nem gebenedeyten Herwiederbringer gantz gelassentlich ohne Ausnahm und Vorbehalt, und sprich von gantzem Hertzen: Jch will und mag hinfort nicht die meine seyn, ich hab lange genug nach meinem Gut- duncken gelebet; alle hinterstellige Zeit meines Lebens soll vollkommen dir geheiliget seyn, HERR JESU ich will dein seyn, das ist mein sehnlichstes Verlangen, o mein Göttlicher Bräutigam! es koste auch was es wolle, dein Sinn sey mein Sinn! dein Will mein Will! deine Begierden meine Begierden. Mein Hertz und alles sey gantz dein, wie dein Hertz gantz mein ist; alles was du bist, hast, redest und thust, gefällt mir; alles was an dir ist, ist je lauter Lieblichkeit und das angenehmste Wesen in meinen Augen. Summa:
Jch bin dein und du bist mein, Ewig soll die Liebe seyn.
Der dritte Articul.
§. 10. 3. will der werthe HERR Bräutigam, daß du allen Ne- ben-Buhlern für ein und allemahl abkündest, voraus der bösen Eigen- Liebe, so nicht an die Creutzigung will: Was das Billichste ist im Himmel und auf Erden, dem sollt du nachgehen, nehmlich JEsum allein lieben, ihm dienen, gehorchen. JESUS will, daß du dich vom Heil. Geist zu einer Jungfrau lassest machen, die sich mit der Welt nicht mehr beflecke, mit Tauben-Augen, allen Sinnen und Ge- dancken auf den allein starre, der für dich gestorben ist: JESUS der Anfänger und Vollender alles Guten, will, daß du der Schlangen kein Gehör mehr leihest.
Stellest du dich aber ein wenig freundlich gegen den vorigen Gna- den-Dieben und Himmels-Räubern, so stellt sich JESUS fremd gegen dir, und geisselt dich: Demnach must du des alten Adams- Hauß samt aller Zugehör vergessen, wo du die gebührende Schön- heit haben willst, daran der König Lust habe Ps. 45, 11. Jhm an- hangen, ein Geist mit ihm werden 1 Cor. 6, 17. eine beiderseitige himmlische Lust und Göttliches Vergnügen aneinander haben, GOTT an dir a und du hinwiederum an GOTT jubilierend und triumphie- rend b, JESUS bleibe in dir mit seiner Gnad und Geist, du in ihm mit Glauben und Liebe, biß du vollkommen ein Hertz mit ihm bist.
§. 11. JE-
aEsai. LXII. 5. Zeph. III. 17. Cant. IIII. 8-13.
bEs. LXI. 10.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
nem gebenedeyten Herwiederbringer gantz gelaſſentlich ohne Ausnahm und Vorbehalt, und ſprich von gantzem Hertzen: Jch will und mag hinfort nicht die meine ſeyn, ich hab lange genug nach meinem Gut- duncken gelebet; alle hinterſtellige Zeit meines Lebens ſoll vollkommen dir geheiliget ſeyn, HERR JESU ich will dein ſeyn, das iſt mein ſehnlichſtes Verlangen, o mein Goͤttlicher Braͤutigam! es koſte auch was es wolle, dein Sinn ſey mein Sinn! dein Will mein Will! deine Begierden meine Begierden. Mein Hertz und alles ſey gantz dein, wie dein Hertz gantz mein iſt; alles was du biſt, haſt, redeſt und thuſt, gefaͤllt mir; alles was an dir iſt, iſt je lauter Lieblichkeit und das angenehmſte Weſen in meinen Augen. Summa:
Jch bin dein und du biſt mein, Ewig ſoll die Liebe ſeyn.
Der dritte Articul.
§. 10. 3. will der werthe HERR Braͤutigam, daß du allen Ne- ben-Buhlern fuͤr ein und allemahl abkuͤndeſt, voraus der boͤſen Eigen- Liebe, ſo nicht an die Creutzigung will: Was das Billichſte iſt im Himmel und auf Erden, dem ſollt du nachgehen, nehmlich JEſum allein lieben, ihm dienen, gehorchen. JESUS will, daß du dich vom Heil. Geiſt zu einer Jungfrau laſſeſt machen, die ſich mit der Welt nicht mehr beflecke, mit Tauben-Augen, allen Sinnen und Ge- dancken auf den allein ſtarre, der fuͤr dich geſtorben iſt: JESUS der Anfaͤnger und Vollender alles Guten, will, daß du der Schlangen kein Gehoͤr mehr leiheſt.
