Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
GOttes und Krafftloß, der Sünde unterworffen geblieben; dagegen
sey der Läy, die Layen kaum ein A. B. C. Kind, in Vergleichung
ihrer berühmten Geschicklichkeit, und bringe gleichwohl solche tieffe
Geheimnissen vor vom himmlischen Bräutigam, mit so klarer Gewiß-
heit, die sie nicht begreiffen können. Bleibts nun bey sothaner Ver-
wunderung, so ists gut und noch zu hoffen, dem sich also Demüthi-
genden werde Gnad widerfahren.

§. 11. Wo aber des HErren Forcht einen Gelehrten nicht zu-Die Forcht
GOttes
muß den
Schrifft-
gelehrten
Einhalt
thun, sonst
gehet es
übel.

ruck hält, da gehets gar zu übel, das aufblähende Wissen, der
Hochmuth erboßt sich, kan GOTT nimmer die Ehre geben, daß er
der wahre Hertzens-Lehrer sey, der erleuchte, himmlischen Verstand
gebe, wem er wolle; das gestehet ein Hochgestudierter nicht leicht-
lich, noch daß er sich beugen könne und erkennen, es stehe ja Chri-
sto dem Göttlichen Bräutigam frey ihn vorbeyzugehen, ihn in seiner
Studierstuben hausen zu lassen, und derweilen seine geheime reine
Liebe einem Layen anzuvertrauen.

Eben hieraus erwachsen in allen Religionen die bitterste Verfol-
gungen wider die Braut Christi; was ihr dero Gespons offenbahret,
und schencket, muß Quäckerey, Enthusiasterey seyn: wiewohl es mit
klarer Heiliger Schrifft bewiesen mag werden, zumahlen das äussere
Wort und der Heilige Geist beständig übereinstimmen, von einem
aber, der seinem eigenen Witz voll ist, mag keines nimmer begriffen
werden 1 Cor. 2, 14. Darum kehre dich nicht an der Welt Vor-
urtheile, ein Bräutigam wie JESUS, ist wohl werth, daß man
etwas seinetwegen leyde; Nimm du deinen so verachteten Heyland
vom Creutz in deine Armen, umfasse ihn, scheue es nicht, wann schon
etwas von seinem Blut, Schweiß und Thränen an deine Haut und
Kleider kommt, das wird eben deine herrlichste, Sonnen-gläntzende
Zierde seyn an der Hochzeit-Freude Jerusalems, und den darauf fol-
genden Ewigkeiten.

§. 12. Der GOTT der Liebe, der für dich gestorben ist, der istJEsus ist
der bestän-
digste
Freund
und Buh-
ler.

wohl der allerbeständigste Freund und Buhler; Er sendet einen An-
werber, einen Liebes-Brieff über den andern, er thut bald bey die-
ser, bald bey jener Seelen Anwerbung, achtet mans nicht, so gibt
ers doch nicht auf, er gehet nicht fort, seine Treue verschwindet nicht
wie ein Morgen-Thau: Er bietet sich wiederum an, und nimmet die
kommende Seele mit Freuden auf, gehet dir entgegen mit den Re-

gungen

mit ſeiner Braut der Kirche.
GOttes und Krafftloß, der Suͤnde unterworffen geblieben; dagegen
ſey der Laͤy, die Layen kaum ein A. B. C. Kind, in Vergleichung
ihrer beruͤhmten Geſchicklichkeit, und bringe gleichwohl ſolche tieffe
Geheimniſſen vor vom himmliſchen Braͤutigam, mit ſo klarer Gewiß-
heit, die ſie nicht begreiffen koͤnnen. Bleibts nun bey ſothaner Ver-
wunderung, ſo iſts gut und noch zu hoffen, dem ſich alſo Demuͤthi-
genden werde Gnad widerfahren.

§. 11. Wo aber des HErren Forcht einen Gelehrten nicht zu-Die Foꝛcht
GOttes
muß den
Schrifft-
gelehrten
Einhalt
thun, ſonſt
gehet es
uͤbel.

ruck haͤlt, da gehets gar zu uͤbel, das aufblaͤhende Wiſſen, der
Hochmuth erboßt ſich, kan GOTT nimmer die Ehre geben, daß er
der wahre Hertzens-Lehrer ſey, der erleuchte, himmliſchen Verſtand
gebe, wem er wolle; das geſtehet ein Hochgeſtudierter nicht leicht-
lich, noch daß er ſich beugen koͤnne und erkennen, es ſtehe ja Chri-
ſto dem Goͤttlichen Braͤutigam frey ihn vorbeyzugehen, ihn in ſeiner
Studierſtuben hauſen zu laſſen, und derweilen ſeine geheime reine
Liebe einem Layen anzuvertrauen.

