schnellen sie um nach der Finsternuß der Ve gänglichkeit! wie viel Staub irrdischen Sinnes lassen sie auf sich sammlen? wie dick las- sen sie werden den Schmutz der Eigenliebe, so, daß ihr innwendi- ger Hertzens-Grund gar wenig vom Glantz der Ewigkeit empfangen, und gar schlechten Widerschein auf den Nächsten geben kan.
Uber die Saumse- ligkeit in Hinweg- raumung der Hin- dernussen.
§. 5. Man sollte je täglich Morgens und Abends alle fremde, und der Göttlichen Mittheilung hinderliche Dinge fleißig hinweg raumen lassen. Aber darinn ist man gar saumselig, und hat dabey vieler- ley süsse Träume, der rechte Ernst werde wohl noch ein mahl kom- men, ohngeacht der getreue Vatter den frommen Menschen im Ge- wissen genug warnet, diese und jene Gebrechen und Unlauterkeiten abzulegen, und damit dem Leben seines Sohns Platz zu machen. Aber meist umsonst; Man will sich zwar in etwas von der groben Welt auf allerhand Weise von aussen unterscheiden, aber Christi Bild in allen dessen Lineamenten auszudrucken, will man sich nie recht- schaffen vor GOttes Angesicht entschliessen; da ist kein rechtes Auf- mercken auf GOttes Winck, kein rechtes kommen zu Christo, son- dern alles nur so schlecht oben hin.
Uber die wenige Mühe so man sich gibt.
§. 6. Will diese theure edle Perle, man solle alles an sie wagen, sich und alle eigene Ehre, Lust und Gut völlig um Sie hingeben, o wie drähet man sich wie die faulen Kinder, die nicht gern in die Schu- le gehen, davon! JEsus sihet vom Himmel, wie mancher sein Vat- terland und alle dessen Anmuthigkeiten verlasset, sich in fremde Land unter räuberische Völcker begibt; in Durst und Hunger, Kälte und Hitz, Wälder, Mörder, Wüsteneyen der Schlangen, Löwen und Panther-Thieren durchwandert; Ja wie einige sich nackend in des bittern Meers Tieffe hinunterlassen, eine schöne Perle zu finden; hingegen muß der liebe JEsus darneben sehen, wie schläfferig Jhne auch diejenigen suchen, welche in Seine himmlische Schönheit, und unendliche Fürtrefflichkeit, bereits einen Blick gethan haben, und in so sicherm, herrlichem Begleit des Vatters und des H. Geistes zu Jhme kommen könnten:
Uber das, daß man JEsum so schnöd tractieret.
§. 7. Was Schand und Verachtung muß JEsus nicht in diesen unsern Tagen von seinem eigenen Volck leiden! Wir seynd schuld daran, daß Satanas unsern theursten Heiland wohl trotzen möchte, sagende: Jch gebe den meinen nichts als Blendwerck, und zuletzt ewig höllisch Feuer, bin ihnen auch mördlich feind, tribuliere sie,
und
Wunder-Geheimnuß des
ſchnellen ſie um nach der Finſternuß der Ve gaͤnglichkeit! wie viel Staub irrdiſchen Sinnes laſſen ſie auf ſich ſammlen? wie dick laſ- ſen ſie werden den Schmutz der Eigenliebe, ſo, daß ihr innwendi- ger Hertzens-Grund gar wenig vom Glantz der Ewigkeit empfangen, und gar ſchlechten Widerſchein auf den Naͤchſten geben kan.
Uber die Saumſe- ligkeit in Hinweg- raumung der Hin- dernuſſen.
§. 5. Man ſollte je taͤglich Morgens und Abends alle fremde, und der Goͤttlichen Mittheilung hinderliche Dinge fleißig hinweg raumen laſſen. Aber darinn iſt man gar ſaumſelig, und hat dabey vieler- ley ſuͤſſe Traͤume, der rechte Ernſt werde wohl noch ein mahl kom- men, ohngeacht der getreue Vatter den frommen Menſchen im Ge- wiſſen genug warnet, dieſe und jene Gebrechen und Unlauterkeiten abzulegen, und damit dem Leben ſeines Sohns Platz zu machen. Aber meiſt umſonſt; Man will ſich zwar in etwas von der groben Welt auf allerhand Weiſe von auſſen unterſcheiden, aber Chriſti Bild in allen deſſen Lineamenten auszudrucken, will man ſich nie recht- ſchaffen vor GOttes Angeſicht entſchlieſſen; da iſt kein rechtes Auf- mercken auf GOttes Winck, kein rechtes kommen zu Chriſto, ſon- dern alles nur ſo ſchlecht oben hin.
Uber die wenige Muͤhe ſo man ſich gibt.