Stelleſt du dich aber ein wenig freundlich gegen den vorigen Gna- den-Dieben und Himmels-Raͤubern, ſo ſtellt ſich JESUS fremd gegen dir, und geiſſelt dich: Demnach muſt du des alten Adams- Hauß ſamt aller Zugehoͤr vergeſſen, wo du die gebuͤhrende Schoͤn- heit haben willſt, daran der Koͤnig Luſt habe Pſ. 45, 11. Jhm an- hangen, ein Geiſt mit ihm werden 1 Cor. 6, 17. eine beiderſeitige himmliſche Luſt und Goͤttliches Vergnuͤgen aneinander haben, GOTT an dir a und du hinwiederum an GOTT jubilierend und triumphie- rend b, JESUS bleibe in dir mit ſeiner Gnad und Geiſt, du in ihm mit Glauben und Liebe, biß du vollkommen ein Hertz mit ihm biſt.
§. 11. JE-
aEſai. LXII. 5. Zeph. III. 17. Cant. IIII. 8‒13.
bEſ. LXI. 10.
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
nem gebenedeyten Herwiederbringer gantz gelaſſentlich ohne Ausnahm
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hinfort nicht die meine ſeyn, ich hab lange genug nach meinem Gut-
duncken gelebet; alle hinterſtellige Zeit meines Lebens ſoll vollkommen
dir geheiliget ſeyn, HERR JESU ich will dein ſeyn, das iſt mein
ſehnlichſtes Verlangen, o mein Goͤttlicher Braͤutigam! es koſte auch
was es wolle, dein Sinn ſey mein Sinn! dein Will mein Will!
deine Begierden meine Begierden. Mein Hertz und alles ſey gantz
dein, wie dein Hertz gantz mein iſt; alles was du biſt, haſt, redeſt
und thuſt, gefaͤllt mir; alles was an dir iſt, iſt je lauter Lieblichkeit
und das angenehmſte Weſen in meinen Augen. Summa:
Jch bin dein und du biſt mein,
Ewig ſoll die Liebe ſeyn.
§. 10. 3. will der werthe HERR Braͤutigam, daß du allen Ne-
ben-Buhlern fuͤr ein und allemahl abkuͤndeſt, voraus der boͤſen Eigen-
Liebe, ſo nicht an die Creutzigung will: Was das Billichſte iſt im
Himmel und auf Erden, dem ſollt du nachgehen, nehmlich JEſum
allein lieben, ihm dienen, gehorchen. JESUS will, daß du dich
vom Heil. Geiſt zu einer Jungfrau laſſeſt machen, die ſich mit der
Welt nicht mehr beflecke, mit Tauben-Augen, allen Sinnen und Ge-
dancken auf den allein ſtarre, der fuͤr dich geſtorben iſt: JESUS der
Anfaͤnger und Vollender alles Guten, will, daß du der Schlangen
kein Gehoͤr mehr leiheſt.
Stelleſt du dich aber ein wenig freundlich gegen den vorigen Gna-
den-Dieben und Himmels-Raͤubern, ſo ſtellt ſich JESUS fremd
gegen dir, und geiſſelt dich: Demnach muſt du des alten Adams-
Hauß ſamt aller Zugehoͤr vergeſſen, wo du die gebuͤhrende Schoͤn-
heit haben willſt, daran der Koͤnig Luſt habe Pſ. 45, 11. Jhm an-
hangen, ein Geiſt mit ihm werden 1 Cor. 6, 17. eine beiderſeitige
himmliſche Luſt und Goͤttliches Vergnuͤgen aneinander haben, GOTT
an dir a und du hinwiederum an GOTT jubilierend und triumphie-
rend b, JESUS bleibe in dir mit ſeiner Gnad und Geiſt, du in
ihm mit Glauben und Liebe, biß du vollkommen ein Hertz mit ihm
biſt.
§. 11. JE-
a Eſai. LXII. 5. Zeph. III. 17. Cant. IIII. 8‒13.
b Eſ. LXI. 10.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1380>, abgerufen am 22.11.2024.
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