Speise, da ist kein GOTT, kein Himmel, die Seele vernimmt wohl viel Gutes von der Gemeinschafft der Heiligen Aposteln, und deß Vatters und seines Sohnes JESU Christi, dieses aber alles ist leider! leider! ausser ihr, und sie ist wie ein verlassenes Turtel- Täublein im finstern Wald, wie eine Rohr-Dommel in der Wüsten, weilen JEsus nicht gegenwärtig ist in ihrem Jnnwendigen, ach da- her fehlets an allem, am Glauben, Heiligung, ewiger Gerechtigkeit, Wahrheit, an Freudigkeit im Heil. Geist, an frischer Hoffnung des ewigen Lebens, an tieffem Frieden mit GOTT, an stäter Einkehr zu GOTT, an der Anbettung seiner Majestät im Geist und in der Wahrheit, am Wandel im Himmel, an Göttlichen Gedancken, Summa an allerhand nöthigem Labsal, Schmuck und Reichthum, sonderlich an weiser Vertragsamkeit aller widerwärtigen Humoren. Darum bittet sie:
Du aller Tugend Quell und Sonne, Du Ursprung, Grund vollkommner Wonne, Du Gut, das allvergnügend heißt, Erfüll mein Hertz und meinen Geist.
Du Gesegneter des HERREN. Du bist schöner, o JEsu, denn die Menschen-Kinder, Holdseligkeit ist ausgegossen in deine Lippen. Da- rum hat dich GOTT gesegnet in Ewigkeit a. GOTT hat JE- SUM gesandt, daß er euch segne, in dem er einen jeglichen ab- wendet von seinen Boßheiten b; so komme denn o Sonne in meine finstere, gefrorne Erden, komme du Brunn in meine dürre Aeger- ten, komme Artzt in meinen Spithal, komme Erlöser zu meiner ge- fangenen Seelen, dein Leben überwinde meinen Tod, deiner Weiß- heit Liecht meine Finsterniß, deine Gerechtigkeit meine Schuld, dein heilig, lebendig machend Exempel tingiere all mein Thun und Lassen, dein Blut labe mein Gewissen, dein Heiliger Geist durchdringe alle meine Gedancken und Bewegungen, dein Kreutzes-Tod tödte meine Eigenheit, deine Auferstehung erwecke in mir alle Göttliche Tugen- den, deine Himmelfahrt ziehe mich in GOTTES Glantz und Hei- ligkeit.
Warum stehest du draussen? Was nutzets mich, wann schon alles um und um deiner Seeligkeit voll wäre, und ich es sähe und glau-
bete?
aPs. XLV. 3.
bAct. III. 26.
S s s s s s s 2
mit ſeiner Braut der Kirche.
Speiſe, da iſt kein GOTT, kein Himmel, die Seele vernimmt wohl viel Gutes von der Gemeinſchafft der Heiligen Apoſteln, und deß Vatters und ſeines Sohnes JESU Chriſti, dieſes aber alles iſt leider! leider! auſſer ihr, und ſie iſt wie ein verlaſſenes Turtel- Taͤublein im finſtern Wald, wie eine Rohr-Dommel in der Wuͤſten, weilen JEſus nicht gegenwaͤrtig iſt in ihrem Jnnwendigen, ach da- her fehlets an allem, am Glauben, Heiligung, ewiger Gerechtigkeit, Wahrheit, an Freudigkeit im Heil. Geiſt, an friſcher Hoffnung des ewigen Lebens, an tieffem Frieden mit GOTT, an ſtaͤter Einkehr zu GOTT, an der Anbettung ſeiner Majeſtaͤt im Geiſt und in der Wahrheit, am Wandel im Himmel, an Goͤttlichen Gedancken, Summa an allerhand noͤthigem Labſal, Schmuck und Reichthum, ſonderlich an weiſer Vertragſamkeit aller widerwaͤrtigen Humoren. Darum bittet ſie:
Du aller Tugend Quell und Sonne, Du Urſprung, Grund vollkommner Wonne, Du Gut, das allvergnuͤgend heißt, Erfuͤll mein Hertz und meinen Geiſt.
