Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
mag nicht reden; die stumme Liebe ist die hefftigste: Also nach dem
Jsaac der Rebecca, als ihr künfftiger Ehe-Herr bekannt worden, hat
sie vor Aufschwellung ihres Hertzens wenig mehr geredt als nur, ich
will mitziehen.
Vers 58. Und wer ist der Mann, der uns entgegen
kommt auf dem Felde
Vers 65. Also daß sie ihre meiste Worte von
Jsaac machte, da ware sie freylich Red-seelig genug. Ebenmäßig
die heilige Jungfrau Maria: Von der man aussert dem Gespräch
mit dem Engel Gabriel und dem geistreichen Lied über alle 7. Zeiten
des Neuen Testaments Luc. 1. kein Wort hat als ein Liebe-Wort:
sie haben nicht Wein, und ein Glaubens-Wort: was er euch sagen
wird, das thut a.

§. 12. Dagegen seegneten sie die Jhrige. Also gehets, dann obschon nichtDer
Braut
Christi
wird tau-
sendfa-
cher See-
gen ange-
wünschet.

alle Krafft und Muth haben, alles an JEsum zu spendiren, und mit
JEsu auf die Schädel-Stätte zu gehen, mit ihme gecreutzigt von
allem entblößt und rechte Brand-Opffer zu werden; so schätzet ein
jeder Aufmercksamer einen Creutz-Träger, der vieles um Christi wil-
len erduldet und aufopffert, gar seelig; die Töchtern sahen sie und
preiseten sie seelig, die Königinnen und Kebs-Weiber lobeten
sie; Dann was die Morgen-Röthe, Mond und Sonn der Erden
ist und ein geputztes Kriegs-Heer zum Schutz des Landes, das ist die
Braut, in deren JEsus ihre Wonne gar helle scheint, dem mensch-
lichen Geschlecht b. Also daß diejenige, die sie darfür erkennen, ihr
tausend Seegen zuwünschen, sie bey jedem Anlaß gewaltig rühmen
und mercklich vieles von der Braut ihrer Demuth, Gedult, Glau-
ben, Liebe zu Christo und allen Menschen, Selbst- und Welt-Ver-
läugnung zu sagen wissen, selbige ansehen als eine, die allbereit bald
die Spitze des Bergs Zion erreichet habe und ein Wunder des Him-
mels und Freude der Engeln seye, eine Seel, deren die Welt nicht
werth seye und deren man fast nicht nachsehen dörffe, willgeschwei-
gen nachgehen. Durch welche GOtt undencklich viel ausrichten wer-
de, solche majestätische Wunder-Bekehrungen, daß tausendmal zehen-
tausend aus ihr werden.
Welches auch die Freunde der Braut ihr
aus hertzlicher Liebe gönnen, wünschen und hoffen, daß es also gesche-
he, wie aus denen 12. Aposteln viele Millionen Gläubige worden sind,
also daß sie sich redlich ins tausende multiplicirt haben: Zwölff mal

zwölff
a Joh. II.
b Cant. VI. 9. 10.
X x x x x x x

mit ſeiner Braut der Kirche.
mag nicht reden; die ſtumme Liebe iſt die hefftigſte: Alſo nach dem
Jſaac der Rebecca, als ihr kuͤnfftiger Ehe-Herr bekannt worden, hat
ſie vor Aufſchwellung ihres Hertzens wenig mehr geredt als nur, ich
will mitziehen.
Vers 58. Und wer iſt der Mann, der uns entgegen
kommt auf dem Felde
Vers 65. Alſo daß ſie ihre meiſte Worte von
Jſaac machte, da ware ſie freylich Red-ſeelig genug. Ebenmaͤßig
die heilige Jungfrau Maria: Von der man auſſert dem Geſpraͤch
mit dem Engel Gabriel und dem geiſtreichen Lied uͤber alle 7. Zeiten
des Neuen Teſtaments Luc. 1. kein Wort hat als ein Liebe-Wort:
ſie haben nicht Wein, und ein Glaubens-Wort: was er euch ſagen
wird, das thut a.

§. 12. Dagegen ſeegneten ſie die Jhrige. Alſo gehets, dann obſchon nichtDer
Braut
Chriſti
wird tau-
ſendfa-
cher See-
gen ange-
wuͤnſchet.

