Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit a!
Was bißweilen vor ein Triumph-Gepräng, Freuden-Geschrey, Jauch-
tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe,
was vor ein Harffenspiel, Drommeten-Klang und Schall der Po-
saunen, wissen diejenige, so es erfahren, und daß solch himmlisch-
Freuden-Spiel keine Fantasey seye, beweisen die Göttliche Psalmen
Davids b, das Halleluja c. Da werden die unausforschliche Reich-
thümer Christi und Güter deß H. Geistes, so die Verheissungen ge-
bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beschauet sie:
es wäre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheissun-
gen, wann man sie da mit ihren Centner-schweren Ladungen stehen
liesse, und ihnen nicht abnähme, was sie bringen, und sie mit Glau-
bens-Regungen fütterte, welches sehr köstlich Stroh ist, sintemahl
das Weitzen-Körnlein JESUS darauf wächßt d, dadurch denn die
Verheissungen recht belebet und gestärcket werden, nachdem sie so
genug auf der Welt herumgegangen, und man sie fast vor allen Häu-
sern, Städten und Dörffern vorbey streichen lassen mit allen ihren
Seligkeiten.

Nach dem sich auch JESUS gleich müd gesucht eine Braut auf
Erden zu finden, o wie ist ihm das ein Balsam-Oel, eine Erfri-
schung, ein Hertz gefunden zu haben, das sich ihme samt seinen Hei-
ligen Aposteln und Propheten gantz aufthut, also daß es von allem
Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Düpflein aufzulösen
gedencket e, o da badet JESUS seine müden Füsse im Malvasier!
es würde Elieser verdrossen haben, wann Laban einen einigen Mann
von seiner Suite, oder Gefolg hätte lassen draussen stehen; aber das thut
Laban oder die Begierde nach JEsu ähnlicher Heiligkeit nicht, der Braut
sind alle Kinder GOttes, (sie seyen ihres Sinnes oder nicht, und ha-
ben noch so der Natur unerträgliche Manieren) und alle Tugenden,
auch die so Haß und Ungunst übern Halß ziehen, eine wie die ande-
re willkomm, eben darum, weilen sie mit JESU Christo kom-
men.

Es hat die Erde oder irrdisch-gesinnte Christenheit viel Staubs
Christo und seinen Aposteln an die Füsse gehengt, (welcher dermah-
leneins auf ihre Köpfe abgeschüttelt werden soll) mit ihren finsteren

Erklärun-
a Ps. XLV. 5.
b Ps. XCVI. 11. 12.
c Ps. CXLVIII. Ps. LXVIII. 4. 5.
25. 26.
d Joh. XII.
e Matth. V. 17-19.
S s s s s s s 3

mit ſeiner Braut der Kirche.
Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit a!
Was bißweilen vor ein Triumph-Gepraͤng, Freuden-Geſchrey, Jauch-
tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe,
was vor ein Harffenſpiel, Drommeten-Klang und Schall der Po-
ſaunen, wiſſen diejenige, ſo es erfahren, und daß ſolch himmliſch-
Freuden-Spiel keine Fantaſey ſeye, beweiſen die Goͤttliche Pſalmen
Davids b, das Halleluja c. Da werden die unausforſchliche Reich-
thuͤmer Chriſti und Guͤter deß H. Geiſtes, ſo die Verheiſſungen ge-
bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beſchauet ſie:
es waͤre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheiſſun-
gen, wann man ſie da mit ihren Centner-ſchweren Ladungen ſtehen
lieſſe, und ihnen nicht abnaͤhme, was ſie bringen, und ſie mit Glau-
bens-Regungen fuͤtterte, welches ſehr koͤſtlich Stroh iſt, ſintemahl
das Weitzen-Koͤrnlein JESUS darauf waͤchßt d, dadurch denn die
Verheiſſungen recht belebet und geſtaͤrcket werden, nachdem ſie ſo
genug auf der Welt herumgegangen, und man ſie faſt vor allen Haͤu-
ſern, Staͤdten und Doͤrffern vorbey ſtreichen laſſen mit allen ihren
Seligkeiten.

