Das alles hat die reine, stille, eingekehrte, demüthige, gedultige, liebreiche, keusche, barmhertzige, aufrichtige, dienstbare und vom Eigen-Willen loßgemachte Jungfer Braut von ihrem JEsu zu em- pfangen; Also gehets wolgearbeiteten, freyen und nach dem besten Bild gestalteten Seelen.
Jhrem Bruder aber und ihrer Mutter gab er edle Früchte, köstliche Gewächse, wolriechende Gewürtze, seltene Eß-Waaren. Die der Braut im Geist am nähesten verwandt, dem Bräutigam auch gün- stig und zugethan sind, die geniessen auch seine Mildthätigkeit. Aber nur eine ist meine Taube, meine vollkommene, die eintzige ihrer Mutter, die auserwählte ihrer Gebährerin a. Martha dienet, La- zarus liget zu Tisch mit JEsu, aber Maria Geist zerrinnet gantz in Liebe über JEsu und Jerusalem, wird erfüllet vom Geruch ihrer Salbe b. Jojada ware herrlicher dann die Dreyßig, aber er kam nicht biß an jene drey c. Maria Mutter ware eine heilige Seel, gleichwol hatte sie nicht die Herrlichkeit eine GOttes Gebährerin zu seyn, doch kame sie nahe dazu. GOttes Liebe ist so groß zu seiner Braut, daß er auch denen, so dem geringsten von seinen Braut- Gliedern Liebe erweisen, ein ewig Reich bereitet hat, ehe der Welt Grund geleget ist d. Auch ewige Hütten als Vorstätte Je- rusalems e. Die Früchte hier können das Paradis abbilden, als den Garten vor dem Pallast, als einen niedrigern Grad der Seeligkeit, darein der Braut Freund und Verwandte aufgenommen werden: Das Gold und Silber aber das neu Jerusalem, so die Braut selbst ist f.
Drum wer wolte sonst was lieben, Und sich nicht beständig üben Des Monarchen Braut zu seyn: Muß man gleich allhier viel leiden, Sich von allen Dingen scheiden;Von dem Abend- mahl, das der Glau- dige mit GOtt all- hier hal- tet, Bringts ein Tag doch wieder ein.
§. 4. Vers 54. Und sie assen und truncken samt den Männern die mit ihm waren und blieben über nacht da. Des Morgens aber stunden
sie
aCant. VI. 9.
bJoh. XII.
c 2 Sam. XXIII. 22. 23.
dMatth. XXV. 34.
eLuc. XVI. 9.
fApoc. XXI. 9.
U u u u u u u
mit ſeiner Braut der Kirche.
Das alles hat die reine, ſtille, eingekehrte, demuͤthige, gedultige, liebreiche, keuſche, barmhertzige, aufrichtige, dienſtbare und vom Eigen-Willen loßgemachte Jungfer Braut von ihrem JEſu zu em- pfangen; Alſo gehets wolgearbeiteten, freyen und nach dem beſten Bild geſtalteten Seelen.
Jhrem Bruder aber und ihrer Mutter gab er edle Fruͤchte, koͤſtliche Gewaͤchſe, wolriechende Gewuͤrtze, ſeltene Eß-Waaren. Die der Braut im Geiſt am naͤheſten verwandt, dem Braͤutigam auch guͤn- ſtig und zugethan ſind, die genieſſen auch ſeine Mildthaͤtigkeit. Aber nur eine iſt meine Taube, meine vollkommene, die eintzige ihrer Mutter, die auserwaͤhlte ihrer Gebaͤhrerin a. Martha dienet, La- zarus liget zu Tiſch mit JEſu, aber Maria Geiſt zerrinnet gantz in Liebe uͤber JEſu und Jeruſalem, wird erfuͤllet vom Geruch ihrer Salbe b. Jojada ware herrlicher dann die Dreyßig, aber er kam nicht biß an jene drey c. Maria Mutter ware eine heilige Seel, gleichwol hatte ſie nicht die Herrlichkeit eine GOttes Gebaͤhrerin zu ſeyn, doch kame ſie nahe dazu. GOttes Liebe iſt ſo groß zu ſeiner Braut, daß er auch denen, ſo dem geringſten von ſeinen Braut- Gliedern Liebe erweiſen, ein ewig Reich bereitet hat, ehe der Welt Grund geleget iſt d. Auch ewige Huͤtten als Vorſtaͤtte Je- ruſalems e. Die Fruͤchte hier koͤnnen das Paradis abbilden, als den Garten vor dem Pallaſt, als einen niedrigern Grad der Seeligkeit, darein der Braut Freund und Verwandte aufgenommen werden: Das Gold und Silber aber das neu Jeruſalem, ſo die Braut ſelbſt iſt f.