alle Krafft und Muth haben, alles an JEſum zu ſpendiren, und mit
JEſu auf die Schaͤdel-Staͤtte zu gehen, mit ihme gecreutzigt von
allem entbloͤßt und rechte Brand-Opffer zu werden; ſo ſchaͤtzet ein
jeder Aufmerckſamer einen Creutz-Traͤger, der vieles um Chriſti wil-
len erduldet und aufopffert, gar ſeelig; die Toͤchtern ſahen ſie und
preiſeten ſie ſeelig, die Koͤniginnen und Kebs-Weiber lobeten
ſie; Dann was die Morgen-Roͤthe, Mond und Sonn der Erden
iſt und ein geputztes Kriegs-Heer zum Schutz des Landes, das iſt die
Braut, in deren JEſus ihre Wonne gar helle ſcheint, dem menſch-
lichen Geſchlecht b. Alſo daß diejenige, die ſie darfuͤr erkennen, ihr
tauſend Seegen zuwuͤnſchen, ſie bey jedem Anlaß gewaltig ruͤhmen
und mercklich vieles von der Braut ihrer Demuth, Gedult, Glau-
ben, Liebe zu Chriſto und allen Menſchen, Selbſt- und Welt-Ver-
laͤugnung zu ſagen wiſſen, ſelbige anſehen als eine, die allbereit bald
die Spitze des Bergs Zion erreichet habe und ein Wunder des Him-
mels und Freude der Engeln ſeye, eine Seel, deren die Welt nicht
werth ſeye und deren man faſt nicht nachſehen doͤrffe, willgeſchwei-
gen nachgehen. Durch welche GOtt undencklich viel ausrichten wer-
de, ſolche majeſtaͤtiſche Wunder-Bekehrungen, daß tauſendmal zehen-
tauſend aus ihr werden.
Welches auch die Freunde der Braut ihr
aus hertzlicher Liebe goͤnnen, wuͤnſchen und hoffen, daß es alſo geſche-
he, wie aus denen 12. Apoſteln viele Millionen Glaͤubige worden ſind,
alſo daß ſie ſich redlich ins tauſende multiplicirt haben: Zwoͤlff mal

