer ver-
ſtehe? Einer der in gleichem Kampff und Lauff begriffen, oder der
alle Umſtaͤnd in den Olympiſchen Spielen haar klein daher erzehlen,
und aller Curioſitaͤt uͤberfluͤßig zu vergnuͤgen weißt. Philoſophia iſt
im rechten Sinn nichts als Liebe Chriſti, dann JEſus iſt die weſent-
liche Sophia nach Salamons und Pauli Auſſag.
§. 6. Der geringſte Strahl von dieſer erklaͤrten Sophia macht
auch den niedrigſten Engel in einem Augenblick weiſer als alle Do-
ctores und Profeſſores; Jn dieſer Schul iſt David gelehrter worden
als alle Lehrer a. Alle Propheten und Apoſtel und Maͤrtyrer haben
ihre hohe Weißheit aus dieſer Quellen getruncken: Ey hievon waͤre
ein groß Buch zu ſchreiben, diß wenige ſeye nur geſagt aus hertz-
brennender Liebe zu unſeren jungen Herren Studioſis; Ach JEſus
locke noch manch elendes Hertz an ſich, daß ſie durch rechtſchaffenen
Ernſt im Gebett zu ihme eingehen, und von GOtt, der ein Licht iſt,
beſtrahlet werden, ſo koͤnnten ſie hernach die Werck GOttes in Na-
tur und Welt beſſer und unſchuldiger einſehen, wann einmahl der
guldene Grund der Forcht und Liebe JEſu ſein wohl gelegt waͤre,
als aller Weißheit Anfang und Haupt-Summ. Wir fahren aber
fort zum anderen Artickel des Gnaden-Wercks GOttes in Mitthei-
lung ſeines Sohnes.
§. 7. GOTT ſchencket JEſum zur Gerechtigkeit.
So offt die Seel in aͤuſſerſter Armuth und Hunger an der Thuͤ-
ren der Goͤttlichen Barmhertzigkeit anklopffet, als ein armer zer-
lumpter Saͤuhirt, der alles Recht zur Liebe und Goͤttlichen Seelig-
keit verlohren, und nicht das geringſte mehr von GOttes Guͤteren
zu praͤtendiren hat, ſondern mit ſeinem ſchlechten Verhalten, al-
les insgeſamt verſchuͤttet, dann laßt GOtt die Seel ſchmecken die
Krafft der Verſoͤhnung Chriſti, welche ſie auch ſehr begierig an-
nimmt, und ſich hoͤchlich verwunderet uͤber den Reichthum der Gna-
den JEſu, daß einem ſo ſchandlichen Miſſethaͤter noch ſoll ſo hohe
Gunſt,
a Pſal. CXIX. 99. 100.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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