Drum wer wolte ſonſt was lieben, Und ſich nicht beſtaͤndig uͤben Des Monarchen Braut zu ſeyn: Muß man gleich allhier viel leiden, Sich von allen Dingen ſcheiden;Von dem Abend- mahl, das der Glau- dige mit GOtt all- hier hal- tet, Bringts ein Tag doch wieder ein.
§. 4. Vers 54. Und ſie aſſen und truncken ſamt den Maͤnnern die mit ihm waren und blieben uͤber nacht da. Des Morgens aber ſtunden
ſie
aCant. VI. 9.
bJoh. XII.
c 2 Sam. XXIII. 22. 23.
dMatth. XXV. 34.
eLuc. XVI. 9.
fApoc. XXI. 9.
U u u u u u u
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1353"n="1257"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">mit ſeiner Braut der Kirche.</hi></fw><lb/><p>Das alles hat die reine, ſtille, eingekehrte, demuͤthige, gedultige,<lb/>
liebreiche, keuſche, barmhertzige, aufrichtige, dienſtbare und vom<lb/>
Eigen-Willen loßgemachte Jungfer Braut von ihrem JEſu zu em-<lb/>
pfangen; Alſo gehets wolgearbeiteten, freyen und nach dem beſten<lb/>
Bild geſtalteten Seelen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jhrem Bruder aber und ihrer Mutter gab er edle Fruͤchte,</hi> koͤſtliche<lb/>
Gewaͤchſe, wolriechende Gewuͤrtze, ſeltene Eß-Waaren. Die der<lb/>
Braut im Geiſt am naͤheſten verwandt, dem Braͤutigam auch guͤn-<lb/>ſtig und zugethan ſind, die genieſſen auch ſeine Mildthaͤtigkeit.<lb/>
Aber nur eine iſt meine Taube, meine vollkommene, die eintzige ihrer<lb/>
Mutter, die auserwaͤhlte ihrer Gebaͤhrerin <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Cant. VI.</hi> 9.</note>. Martha dienet, La-<lb/>
zarus liget zu Tiſch mit JEſu, aber Maria Geiſt zerrinnet gantz in<lb/>
Liebe uͤber JEſu und Jeruſalem, wird erfuͤllet vom Geruch ihrer<lb/>
Salbe <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Joh. XII.</hi></note>. Jojada ware herrlicher dann die Dreyßig, aber er kam<lb/>
nicht biß an jene drey <noteplace="foot"n="c">2 <hirendition="#aq">Sam. XXIII.</hi> 22. 23.</note>. Maria Mutter ware eine heilige Seel,<lb/>
gleichwol hatte ſie nicht die Herrlichkeit eine GOttes Gebaͤhrerin zu<lb/>ſeyn, doch kame ſie nahe dazu. GOttes Liebe iſt ſo groß zu ſeiner<lb/>
Braut, daß er auch denen, ſo dem geringſten von ſeinen Braut-<lb/>
Gliedern Liebe erweiſen, ein ewig Reich bereitet hat, ehe der<lb/>
Welt Grund geleget iſt <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Matth. XXV.</hi><lb/>
34.</note>. Auch ewige Huͤtten als Vorſtaͤtte Je-<lb/>
ruſalems <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Luc. XVI.</hi> 9.</note>. Die <hirendition="#fr">Fruͤchte</hi> hier koͤnnen das Paradis abbilden, als den<lb/>
Garten vor dem Pallaſt, als einen niedrigern Grad der Seeligkeit,<lb/>
darein der Braut Freund und Verwandte aufgenommen werden:<lb/>
Das <hirendition="#fr">Gold</hi> und <hirendition="#fr">Silber</hi> aber das neu Jeruſalem, ſo die Braut ſelbſt<lb/>