§. 6. Will dieſe theure edle Perle, man ſolle alles an ſie wagen, ſich und alle eigene Ehre, Luſt und Gut voͤllig um Sie hingeben, o wie draͤhet man ſich wie die faulen Kinder, die nicht gern in die Schu- le gehen, davon! JEſus ſihet vom Himmel, wie mancher ſein Vat- terland und alle deſſen Anmuthigkeiten verlaſſet, ſich in fremde Land unter raͤuberiſche Voͤlcker begibt; in Durſt und Hunger, Kaͤlte und Hitz, Waͤlder, Moͤrder, Wuͤſteneyen der Schlangen, Loͤwen und Panther-Thieren durchwandert; Ja wie einige ſich nackend in des bittern Meers Tieffe hinunterlaſſen, eine ſchoͤne Perle zu finden; hingegen muß der liebe JEſus darneben ſehen, wie ſchlaͤfferig Jhne auch diejenigen ſuchen, welche in Seine himmliſche Schoͤnheit, und unendliche Fuͤrtrefflichkeit, bereits einen Blick gethan haben, und in ſo ſicherm, herrlichem Begleit des Vatters und des H. Geiſtes zu Jhme kommen koͤnnten:
Uber das, daß man JEſum ſo ſchnoͤd tractieret.
§. 7. Was Schand und Verachtung muß JEſus nicht in dieſen unſern Tagen von ſeinem eigenen Volck leiden! Wir ſeynd ſchuld daran, daß Satanas unſern theurſten Heiland wohl trotzen moͤchte, ſagende: Jch gebe den meinen nichts als Blendwerck, und zuletzt ewig hoͤlliſch Feuer, bin ihnen auch moͤrdlich feind, tribuliere ſie,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0144"n="48"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Wunder-Geheimnuß des</hi></fw><lb/>ſchnellen ſie um nach der Finſternuß der Ve gaͤnglichkeit! wie viel<lb/>
Staub irrdiſchen Sinnes laſſen ſie auf ſich ſammlen? wie dick laſ-<lb/>ſen ſie werden den Schmutz der Eigenliebe, ſo, daß ihr innwendi-<lb/>
ger Hertzens-Grund gar wenig vom Glantz der Ewigkeit empfangen,<lb/>
und gar ſchlechten Widerſchein auf den Naͤchſten geben kan.</p><lb/><noteplace="left">Uber die<lb/>
Saumſe-<lb/>
ligkeit in<lb/>
Hinweg-<lb/>
raumung<lb/>
der Hin-<lb/>
dernuſſen.</note><p>§. 5. Man ſollte je taͤglich Morgens und Abends alle fremde, und<lb/>
der Goͤttlichen Mittheilung hinderliche Dinge fleißig hinweg raumen<lb/>
laſſen. Aber darinn iſt man gar ſaumſelig, und hat dabey vieler-<lb/>
ley ſuͤſſe Traͤume, der rechte Ernſt werde wohl noch ein mahl kom-<lb/>
men, ohngeacht der getreue Vatter den frommen Menſchen im Ge-<lb/>
wiſſen genug warnet, dieſe und jene Gebrechen und Unlauterkeiten<lb/>
abzulegen, und damit dem Leben ſeines Sohns Platz zu machen.<lb/>
Aber meiſt umſonſt; Man will ſich zwar in etwas von der groben<lb/>
Welt auf allerhand Weiſe von auſſen unterſcheiden, aber Chriſti<lb/>
Bild in allen deſſen Lineamenten auszudrucken, will man ſich nie recht-<lb/>ſchaffen vor GOttes Angeſicht entſchlieſſen; da iſt kein rechtes Auf-<lb/>
mercken auf GOttes Winck, kein rechtes kommen zu Chriſto, ſon-<lb/>
dern alles nur ſo ſchlecht oben hin.</p><lb/><noteplace="left">Uber die<lb/>
wenige<lb/>
Muͤhe ſo<lb/>
man ſich<lb/>
gibt.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 6. Will dieſe theure edle Perle, man ſolle alles an ſie wagen,<lb/>ſich und alle eigene Ehre, Luſt und Gut voͤllig um Sie hingeben, o<lb/>
wie draͤhet man ſich wie die faulen Kinder, die nicht gern in die Schu-<lb/>
le gehen, davon! JEſus ſihet vom Himmel, wie mancher ſein Vat-<lb/>
terland und alle deſſen Anmuthigkeiten verlaſſet, ſich in fremde Land<lb/>
unter raͤuberiſche Voͤlcker begibt; in Durſt und Hunger, Kaͤlte und<lb/>
Hitz, Waͤlder, Moͤrder, Wuͤſteneyen der Schlangen, Loͤwen und<lb/>
Panther-Thieren durchwandert; Ja wie einige ſich nackend in des<lb/>