Nach dem ſich auch JESUS gleich muͤd geſucht eine Braut auf
Erden zu finden, o wie iſt ihm das ein Balſam-Oel, eine Erfri-
ſchung, ein Hertz gefunden zu haben, das ſich ihme ſamt ſeinen Hei-
ligen Apoſteln und Propheten gantz aufthut, alſo daß es von allem
Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Duͤpflein aufzuloͤſen
gedencket e, o da badet JESUS ſeine muͤden Fuͤſſe im Malvaſier!
es wuͤrde Elieſer verdroſſen haben, wann Laban einen einigen Mann
von ſeiner Suite, oder Gefolg haͤtte laſſen drauſſen ſtehen; aber das thut
Laban oder die Begierde nach JEſu aͤhnlicher Heiligkeit nicht, der Braut
ſind alle Kinder GOttes, (ſie ſeyen ihres Sinnes oder nicht, und ha-
ben noch ſo der Natur unertraͤgliche Manieren) und alle Tugenden,
auch die ſo Haß und Ungunſt uͤbern Halß ziehen, eine wie die ande-
re willkomm, eben darum, weilen ſie mit JESU Chriſto kom-
men.

Es hat die Erde oder irrdiſch-geſinnte Chriſtenheit viel Staubs
Chriſto und ſeinen Apoſteln an die Fuͤſſe gehengt, (welcher dermah-
leneins auf ihre Koͤpfe abgeſchuͤttelt werden ſoll) mit ihren finſteren