iſt <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Apoc. XXI.</hi> 9.</note>.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Drum wer wolte ſonſt was lieben,</l><lb/><l>Und ſich nicht beſtaͤndig uͤben</l><lb/><l>Des Monarchen Braut zu ſeyn:</l><lb/><l>Muß man gleich allhier viel leiden,</l><lb/><l>Sich von allen Dingen ſcheiden;<noteplace="right">Von dem</note></l><lb/><l><noteplace="right">Abend-</note></l><lb/><l><noteplace="right">mahl, das</note></l><lb/><l><noteplace="right">der Glau-</note></l><lb/><l><noteplace="right">dige mit</note></l><lb/><l><noteplace="right">GOtt all-</note></l><lb/><l><noteplace="right">hier hal-</note></l><lb/><l><noteplace="right">tet,</note></l><lb/><l>Bringts ein Tag doch wieder ein.</l></lg><lb/><p>§. 4. Vers 54. <hirendition="#fr">Und ſie aſſen und truncken ſamt den Maͤnnern die mit<lb/>
ihm waren und blieben uͤber nacht da. Des Morgens aber ſtunden</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u u u u u u</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ſie</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1257/1353]
mit ſeiner Braut der Kirche.
Das alles hat die reine, ſtille, eingekehrte, demuͤthige, gedultige,
liebreiche, keuſche, barmhertzige, aufrichtige, dienſtbare und vom
Eigen-Willen loßgemachte Jungfer Braut von ihrem JEſu zu em-
pfangen; Alſo gehets wolgearbeiteten, freyen und nach dem beſten
Bild geſtalteten Seelen.
Jhrem Bruder aber und ihrer Mutter gab er edle Fruͤchte, koͤſtliche
Gewaͤchſe, wolriechende Gewuͤrtze, ſeltene Eß-Waaren. Die der
Braut im Geiſt am naͤheſten verwandt, dem Braͤutigam auch guͤn-
ſtig und zugethan ſind, die genieſſen auch ſeine Mildthaͤtigkeit.
Aber nur eine iſt meine Taube, meine vollkommene, die eintzige ihrer
Mutter, die auserwaͤhlte ihrer Gebaͤhrerin a. Martha dienet, La-
zarus liget zu Tiſch mit JEſu, aber Maria Geiſt zerrinnet gantz in
Liebe uͤber JEſu und Jeruſalem, wird erfuͤllet vom Geruch ihrer
Salbe b. Jojada ware herrlicher dann die Dreyßig, aber er kam
nicht biß an jene drey c. Maria Mutter ware eine heilige Seel,
gleichwol hatte ſie nicht die Herrlichkeit eine GOttes Gebaͤhrerin zu
ſeyn, doch kame ſie nahe dazu. GOttes Liebe iſt ſo groß zu ſeiner
Braut, daß er auch denen, ſo dem geringſten von ſeinen Braut-
Gliedern Liebe erweiſen, ein ewig Reich bereitet hat, ehe der
Welt Grund geleget iſt d. Auch ewige Huͤtten als Vorſtaͤtte Je-
ruſalems e. Die Fruͤchte hier koͤnnen das Paradis abbilden, als den
Garten vor dem Pallaſt, als einen niedrigern Grad der Seeligkeit,
darein der Braut Freund und Verwandte aufgenommen werden:
Das Gold und Silber aber das neu Jeruſalem, ſo die Braut ſelbſt
iſt f.
Drum wer wolte ſonſt was lieben,
Und ſich nicht beſtaͤndig uͤben
Des Monarchen Braut zu ſeyn:
Muß man gleich allhier viel leiden,
Sich von allen Dingen ſcheiden;
Bringts ein Tag doch wieder ein.
§. 4. Vers 54. Und ſie aſſen und truncken ſamt den Maͤnnern die mit
ihm waren und blieben uͤber nacht da. Des Morgens aber ſtunden
ſie
a Cant. VI. 9.
b Joh. XII.
c 2 Sam. XXIII. 22. 23.
d Matth. XXV.
34.
e Luc. XVI. 9.
f Apoc. XXI. 9.
U u u u u u u
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1353>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.