Eben hieraus erwachſen in allen Religionen die bitterſte Verfol-
gungen wider die Braut Chriſti; was ihr dero Geſpons offenbahret,
und ſchencket, muß Quaͤckerey, Enthuſiaſterey ſeyn: wiewohl es mit
klarer Heiliger Schrifft bewieſen mag werden, zumahlen das aͤuſſere
Wort und der Heilige Geiſt beſtaͤndig uͤbereinſtimmen, von einem
aber, der ſeinem eigenen Witz voll iſt, mag keines nimmer begriffen
werden 1 Cor. 2, 14. Darum kehre dich nicht an der Welt Vor-
urtheile, ein Braͤutigam wie JESUS, iſt wohl werth, daß man
etwas ſeinetwegen leyde; Nimm du deinen ſo verachteten Heyland
vom Creutz in deine Armen, umfaſſe ihn, ſcheue es nicht, wann ſchon
etwas von ſeinem Blut, Schweiß und Thraͤnen an deine Haut und
Kleider kommt, das wird eben deine herrlichſte, Sonnen-glaͤntzende
Zierde ſeyn an der Hochzeit-Freude Jeruſalems, und den darauf fol-
genden Ewigkeiten.

§. 12. Der GOTT der Liebe, der fuͤr dich geſtorben iſt, der iſtJEſus iſt
der beſtaͤn-
digſte
Freund
und Buh-
ler.

wohl der allerbeſtaͤndigſte Freund und Buhler; Er ſendet einen An-
werber, einen Liebes-Brieff uͤber den andern, er thut bald bey die-
ſer, bald bey jener Seelen Anwerbung, achtet mans nicht, ſo gibt
ers doch nicht auf, er gehet nicht fort, ſeine Treue verſchwindet nicht
wie ein Morgen-Thau: Er bietet ſich wiederum an, und nimmet die
kommende Seele mit Freuden auf, gehet dir entgegen mit den Re-

