Leben, wie dem heiligen Mann Job begegnet; alle Creaturen neh- men das Reißaus und sind leidige Tröster: Hier kommt die vorhin so reich begnadete Fürstin um alle Gaben, Kräffte, Empfindungen, Liechter, Erquickungen, schwebet in Verlassung von aller Hülff und Trost entblösset, gerath in grosse Verachtung, fällt so tieff hinunter, als hoch sie, ehe diese Prüffung über sie kam, gehalten ward, man argwohnet alles Schlimme von ihr, und beschuldigt sie der ärgsten Heucheley: Wirfft sie aber bey dem allem ihr Vertrauen zu Chri- sto nicht hinweg, kämpfft über der Liebe GOTTES und aller Men- schen, bettet die allerheiligste, weisseste, allergnädigste Vorsehung des getreuen Vatters und CHRJSTJ in allen Dingen an, auch in Zulassung ihrer Sünden-Fällen, unvorsichtigen Thorheiten und Unordnungen ringet nach stiller, gelassener Zufriedenheit ein Feg- Opfer der Welt zu werden, und läßt sich von der Gnade verwah- ren, daß sie einmahl an der Seelen keinen Schaden leyde, behält Glauben, Liebe, Gedult, Hoffnung, Keuschheit; Hütet sich, wa- chet und betet, daß sie sich nirgend inn an CHRJSTO versün- dige; nimmet alle innere und äussere Drangsalen, Verlassungen von GOTT und Menschen, alle harte, widrige Urtheile von Freun- den und Feinden, als ein theuer Geschenck aus der gekreutzigten Hand CHRJSTJ an mit ehrerbietigem Danck und hertzlicher Demuth; so gewinnet sie in ihrer Leydens-Zeit wohl das Allerköst- lichste in ihrem gantzen Leben, dazu sie mit den allerstrengsten Buß- Ubungen nicht hätte gelangen können, da führet sie GOTT hinein in die Kammern seines wahren Friedens und seeligen Ruhe: JE- sus geußt in ein so wohl gereiniget Gefäß den edelsten Balsam sei- nes Himmelreichs also, daß, was sie von diesem geistlichen Marter- thum besaß, gegen dem was sie nachwerts bekommt, wie Bley ge- gen Gold zu rechnen.
ihre Liebe je mehr und mehr reitzen.
§. 9. 4. Reitze seine Liebe immer mehr gegen dir mit Gottseligen Bewegungen des Willens; Ube dich im Gebet, nahe dich zu ihm, folge seinem Eingeben, bete ihn an im innersten Grund deines Her- tzens, ersticke die eitele Einfälle, weise die Anfechtungen sänfftiglich und mit Verachtung ab, so werden die schönste Geistes Geburten
hervor
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Leben, wie dem heiligen Mann Job begegnet; alle Creaturen neh- men das Reißaus und ſind leidige Troͤſter: Hier kommt die vorhin ſo reich begnadete Fuͤrſtin um alle Gaben, Kraͤffte, Empfindungen, Liechter, Erquickungen, ſchwebet in Verlaſſung von aller Huͤlff und Troſt entbloͤſſet, gerath in groſſe Verachtung, faͤllt ſo tieff hinunter, als hoch ſie, ehe dieſe Pruͤffung uͤber ſie kam, gehalten ward, man argwohnet alles Schlimme von ihr, und beſchuldigt ſie der aͤrgſten Heucheley: Wirfft ſie aber bey dem allem ihr Vertrauen zu Chri- ſto nicht hinweg, kaͤmpfft uͤber der Liebe GOTTES und aller Men- ſchen, bettet die allerheiligſte, weiſſeſte, allergnaͤdigſte Vorſehung des getreuen Vatters und CHRJSTJ in allen Dingen an, auch in Zulaſſung ihrer Suͤnden-Faͤllen, unvorſichtigen Thorheiten und Unordnungen ringet nach ſtiller, gelaſſener Zufriedenheit ein Feg- Opfer der Welt zu werden, und laͤßt ſich von der Gnade verwah- ren, daß ſie einmahl an der Seelen keinen Schaden leyde, behaͤlt Glauben, Liebe, Gedult, Hoffnung, Keuſchheit; Huͤtet ſich, wa- chet und betet, daß ſie ſich nirgend inn an CHRJSTO verſuͤn- dige; nimmet alle innere und aͤuſſere Drangſalen, Verlaſſungen von GOTT und Menſchen, alle harte, widrige Urtheile von Freun- den und Feinden, als ein theuer Geſchenck aus der gekreutzigten Hand CHRJSTJ an mit ehrerbietigem Danck und hertzlicher Demuth; ſo gewinnet ſie in ihrer Leydens-Zeit wohl das Allerkoͤſt- lichſte in ihrem gantzen Leben, dazu ſie mit den allerſtrengſten Buß- Ubungen nicht haͤtte gelangen koͤnnen, da fuͤhret ſie GOTT hinein in die Kammern ſeines wahren Friedens und ſeeligen Ruhe: JE- ſus geußt in ein ſo wohl gereiniget Gefaͤß den edelſten Balſam ſei- nes Himmelreichs alſo, daß, was ſie von dieſem geiſtlichen Marter- thum beſaß, gegen dem was ſie nachwerts bekommt, wie Bley ge- gen Gold zu rechnen.