Du Geſegneter des HERREN. Du biſt ſchoͤner, o JEſu, denn die Menſchen-Kinder, Holdſeligkeit iſt ausgegoſſen in deine Lippen. Da- rum hat dich GOTT geſegnet in Ewigkeit a. GOTT hat JE- SUM geſandt, daß er euch ſegne, in dem er einen jeglichen ab- wendet von ſeinen Boßheiten b; ſo komme denn o Sonne in meine finſtere, gefrorne Erden, komme du Brunn in meine duͤrre Aeger- ten, komme Artzt in meinen Spithal, komme Erloͤſer zu meiner ge- fangenen Seelen, dein Leben uͤberwinde meinen Tod, deiner Weiß- heit Liecht meine Finſterniß, deine Gerechtigkeit meine Schuld, dein heilig, lebendig machend Exempel tingiere all mein Thun und Laſſen, dein Blut labe mein Gewiſſen, dein Heiliger Geiſt durchdringe alle meine Gedancken und Bewegungen, dein Kreutzes-Tod toͤdte meine Eigenheit, deine Auferſtehung erwecke in mir alle Goͤttliche Tugen- den, deine Himmelfahrt ziehe mich in GOTTES Glantz und Hei- ligkeit.
Warum ſteheſt du drauſſen? Was nutzets mich, wann ſchon alles um und um deiner Seeligkeit voll waͤre, und ich es ſaͤhe und glau-
bete?
aPſ. XLV. 3.
bAct. III. 26.
S s s s s s s 2
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[1243/1339]
mit ſeiner Braut der Kirche.
Speiſe, da iſt kein GOTT, kein Himmel, die Seele vernimmt
wohl viel Gutes von der Gemeinſchafft der Heiligen Apoſteln, und
deß Vatters und ſeines Sohnes JESU Chriſti, dieſes aber alles
iſt leider! leider! auſſer ihr, und ſie iſt wie ein verlaſſenes Turtel-
Taͤublein im finſtern Wald, wie eine Rohr-Dommel in der Wuͤſten,
weilen JEſus nicht gegenwaͤrtig iſt in ihrem Jnnwendigen, ach da-
her fehlets an allem, am Glauben, Heiligung, ewiger Gerechtigkeit,
Wahrheit, an Freudigkeit im Heil. Geiſt, an friſcher Hoffnung des
ewigen Lebens, an tieffem Frieden mit GOTT, an ſtaͤter Einkehr
zu GOTT, an der Anbettung ſeiner Majeſtaͤt im Geiſt und in der
Wahrheit, am Wandel im Himmel, an Goͤttlichen Gedancken,
Summa an allerhand noͤthigem Labſal, Schmuck und Reichthum,
ſonderlich an weiſer Vertragſamkeit aller widerwaͤrtigen Humoren.
Darum bittet ſie:
Du aller Tugend Quell und Sonne,
Du Urſprung, Grund vollkommner Wonne,
Du Gut, das allvergnuͤgend heißt,
Erfuͤll mein Hertz und meinen Geiſt.
Du Geſegneter des HERREN. Du biſt ſchoͤner, o JEſu, denn die
Menſchen-Kinder, Holdſeligkeit iſt ausgegoſſen in deine Lippen. Da-
rum hat dich GOTT geſegnet in Ewigkeit a. GOTT hat JE-
SUM geſandt, daß er euch ſegne, in dem er einen jeglichen ab-
wendet von ſeinen Boßheiten b; ſo komme denn o Sonne in meine
finſtere, gefrorne Erden, komme du Brunn in meine duͤrre Aeger-
ten, komme Artzt in meinen Spithal, komme Erloͤſer zu meiner ge-
fangenen Seelen, dein Leben uͤberwinde meinen Tod, deiner Weiß-
heit Liecht meine Finſterniß, deine Gerechtigkeit meine Schuld, dein
heilig, lebendig machend Exempel tingiere all mein Thun und Laſſen,
dein Blut labe mein Gewiſſen, dein Heiliger Geiſt durchdringe alle
meine Gedancken und Bewegungen, dein Kreutzes-Tod toͤdte meine
Eigenheit, deine Auferſtehung erwecke in mir alle Goͤttliche Tugen-
den, deine Himmelfahrt ziehe mich in GOTTES Glantz und Hei-
ligkeit.
Warum ſteheſt du drauſſen? Was nutzets mich, wann ſchon alles
um und um deiner Seeligkeit voll waͤre, und ich es ſaͤhe und glau-
bete?
a Pſ. XLV. 3.
b Act. III. 26.
S s s s s s s 2
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1339>, abgerufen am 22.11.2024.
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