Erklaͤrun-
a Pſ. XLV. 5.
b Pſ. XCVI. 11. 12.
c Pſ. CXLVIII. Pſ. LXVIII. 4. 5.
25. 26.
d Joh. XII.
e Matth. V. 17-19.
S s s s s s s 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1341" n="1245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. XLV.</hi> 5.</note>!<lb/>
Was bißweilen vor ein Triumph-Gepra&#x0364;ng, Freuden-Ge&#x017F;chrey, Jauch-<lb/>
tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe,<lb/>
was vor ein Harffen&#x017F;piel, Drommeten-Klang und Schall der Po-<lb/>
&#x017F;aunen, wi&#x017F;&#x017F;en diejenige, &#x017F;o es erfahren, und daß &#x017F;olch himmli&#x017F;ch-<lb/>
Freuden-Spiel keine Fanta&#x017F;ey &#x017F;eye, bewei&#x017F;en die Go&#x0364;ttliche P&#x017F;almen<lb/>
Davids <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">P</hi>&#x017F;. XCVI.</hi> 11. 12.</note>, das Halleluja <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. CXLVIII. P&#x017F;. LXVIII.</hi> 4. 5.<lb/>
25. 26.</note>. Da werden die unausfor&#x017F;chliche Reich-<lb/>
thu&#x0364;mer Chri&#x017F;ti und Gu&#x0364;ter deß H. Gei&#x017F;tes, &#x017F;o die Verhei&#x017F;&#x017F;ungen ge-<lb/>
bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und be&#x017F;chauet &#x017F;ie:<lb/>
es wa&#x0364;re eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verhei&#x017F;&#x017F;un-<lb/>
gen, wann man &#x017F;ie da mit ihren Centner-&#x017F;chweren Ladungen &#x017F;tehen<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e, und ihnen nicht abna&#x0364;hme, was &#x017F;ie bringen, und &#x017F;ie mit Glau-<lb/>
bens-Regungen fu&#x0364;tterte, welches &#x017F;ehr ko&#x0364;&#x017F;tlich Stroh i&#x017F;t, &#x017F;intemahl<lb/>
das Weitzen-Ko&#x0364;rnlein JESUS darauf wa&#x0364;chßt <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Joh. XII.</hi></note>, dadurch denn die<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ungen recht belebet und ge&#x017F;ta&#x0364;rcket werden, nachdem &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
genug auf der Welt herumgegangen, und man &#x017F;ie fa&#x017F;t vor allen Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern, Sta&#x0364;dten und Do&#x0364;rffern vorbey &#x017F;treichen la&#x017F;&#x017F;en mit allen ihren<lb/>
Seligkeiten.</p><lb/>
          <p>Nach dem &#x017F;ich auch JESUS gleich mu&#x0364;d ge&#x017F;ucht eine Braut auf<lb/>
Erden zu finden, o wie i&#x017F;t ihm das ein Bal&#x017F;am-Oel, eine Erfri-<lb/>
&#x017F;chung, ein Hertz gefunden zu haben, das &#x017F;ich ihme &#x017F;amt &#x017F;einen Hei-<lb/>
ligen Apo&#x017F;teln und Propheten gantz aufthut, al&#x017F;o daß es von allem<lb/>
Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Du&#x0364;pflein aufzulo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
gedencket <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Matth. V.</hi> 17-19.</note>, o da badet JESUS &#x017F;eine mu&#x0364;den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e im Malva&#x017F;ier!<lb/>
es wu&#x0364;rde Elie&#x017F;er verdro&#x017F;&#x017F;en haben, wann Laban einen einigen Mann<lb/>
von &#x017F;einer Suite, oder Gefolg ha&#x0364;tte la&#x017F;&#x017F;en drau&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tehen; aber das thut<lb/>
Laban oder die Begierde nach JE&#x017F;u a&#x0364;hnlicher Heiligkeit nicht, der Braut<lb/>
&#x017F;ind alle Kinder GOttes, (&#x017F;ie &#x017F;eyen ihres Sinnes oder nicht, und ha-<lb/>
ben noch &#x017F;o der Natur unertra&#x0364;gliche Manieren) und alle Tugenden,<lb/>
auch die &#x017F;o Haß und Ungun&#x017F;t u&#x0364;bern Halß ziehen, eine wie die ande-<lb/>
re willkomm, eben darum, weilen &#x017F;ie mit JESU Chri&#x017F;to kom-<lb/>
men.</p><lb/>
          <p>Es hat die Erde oder irrdi&#x017F;ch-ge&#x017F;innte Chri&#x017F;tenheit viel Staubs<lb/>
Chri&#x017F;to und &#x017F;einen Apo&#x017F;teln an die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gehengt, (welcher dermah-<lb/>
leneins auf ihre Ko&#x0364;pfe abge&#x017F;chu&#x0364;ttelt werden &#x017F;oll) mit ihren fin&#x017F;teren<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s s s s s s 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Erkla&#x0364;run-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1245/1341] mit ſeiner Braut der Kirche. Herrlichkeit ins Hertz hinein reitet auf dem Wort der Warheit a! Was bißweilen vor ein Triumph-Gepraͤng, Freuden-Geſchrey, Jauch- tzen, Singen, Loben und jubilierendes Frolocken dabey vorgehe, was vor ein Harffenſpiel, Drommeten-Klang und Schall der Po- ſaunen, wiſſen diejenige, ſo es erfahren, und daß ſolch himmliſch- Freuden-Spiel keine Fantaſey ſeye, beweiſen die Goͤttliche Pſalmen Davids b, das Halleluja c. Da werden die unausforſchliche Reich- thuͤmer Chriſti und Guͤter deß H. Geiſtes, ſo die Verheiſſungen ge- bracht haben, bekannt und offenbahr, man wigt und beſchauet ſie: es waͤre eine Grobheit und Unbarmhertzigkeit gegen die Verheiſſun- gen, wann man ſie da mit ihren Centner-ſchweren Ladungen ſtehen lieſſe, und ihnen nicht abnaͤhme, was ſie bringen, und ſie mit Glau- bens-Regungen fuͤtterte, welches ſehr koͤſtlich Stroh iſt, ſintemahl das Weitzen-Koͤrnlein JESUS darauf waͤchßt d, dadurch denn die Verheiſſungen recht belebet und geſtaͤrcket werden, nachdem ſie ſo genug auf der Welt herumgegangen, und man ſie faſt vor allen Haͤu- ſern, Staͤdten und Doͤrffern vorbey ſtreichen laſſen mit allen ihren Seligkeiten. Nach dem ſich auch JESUS gleich muͤd geſucht eine Braut auf Erden zu finden, o wie iſt ihm das ein Balſam-Oel, eine Erfri- ſchung, ein Hertz gefunden zu haben, das ſich ihme ſamt ſeinen Hei- ligen Apoſteln und Propheten gantz aufthut, alſo daß es von allem Willen GOttes nicht ein Jota, Tittel oder Duͤpflein aufzuloͤſen gedencket e, o da badet JESUS ſeine muͤden Fuͤſſe im Malvaſier! es wuͤrde Elieſer verdroſſen haben, wann Laban einen einigen Mann von ſeiner Suite, oder Gefolg haͤtte laſſen drauſſen ſtehen; aber das thut Laban oder die Begierde nach JEſu aͤhnlicher Heiligkeit nicht, der Braut ſind alle Kinder GOttes, (ſie ſeyen ihres Sinnes oder nicht, und ha- ben noch ſo der Natur unertraͤgliche Manieren) und alle Tugenden, auch die ſo Haß und Ungunſt uͤbern Halß ziehen, eine wie die ande- re willkomm, eben darum, weilen ſie mit JESU Chriſto kom- men. Es hat die Erde oder irrdiſch-geſinnte Chriſtenheit viel Staubs Chriſto und ſeinen Apoſteln an die Fuͤſſe gehengt, (welcher dermah- leneins auf ihre Koͤpfe abgeſchuͤttelt werden ſoll) mit ihren finſteren Erklaͤrun- a Pſ. XLV. 5. b Pſ. XCVI. 11. 12. c Pſ. CXLVIII. Pſ. LXVIII. 4. 5. 25. 26. d Joh. XII. e Matth. V. 17-19. S s s s s s s 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1341
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1341>, abgerufen am 24.05.2024.