ihre Liebe je mehr und mehr reitzen.
§. 9. 4. Reitze ſeine Liebe immer mehr gegen dir mit Gottſeligen Bewegungen des Willens; Ube dich im Gebet, nahe dich zu ihm, folge ſeinem Eingeben, bete ihn an im innerſten Grund deines Her- tzens, erſticke die eitele Einfaͤlle, weiſe die Anfechtungen ſaͤnfftiglich und mit Verachtung ab, ſo werden die ſchoͤnſte Geiſtes Geburten
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Leben, wie dem heiligen Mann Job begegnet; alle Creaturen neh-
men das Reißaus und ſind leidige Troͤſter: Hier kommt die vorhin
ſo reich begnadete Fuͤrſtin um alle Gaben, Kraͤffte, Empfindungen,
Liechter, Erquickungen, ſchwebet in Verlaſſung von aller Huͤlff und
Troſt entbloͤſſet, gerath in groſſe Verachtung, faͤllt ſo tieff hinunter,
als hoch ſie, ehe dieſe Pruͤffung uͤber ſie kam, gehalten ward, man
argwohnet alles Schlimme von ihr, und beſchuldigt ſie der aͤrgſten
Heucheley: Wirfft ſie aber bey dem allem ihr Vertrauen zu Chri-
ſto nicht hinweg, kaͤmpfft uͤber der Liebe GOTTES und aller Men-
ſchen, bettet die allerheiligſte, weiſſeſte, allergnaͤdigſte Vorſehung
des getreuen Vatters und CHRJSTJ in allen Dingen an, auch
in Zulaſſung ihrer Suͤnden-Faͤllen, unvorſichtigen Thorheiten und
Unordnungen ringet nach ſtiller, gelaſſener Zufriedenheit ein Feg-
Opfer der Welt zu werden, und laͤßt ſich von der Gnade verwah-
ren, daß ſie einmahl an der Seelen keinen Schaden leyde, behaͤlt
Glauben, Liebe, Gedult, Hoffnung, Keuſchheit; Huͤtet ſich, wa-
chet und betet, daß ſie ſich nirgend inn an CHRJSTO verſuͤn-
dige; nimmet alle innere und aͤuſſere Drangſalen, Verlaſſungen
von GOTT und Menſchen, alle harte, widrige Urtheile von Freun-
den und Feinden, als ein theuer Geſchenck aus der gekreutzigten
Hand CHRJSTJ an mit ehrerbietigem Danck und hertzlicher
Demuth; ſo gewinnet ſie in ihrer Leydens-Zeit wohl das Allerkoͤſt-
lichſte in ihrem gantzen Leben, dazu ſie mit den allerſtrengſten Buß-
Ubungen nicht haͤtte gelangen koͤnnen, da fuͤhret ſie GOTT hinein
in die Kammern ſeines wahren Friedens und ſeeligen Ruhe: JE-
ſus geußt in ein ſo wohl gereiniget Gefaͤß den edelſten Balſam ſei-
nes Himmelreichs alſo, daß, was ſie von dieſem geiſtlichen Marter-
thum beſaß, gegen dem was ſie nachwerts bekommt, wie Bley ge-
gen Gold zu rechnen.
§. 9. 4. Reitze ſeine Liebe immer mehr gegen dir mit Gottſeligen
Bewegungen des Willens; Ube dich im Gebet, nahe dich zu ihm,
folge ſeinem Eingeben, bete ihn an im innerſten Grund deines Her-
tzens, erſticke die eitele Einfaͤlle, weiſe die Anfechtungen ſaͤnfftiglich
und mit Verachtung ab, ſo werden die ſchoͤnſte Geiſtes Geburten
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1412>, abgerufen am 24.11.2024.
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