bittern Meers Tieffe hinunterlaſſen, eine ſchoͤne Perle zu finden;<lb/>
hingegen muß der liebe JEſus darneben ſehen, wie ſchlaͤfferig Jhne<lb/>
auch diejenigen ſuchen, welche in Seine himmliſche Schoͤnheit, und<lb/>
unendliche Fuͤrtrefflichkeit, bereits einen Blick gethan haben, und<lb/>
in ſo ſicherm, herrlichem Begleit des Vatters und des H. Geiſtes<lb/>
zu Jhme kommen koͤnnten:</p><lb/><noteplace="left">Uber das,<lb/>
daß man<lb/>
JEſum ſo<lb/>ſchnoͤd<lb/>
tractieret.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 7. Was Schand und Verachtung muß JEſus nicht in dieſen<lb/>
unſern Tagen von ſeinem eigenen Volck leiden! Wir ſeynd ſchuld<lb/>
daran, daß Satanas unſern theurſten Heiland wohl trotzen moͤchte,<lb/>ſagende: Jch gebe den meinen nichts als Blendwerck, und zuletzt<lb/>
ewig hoͤlliſch Feuer, bin ihnen auch moͤrdlich feind, tribuliere ſie,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[48/0144]
Wunder-Geheimnuß des
ſchnellen ſie um nach der Finſternuß der Ve gaͤnglichkeit! wie viel
Staub irrdiſchen Sinnes laſſen ſie auf ſich ſammlen? wie dick laſ-
ſen ſie werden den Schmutz der Eigenliebe, ſo, daß ihr innwendi-
ger Hertzens-Grund gar wenig vom Glantz der Ewigkeit empfangen,
und gar ſchlechten Widerſchein auf den Naͤchſten geben kan.
§. 5. Man ſollte je taͤglich Morgens und Abends alle fremde, und
der Goͤttlichen Mittheilung hinderliche Dinge fleißig hinweg raumen
laſſen. Aber darinn iſt man gar ſaumſelig, und hat dabey vieler-
ley ſuͤſſe Traͤume, der rechte Ernſt werde wohl noch ein mahl kom-
men, ohngeacht der getreue Vatter den frommen Menſchen im Ge-
wiſſen genug warnet, dieſe und jene Gebrechen und Unlauterkeiten
abzulegen, und damit dem Leben ſeines Sohns Platz zu machen.
Aber meiſt umſonſt; Man will ſich zwar in etwas von der groben
Welt auf allerhand Weiſe von auſſen unterſcheiden, aber Chriſti
Bild in allen deſſen Lineamenten auszudrucken, will man ſich nie recht-
ſchaffen vor GOttes Angeſicht entſchlieſſen; da iſt kein rechtes Auf-
mercken auf GOttes Winck, kein rechtes kommen zu Chriſto, ſon-
dern alles nur ſo ſchlecht oben hin.
§. 6. Will dieſe theure edle Perle, man ſolle alles an ſie wagen,
ſich und alle eigene Ehre, Luſt und Gut voͤllig um Sie hingeben, o
wie draͤhet man ſich wie die faulen Kinder, die nicht gern in die Schu-
le gehen, davon! JEſus ſihet vom Himmel, wie mancher ſein Vat-
terland und alle deſſen Anmuthigkeiten verlaſſet, ſich in fremde Land
unter raͤuberiſche Voͤlcker begibt; in Durſt und Hunger, Kaͤlte und
Hitz, Waͤlder, Moͤrder, Wuͤſteneyen der Schlangen, Loͤwen und
Panther-Thieren durchwandert; Ja wie einige ſich nackend in des
bittern Meers Tieffe hinunterlaſſen, eine ſchoͤne Perle zu finden;
hingegen muß der liebe JEſus darneben ſehen, wie ſchlaͤfferig Jhne
auch diejenigen ſuchen, welche in Seine himmliſche Schoͤnheit, und
unendliche Fuͤrtrefflichkeit, bereits einen Blick gethan haben, und
in ſo ſicherm, herrlichem Begleit des Vatters und des H. Geiſtes
zu Jhme kommen koͤnnten:
§. 7. Was Schand und Verachtung muß JEſus nicht in dieſen
unſern Tagen von ſeinem eigenen Volck leiden! Wir ſeynd ſchuld
daran, daß Satanas unſern theurſten Heiland wohl trotzen moͤchte,
ſagende: Jch gebe den meinen nichts als Blendwerck, und zuletzt
ewig hoͤlliſch Feuer, bin ihnen auch moͤrdlich feind, tribuliere ſie,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/144>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.