gungen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1399" n="1303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
GOttes und Krafftloß, der Su&#x0364;nde unterworffen geblieben; dagegen<lb/>
&#x017F;ey der La&#x0364;y, die Layen kaum ein A. B. C. Kind, in Vergleichung<lb/>
ihrer beru&#x0364;hmten Ge&#x017F;chicklichkeit, und bringe gleichwohl &#x017F;olche tieffe<lb/>
Geheimni&#x017F;&#x017F;en vor vom himmli&#x017F;chen Bra&#x0364;utigam, mit &#x017F;o klarer Gewiß-<lb/>
heit, die &#x017F;ie nicht begreiffen ko&#x0364;nnen. Bleibts nun bey &#x017F;othaner Ver-<lb/>
wunderung, &#x017F;o i&#x017F;ts gut und noch zu hoffen, dem &#x017F;ich al&#x017F;o Demu&#x0364;thi-<lb/>
genden werde Gnad widerfahren.</p><lb/>
          <p>§. 11. Wo aber des HErren Forcht einen Gelehrten nicht zu-<note place="right">Die Fo&#xA75B;cht<lb/>
GOttes<lb/>
muß den<lb/>
Schrifft-<lb/>
gelehrten<lb/>
Einhalt<lb/>
thun, &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
gehet es<lb/>
u&#x0364;bel.</note><lb/>
ruck ha&#x0364;lt, da gehets gar zu u&#x0364;bel, das aufbla&#x0364;hende Wi&#x017F;&#x017F;en, der<lb/>
Hochmuth erboßt &#x017F;ich, kan GOTT nimmer die Ehre geben, daß er<lb/>
der wahre Hertzens-Lehrer &#x017F;ey, der erleuchte, himmli&#x017F;chen Ver&#x017F;tand<lb/>
gebe, wem er wolle; das ge&#x017F;tehet ein Hochge&#x017F;tudierter nicht leicht-<lb/>
lich, noch daß er &#x017F;ich beugen ko&#x0364;nne und erkennen, es &#x017F;tehe ja Chri-<lb/>
&#x017F;to dem Go&#x0364;ttlichen Bra&#x0364;utigam frey ihn vorbeyzugehen, ihn in &#x017F;einer<lb/>
Studier&#x017F;tuben hau&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en, und derweilen &#x017F;eine geheime reine<lb/>
Liebe einem Layen anzuvertrauen.</p><lb/>
          <p>Eben hieraus erwach&#x017F;en in allen Religionen die bitter&#x017F;te Verfol-<lb/>
gungen wider die Braut Chri&#x017F;ti; was ihr dero Ge&#x017F;pons offenbahret,<lb/>
und &#x017F;chencket, muß Qua&#x0364;ckerey, Enthu&#x017F;ia&#x017F;terey &#x017F;eyn: wiewohl es mit<lb/>
klarer Heiliger Schrifft bewie&#x017F;en mag werden, zumahlen das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Wort und der Heilige Gei&#x017F;t be&#x017F;ta&#x0364;ndig u&#x0364;berein&#x017F;timmen, von einem<lb/>
aber, der &#x017F;einem eigenen Witz voll i&#x017F;t, mag keines nimmer begriffen<lb/>
werden 1 Cor. 2, 14. Darum kehre dich nicht an der Welt Vor-<lb/>
urtheile, ein Bra&#x0364;utigam wie JESUS, i&#x017F;t wohl werth, daß man<lb/>
etwas &#x017F;einetwegen leyde; Nimm du deinen &#x017F;o verachteten Heyland<lb/>
vom Creutz in deine Armen, umfa&#x017F;&#x017F;e ihn, &#x017F;cheue es nicht, wann &#x017F;chon<lb/>
etwas von &#x017F;einem Blut, Schweiß und Thra&#x0364;nen an deine Haut und<lb/>
Kleider kommt, das wird eben deine herrlich&#x017F;te, Sonnen-gla&#x0364;ntzende<lb/>
Zierde &#x017F;eyn an der Hochzeit-Freude Jeru&#x017F;alems, und den darauf fol-<lb/>
genden Ewigkeiten.</p><lb/>
          <p>§. 12. Der GOTT der Liebe, der fu&#x0364;r dich ge&#x017F;torben i&#x017F;t, der i&#x017F;t<note place="right">JE&#x017F;us i&#x017F;t<lb/>
der be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig&#x017F;te<lb/>
Freund<lb/>
und Buh-<lb/>
ler.</note><lb/>
wohl der allerbe&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;te Freund und Buhler; Er &#x017F;endet einen An-<lb/>
werber, einen Liebes-Brieff u&#x0364;ber den andern, er thut bald bey die-<lb/>
&#x017F;er, bald bey jener Seelen Anwerbung, achtet mans nicht, &#x017F;o gibt<lb/>
ers doch nicht auf, er gehet nicht fort, &#x017F;eine Treue ver&#x017F;chwindet nicht<lb/>
wie ein Morgen-Thau: Er bietet &#x017F;ich wiederum an, und nimmet die<lb/>
kommende Seele mit Freuden auf, gehet dir entgegen mit den Re-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gungen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1303/1399] mit ſeiner Braut der Kirche. GOttes und Krafftloß, der Suͤnde unterworffen geblieben; dagegen ſey der Laͤy, die Layen kaum ein A. B. C. Kind, in Vergleichung ihrer beruͤhmten Geſchicklichkeit, und bringe gleichwohl ſolche tieffe Geheimniſſen vor vom himmliſchen Braͤutigam, mit ſo klarer Gewiß- heit, die ſie nicht begreiffen koͤnnen. Bleibts nun bey ſothaner Ver- wunderung, ſo iſts gut und noch zu hoffen, dem ſich alſo Demuͤthi- genden werde Gnad widerfahren. §. 11. Wo aber des HErren Forcht einen Gelehrten nicht zu- ruck haͤlt, da gehets gar zu uͤbel, das aufblaͤhende Wiſſen, der Hochmuth erboßt ſich, kan GOTT nimmer die Ehre geben, daß er der wahre Hertzens-Lehrer ſey, der erleuchte, himmliſchen Verſtand gebe, wem er wolle; das geſtehet ein Hochgeſtudierter nicht leicht- lich, noch daß er ſich beugen koͤnne und erkennen, es ſtehe ja Chri- ſto dem Goͤttlichen Braͤutigam frey ihn vorbeyzugehen, ihn in ſeiner Studierſtuben hauſen zu laſſen, und derweilen ſeine geheime reine Liebe einem Layen anzuvertrauen. Die Foꝛcht GOttes muß den Schrifft- gelehrten Einhalt thun, ſonſt gehet es uͤbel. Eben hieraus erwachſen in allen Religionen die bitterſte Verfol- gungen wider die Braut Chriſti; was ihr dero Geſpons offenbahret, und ſchencket, muß Quaͤckerey, Enthuſiaſterey ſeyn: wiewohl es mit klarer Heiliger Schrifft bewieſen mag werden, zumahlen das aͤuſſere Wort und der Heilige Geiſt beſtaͤndig uͤbereinſtimmen, von einem aber, der ſeinem eigenen Witz voll iſt, mag keines nimmer begriffen werden 1 Cor. 2, 14. Darum kehre dich nicht an der Welt Vor- urtheile, ein Braͤutigam wie JESUS, iſt wohl werth, daß man etwas ſeinetwegen leyde; Nimm du deinen ſo verachteten Heyland vom Creutz in deine Armen, umfaſſe ihn, ſcheue es nicht, wann ſchon etwas von ſeinem Blut, Schweiß und Thraͤnen an deine Haut und Kleider kommt, das wird eben deine herrlichſte, Sonnen-glaͤntzende Zierde ſeyn an der Hochzeit-Freude Jeruſalems, und den darauf fol- genden Ewigkeiten. §. 12. Der GOTT der Liebe, der fuͤr dich geſtorben iſt, der iſt wohl der allerbeſtaͤndigſte Freund und Buhler; Er ſendet einen An- werber, einen Liebes-Brieff uͤber den andern, er thut bald bey die- ſer, bald bey jener Seelen Anwerbung, achtet mans nicht, ſo gibt ers doch nicht auf, er gehet nicht fort, ſeine Treue verſchwindet nicht wie ein Morgen-Thau: Er bietet ſich wiederum an, und nimmet die kommende Seele mit Freuden auf, gehet dir entgegen mit den Re- gungen JEſus iſt der beſtaͤn- digſte Freund und Buh- ler.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1399
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1399>, abgerufen am 20.05.2024.