zwoͤlff
a Joh. II.
b Cant. VI. 9. 10.
X x x x x x x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1361" n="1265"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
mag nicht reden; die &#x017F;tumme Liebe i&#x017F;t die hefftig&#x017F;te: Al&#x017F;o nach dem<lb/>
J&#x017F;aac der Rebecca, als ihr ku&#x0364;nfftiger Ehe-Herr bekannt worden, hat<lb/>
&#x017F;ie vor Auf&#x017F;chwellung ihres Hertzens wenig mehr geredt als nur, <hi rendition="#fr">ich<lb/>
will mitziehen.</hi> Vers 58. Und <hi rendition="#fr">wer i&#x017F;t der Mann, der uns entgegen<lb/>
kommt auf dem Felde</hi> Vers 65. Al&#x017F;o daß &#x017F;ie ihre mei&#x017F;te Worte von<lb/>
J&#x017F;aac machte, da ware &#x017F;ie freylich Red-&#x017F;eelig genug. Ebenma&#x0364;ßig<lb/>
die heilige Jungfrau Maria: Von der man au&#x017F;&#x017F;ert dem Ge&#x017F;pra&#x0364;ch<lb/>
mit dem Engel Gabriel und dem gei&#x017F;treichen Lied u&#x0364;ber alle 7. Zeiten<lb/>
des Neuen Te&#x017F;taments Luc. 1. kein Wort hat als ein Liebe-Wort:<lb/>
&#x017F;ie haben nicht Wein, und ein Glaubens-Wort: was er euch &#x017F;agen<lb/>
wird, das thut <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Joh. II.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>§. 12. Dagegen <hi rendition="#fr">&#x017F;eegneten</hi> &#x017F;ie die Jhrige. Al&#x017F;o gehets, dann ob&#x017F;chon nicht<note place="right">Der<lb/>
Braut<lb/>
Chri&#x017F;ti<lb/>
wird tau-<lb/>
&#x017F;endfa-<lb/>
cher See-<lb/>
gen ange-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chet.</note><lb/>
alle Krafft und Muth haben, alles an JE&#x017F;um zu &#x017F;pendiren, und mit<lb/>
JE&#x017F;u auf die Scha&#x0364;del-Sta&#x0364;tte zu gehen, mit ihme gecreutzigt von<lb/>
allem entblo&#x0364;ßt und rechte Brand-Opffer zu werden; &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;tzet ein<lb/>
jeder Aufmerck&#x017F;amer einen Creutz-Tra&#x0364;ger, der vieles um Chri&#x017F;ti wil-<lb/>
len erduldet und aufopffert, gar &#x017F;eelig; die To&#x0364;chtern &#x017F;ahen &#x017F;ie und<lb/>
prei&#x017F;eten &#x017F;ie &#x017F;eelig, die Ko&#x0364;niginnen und Kebs-Weiber lobeten<lb/>
&#x017F;ie; Dann was die Morgen-Ro&#x0364;the, Mond und Sonn der Erden<lb/>
i&#x017F;t und ein geputztes Kriegs-Heer zum Schutz des Landes, das i&#x017F;t die<lb/>
Braut, in deren JE&#x017F;us ihre Wonne gar helle &#x017F;cheint, dem men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlecht <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Cant. VI.</hi> 9. 10.</note>. Al&#x017F;o daß diejenige, die &#x017F;ie darfu&#x0364;r erkennen, ihr<lb/>
tau&#x017F;end Seegen zuwu&#x0364;n&#x017F;chen, &#x017F;ie bey jedem Anlaß gewaltig ru&#x0364;hmen<lb/>
und mercklich vieles von der Braut ihrer Demuth, Gedult, Glau-<lb/>
ben, Liebe zu Chri&#x017F;to und allen Men&#x017F;chen, Selb&#x017F;t- und Welt-Ver-<lb/>
la&#x0364;ugnung zu &#x017F;agen wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;elbige an&#x017F;ehen als eine, die allbereit bald<lb/>
die Spitze des Bergs Zion erreichet habe und ein Wunder des Him-<lb/>
mels und Freude der Engeln &#x017F;eye, eine Seel, deren die Welt nicht<lb/>
werth &#x017F;eye und deren man fa&#x017F;t nicht nach&#x017F;ehen do&#x0364;rffe, willge&#x017F;chwei-<lb/>
gen nachgehen. Durch welche GOtt undencklich viel ausrichten wer-<lb/>
de, &#x017F;olche maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;che Wunder-Bekehrungen, <hi rendition="#fr">daß tau&#x017F;endmal zehen-<lb/>
tau&#x017F;end aus ihr werden.</hi> Welches auch die Freunde der Braut ihr<lb/>
aus hertzlicher Liebe go&#x0364;nnen, wu&#x0364;n&#x017F;chen und hoffen, daß es al&#x017F;o ge&#x017F;che-<lb/>
he, wie aus denen 12. Apo&#x017F;teln viele Millionen Gla&#x0364;ubige worden &#x017F;ind,<lb/>
al&#x017F;o daß &#x017F;ie &#x017F;ich redlich ins tau&#x017F;ende <hi rendition="#aq">multiplici</hi>rt haben: Zwo&#x0364;lff mal<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x x x x x</fw><fw place="bottom" type="catch">zwo&#x0364;lff</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1265/1361] mit ſeiner Braut der Kirche. mag nicht reden; die ſtumme Liebe iſt die hefftigſte: Alſo nach dem Jſaac der Rebecca, als ihr kuͤnfftiger Ehe-Herr bekannt worden, hat ſie vor Aufſchwellung ihres Hertzens wenig mehr geredt als nur, ich will mitziehen. Vers 58. Und wer iſt der Mann, der uns entgegen kommt auf dem Felde Vers 65. Alſo daß ſie ihre meiſte Worte von Jſaac machte, da ware ſie freylich Red-ſeelig genug. Ebenmaͤßig die heilige Jungfrau Maria: Von der man auſſert dem Geſpraͤch mit dem Engel Gabriel und dem geiſtreichen Lied uͤber alle 7. Zeiten des Neuen Teſtaments Luc. 1. kein Wort hat als ein Liebe-Wort: ſie haben nicht Wein, und ein Glaubens-Wort: was er euch ſagen wird, das thut a. §. 12. Dagegen ſeegneten ſie die Jhrige. Alſo gehets, dann obſchon nicht alle Krafft und Muth haben, alles an JEſum zu ſpendiren, und mit JEſu auf die Schaͤdel-Staͤtte zu gehen, mit ihme gecreutzigt von allem entbloͤßt und rechte Brand-Opffer zu werden; ſo ſchaͤtzet ein jeder Aufmerckſamer einen Creutz-Traͤger, der vieles um Chriſti wil- len erduldet und aufopffert, gar ſeelig; die Toͤchtern ſahen ſie und preiſeten ſie ſeelig, die Koͤniginnen und Kebs-Weiber lobeten ſie; Dann was die Morgen-Roͤthe, Mond und Sonn der Erden iſt und ein geputztes Kriegs-Heer zum Schutz des Landes, das iſt die Braut, in deren JEſus ihre Wonne gar helle ſcheint, dem menſch- lichen Geſchlecht b. Alſo daß diejenige, die ſie darfuͤr erkennen, ihr tauſend Seegen zuwuͤnſchen, ſie bey jedem Anlaß gewaltig ruͤhmen und mercklich vieles von der Braut ihrer Demuth, Gedult, Glau- ben, Liebe zu Chriſto und allen Menſchen, Selbſt- und Welt-Ver- laͤugnung zu ſagen wiſſen, ſelbige anſehen als eine, die allbereit bald die Spitze des Bergs Zion erreichet habe und ein Wunder des Him- mels und Freude der Engeln ſeye, eine Seel, deren die Welt nicht werth ſeye und deren man faſt nicht nachſehen doͤrffe, willgeſchwei- gen nachgehen. Durch welche GOtt undencklich viel ausrichten wer- de, ſolche majeſtaͤtiſche Wunder-Bekehrungen, daß tauſendmal zehen- tauſend aus ihr werden. Welches auch die Freunde der Braut ihr aus hertzlicher Liebe goͤnnen, wuͤnſchen und hoffen, daß es alſo geſche- he, wie aus denen 12. Apoſteln viele Millionen Glaͤubige worden ſind, alſo daß ſie ſich redlich ins tauſende multiplicirt haben: Zwoͤlff mal zwoͤlff Der Braut Chriſti wird tau- ſendfa- cher See- gen ange- wuͤnſchet. a Joh. II. b Cant. VI. 9. 10. X x x x x x x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1361
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1361>, abgerufen am 20.05.2024.